42. Kapitel

„Verdammt, ich hätte das mitbekommen müssen.", murmelt Harry und starrt auf den großen Fernsehbildschirm, der in seinem Büro hängt. Er trinkt bereits seine dritte Tasse Kaffee (der doppelt so stark ist wie sonst) und tigert immer wieder hin und her. Er hat Louis versprochen, ihn zu beschützen und jetzt scheint er nicht einmal das zu schaffen. Das darf doch alles nicht wahr sein. Sein Kopf ist vollkommen leer, man könnte meinen, er habe niemals studiert. Seine Praktikantin ist heute nicht im Büro, besser ist es. Sie hat heute Uni und Harry ist nicht wirklich erpicht darauf, ihr die Situation zu erklären. Zwar hat sie eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet, aber sie ist jung und Harry zweifelt nicht daran, dass sie mit etwas Alkohol im Blut durchaus derartige Fakten ausplaudern würde. Nein, das muss nicht sein. Dieses Risiko will er nicht eingehen.

„Guten Morgen." Er dreht sich um und sieht Drew durch die Tür kommen. „Du weißt es?" – „Ich habe schon mit Louis gesprochen.", antwortet er nickend und stellt sich neben Harry. „Schöne Scheiße.", murmelt er und kratzt sich am Kinn. Er hat sich heute Morgen nicht einmal mehr rasiert, so schnell ist er ins Büro gefahren. Es ist gerade mal kurz nach sieben, um halb sieben hat Louis ihn angerufen. Bei Harry war es noch früher. Er ist bereits seit einer Dreiviertelstunde im Büro.

„Seit den Fotos ist nichts mehr gesehen, aber ich finde nicht heraus, wer sie geschossen hat.", setzt Harry ihn ins Bilde. „Die Rechte hat wohl der Sender abgekauft und die Mitarbeiter weigern sich, mir zu sagen, woher die Bilder kommen." – „Fuck.", murmelt Drew. „Das heißt, du kannst nicht herausfinden, ob es noch mehr gibt?" – „Und sie gegebenenfalls auch nicht vor dem Sender kaufen.", fügt er hinzu. „Ich hasse es, dass ich Louis nicht helfen kann.", murmelt er. „Immerhin weiß bisher noch niemand, wo er hin ist.", versucht Drew positiv zu denken, aber das klappt nur bedingt. „Die Presse ist nicht dumm. Die Uhrzeit kombiniert mit den aus Tampa gehenden Flügen und Louis' Hintergrund als Engländer wird sehr schnell klar sein, dass er auf dem Weg nach Doncaster zu seiner Familie war.", entgegnet er. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das rauskommt und bis dahin müssen wir uns schleunigst eine plausible Geschichte überlegt haben, weswegen er trotz seiner Verletzung sich auf diesen weiten Weg gemacht hat. Und das am besten, ohne seine Familie da mit rein zu ziehen. Und noch dazu sieht er sehr gesund aus." – „Weiß das Team es schon?", möchte Drew daraufhin wissen.

„Keine Ahnung.", antwortet Harry und langsam aber sicher wird die Verzweiflung größer. „Fuck, was machen wir jetzt nur...", murmelt er und dreht seine Tasse in den Händen. Tampa Bay Lightning, steht darauf geschrieben. Louis hat einen Sticker mit seiner Nummer darauf geklebt, seitdem wäscht Harry diese Tasse per Hand und nicht in der Spülmaschine.

„Ich habe es auf dem Weg hierher gesehen, wie schlimm ist es?", fragt Kenny, als er gehetzt ins Büro stürmt. „Was denkst du denn?", fragt Drew trocken. „Oh fuck, also stimmt es?" – „Sag bloß, du hast deinen eigenen Teamkameraden nicht erkannt." – „Doch, schon, aber ich hatte gehofft, es wäre nur ein Doppelgänger oder eine Verwechslung, oder zumindest dass man es als solche auslegen könnte." Harry schüttelt den Kopf. „Nein, das würde alles schlimmer machen. Wir wissen nicht, ob Louis in England nicht wieder fotografiert wird, jetzt zu lügen könnte uns die Beine brechen." Kenny schweigt und Harry setzt sich an seinen Schreibtisch. Dort sammeln sich seit heute Morgen dutzende Notizzettel. Machen zerknüllt, auf machen ist alles durchgestrichen und wieder andere sind sogar zerrissen. „Verflucht." Er hat dutzende Taps geöffnet und sein Kopf müsste schon längst qualmen, derart auf Hochtouren läuft sein Gehirn.

Er muss es schaffen. Zum einen geht es um Lightnings Ruf, zum anderen geht es um Louis' Karriere und Harry ist das zweite sogar noch wichtiger. Er darf es nicht zugeben, aber er braucht sich auch nicht selbst anzulügen. Er will sich en Shitstorm gar nicht ausmalen, der folgen könnte, wenn die Öffentlichkeit denkt, Louis würde blau machen, nur so tun, als wäre er verletzt, um einen Kurzurlaub nach England anzutreten. Herr Gott, wieso hat er vorher nicht darüber nachgedacht, dass so etwas passieren könnte?

„Was ist, wenn wir gar nichts tun?" – „Das kommt nicht in die Frage.", antwortet Harry sofort und sieht auf die Uhr. Die Zeit vergeht viel zu schnell. Plötzlich wird die Tür erneut aufgestoßen. „Mr. Styles, können sie mir erklären, weswegen sämtliche Sportjournalisten der Meinung sind, Louis Tomlinson wäre längst nicht mehr in Tampa?", möchte Mr Johnson wissen. „Oh Drew, Kenny, perfektes Timing.", bemerkt er. Harry schließt kurz die Augen. „Da sitze ich gerade vor. Ich werde das bis heute Mittag geregelt haben.", verspricht er, auch wenn er noch nicht weiß, wie. „Kenny, ist Louis etwas nicht verletzt?", möchte Mr. Johnson wissen und Harry betet in diesem Moment, obwohl er nicht gläubig ist, dass Kenny mitspielt und nicht die Wahrheit sagen wird.

„Soweit ich weiß, schon.", antwortet er erstaunlich ruhig und glaubwürdig. Harry fällt ein Stein vom Herzen. „Ich verlasse mich auf Sie, Mr Styles.", fügt sein Chef hinzu und Harry atmet erst auf, als die Tür geschlossen wird. „Also? Was tun wir?", möchte Drew wissen und zieht sich einen Stuhl heran, sodass er nun auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz nehmen kann. Er sieht sich die Notizen durch, die Harry gemacht hat. Vielleicht sind auf dem ein oder anderen Stück Papier sogar Kaffeeflecken zu finden. Harry streicht immer wieder über den Sticker auf seiner Tasse. Er ist nervös, sehr. Er möchte am liebsten sofort zu Louis, ihn in den Arm nehmen und sich mit ihm vor der ganzen Welt verstecken. Ist nicht drin. Er muss einen Job erledigen und an dem heuten Tag wird verdammt viel hängen.

Es ist, als hätte sich sein Gehirn aufgehangen. Seine Gedanken sind durcheinander und doch in einer Dauerschleife gefangen.

„Was ist hiermit?", fragt Drew auf einmal und reicht Kenny einen bis gerade noch zusammengeknüllten Zettel in die Hand. „Stimmt das? Ist das morgen?", fragt dieser mit großen Augen. „Was? Wovon sprecht ihr?", möchte Harry wissen und als er die Wörter auf dem Zettel liest, ist es, als hätte jemand den Resetkopf in seinem Gehirn gedrückt. Er schnappt sich seinen Laptop, wischt die anderen Zettel vom Schreibtisch und hunderte Gedanken fluten seinen Kopf. „Jemand muss Louis anrufen, jetzt sofort. Kurzwahl auf 5", murmelt er. Drew zuckt mit den Schultern, nimmt den Hörer und wählt Louis' Nummer. Er fragt nicht einmal, weswegen Harry Louis in seinem Bürotelefon auf Kurzwahl gespeichert hat.

„Hallo, Love." – „Hi, Louis, hier ist Drew.", antwortet der Co-Trainer und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Oh... äh... hi. Bist du in Harrys Büro?", möchte Louis verwundert wissen. „Ja, Sekunde, ich stelle dich auf Lautsprecher.", kündigt Drew auf. „Hallo Louis.", sagt Kenny und zieht sich nun ebenfalls einen Stuhl heran, um sich zu setzen. „Hi. Gibt es etwas Neues?" – „Ich schätze schon.", antwortet Kenny und beobachtet den Presse-Manager. „Harry sieht gerade aus, als hätte er eine Idee, diesen Schlamassel zu lösen." – „Sekunde noch.", antwortet dieser wie in Trance. Er schnappt sich einen Notizblock und schreibt derart schnell, dass es so unleserlich ist, dass wohl niemand außer er selbst es je lesen können wird.

„Hat sich noch etwas getan?", möchte Louis in der Zwischenzeit wissen. „Ich war gerade unterwegs, ich hätte es nicht mitbekommen.", fügt er kurz erklärend hinzu. „Nur das, was du schon weißt.", entgegnet Drew schulterzuckend. „Bisher ist noch nicht veröffentlicht worden, wo du steckst." – „Okay, gut. Zum Glück.", erwidert Louis ein wenig erleichtert, aber dass er nach wie vor sehr besorgt ist und definitiv unter Strom steht, ist nicht zu leugnen.

„Schatz?" – „Ja?" Harry starrt auf seinen Bildschirm. „Ich glaube, ich weiß, was wir machen, aber dafür wirst du Zeit opfern müssen." – „Magst du mir erst einmal sagen, worum es geht?", bittet Louis und weiß, dass Harry gerade gestresst ist. Er hört es in seinem Tonfall. „Du hast was?", fragt Kenny nun auch. „Das heißt, es könnte funktionieren?" – „Es muss funktionieren.", erwidert Harry. „Wir müssen es richtig anstellen und wir müssen vor allem verdammt schnell sein, aber dann klappt es." – „Love, magst du mir sagen, worum es geht?", fragt Louis neugierig und verwirrt. Harry schweigt einen Moment, geht allen in seinen Gedanken noch einmal durch und nickt dann leicht, eher für sich selbst, als für irgendjemand anderes. „Ja... das ist gut... so wird es gemacht.", murmelt er und schließt für einen Moment die Augen. Das klappt. Das wird funktionieren.

„Louis, du musst morgen nach London.", sagt Harry schließlich. „So früh wie möglich." – „Was?" – „Ich werde dich auf die Gästeliste setzen lassen, anders werden wir es nicht begründet bekommen und so wird auch das Team die Geschichte abkaufen." – „Wovon sprichst du bitte?", fragt Louis erneut, aber Harry ist schon wieder dabei, etwas anderes zu tun. „Harry! Rede mit mir!", fordert Louis etwas lauter und vehementer. Drew und Kenny sind sich beide in diesem Moment nicht sicher, ob sie etwas sagen sollten oder nicht. Also warten sie lieber noch. Es dauert noch einen Augenblick, aber schließlich nimmt Harry die Finger von der Tastatur. 

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Was könnte Harry wohl meinen? Wie könnte er das ganze Drama lösen? 

Love, L 

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