☆Light - 36☆
Skeptisch beäugte Ruha die vier Gestalten vor sich. Ruhig glitt ihr Blick über den Magier, ihren nutzlosen Bruder, der Frau, wieso die Hölle außer sich war und die magische Gestalt, die schützend hinter der Bändigerin zu stehen kam. Verachtend schnaufte der Tod, als sie lässig ihre Sense hervorzauberte und diese stützend auf den Boden drückte.
"Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, weshalb Vater so außer sich ist. Ich meine, ihr seid schon 4 bedauernswerte Gestalten und sonderlich furchteinflößend seht ihr nicht gerade aus.", sprach die kleine Dämonin. Jenna wusste, von ihrem Kindlichen auftreten durfte man sich nicht täuschen lassen. Krampfhaft biss die Bändigerin ihre Zähne zusammen, als sie sich daran erinnerte, wie Ruha ihr die Seele aus dem Körper gerissen hatte. Etwas, was die Dämonin zu bemerken schien, als sie sich lächelnd Jenna widmete. "Wie ich sehe, hast du dich einigermaßen erholt." Lässig lief Ruha einige Schritte auf diese zu, bis Andras und Stephen sich schützend vor die Bändigerin platzierten. Mit einem abschätzigen Ausdruck blickte die Dämonin zwischen den beiden Männern hin und her, als sie schließlich ruhig weiter sprach:" Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich nicht solche lächerlichen Folterspielchen mit dir gespielt, sondern wäre direkt dazu übergegangen, dich zu töten. Damit wir wenigstens einige Jahre ruhe vor euch nervigen Bändigern haben.", zischte Ruhe aufgebracht, als sie herausfordern ihre Sense vor ihren Körper positionierte.
"Wenn ihr nicht ständig versuchen würdet, die Welt ins Chaos zu stürzen, müssten wir nicht so weit gehen und könnten gemeinsam in Frieden leben.", erklärte Jenna vorsichtig, während sie Blicke mit den beiden Männern austauschte.
"Das glaubst du doch selbst nicht!" Ohne weiter Zeit zu verlieren, schoss Ruhas Sense hervor und zischte mit einem erheblichen Hieb durch die Luft. Bevor diese allerdings mit nur einem Schlag beide Männer traf, peitschte eine gewaltige Feuerfront auf den magischen Gegenstand zu. Als die beiden Energien aufeinandertrafen, ertönte ein lauter Knall und Ruha rutschte mehrere Meter nach hinten. Die Klinge ihrer Waffe glühte und beinah musste sie aufgrund der Hitze diese fallen lassen. Sie hatte ihre Gegner unterschätzt, das musste sie zugeben. Genervt schärfte Ruha ihren Blick und schien nun überlegter an den Kampf heranzugehen.
Überrascht von der Feuerkraft seiner Freundin drehte Stephen sich vorsichtig zu dieser um. Jennas Hände glühten und an ihrem Arm flackerte hellblaues Feuer, ohne dabei auch nur einen Hauch einer Verbrennung zu hinterlassen. Die Bändigerin spürte, wie die Energie des Feuers sie innerlich wärmte, als würde die Hölle ihre Kraft verstärken, war es für sie viel leichter, die Hitze zu kontrollieren, als es auf der Erde möglich war. Jetzt verstand auch Stephen Mareks Worte, denn das Feuer war die Kraft, die von Jennas dunkelsten Kräften zerrte und stets von den anderen drei Elementen unter Kontrolle gehalten wurde. Anders als er schien Jennas Körper die dunkle Energie der Hölle leichter aufzunehmen. Der Magier hatte sich zwar an die Umgebung gewöhnt, spürte jedoch, dass er nicht dieselbe Kraft besaß wie auf Erden. Der Magier blickte zu dem Mädchen. Ruha stand wie angewurzelt da, ihre Augen schnellten immer wieder über alle Anwesenden. Während der Tod für einen kurzen Moment nachdachte, nutzte Stephen die Zeit und formte magische Fesseln um Ruha. Es würde ihnen nur ein paar Sekunden schenken. Entschlossen gab er dem Dämon ein Zeichen und während Andras auf seine Schwester zu lief, widmete sich der Magier seiner Freundin zu. Wie in Trance betrachtete diese die aufsteigenden Flammen an ihrem Arm und als sie auf die ersten Rufe Stephens nicht reagierte, umfasste er ohne zu zögern ihre Hand. Sofort durchzuckte ein stechender Schmerz Stephens von Narben überzogene Hände und unfreiwillig nahm der Magier von seiner Freundin ab. Jennas sonst so strahlende Augen hatten einen trüben Schein, doch als sie die Berührung Stephens bemerkte, löste sich der Bann um ihren Körper und verwundert blickte Jenna zu Stephen auf. Die blauen Flammen an ihrem Arm färbten sich rot und verschwanden schließlich komplett. Erschrocken widmete sie sich ihrem Freund zu, doch viel Zeit zum Reden blieb den beiden nicht.
Andras lief strammen Schrittes auf die weißhaarige Dämonin zu. Er besaß die momentan einzige Waffe, die in der Lage war, seines Gleichen zu töten, aber konnte er auch den Tod töten? Ruha war wie er und Luzifer hatte damals dasselbe Ritual angewandt wie bei ihm. Nur weil sie über Jahrhunderte einen gewissen Titel dem Menschen zu verdanken hatte, machte sie dies nicht zu etwas Besonderen. Dennoch hatte er schon immer das Gefühl gehabt, seine Schwester fühle sich ihm gegenüber überlegen. Wenn sie sich da nicht täuschen sollte. Etwas, was einer ihrer wenigen Schwächen zu sein schien. Doch auch der blonde Dämon durfte nicht denselben Fehler begehen und als er kurz davor war Ruha den Dolch ins Herz zu schlagen, umfasste diese ihre Sense und dunkle Energie umschloss ihren Körper, die sofort dafür sorgte, dass die Fesseln an Kraft verloren und sie sich lässig aus diesen lösen konnte. Der blonde Dämon schlug zur selben Sekunde den Dolch in Richtung seiner Schwester, als diese sich vor seinen Augen in grauen Rauch auflöste und Andras mit einem scharfen Zischen die Waffe in die Felswand schlug. Dabei hatte er so viel Kraft in den Schlag gelegt, dass der Dolch in der Wand stecken blieb und er ungeduldig an diesem zerrte, um ihn wieder zu lösen. Bevor es Andras gelang, tauchte Ruha mit gezogener Sense neben ihrem Bruder auf und mit einer gewaltigen Kraft, die man dem Mädchen nicht zutraute, zuckte die Waffe durch den Raum. Der blonde Dämon wich der Gewalt des Todes aus, doch Andras schrie auf, als die Sense ihn am Arm traf. Dabei schnitt sie durch sein totes Fleisch und mit einem patschenden Geräusch fiel seine linke Gliedmaße zu Boden. Schwarze blutähnliche Flüssigkeit schoss aus der vorhandenen Wunde und sofort bildete sich dunkler Rauch und formte die Silhouette seines Armes nach. Grinsend dachte Ruha nicht einmal daran aufzuhören und gerade als sie zum finalen Schlag ausholen wollte, umpackte Lethe Ruhas Sense. Weißmagische Magie kollidierte mit schwarzer Energie und weit rissen Ruhas Augen auf, als die Sense die entgegengesetzten Kräfte nicht mehr halten konnte und mit einem hellen Blitz in tausend Funken zerbrach. Der Engel hatte seine letzte Kraft in den Angriff gesteckt und während sie zu Boden fiel, spürte Lethe, wie die Energie des Himmels ihren Körper verließ und ihre Flügel verkümmerten. Wütend sah Ruha in die zu Staub zerfallene Sense und schließlich zu Lethe, die nur noch ein Schatten ihrer selbst war. Mit einem gewaltigen Stoß durchdrang Ruha die Brust des gefallenen Engels und entriss ihr das letzte bisschen Licht, was in ihr steckte, um es schließlich zwischen ihren Fingern zu zerquetschen. Tot blieb der Körper des Engels auf dem kalten Boden liegen und ein sanftes Lächeln hatte sich auf Lethes Gesicht gelegt, während sie in Gedanken an Andras für immer einschlief.
Geschockt blickten alle beteiligten auf die Rothaarige, die bereits dabei war, sich in einem hellen Schimmer aufzulösen. Anscheinend der normale Prozess bei verstorbenen Engeln.
Jenna, die endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, schnellte auf Ruha zu und feuerte einen Angriff nach dem anderen auf die Dämonin ab. Schützend hielt Ruha ihre Hand vor dem Gesicht, als mehrere Luftzüge den Tod trafen. Jenna hatte keine Wahl. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und spürte erneut die dunkle Energie in sich aufsteigen. Mit einem gewaltigen Angriff feuerte eine orange rote Feuerwand auf Ruha zu und bevor diese auch nur ausweichen konnte, legte Stephen magische Fesseln um die Dämonin. Das Feuer traf den Tod frontal und legte sich wie bei einem Stück Kohle um ihren Körper. Erneut schlug Jenna zurück und stemmte ihr komplettes Körpergewicht in den Angriff. Das Feuer färbte sich immer blauer und die Bändigerin spürte die Energie, die tief aus ihrem Innern zu kommen schien. Unmenschliche Schreie halten aus der Hölle, während Ruhas Haut aufplatze und schließlich langsam verkümmerte. Als der zu staubzerfallene Körper des Todes sich auflöste, durchfuhr ein magisches Beben die Unterwelt. Zittrig löste Jenna das Feuer und fiel auf die Knie. Grub ihre Hände tief in den Dreck und sah erneut auf, als das Buch auf den kalten Boden vor ihren Füßen rutschte. Stephen kniete sich zu seiner Freundin hinunter und nahm ihre Hände zwischen seinen zittrigen Händen. Dabei ignorierte er bewusst den Schmerz, den die tiefe Brandwunde hinterließ und sah ihr tief in die Augen. Dabei konnte er beobachten, wie die graublauen Augen allmählich an Farbe zurückgewannen. Ohne zu zögern küsste er seine Freundin und liebevoll erwiderte sie seine Geste.
Andras zog beiläufig den Dolch aus der Wand und blickte erneut zu der Stelle, wo der Engel gelegen hatte. Mittlerweile war von Lethe nicht mehr viel übrig geblieben. Er hatte sie gemocht und vielleicht auch irgendwann mal geliebt. Er würde sie in Erinnerung behalten, das war er ihr schuldig.
Beherzt zog Stephen Jenna zurück auf die Beine. Seine Freundin hatte mit ihren Kräften den Tod bezwungen und trotzdem war der Kampf noch nicht vorbei. Sie durften keine Pause einlegen. Gleichzeitig bückte Andras sich nach dem magischen Buch, dass wie durch Magie kein einziges Anzeichen eines Feuers zeigte. Ruhig lief der blonde auf die beiden Menschen zu, hielt das schwarze Buch dabei feste zwischen seinen Fingern. Während Jenna sich in die Arme Stephens zog, blickte der Magier entschlossen zu dem Dämon. Sie würden erfahren, wie man den Teufel tötete und erneut vertraute der Magier dem Dämon genug, um diesem dem Vortritt zu erlassen.
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