23. Kapitel
Die Zuschauer rufen meinen Namen als der Stadionsprecher die Aufstellung des heutigen Spiels bekannt gibt. Adrenalin flutet meinen Körper und Vorfreude macht sich breit. Ich sehe zu Harry, er steht an der Seite und filmt wohl etwas für die Instagram-Story. Ich grinse und winke in die Kamera. Er schmunzelt; das sehe ich trotz des Handys, das sein Gesicht zur Hälfte vor mir verdeckt. Das Warm-Up läuft gut, die Mannschaft ist in Topform und als Elli kurz vor Spielbeginn zur Box kommt, Ian einen Kuss gibt und uns anderen viel Erfolg wünscht, kann es losgehen. Scheiße, ich will auch einen Viel-Glück-Küss haben. Jetzt sofort bitte.
Mein Blick gleitet wie von selbst zu Harry. Er checkt kurz, ob ihn jemand ansieht, aber außer mit scheint es niemand zu tun. „Ich liebe dich.", formt er tonlos mit seinen Lippen und kratzt dann kurz sein Ohrläppchen. Ich weiß nicht einmal, ob es damit zu tun hat, aber als ich es ebenfalls mache, muss er ein Grinsen unterdrücken. Niemand braucht auszusprechen, was gerade geschieht. Wir haben nur ein stummes, unauffälliges Zeichen ausgemacht, „Ich liebe dich" zu sagen.
Scheiße. Mein Herz beginnt aufgeregt zu flattern, als ich verstehe, was gerade passiert ist. Meine Knie werden weicher und ich merke, wie meine Handflächen feucht werden. Fuck, Tomlinson, konzentriere dich!, ermahne ich mich selbst und richte meinen Blick wieder nach vorne. Harry vernebelt meinen Verstand fast vollkommen. Ich muss mich zwingen, nicht wieder zu ihm zu sehen und mir vielleicht doch noch einen Kuss abzuholen. So gerne ich es auch würde. Das Spiel beginnt und augenblicklich bin ich vollkommen fokussiert. Die Pittsburgh Penguins sind gut, es ist ein schneller Einstieg ins Spiel und nach nur zehn Minuten steht es bereits eins zu ein. Pittsburgh hat vorgelegt, aber Kenny hat nur wenige Augenblicke danach den Ausgleich erzielt. Die Stimmung ist nicht nur heiß, im Stadion, die Luft brennt förmlich.
In der ersten Pause schon bin ich fix und fertig, grinse aber zufrieden, denn kurz vor Schluss habe ich das zweite Tor für Lightning geschossen. Kenny klopft mir auf den Helm, als ich in die Kabine komme und mich auf die Bank fallen lasse. Harry reicht mit eine volle Wasserflasche und verteilt auch welche, an die anderen Jungs. Dass sich dabei unsere Finger berühren reicht aus, damit mir kurz schwindelig wird und mein Herz vergisst, wofür es da ist. Wissend lächelt er, widmet sich dann aber wieder seinem Arbeitshandy. Warren ist zufrieden mit unserem Spiel, es könnte kaum besser laufen. Dadurch bemerke ich erst nicht, dass Harry doch zwischendurch immer wieder abgelenkt ist. Erst als ich im letzten Drittel auf der Bank sitze, bemerke ich, dass er zwischendurch immer wieder sein eigenes Handy herausholt und offenbar kurze Nachrichten schreibt. Okay?
Wir gewinnen knapp. Aber wir gewinnen. Zufrieden und in Feierlaune gehen wir duschen und ziehen uns um. „Das war verdammt gut, Jungs!", meint Kenny grinsend und haut Ian freundschaftlich auf die Schulter. „Hattricks?", fragt dieser und sofort stimmen die meisten zu. Ich sehe zu Harry. Er hat sich abgewendet und telefoniert. „Louis?" – „Mhm?" Ian sieht mich fragend an. „Kommst du auch mit ins Hattricks?" – „Äh... sicher.", stimme ich zu. Harry telefoniert immer noch. Erst, als wir uns auf den Weg nach draußen machen, kommt er zu mir. „Wo geht ihr hin?", fragt er, als ich an meinem Fahrrad vorbei laufe und den anderen Jungs folge. „Ins Hattricks. Das hast du das nicht mitbekommen?" Verwundert sieht er mich an und schüttelt dann den Kopf. „Kommst du mit?", möchte Zayn dann wissen, bevor Harry aber antworten kann, kommt eine junge Frau auf ihn zu und zieht ihn in seine Arme.
Überrascht sehe ich die beiden an und offenbar weiß auch sonst keiner meiner Teamkollegen, wer sie ist. „Du bist schon hier.", sagt er perplex, grinst dann aber und nimmt sie noch einmal fest in den Arm. Was passiert hier gerade? „Ich habe einen früheren Flug bekommen.", antwortet sie grinsend. „Ich war schon bei dir und habe meine Sachen dort gelassen, was habt ihr jetzt vor?", möchte sie wissen und wendet sich am Ende zu uns Spielern. „Wir gehen in einen Pub den Sieg feiern. Aber wer bist du?", möchte Zayn wissen. „Oh sorry, ich bin Gemma, Harrys große Schwester.", antwortet sie. „Dann bist du eingeladen.", antwortet Zayn nur und wir gehen weiter zum Pub. Ich gehe kurz hinter Harry und Gemma und kann hören, was sie sagt, auch wenn sie es leise tut. „Wer ist er?" – „Gem. Nicht hier." – „Ach komm schon." – „Nein. Du weißt ganz genau, dass das jetzt wirklich nicht geht!", murmelt er angespannt. Gemma hat sich bei ihm untergehakt und für einen kurzen Augenblick keimt Eifersucht in mir auf. Ich will das machen!
„Meine Güte, Harold.", murmelt sie nur und seufzt. „Ich habe dir erklärt, warum das nicht geht und jetzt Schluss mit diesem Thema!", befielt er leise. Ich schlucke. Das kann ja was werden. Wir kommen wenig später beim Pub an und die erste Runde wird gebracht. Ich sitze Harry schräg gegenüber, neben mir Liam und Ian mir gegenüber. Gemma sitzt Harry gegenüber und daneben hat Kenny Platz genommen. „Wie lange bleibst du?", möchte Harry dann wissen und Gemma zuckt mit den Schultern. „Erst einmal nur vier Tage, mal schauen." Harry nickt und trinkt einen Schluck. Dabei sieht er mich an und ich weiß ganz genau, was er mir sagen möchte. So lange Gemma hier ist, werden wir uns wohl nicht treffen können. Mein Brustkorb fühlt sich an, als würde er mit einem dicken, rauen Seil eingeschnürt werden. Kann sie nicht bitte morgen wieder gehen? Ich möchte nicht so lange von Harry getrennt sein, das ist beschissen! Ich möchte ihn heute Abend mit zu mir nehmen, oder mit zu ihm gehen und ihn vögeln, den Sieg auf unsere ganz eigene Art und Weise feiern und morgen früh dann aufwachen, ihn küssen und mit ihm frühstücken. Das alles kann ich jetzt vergessen.
Dann plötzlich berührt etwas meinen Fuß. Ich brauche einen Moment, um zu verstehen, dass es Harry ist. Versuchend, mir nichts anmerken zu lassen, drücke ich mein Bein etwas mehr in seine Richtung und er hakt seine Ferse hinter meine. Dabei unterhält er sich weiter mit seiner Schwester und Kenny.
„Alter." Ich zucke zusammen. „Was?" Ian sieht mich skeptisch an. „Ich weiß nicht, ob es so klug ist, Gemma derart anzustarren." – „Habe ich nicht.", erwidere ich, aber er glaubt mir ganz offensichtlich nicht. „Ich bin nicht blind, Louis. Abgesehen davon, dass Gemma dich offenbar nicht einmal richtig bemerkt, nicht böse gemeint, glaube ich kaum, dass Harry es gutheißen würde, wenn einer von uns sich an seine Schwester ranmacht.", gibt er zu bedenken und ich nicke. Was soll ich dazu sagen? Ich habe nicht Gemma angestarrt, sondern ihren wunderbaren, heißen, unwiderstehlichen Bruder, der ganz zufällig seit einigen Monaten mein Freund ist? Wohl kaum.
„Schon klar.", murmle ich daher nur. Elli sitzt neben Ian auf der anderen Seite und klingt sich in die Unterhaltung ein. „Ist Gemma denn dein Typ?" – „Wieso fragst du?" – „Naja, weil hier noch andere Frauen sind und vielleicht findest du ja eine attraktiv und könntest sie ansprechen.", schlägt sie vor. „Ich hatte nicht vor, heute jemanden abzuschleppen.", antworte ich ausweichend. „Wer redet denn von einem One Night Stand?", fragt Ian und schüttelt dann den Kopf. „Du bist doch nicht Duckie oder so. Dir traue ich durchaus zu, dass du dazu fähig bist, zu daten.", fügt er amüsiert hinzu. „Das ist fies.", antwortet Ellie, aber ich schüttle den Kopf. „Das ist die Wahrheit." – „Also?" – „Vielleicht. Ich bin nicht auf der Suche." – „War ich auch nicht.", antwortet Ellie schulterzuckend und Ian küsst sie liebevoll. Verdammt, ich will Harry küssen. Jetzt sofort. „Vielleicht, wenn es sich ergibt, aber ansonsten würde mir ein neues Bier schon reichen.", sage ich, stehe auf und gehe zu Tresen. Dort stelle ich mein leeres Glas hin und bitte den Barkeeper, mir ein neues hinzustellen, bevor ich den Weg zu den Toiletten einschlage.
Nur wenige Augenblicke später sehe ich, als ich Hände wasche, Harry durch die Tür kommen. „Ich habe ein Deja Vu.", sagt er belustigt und kommt zu mir. „Du bist mir gefolgt." Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. „So offensichtlich?" – „Ich war mir nur zu 50 Prozent sicher.", antworte ich. Die anderen Kabinen sind alle leer und auch sonst ist niemand hier im Raum. Harry schmunzelt, mustert mich einen kurzen Moment und tritt dann wenige Schritte auf mich zu. Fast sofort legt er einen Arm um mich, zieht mich zu sich heran und küsst mich. Liebevoll. Leidenschaftlich.
Ich seufze ungewollt, lege instinktiv meine Arme um ihn und erwidere den Kuss. „Scheiße, du weißt nicht, wie gerne ich dich heute Abend mit zu mir nehmen würde.", flüstert er und küsst mich erneut. „Wusstest du nicht, dass Gemma herkommt?" – „Ich dachte, sie würde erst morgen landen.", antwortet er mir und seufzt.
„Ich hätte es dir sagen sollen.", meint er dann. „Hättest du.", stimme ich und Harry streicht durch meine Haare. „Sie hat mir erst vor ein paar Tagen gesagt, dass sie herfliegt. Es ist sehr spontan." – „Okay."– „Und sie möchte dich kennenlernen." – „Ich dachte, sie weiß nicht -" – „Tut sie auch nicht. Ich habe ihr die Situation erklärt und sie weiß, dass einer von den Spielern am Tisch mein Freund ist, nur weiß sie nicht, wer." Ich schlucke. Harry braucht die Frage nicht auszusprechen. Sie steht ihm praktisch auf der Stirn geschrieben. „Ich weiß nicht... tut mir leid." Er winkt ab, berührt mich aber nicht mehr. „Schon gut. Damit habe ich ehrlichgesagt schon gerechnet." – „Ich wünschte, es wäre anders." Er nickt. „Ich denke, dann sehen wir uns spätestens beim nächsten Auswärtsspiel." – „Ich hoffe doch.", versuche ich grinsend die Situation aufzuheitern, aber es klappt nicht einmal ansatzweise. Ich drücke einen kurzen Kuss auf seine Lippen. „Ich liebe dich." – „Ich dich auch, mein Schatz.", antwortet er und macht es mir damit nur noch schwerer, diesen Raum zu verlassen.
-- -- -- -- --
Was haltet ihr davon, dass Gemma nach Tampa gekommen ist? Und was glaubt ihr, wird noch so passieren?
Love, L
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top