80. Kapitel

„Wir minimieren die Risiken." Ah ja. „Was ist mit dem Team?" – „Sie werden vorerst nichts erfahren", stellt Mr Roberts klar. „Sie wissen aber schon, dass niemand der Jungs locker lassen wird, oder?", erwidere ich. Wie sollten sie auch nicht erfahren wollen, was hier los ist. Im gleichen Moment kommt mir ein Gedanke. „Es war niemand aus dem Team. Das kann gar nicht sein." – „Wir halten grundsätzlich den Kreis der Mitwissenden so gering wie möglich", wird mir geantwortet. „Aber mein Team –" – „Sie werden warten müssen, bis sie eine Erklärung bekommen", unterbricht Harry mich und sieht mich eindringlich an. „Schatz, es geht um deine Sicherheit, okay? Die Jungs werden es verstehen. Die Polizisten wissen, was sie tun."

Ich schließe die Augen. „Letztes Mal, warst du zwei Jahre weg." – „Nie wieder, Louis, komme was wolle", wiederholt er sein versprechen und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Dann dreht er sich wieder zu den Polizisten. „Ich werde mit Louis fahren, nicht in mein Hotel. Ich lasse ihn nicht allein." – „Mr Tomlinson –" – „Das steht außer Diskussion", fällt Harry Mr Brooks ins Wort. Seine Stimme ist fest und klar und lässt keinen Widerspruch zu. Ich sehe ihn an und spüre, wie mein Herz sich wieder ein wenig beruhigt und die Nervosität nachlässt. Er wird bei mir bleiben.

„Gut, wir werden unsere Kollegen in Kenntnis setzen. Sie werden nach dem Spiel direkt von Ihnen abgeholt." Das auch noch. Bevor Mr Brooks weitersprechen kann, klopft es an der Tür. Drew tritt ein, bevor jemand antwortet „Louis, wir brauchen dich bei der Besprechung. Sofort stehe ich auf. „Mr Tomlinson", fängt Mr Roberts an, aber ich schüttle den Kopf. „Ich habe gesagt, das hier ist ein wichtiges Play-Off-Spiel. Tun Sie, was sie tun müssen. Harry bleibt aber bei mir und ich werde ganz normal spielen." Ich drehe mich um und gehe mit Drew mit. „Harry bleibt bei dir?", fragt er, sobald die Tür hinter uns zufällt. Scheiße, der Satz verrät wohl so einiges. 

„Richtig. Ich darf dir oder dem Team aber nicht sagen, worum es geht", antworte ich sofort. „Mhm. Offenbar hängt Harrys verschwinden damit zusammen", stellt er fest. „Ja." Was bringt es jetzt noch, das zu leugnen. „Sag den anderen bitte nichts davon, okay?" – „Wie stellst du dir das vor?", will mein Trainer von mir wissen. „Hier sind gerade Polizisten aufgetaucht, die unbedingt allein mit dir sprechen wollten. Dann verschwindet Harry ebenfalls zu euch in den Konferenzraum und du denkst, das Team will nicht wissen, was los ist?" – „Es geht nicht, Drew." – „Scheiße", murmelt er und schüttelt den Kopf. „Das ist nicht gerade gut für das Teamgefühl. Und fürs Vertrauen auch nicht." – „Drew." – „Schon gut, ich bin still", lenkt er schließlich ein. „Aber du verklickerst dem Team, dass sie nicht fragen sollen." Was bleibt mir anderes übrig?

Ich bin der Einzige, der noch die Eishockeyausrüstung trägt. Ich setze mich zu Ian, der mich fragend ansieht. Drew geht nach vorne zum Whiteboard. „Frag nicht", sage ich sofort. „Ich soll nicht fragen? Willst du mich verarschen?!" – „Schau nach vorne. Konzentriere dich." – „Niemand hier kann sich konzentrieren", wirft Zayn ein. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich nach wie vor unruhig und nervös bin. Es ist seltsam zu wissen, dass dort draußen Leute sind, die vermutlich gerade Planen mich umzubringen. Verdammte Scheiße, das ist ein unheimliches Gefühl. Es kriecht in jede Ecke meines Körpers, lässt nicht zu, dass ich stillsitzen kann und schon gar nicht, dass ich es schaffe, mich auf Coach Drews Worte zu fokussieren.

„Was geht hier ab, Tommo?" – „Kenny bitte. Lass gut sein." – „Garantiert nicht!", antwortet der Teamcaptain sofort. Wir gehen zurück zur Umkleide, ich habe nur die Hälfte von dem mitbekommen, was Coach Drew gerade gesagt hat. Verdammte Scheiße. „Kenny." – „Dich haben zwei verdammte Cops aus dem Training geholt!" – „Ja, ich weiß!", antworte ich laut. „Scheiße, meinst du, ich habe das nicht mitbekommen?!" Meine Nerven sind bis zum Zerreißen gespannt. Ich glaube, ich drehe gleich durch. „Ich weiß genau, was gerade passiert ist, Captain, aber ich darf es euch nicht sagen! Fuck!" Perplex sieht er mich an. Ich schüttle den Kopf und versuche mich zu beruhigen. Es klappt kaum. „So ernst also." Wenn du wüsstet.

Plötzlich taucht Harry in meinem Sichtfeld auf. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und fängt meinen Blick. „Tief durchatmen, Schatz. Wir bekommen das schon hin." – „Was, Harry weiß, was hier los ist?", bemerkt Liam entgeistert. „Willst du uns verarschen, Louis?!" – „Achte nicht auf ihn." Ich achte auf Harrys Stimme und nicke. „Tief durchatmen." Ich befolge seine Anweisung. Harry nimmt meine Hand und führt sie zu seinem Mund. Er küsst meine Fingerknöchel und mein Stand wird immer fester und weniger wacklig. Es ist unfassbar, welche Wirkung dieser Mann auf mich hat. Jedes Mal aufs Neue bin ich schockiert – oder überrascht – darüber, wie gut er meinen Körper und meinen Kopf doch kennt, um mich auf diese Art und Weise zu lenken.

„Besser?" – „Danke, Love." Er lächelt. „Immer. Gehst du zu den anderen in die Umkleide?" – „Was ist mit den Kindern?", fällt mir plötzlich ein. „Keine Sorge. Sie sind schon alle im VIP-Bereich und plündern wahrscheinlich gerade das Buffet. Die Anzahl der Sicherheitskräfte wurden aufgestockt und es stehen dutzende Polizisten in und um der Halle bereit. Wir sind hier sicher, Schatz", versichert er mir. Ich nicke ergeben. In meinem Kopf kommt nur langsam an, dass hier nichts Schlimmes geschehen wird. Es ist, als würde mich permanent jemand ansehen, als würde mich jemand beobachten und als hätte ich keinerlei Chance herauszufinden, wer derjenige ist und wo er steht.

„Geh zu deiner Mannschaft. Ich bin in der Box, wenn ihr zum Warm-Up einlauft." Bevor er gehen kann, ziehe ich ihn zu mir und küsse ihn. Ich muss ihn küssen. Ich brauche es.

„Keine Erklärung?" – „Leute, ehrlich, es geht nicht", seufze ich und lasse mich auf meinen Platz fallen. Meine Teamkollegen ziehen ihre Ausrüstung an. Ich nehme mein Trikot und streife es über. „Du willst uns doch verarschen", brummt unser Goalie unzufrieden und missmutig. „Euch verarschen? Garantiert nicht!", widerspreche ich sofort. „Scheiße, wieso sollte ich das tun?!" Liam richtet sich auf. Er ist wütend und stemmt die Hände in die Hüfte. „Du fragst nicht wirklich nach dem Grund? Scheiße, Tomlinson! Polizisten haben dich mitgenommen – und deinen Mann auch. Ganz zufällig, nachdem du ihn zurückgenommen und ihm eine zweite Chance gegeben hast. Wen willst du für dumm verkaufen? Meinst du wirklich, niemand hier checkt, dass Harry was damit zu tun hat." – „Was denkst du bitte von ihm?!", rege ich mich auf. 

„Was weiß ich? Im Gegensatz zu dir, vertraue ich ihm zumindest nicht wieder blind!" – „Ich habe ihm vergeben, verdammt! Es geht dich nichts an, wieso!" – „Geht es hier niemanden etwas an?!" Ich schnaube. „Harry ist mein Mann! Es ist meine Ehe! Es ist meine Entscheidung!" Liam tritt einen Schritt auf mich zu. „Jeder hier war für dich da. Zayn und Ian haben dich wortwörtlich vom Boden gekratzt, als Harry plötzlich weg war. Wir haben monatelang damit zugebracht, dich zu unterstützen! Er hat dich kaputt gemacht und wir haben den Dreck beseitigt!"

„Danke, dass du mich daran erinnerst, Payne", antworte ich trocken. „Wie kannst du von uns verlangen, keine Fragen zu stellen, wenn fucking Cops hier hereinspazieren? Was ist hier los, Louis?!"

Ich sehe mich um. „Denkt ihr hier alle so? Denkt ihr alle, dass es dumm war, Harry zurückzunehmen? Denkt ihr alle, ihr hättet ein Recht euch in meine Ehe einzumischen?" Ich sehe durch die Runde. Kenny verschränkt die Arme vor der Brust. „Es geht darum, dass die Polizei hier ist. Hier, in unserer Arena. Wir müssen gleich da raus und als eine Einheit spielen. Ich muss dir wohl nicht erklären, wie verflucht wichtig dieses Spiel ist. Wenn wir verlieren, sind wir raus, Louis, hörst du? Raus! Bis heute Mittag war ich sehr sicher, dass wir es in die Finalrunde schaffen, denn wir sind eine Einheit! Wir haben das ganze letzte Jahr dafür trainiert, soweit zu kommen, wie wir jetzt sind: und noch weiter. Keiner von uns lässt zu, dass dein Ehestress uns dieses Jahr die Chance auf den Stanley-Cup versaut." – „Heißt das, wenn wir verlieren, ist das meine Schuld?!", frage ich unseren Captain. „Ein Faktor ist es schon", wirft Zayn ein. Was, er ist auch dieser Meinung?

„Harry ist mein Mann! Meiner! Es ist meine Ehe!" – „Niemand bestreitet das", versucht Ian, die Situation zu entschärfen. „Wir alle unterstützen dich, wir sind ein Team, aber du kannst uns nicht verheimlichen, was hier gerade passiert, wenn offenbar nicht mehr nur du und Harry davon betroffen seid." – „Ihr seid doch gar nicht betroffen!", rege ich mich auf. Fuck, wieso muss ich mich für alles rechtfertigen? „Ich, ich bin betroffen!" – „Will er dich wieder verlassen?", fragt Liam trocken. Da sehe ich endgültig rot. Ich gehe auf ihn zu, balle die Hände zu Fäusten und alles in mir schreit danach, dem Goalie eine runterzuhauen. Zayn und Ian halten mich rechtzeitig fest. „Er will mich nicht verlassen, er wollte mich nie verlassen!" – „Was?", irritiert sieht er mich an. Auch der Rest des Teams blickt mich fragend an. „Fuck, er wollte nicht... es..." Ich schließe die Augen und lasse mich auf meinen Platz sinken. „Ich kann es euch nicht sagen. Es ist zu gefährlich. Die Polizei –" – „Raus mit der Sprache", unterbricht Drew mich, der in der Zwischenzeit die Kabine betreten haben muss. „Die Cops sind hier im und ums Stadion herum. Es geht verdammt nochmal nicht nur um dich!"

-- -- -- -- --

Könnt ihr das Team verstehen? Wie wird Louis wohl reagieren? 

Love, L

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top