59. Kapitel

Wärme umhüllt ich und ich kuschle mich tiefer in die Kissen. Ich will hier liegen bleiben, nur noch ein paar Minuten. Mein Wecker hat noch nicht geklingelt, aber ich bin sicher, dass wird er gleich. Völlig wach bin ich auch noch nicht. Seit wann sind Hotelbetten so gemütlich? Das sollte überall so sein. Ich atme tief ein und wieder aus, nur ein paar Minuten noch.

Plötzlich klingelt mein Wecker. Ich seufze genervt und angle mit einer Hand zum Nachtisch. Ich bekomme mein Handy nicht zu fassen. Trotzdem verstummt der Alarm und auf einmal spüre ich, wie der Druck um meinen Körper stärker wird. Jemand zieht mich zu sich heran. Was? Ich blinzle ein paar Mal und realisiere, dass ein Arm eng um meinen Körper geschlungen ist. Gleichzeitig erinnere ich mich daran, wo ich bin. Ich bin nicht in meinem Hotelzimmer, ich bin bei ihm. Mein Körper versteift sich und mein Herzschlag wir schneller. Das ist eine ganz seltsame Situation.

„2 Minuten", murmelt Harry mit tiefer, rauer Stimme. Er klingelt müde und verschlafen. „Äh... Harry?" – „Mhm..." Ich räuspere mich unbeholfen und rutsche ein Stück von ihm weg. Fast im gleichen Moment zieht er seinen Arm zurück und die gemütliche Wärme um mich ist verschwunden. „Louis... äh...", stottert er. Ich drehe mich um und setze mich auf. Er stützt sich auf eine Hand und streicht die wirren Locken aus dem Gesicht. Die Decke ist bis zu seinen Shorts heruntergerutscht und ein kurzer Schauer erfasst meinen Körper bei diesem Anblick. „Guten Morgen... uhm... tut mir leid, dass... uhm... also wahrscheinlich als ich geschlafen habe – ich habe das nicht mitbekommen, ehrlich", presst er sichtlich überfordert heraus. Immerhin scheint er genauso wenig mit dieser Situation gerechnet zu haben wie ich. „Habe ich mir gedacht", antworte ich und zucke unbeholfen mit den Schultern. „Schließlich sind wir nicht so eingeschlafen." – „Uhm... nein, allerdings nicht."

Harry zupft am Saum der Decke. Seine Finger sehen so nackt ohne den Ring aus. „Ich...äh... sollte duschen gehen. Drüben, in meinem Zimmer", beschließe ich. „Sicher. Ich auch, also duschen – bei mir natürlich. Hier. Nicht bei dir, also im Zimmer", brabbelt er und schließt kurz die Augen. Ich schmunzle. Seine Wangen werden dunkelrot und er klettert aus dem Bett. „Verdammt", höre ich ihn leise fluchen und mein Herz flattert. Mir wird warm in der Brust. Er ist in diesem Moment so verdammt süß. Harry sieht wieder zu mir. „Uhm... möchtest du dann nicht aufstehen?" Ach ja. Shit. Ich nicke schnell und verlasse sein Bett. „Wahrscheinlich sehen wir uns dann beim Frühstück." Natürlich werden wir uns dort sehen, du Idiot! Ich könnte mir selbst vor den Kopf hauen. „Ja. Bis gleich", antwortet er mir. Ich schnappe mir meinen Kram und verlasse sein Zimmer, bevor ich noch etwas Dummes von mir geben kann.

Ich eile über den Flur zu meinem Zimmer und hoffe, dass sich nicht zufällig einer meiner Teammitglieder in diesem Moment dazu entscheidet, sein Zimmer zu verlassen. Ich habe Glück. Schnell springe ich unter die Dusche. Sobald ich die Augen für einen Moment schließe, sehe ich wieder Harry, wie er halb nackt und mitverschlafenem Blick im Bett sitzt und mich ansieht. Fuck. Ich möchte zurück, am liebsten sofort. Wenn wir nicht gleich unten dem Frühstück mit dem Team sitzen müssten, hätte ich am liebsten vorgeschlagen, das Essen einfach aufs Zimmer zu bestellen.

Eine Viertelstunde später warte ich auf den Aufzug nach unten. Ich bin allein auf dem Flur. Ob Harry noch duschen ist? War er nicht gestern erst duschen? Meine Frage wird beantwortet, als ich ins Restaurant komme. Viele sind noch nicht hier. „Guten Morgen", murmelt Ian müde. „Was ist denn mit dir los?", frage ich amüsiert. „Ich hab mit –" – „Er hatte Telefonsex", unterbricht Zayn ihn. „Die halbe Nacht lang." – „Halt die Klappe." – „Ich musste es mit anhören, sein Zimmer ist neben meinem", beschwert der Verteidiger sich. „Hättest dir ja Oropax mitnehmen können", entgegnet Ian nur und trinkt seinen Kaffee. „Du hättest auch einfach leise sein können", entgegnet Zayn missmutig.

Plötzlich setzt sich noch jemand zu uns an den Tisch und fast im gleichen Moment steht ein Frühstücksteller vor mit. Dazu eine Tasse Earl Grey mit Milch. „Ich hätte doch selbst gehen können", sage ich sofort verwundert. „Sag doch einfach Danke", antwortet Harry und nimmt mit einem Löffel etwas Schaum von seinem Cappuccino. Ein wenig davon bleibt an seiner Oberlippe kleben. Verdammt! Ich muss mich zwingen, nicht mit dem Daumen darüber zu streichen.

Zayn und Ian sehen skeptisch zwischen uns hin und her. „Sollen wir fragen?", höre ich Ian unseren Teamkollegen leise fragen. „Später", murmelt dieser nur. Soll mir recht sein. Harry lächelt und leckt den Schaum von seiner Lippe. Ich nehme mir meine Tasse Tee und nippe daran. Der Tee ist perfekt. Harry hat sich offenbar gemerkt, wie ich ihn gerne trinke. Außerdem hat er genau die richtigen Dinge auf meinen Teller gelegt. Ich fange an zu essen und frage mich, wie ich eine Unterhaltung mit ihm starten kann, ohne mich wie ein völliger Depp aufzuführen.

Bevor ich eine Antwort finde, klingelt Harrys Diensthandy. „Hi... sehr gut... nein noch nicht... es ist etwas dazwischen gekommen... schwer zu erklären... ja ich weiß... okay... bis dann."

Fragend sehe ich ihn an. „Das war Lucas", antwortet er mir und wirkt auf einmal seltsam angespannt. „Ihm geht es wieder gut." – „Toll", lächelt Ian. „Dann sehen wir ihn in Tampa wieder?" Harry nickt. „Und... uhm..." – „Sag schon", fordere ich ihn auf. Er dreht die Kaffeetasse in seinen Händen. „Er hat gefragt, wieso das Statement immer noch nicht online ist." – „Welches Statement?", fragt Zayn irritiert. „Mein Statement", antworte ich. Das hatte ich völlig verdrängt. Scheiße. Harry nickt und strafft die Schultern. „Habt ihr das nicht schon gedreht?", fragt Ian irritiert. „Oder verwechsle ich das?" – „Du verwechselst das", antworte ich etwas zu schnell. Super glaubwürdig. „Wir hatten es versucht zu drehen", sagt Harry ruhig. Mein Kopf dreht sich zu ihm. Wieso sagt er Ian das?

„Es ging nicht", spricht er weiter. „Es ging nicht?", fragt Zayn verwundert. „Es war der erste Tag, an dem Lucas krank war", erklärt Harry. „Also sollte ich das machen, in der Loge. Es hat nicht geklappt." Zayn sieht zu mir und seufzt dann. „Alles klar." – „Was ist klar?", will Ian wissen. „Checkst du es echt nicht?"

Ian sieht zu mir. „Ich hab's verkackt, das Statement vernünftig zu sagen." – „Und ihr hattet Sex", wirft Zayn ein. Harrys Blick schnellt zu mir. „Ich hab es ihm nicht gesagt", antworte ich und hebe beide Hände. „Es war nicht schwierig, das zu verstehen." – „Ihr hattet Sex?", fragt Ian. „Also hatte ich doch recht." – „Ja, Rookie, hattest du", murmle ich und trinke meinen Tee. Dann werde ich mich Harry zu. „Was bedeutet das jetzt? Müssen wir es neu aufnehmen? Machen wir das dann gleich vor dem Training?" Harry zuckt mit den Schulter. „Es ist dein Statement, Louis." Ich schweige und esse weiter.

„Du weißt schon, was das bedeutet, oder?" Ich verdrehe die Augen. „Ja, Zayn, weiß ich." Harry räuspert sich. „Du solltest es dir schnell überlegen." – „Überlegen?", frage ich perplex. Er nickt. „Was gibt es da groß zu überlegen?" Er schürzt die Lippen. „Glaubst du ernsthaft, dass ich so ein Statement raushaue nach letzter Nacht?" – „Was war letzte Nacht?", wollen Ian und Zayn beide sofort wissen, aber ich ignoriere sie. „Ist das dein Ernst, Harry?" – „Es... es hätte sein können?" – „Nein, hätte es nicht!" Er nickt angespannt. „Okay. Möchtest du das Statement umschreiben?" – „Ich möchte gar kein Statement an die Öffentlichkeit geben!", antworte ich sofort.

„Was möchtest du dann?"

Ich stocke und blinzle ein paar mal. Was möchte ich? Harry sieht mich fragend, aber nicht ungeduldig an. „Ich...äh..." Auffordernd hebt er die Augenbrauen. „Ich muss rausfinden, was ich will, glaube ich." – „Glaubst du?" – „Was erwartest du von mir? Dass direkt wieder alles gut ist?!" Er schüttelt den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Es ist okay, wenn du kein Statement geben möchtest, mehr als okay. Ich habe nur gefragt, weil es mich auch betrifft", erklärt er mit ruhiger Stimme.

„Ich denke, ich will schauen, wie es wird", erwidere ich unschlüssig. Harry lächelt ein bisschen und nickt. „Das klingt doch gut." Ich erwidere sein Lächeln. Allerdings klingt das gut. Ich esse weiter, Harry tut es mir gleich. Ian lehnt sich zu mir. „Was war gestern Nacht?" – „Du bist viel zu neugierig." – „Und?", fragt er lediglich und erwartungsvoll. „Wir hatten keinen Sex, falls du das wissen willst." – „Wir haben geredet", antwortet Harry mir. „Und ich denke, es gibt so einige Missverständnisse, aber um ehrlich zu sein, würde ich das zuerst mit Louis allein klären wollen, bevor das ganze Team involviert wird." Ian mustert ihn skeptisch. „Ah ja." – „Ian, lass gut sein." Zayn sagt dazu nichts, aber er hört zu. Es würde mich nicht wundern, wenn ich seine Meinung dazu später erfahre.

Harry sieht zu mir. Dann spüre ich, wie er unter dem Tisch seinen Fuß gegen meinen stößt. Er streckt die Beine aus und verhakt seine Füße hinter meinem Unterschenkel. Ich tue das gleiche und zwinge mich dazu, nicht wie ein Idiot zu grinsen. Harry lässt sich ebenfalls nichts anmerken, auch nicht, als Drew sich zu uns setzt und das Gesprächsthema zum Spiel heute Abend wechselt.

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Es geht Berg auf. Was haltet ihr davon? 

Love, L

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