☆Light - 31☆

In der Hölle

"Wie kann das sein?", schrie Luzifer seine zwei übrig gebliebenen Reiter an. Die nun an einem kreisrunden Tisch saßen und den Wut Ausbruch ihres Vaters tolerierten.

"Der Himmel mischt sich in unsere Geschehnisse ein, Sir.", sprach ein Rang niedriger Dämon, der mit einem Dutzend anderer Dämonen im Hintergrund stand.
"Was der Himmel macht, ist mir scheiß egal! Nie hat eine Seele in meinem Reich solch eine Kraft entwickelt. Weiß denn überhaupt irgendjemand zu was dieses Miststück fähig ist?" Schnaufend ließ Luzifer sich auf seinem Thron nieder und massierte angestrengt die Schläfen.
Er konnte und durfte es sich nicht anmerken lassen, doch der Großfürst der Hölle hatte Angst. Angst, dass Jenna zu einer ernsthaften Bedrohung werden könnte. Ausgerechnet jetzt, bevor er sie endgültig töten konnte und ins Fegefeuer verbannen wollte, hatte der Himmel sie aus seinen Händen gerissen. Ja, es war seine Schuld. Er hätte sich nicht einen Spaß daraus machen sollen, sie zu foltern. Er hätte es einfach schnell beenden sollen, doch jetzt war es zu spät. Nervös kratzte Luzifer über den Schlangenkopf, der an seinem Gehstock befestigt war, bis ein Räuspern seiner Tochter seine Aufmerksamkeit erweckte.

"Vater, wir haben die Bändigerin schon einmal getötet, also warum sollten wir es nicht noch einmal schaffen?" Ruha sah Luzifer durch ihre toten Augen an und für einen Moment hatte er das Gefühl, ein Lächeln auf ihrem Gesicht gesehen zu haben.
"Das geht nicht, Vater hat recht, das ist nicht mehr so einfach. Wir können sie nicht wieder so angreifen, immerhin wissen sie jetzt, was wir vorhaben.", mischte Volac sich in das Gespräch ein. Überrascht sah Ruha zu ihrem Bruder. Er war das Sinnbild für den Krieg und die Zerstörung, ausgerechnet er hielt es also für die gute Idee, nichts zu tun? Eingeschnappt verschränkte sie ihre Arme und sah wieder zu dem Dämonenvater auf.

"Ich werde hier nicht herumsitzen und nichts tun!", erwiderte sie, wobei sie ihren Bruder einen verachtenden Blick schenkte.
„Ich wusste ja nicht, dass der Krieg einen Kampf scheut.", fuhr Ruha ihren Bruder von der Seite an. Dabei streckte sie wie ein kleines Menschenkind ihre Zunge heraus und wütend ließ Volac sich auf die Provokation ein, schlug auf den runden Tisch, um seine Schwester zum Schweigen zu bringen.

„Ruhe! Ihr nervt mich!", ermahnte Luzifer die beiden, dabei lehnte er in seinen Thron und blickte nachdenklich ins Leere. Vor ein paar Wochen waren noch alle seiner ersten Kinder hier versammelt gewesen. Na ja, bis auf eine Ausnahme natürlich. Trotzdem hatten sich seine besten Krieger auf zwei minimiert. Die beiden waren zwar die Stärksten, die er jemals erschaffen hatte, aber auch die zwei Unberechenbarsten. Volac ließ sich schnell provozieren und verlor dadurch gerne den Überblick und Ruha, ja, sie vertraute auf ihre einzigartigen Fähigkeiten und fing schnell an, die Gegner zu unterschätzen. Luzifer müsse sich etwas überlegen und zwar schnell, denn umso länger er wartete, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Feind an stärke gewann. Er musste mehr über die Bändigerin erfahren, denn das, was er über sie wusste, schien bei Weitem noch nicht alles zu sein.

~•~

Stephen und Jenna konnten es nicht sehen, nicht spüren und auch nicht hören. Doch der Dämon schrie vor Wut und Zorn, als Andras beobachtet hatte, wie Jenna einwilligte Stephen zu heiraten. Er befand sich in seiner Schattenwelt, seinem Reich. Ein Ort, der seine Zuflucht sein sollte und dennoch wünschte er sich jetzt nichts Sehnlicheres, als einfach nie hier gewesen zu sein. Er wollte es nicht zulassen, denn er wusste, dass Gefühle nur ein Zeichen von Schwäche waren. Doch zum ersten Mal nach langer Zeit liefen Tränen über seine blasse Wange, als er den beiden den Rücken zukehrte. Das der Tag kommen würde, war ihm bewusst gewesen, doch er hatte gehofft, noch etwas mehr Zeit zu haben. Um eventuell noch die Chance zu bekommen, sie zu überzeugen, bei ihm zu bleiben. Doch im Nachhinein wusste er, dass dies nie passiert wäre. Er war ein Schwächling, sein Vater hatte von Anfang an recht behalten.

Enttäuscht drehte er sich ein letztes Mal zu den beiden um, verliebt standen sie da, Arm in Arm und am liebsten hätte er mit dem Magier den Platz getauscht, doch es war zu Ende. Er hatte seine Chance verpasst. Wütend strich Andras seine Tränen aus dem Gesicht, danach ballten sich seine Hände zu Fäusten und wieder nahm er seine gewohnte, arrogante Haltung ein. Er atmete schwer aus, als er plötzlich direkt bei den beiden im Raum sichtbar erschien.

"Diese ganze Ruhe vor dem Sturm gefällt mir nicht!" Jenna zuckte zusammen, als der Dämon hinter den beiden aufgetaucht war. Sie löste sich aus Stephens Umarmung und auch dieser sah genervt über seine Schulter in Andras kühle Augen. Jenna versteckte ihre Hände hinter dem Rücken und dem Magier war es sofort klar, dass sie nicht wollte, dass Andras den Ring entdeckte.
Eine unangenehme Stille baute sich auf und nervös blickte Jenna in die Augen des Dämons. Sie bemerkte seine von Wut durchzogenen Gesichtszüge. Auch wenn er sich zusammenriss sie spürte, dass er nicht wütend, sondern verletzt war. Andras konnte Jenna schon lange nichts mehr vormachen. In dem Moment begriff die Bändigerin, dass Andras längst von ihrer Verlobung wusste und entschlossen nahm sie ihre Hände nach vorne. Stumm beobachtete Andras die junge Frau und ein kurzer Blick auf den silbernen Ring an ihrer Hand versicherte ihr, dass sie recht behielt. Auch Stephen bemerkte die angespannte Stimmung zwischen den beiden und zog Jenna entschlossen in seine Arme. Andras hatte es ihm selber versichert, er würde für Jenna da sein, egal für welchen Weg sie sich entscheiden würde. So traurig es für den Dämon klang, Stephen war von Anfang an sichergewesen, dass Jenna sich für ihn entscheiden würde. Der Magier fing bei dem Gedanken an zu schmunzeln und Andras Augen färbten sich daraufhin rot, als er die glücklichen Gefühle von Stephen spürte.

"Andras es ...", versuchte Jenna die Situation zu beruhigen. Sie wusste genau wie er, dass da immer etwas zwischen ihnen bleiben würde, doch im selben Moment stürmte der Dämon schon auf den Magier zu. Stephen reagierte geschickt und formte ein abwehrendes Schild, das er zu dem Dämon zurückschleuderte, woraufhin Andras sich in Sekunden schnelle, in Rauch materialisierte und wieder vor Stephen auftauchte. Grob packte er den Magier am Kragen und warf ihn durch den Raum. Stephen keuchte auf, als er mit der Tür im Rücken auf dem Flur flog. Jennas Augen rissen weit auf und sofort packte sie Andras grob an der Schulter. Da dieser gerade dabei war, an ihr vorbei zu stürmen.

"Andras, hör auf. Bitte!", ermahnte sie ihn und als hätten die Worte tatsächlich eine Wirkung auf dem Dämon, sah er über seine Schulter hinweg in ihre Augen. Das blutrote Aussehen verschwand und wieder nahmen seine Augen das helle Weiß an. Für einen Moment, dachte Jenna, hätte sie Tränen in Andras Augen gesehen, bis er endlich seinen Körper entspannte und geschockt auf seine Hände blickte.

"Es tut mir leid." Verletzt sah Andras Jenna an und bevor Stephen sich aufrappeln konnte, verschwand er. Doch dieses Mal machte sich ein komisches Gefühl in Jenna breit. Ein Gefühl, dass sie Andras nie wieder sehen würde und alleine der Gedanke machte sie traurig.

"Wenn ich diese Ausgeburt der Hölle noch einmal hier sehen sollte, dann ...", fing Stephen an zu fluchen, wurde jedoch unterbrochen, als Jenna sich schweigend an seinen Körper presste und ihren Kopf auf seine Brust ablegte.
Neugierig sah er an ihr hinunter und erneut wurde ihm bewusst, was für ein Glück der Magier hatte, dass sie sich für ihn entschieden hatte. Stephen schluckte schwer, an Andras Stelle wäre er genauso ausgerastet. Auch wenn er keine Sympathie gegenüber dem Dämon verspürte. Konnte er ihn verstehen und das war etwas, was den Magier mehr beunruhigt als beruhigte. Das Einzige, wo Stephen sich sicher war, war das er nicht daran glaubte, Andras ein letztes Mal gesehen zu haben.

~•~

"Darf ich dich etwas fragen?" Mit zittriger Stimme und dem typischen Akzent kam Wanda hinter dem Engel zu stehen. Diese schien in eine Art Trance zu sein. Drehte sich jedoch, als sie angesprochen wurde, genau so schnell zu der Hexe um.

"Alles, wobei ich schon weiß, was du auf dem Herzen hast." Lethes blaue Augen sahen sanft in Wandas Gesicht und dicht kam der Engel vor ihr zu stehen.
Wanda stockte der Atem zu blöd kam sie sich in diesem Moment vor. Ein aufbauendes Lächeln warf Lethe der jungen Frau vor sich zu und legte ihre Hand auf ihre Schulter. Der Engel spürte sofort den Schmerz, die Verwirrtheit und die Einsamkeit. Die Seele vor Lethe war gebrochen und staunend musste der Engel feststellen, wie stark Wanda sich zusammenriss.

"Der Himmel kann ihn nicht zurückholen, Wanda. Visions Seele sie hat nie existiert, er ist weder im Himmel noch in der Hölle." Lethes direkte Worte schmerzten in Wandas Brust, doch sie hatte schon genau mit dieser Antwort gerechnet. Niemand würde ihr jemals helfen können, weder Stephen Strange, Tony Stark oder sonst wer. Sie war allein und daran musste sie sich gewöhnen.
Traurig und verletzt nickte Wanda auf und ab. Wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und auch wenn sie wusste, welch eine Gefahr auf sie alle zukam, musste sie gehen. Sie musste es tun. Sie war keine Hilfe mehr, nicht in diesem Zustand, der von Tag zu Tag schlimmer wurde. Strange war eine Ablenkung gewesen, mehr nicht. Mit ihrer Magie öffnete Wanda die große Tür des Sanctum Sanctorum. Verwundert sah der Engel der Hexe nach, wusste das Wanda nie wieder zurückkehren würde und hoffte dabei, dass diese trotz der Enttäuschung auf der guten Seite bleiben würde. Eine Hoffnung die vergebens zu sein schien.

Weit stand die große Eingangstür auf und nachdenklich sah der Engel in die Sonne, die durch das Auftauchen Jennas Seele wieder in ihrer vollen Kraft schien. Gedankenverloren stand die Rothaarige nur so da, als sie auch schon die Befehle des Himmels in ihrem Kopf hörte. Die obersten Engel hatten recht, sie durfte keine Zeit mehr verlieren! Sofort erschien Lethe neben Jenna und sah verwundert zu der gebrochenen Tür.
"Ich drängele ja nur ungern, doch wir sollten uns langsam beeilen." Vorsichitg deutete sie mit dem Finger auf die Tür und genervt schüttelte Jenna mit dem Kopf.
"Frag nicht!" Entschlossen kam die Bändigerin vor dem Engel zu stehen.
"Ich verstehe, unser Dämon hat wieder die Kontrolle verloren.", lächelte Lethe sanft und verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken, als sie auch schon im nächsten Moment von Jenna unterbrochen wurde.
"Kannst du mir helfen, meine Kräfte besser zu verstehen?", fragte die Bändigerin vorsichtig nach und sanft nickte der Engel auf und ab.
"Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr fragen.", erwiderte diese und ein kleiner Funken von Hoffnung baute sich in Jenna auf.
"Kannst du das?", mischte sich Stephen mit seiner typischen skeptischen Art ein.
"Ich kann nichts versprechen, doch ich kenne vielleicht jemanden, der dir helfen wird." Lethes Augen funkelten kurz auf und entschlossen nickte Jenna der Rothaarigen zu.

"Ich vertraue dir.", versicherte Jenna dem Wesen vor sich und erleichtert atmete Lethe auf. Vorsichtig hob der Engel seine Hände, blieb in der Bewegung vor Jennas Stirn stehen und entschlossen lächelte die Bändigerin. Schließlich drückte Lethe sachte ihre Finger auf Jennas Stirn und sofort fiel diese in einer tiefen Trance.

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