1. Kapitel
Zur Feier des Tages: ein neues Kapitel :)
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„Playoffs! Ihr wisst, was das heißt!" – „Dass du noch unbarmherziger bist, als sowieso schon.", antwortet Ian trocken und das Team fängt an zu lachen. Drew schüttelt den Kopf, aber sein Gesichtsausdruck sagt etwas anderes. Er weiß ganz genau, dass wir recht haben. Drew hat sich als Trainer mehr als gut geschlagen. Er hat sich als Glücksgriff herausgestellt. Drew hat die eingespielten Trainingsabläufe von Warren vollkommen durchbrochen und über den Haufen geworfen. Und genau das war es, was das Team aufgeweckt hat.
„Der Rookie bekommt Angst.", bemerkt Zayn lachend. Jerry sieht tatsächlich ein wenig unsicher umher. „So schlimm wird es nicht.", grinst Liam. „Es wird schlimmer.", prophezeie ich grinsend und Jerry weicht die Farbe aus dem Gesicht. „Macht ihm doch nicht so eine Angst.", bittet Drew und schaut einen kurzen Moment in sein Notizbuch. Das hatte er von Anfang an und es hat sich ausgezahlt. Keiner von uns weiß wirklich, was er dort immer aufschreibt und Drew lässt es auch niemanden wissen.
„Stopp!" Irritiert sehen wir alle nach links. „Habt ihr schon angefangen? Shit, ich bin zu spät, oder?" – „Nein, bis du nicht.", antwortet Kenny amüsiert. „Okay, gut. Ihr kennt es: Gruppenfoto!", kündigt Lucas an. Wir stellen uns vor der Bande auf und Lucas justiert hier und da ein wenig nach, bevor er das Foto für Instagram macht. „Bleibst du zum Training?" Er nickt. „Ja, also versucht gut auszusehen.", antwortet er. „Tun wir das nicht immer?", frage ich lediglich. „Dein Ego ist zu groß.", erwidert Lucas lediglich. „Du kannst mich mal." – „Mit dem falschen Fuß aufgestanden?", fragt er amüsiert. „Oder zu lange keinen Sex mehr gehabt?"
Augenblicklich ist es still. Mein Blick wandert zu Jerry, der in diesem Moment offenbar verstanden hat, dass er etwas Falsches gesagt hat. Das ganze Team hat die Luft angehalten und die Anspannung ist förmlich greifbar. „Äh... sorry, ich wollte nichts Falsches sagen." Ich schnaube und schüttle den Kopf. Jedem hier ist klar, dass ich die Frage wohl kaum mit nein beantworten könnte. „Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen?", möchte Jerry wissen und sieht durch die Runde. Ich glaube, bis auf Jerry wissen es tatsächlich alle. „Sprich es einfach nicht mehr an.", sagt Lucas dann. Irritiert sieht Jerry zu ihm und dann zu mir. „Was? Sex?" – „Beziehungen.", antwortet Zayn ihm angespannt und verschränkt die Arme vor der Brust. „Zumindest nicht, wenn es Louis betrifft.
„Aber du... ist das nicht ein Ehering an deinem Finger?", fragt Jerry irrigiert und sofort berühre ich den Ring mit meinem Daumen. Er brennt sich augenblicklich in meine Haut und das beißende Gefühl breitet sich in meinem ganzen Körper aus. „Jerry. Lass gut sein.", sagt Ian bestimmend. Der Rookie seufzt, nickt dann aber. „Schon gut. Sorry, Louis." Ich schüttle den Kopf. „Du kannst da nichts für, es ist nicht deine Schuld, sondern... es ist nicht deine Schuld." Mit diesem Worten gehe ich mit schnellen Schritten durch die Tür an die frische Luft.
„Fuck.", murmle ich und atme tief ein und wieder aus. Mein Magen reagiert nach wie vor nicht gut darauf, wenn ich an daran denke. Ich höre nur unbewusst, dass die Tür der Trainingshalle aufgestoßen wird. „Hier, trink was." Lucas setzt sich neben mich auf den Boden und reicht mir eine geöffnete Wasserflasche. Ich nehme die Flasche an, trinke aber nichts. „Wie kann es sein, dass es mir immer noch so beschissen geht? Das sollte doch langsam mal aufhören." Lucas seufzt leise. „Immerhin wart ihr verheiratet." – „Wir sind verheiratet.", sage ich leise und drehe den Ring an meinem Finger. „Louis... seid ihr das wirklich noch? Wie lange hast du ihn nicht gesehen?" – „Ein Jahr und neun Monate.", antworte ich, ohne darüber nachdenken zu müssen.
„Scheiße, Louis. Du... ich weiß, du willst es nicht hören, aber –" – „Ich weiß, dass ich über ihn hinwegkommen muss. Ich versuche es doch." – „Das bedeutet, dass du zu dem Date gegangen bist?", möchte er wissen. Vor einer Woche hat er mich dazu gedrängt, mich mit jemandem zu treffen. Ich wusste nicht, ob es eine gute Idee ist, aber Lucas hat nicht locker gelassen. Und Neo auch nicht. „Ich bin nach zehn Minuten wieder gegangen.", gebe ich zu. „Es ging nicht, es..." – „Du weißt, dass du ihn nicht betrügst?" – „Es fühlt sich so an.", erwidere ich schulterzuckend. Lucas spricht es nicht aus, aber ich weiß genau, was er denkt. „Nur weil er vielleicht Spaß mit anderen hat, muss ich das nicht tun." – „Du kannst ihm nicht ewig hinterhertrauern." – „Ich bin nicht über ihn hinweg." – „Ich weiß.", seufzt Lucas und nun trinke ich doch einen Schluck.
„Ich werde mich auf die Playoffs konzentrieren." – „Das weiß ich, zumindest, solange du nicht Zuhause bist." – „Was meinst du?" – „Noah hat mir erzählt, dass du dich nach wie vor um jede einzelne Pflanze kümmerst." Ich zucke mit den Schultern. „Welchen Grund habe ich, Pflanzen sterben zu lassen, weil mein Ehemann mich verlassen hat?", erwidere ich. „Keinen, aber... wieso stellst du keinen Gärtner ein?" – „Ich brauche keinen." Wir wissen beide, dass das Bullshit ist. Ich sollte mir definitiv einen Gärtner zulegen, aber ich möchte es nicht.
„Kann ich dich etwas fragen?" – „Wir reden doch sowieso schon." Er nickt und zögert einen Moment, bevor er anfängt: „Glaubst du noch, dass er wiederkommt?" Ich schweige. Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet. Aber ich hätte mit dieser Frage rechnen können. Glaube ich, dass er wiederkommt? Ich seufze. „Manchmal hoffe ich es, aber nein, ich glaube es nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass er es nicht tun wird." Ich schweige einen Moment. „Ich warte nur noch darauf, dass er mir die Scheidungspapiere zukommen lässt. Er hat meine Adresse und könnte leicht herausfinden, dass ich noch bei Tampa spiele. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo er ist." – „Er ist ein Arschloch.", fasst Lucas, wie so oft schon, zusammen.
„Sieh es positiv.", antworte ich mit einem bitteren Lächeln im Gesicht. „Wenn er noch hier wäre, hättest du diesen Job nicht." Er fängt an zu lachen. „Das stimmt allerdings." Ich schmunzle ein wenig. „Immerhin etwas Gutes." Ich trinke noch etwas und schaue danach auf meine Hand. Ich möchte ihn abziehen, tue es dann aber doch nicht. Er tut mir weh, jeden Tag tut es so weh, aber ich kann ihn nicht ablegen. Ich habe es versucht, aber das war noch schlimmer, als ihn zu tragen.
„Lass uns wieder reingehen. Ich habe keine Lust, dass meine Leistung wegen ihm leidet.", entscheide ich und stehe auf. „Gute Einstellung." Lucas klopft mir freundschaftlich und unterstützend auf die Schulter. Ohne meine Freunde wäre ich längst nicht mehr hier. Ich hätte mich auf ewig verkrochen und wer weiß, wo ich inzwischen gelandet wäre. Definitiv nicht mehr in der NHL. Aber ich bin noch hier und ich werde diesen Platz behalten.
„Louis, wärm dich auf und dann trainierst du mit." – „Sicher, Coach.", nicke ich und fange an, Runden zu laufen. Schnell wird mein Kopf frei und meine Gedanken verschwinden. Wenn ich trainiere, geht es einzig und alleine um Leistung und Kampfgeist. Ich habe gelernt, damit zu leben, dass meine Brust permanent wehtut. Ich habe damit gelernt, dass mein Herz sich anfühlt, wie ein schwarzes Loch und ich bin trotzdem nach wie vor hier. Ich gebe meinen Platz in der NHL nicht auf. Ich laufe schneller und spüre, dass meine Muskeln Betriebstemperatur annehmen.
Wir haben Jerry nicht zu viel versprochen, Drew zieht durch. Kurz vorm Mittag sitzen wir bereits schwitzend in der Kabine und greifen gierig nach unseren Wasserflaschen. „Läuft's gut?", fragt Lucas grinsend und lehnt sich an den Türrahmen. „Ach, halt doch die Klappe.", antworte ich und öffne meine Wasserflasche.
„Esst was, gleich geht es weiter.", höre ich Drew sagen und schließe kurz die Augen. Meine Muskeln brennen, aber es fühlt sich gut an. „Louis, können wir kurz reden?" Er nickt mit dem Kopf zur Seite und deutet damit auf den Flur vor die Kabine. „Sicher."
„Ich dachte, es wäre inzwischen besser?" – „Ich habe nicht damit gerechnet, dass Jerry –" – „Ist es besser geworden?", unterbricht er mich. Ich kann nichts sagen, was zustimmend wäre. Ich schweige. Drew seufzt. „So kann das doch nicht weitergehen." – „Ich bin ein guter Spieler, einer der Besten.", erinnere ich ihn sofort. „Ich weiß, aber wir wissen beide, dass ich nicht das Spiel gemeint habe." Ich nicke, antworte dann aber: „Ich weiß, du meinst es gut, Drew, aber ich möchte einfach nicht darüber sprechen. Ich will den verdammten Stanley-Cup gewinnen und den Hattrick voll machen, nicht über meinen... ich will nicht über ihn sprechen, denn das ist Vergangenheit, okay? Ich komme schon klar." Er seufzt leise. „Gut, wie du meinst." Ihm ist klar, dass er mich gerade nicht umstimmen kann und des auch in Zukunft nicht anders sein wird.
Bis zum frühen Nachmittag trainieren wir. Dann wird Yoga gemacht. Direkt neben der Eisfläche in dem großen Bereich, wo wir sonst Kraft und Ausdauer trainieren liegen dutzende Matten und unsere Trainerin unterhält sich bereits mit Lucas. Drew hat es eingeführt, kurz nachdem er Warrens Posten übernommen hat. Seitdem macht das ganze Team zweimal die Woche nach dem Training Yoga. Niemand hatte da sonderlich Lust drauf, aber inzwischen würde es keiner von uns anders wollen. Es ist ein guter Ausgleich zum Training – auch, wenn es einige Zeit gebraucht hat, bis wir es zugeben konnten.
Ausgelaugt, aber mit einem guten Gefühl, beende ich das Training eineinhalb Stunden später. Nach wie vor fahre ich mit dem Rad durch die Stadt. Ich stelle es Zuhause in die Garage und betrete durch die Zwischentür die Küche. Verwundert bemerke ich, dass die Terassentür geöffnet ist. „Neo? Bist du Zuhause?", frage ich laut. „Wurde dein Flug gestrichen?" Keine Antwort. Komisch. Ich öffne den Kühlschrank und mir läuft das Wasser im Mund zusammen, als ich den Teller mit einem Topfdeckel darauf dort stehen sehe. Wie so oft klebt ein Zettel darauf.
Hoffe, das Training war gut. Sehen uns in ein paar Tagen, bis dann!
Neo
Moment, er ist doch schon weg? Ich stelle den Teller in die Mikrowelle und gehe zur Terassentür. Ich muss vergessen haben, sie heute Morgen zu schließen. Als ich gerade nach der Klinke der Tür greife und sie zuziehen möchte, stocke ich inmitten meiner Bewegung. Im gleichen Augenblick zieht mir das Leben, die Füße unterm Körper weg. Nein. Starr blicke ich geradeaus. Er steht mit dem Rücken zu mir direkt am Olivenbaum. Er hat mich nicht bemerkt und für einen Moment denke ich, er ist eine Halluzination. Jetzt habe ich endgültig den Verstand verloren.
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So langsam könnte man verstehen, was hier los ist. Was haltet ihr von der Situation?
Love, L
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