38. Kapitel

„Ich bin gerade gelandet." – „Wie war den Flug?" – „Ganz in Ordnung, ich habe viel geschlafen.", antworte ich und weiß, dass Harry genau wie ich in diesem Moment schmunzelt. „Woher das nur kommt." – „Jetlag, schätze ich.", entgegne ich trocken und stelle mich an das Band der Gepäckausgabe. Bevor ich Harry angerufen habe, hatte ich meiner Mum geschrieben, dass ich spontan nach Hause geflogen bin. Als mein Handy vibriert, weiß ich, dass sie mir geantwortet hat.

„Weißt du schon, wann du zurückkommst?" – „Vermisst du mich jetzt schon." – „Idiot." Ich lache. „Ja, vielleicht.", antwortet er kurz darauf und ich lächle verliebt. Mein Herz flattert und meine Knie werden etwas weniger stabil, als vor einigen Sekunden noch. „Ich vermisse dich auch, Love. Du weißt nicht, wie gerne ich dir mein Zuhause zeigen würde." – „Das klappt bestimmt bald.", antwortet er mir. „Du würdest mit mir nach England kommen?" – „Sicher.", antwortet er mir sofort. „Wieso klingst du so überrascht?" – „Äh... ich hatte damit nur nicht gerechnet.", erwidere ich ehrlich und halte Ausschau nach meinem Koffer. „Schatz, du hattest vor mit mir nach New York zu ziehen, da werde ich ja wohl für ein paar Tage oder Wochen mit dir nach England verreisen können." Ich schweige. Gut, vielleicht ist da etwas dran.

„Hat Drew oder Kenny noch einmal etwas gesagt?", frage ich dann etwas ruhiger. „Nein." – „Das klingt, als würde da ein aber kommen.", erwidere ich halb spaßend, halb ernst gemeint. Harry zögert. „Was gibt es noch?", möchte ich fordernder wissen und mein Freund seufzt. „Zayn hat mich angesprochen." – „Worauf?" – „Du weißt worauf." – „Was hast du gesagt?", möchte ich wissen und merke, wie ich nervöser werde.

„Ich habe ihm gesagt, dass du weiterhin bei Lightning spielen wirst und dass sowohl er und Liam die Klappe zu halten haben. Und ich habe ihnen gesagt, dass sie nicht verwundert sein sollen, wenn Drew oder Kenny sie ansprechen.", erzählt er mir. „Das war's im Prinzip auch schon." – „Mhm." – „Mach dir keine Sorgen, Schatz, es wird nichts passieren in paar Tagen, an denen du Zuhause bist." – „Wenn doch, rufst du an." – „Ich werde so oder so anrufen.", entgegnet er. „Ich bitte darum.", grinse ich dümmlich und verpasse dabei fast meinen Koffer, der gerade an mir auf dem Band vorbei wandert. „Oh Shit.", fluche ich und schaffe es gerade so, den Riemen zu greifen.

„Love, ich lege jetzt auf, okay? Mein Koffer ist gerade gekommen und ich schaue, dass ich mir ein Taxi schnappe." – „Okay. Liebe Grüße an alle." – „Werde ich ausrichten.", antworte ich ihm lächelnd und stecke mein Handy weg. Theoretisch könnte ich mit dem Zug bis nach Doncaster fahren, aber dazu haben ich nach diesem langen Flug keinen Nerv mehr. Ein weiterer Vorteil Profisportler in den USA zu sein; ich brauche mir keine Gedanken mehr um Geld zu machen.

Der Taxifahrer lädt meinen Koffer ein und ich setze mich in das Auto. „Wo darf es hingehen?", fragt er und beim Klang des britischen Akzents fühle ich mich augenblicklich heimisch. „Erst einmal nach Doncaster, bitte." – „Die Stadt?" – „Ja, genau. Fahren sie so eine Strecke." – „Wenn sie das bezahlen können, sicher." – „Das wird kein Problem sein.", entgegne ich und er startet den Motor. „Ich denke, die Fahrt wird etwa zwei Stunden dauern.", fügt er noch hinzu und ich nicke. „Damit habe ich gerechnet.", antworte ich und sehe auf mein Handy.

Mum: Bist du schon in England? Soll ich dich irgendwo abholen?

Me: Ich bin vorhin gelandet und schon auf dem Weg nach Donny, ich denke ich bin in zwei Stunden Zuhause.

Mum: Wow, was für eine Überraschung! Wie kommt's?

Me: Ich hab ein paar Tage frei und vermisse euch.

Mum: Und du erwartest, dass ich dir das jetzt glaube? Ich weiß, dass Tampa Bay Lightning auch in den nächsten Tagen Spiele hat.

Me: Kann ich dir das erklären, wenn ich Zuhause bin?

Mum: Sicher, aber ich dann wahrscheinlich noch auf der Arbeit.

Me: Liegt der Schlüssel wie immer unter dem Stein im Vorgarten.

Mum: Das sollte er zumindest.

Me: Okay, dann bis später :)

Die Preisanzeige hat sich fast selbst überholt, als ich das Taxi zahle. „Ich wünsche Ihnen eine gute Rückfahrt.", wünsche ich dem Fahrer noch und gehe durch den Vorgarten. Den Koffer lasse ich vor der Tür stehen, als ich einen kleinen, roten Stein in der Wiese ausfindig mache und ihn hochhebe. Darunter klebt eine alte Filmrollendose mit dem Deckel nach unten, in welcher sich der Schlüssel befindet.

Ich schließe aus und trete ein. Endlich wieder Zuhause, ist das erste, was mir durch den Kopf schießt. Ich entdecke Daisys Schuhe an der Garderobe, Phoebes Haarbürste auf der Kommode und Ernests Federmappe daneben. Da hat wohl jemand sein Zeug vergessen. Ich bin alleine. Meinen Koffer hieve ich auf mein Bett und packe mehr oder weniger sorgsam meine Sachen in den leeren Schrank, ehe ich wieder nach unten gehe.

Spontan rufe ich Harry erneut an, diesmal direkt per Videoanruf. „Hey Schatz." – „Hallo Love, hast du Zeit?" – „Sicher.", antwortet er mir verwundert. „Ich brauche deine Hilfe.", fange ich an und zeige ihm den geöffneten Kühlschrank. „Ich will für meine Familie kochen." Er fängt an zu lachen, lots mich in den nächsten eineinhalb Stunden aber geduldig durch ein Rezept.

„Wow, riecht das hier gut. Mum?!", höre ich Phoebe rufen uns grinse. „Nicht ganz.", antworte ich und perplex sieht sie mich an. Dann lässt sie ihre Sachen fallen und fällt mir in die Arme. „Was machst du denn hier? Seit wann bist du hier? Hast du etwa gekocht?", fragt sie alles auf einmal und grinsend umarme ich sie fest. „Ich habe dich vermisst Phoebs.", antworte ich glücklich. „Und ja, ich habe gekocht, wenn auch mit etwas Hilfe. Weißt du, wann die anderen nach Hause kommen?" – „Ich denke, in einer Stunde sollten alle hier sein.", antwortet sie mir und nimmt sich etwas zu trinken.

„Wie kommt es, dass du hier bist?" Ich seufze. „Ich hatte etwas... Stress." – „Und das bedeutet?" – „Es ist eine lange Geschichte." – „Wir haben eine Stunde.", erinnert sie mich und lehnt sich gegen Kochinsel. „Ich... uhm... ich habe einige Tage frei und bin spontan hergeflogen.", antworte ich ihr. „Und jetzt die Wahrscheit?" – „Das ist die Wahrheit!" – „Die ganze Wahrheit!", fordert sie und ich verdrehe die Augen. „Es ist ein bisschen kompliziert.", antworte ich ihr. „Aber du kommst doch nicht einfach mal so über den Teich nach Donny geflogen."

In diesem Moment geht die Tür auf. „Louis?", höre ich Mum laut fragen und laufe in den Flur. „Hallo Großer.", lächelt sie und zieht mich in ihre Arme. „Hi, Mum." – „Wie war den Flug?" – „Gut, ich hab die meiste Zeit geschlafen.", antworte ich ihr. „Hast du früher Feierabend gemacht?", fragt Phoebe überrascht. „Ich habe sowieso einige Überstunden.", antwortet sie schulterzuckend. „Hast du etwa schon gekocht?", fragt sie meine Schwester. „Das war ich.", antworte ich an ihrer Stelle. „Ich bin schon eine Weile hier und dachte, es wäre schon, heute Abend mit allen zusammen zu essen." – „Du bist ein Schatz.", antwortet Mum und geht in die Küche. „Ich hatte Hilfe.", sage ich, bevor sie ihre Frage aussprechen kann. „Von wem?" – „Harry.", antworte ich schulterzuckend und versuche, ruhig zu bleiben. Es wird früher oder später sowieso rauskommen. „Der PR-Manager?" – „Ja." – „Wie das? Ist er auch hier?", fragt Phoebe verwirrt. „Nein, ich habe ihn angerufen. Er kann sehr gut kochen und er hat mir erklärt, was ich machen soll.", erzähle ich ihr.

Sie scheint es nicht weiter zu kümmern. Zumindest erst einmal nicht. Als wir aber alle zusammen am Tisch sitzen und zu Abend essen, greift Phoebe das Thema von vorhin wieder auf. „Wie kommst es, dass du weißt, dass Harry gut kochen kann?", möchte sie skeptisch wissen. „Äh... ja, das gehört eventuell zu der Geschichte, weswegen ich jetzt hier bin." – „Das wollte ich gerade auch schon ansprechen.", wirft Mum ein. Ich atme tief ein und wieder aus. Dann nicke ich und versuche mir die Worte, die ich sagen möchte, in meinen Gedanken zurechtzulegen.

„Es gab etwas Stress in Tampa.", beginne ich. „Es... ich dachte für einen kurzen Moment, dass ich nicht länger Eishockeyspieler sein werde." – „Was? Wieso das nicht?", fragt Ernest mit großen Augen. „Bist du etwa plötzlich schlecht geworden?" – „Nein, bin ich nicht.", antworte ich schmunzelnd. „Ich bin noch dabei, keine Sorge, aber ich wurde einige Tage freigestellt." – „Okay, jetzt reden wir Klartext.", verlangt Mum. „Was ist passiert?" – „Durch eine Zufälle und ungünstige Ereignisse... äh..." – „So schlimm wird es nicht sein.", ermutigt Phoebe mich und verwundert sehe ich sie an. „Was ist?" – „Das klingt, als würdest du wissen, wovon ich spreche." – „Tue ich nicht, aber wenn du noch Spieler bist, ist doch alles gut, oder nicht?", entgegnet sie. „Lass deinen Bruder doch erst einmal sprechen.", bittet Mum sie.

„Es gibt da noch etwas, dass ich euch beichten muss.", sage ich etwas ruhiger und mein linkes Bein zuckt nervös. „Und das hätte ich schon vor einer ganzen Weile tun sollen.", füge ich leiser hinzu. Es ist still am Tisch geworden und alle Augen sind auf mich gerichtet. Ich atme erneut tief durch und erinnere mich selbst daran, dass mir hier nichts geschehen wird. Meine ganze Familie ist sehr tolerant und Lottie weißt es sogar schon. Sie werden nicht so reagieren, wie mein Team es würde.

„Ich bin schwul."

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Und cut. Was denkt ihr, wie Louis' Familie reagieren wird?

Love, L  

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