☆Light - 28☆

Mehrere Stunden zuvor:

Gelangweilt saß Andras in dem modernen Sofa und starrte auf diese flache Kiste, die die Menschen offenbar Fernseher nannten. Desto länger er jedoch durch die unzähligen Sender schaltete, wurde ihm erneut bewusst, wie abgestumpft Gottesschöpfung eigentlich war. Sie konnten ihm nicht allen Ernstes erzählen, dass viele ihre Freizeit mit solch einem Schwachsinn verschwendeten. Genervt schaltete er die Flimmerkiste mit einem Fingerschnippen aus und lehnte sich in die Kissen zurück. Er öffnete die Knöpfe seiner Anzugjacke und sein Blick huschte nachdenklich über die moderne Inneneinrichtung. Bis er schließlich auf einem Bild hängen blieb und nach kurzer Überlegung aufstand, um sich dies genauer anzusehen. Der Dämon der Schatten schmunzelte, als er den Magier bewusst ignorierte und in das lächelnde Gesicht Jennas sah. Er vermisste sie und genau wie der arrogante Stephen wünschte er sich nichts Sehnlicheres, als das Jenna wieder am Leben wäre. Er hatte einen Plan, doch müsste er erst einmal warten, bis der Doktor aus seinem tiefen Schlaf erwachen würde. Andras mochte Stephen immer noch nicht, doch beide Männer hatten ein Ziel. Etwas, das sie gemeinsam antrieb und dafür sorgte, dass der Dämon wahrlich über seinen Schatten sprang, um mit dem Magier zusammenzuarbeiten. Auch wenn es ihm überhaupt nicht gefiel. Andras blickte über seine Schulter, als er etwas aus den Augenwinkeln an sich vorbeihuschen sah und mit einem amüsierten Grinsen blickte er zu Stephen, der müde ins Wohnzimmer geschlurft kam. Während sein Blick ruhig auf den Magier lag, schien dieser ihn gar nicht zu bemerken und wieder fragte Andras sich, was Jenna nur an den Doktor so toll fand? Mit zittrigen Fingern griff Stephen nach einem Glas, um sich ein Schluck Orangensaft einzugießen, als sich Andras aus seiner Starre löste und direkt neben dem Magier auftauchte.

„Du bist ja endlich wach!", begrüßte der Dämon Stephen und dieser ließ vor Schreck das Glas fallen. Danach stützte er sich genervt an der Küchenzeile ab, atmete aus und sah Andras tief in die Augen.
„Gib mir einen Grund, dich nicht direkt aus meiner Wohnung zu schmeißen?", dunkel bebte die Stimme des Doktors und ruhig fixierten Andras helle Augen Stephens Gesicht, bis sich dieser mit weit ausgestreckten Armen von dem Magier löste und mit dem Rücken an die Zeile lehnte.
„Ach Stephie, so langsam sollten wir unseren Gefühlen aber eine Chance geben.", spottete Andras, verschwand vor Stephen und augenrollend lief der Magier zurück Richtung Schlafzimmer. Dort musste Stephen jedoch erkennen, dass Andras bereits grinsend wartete und gekonnt erhaschte der Dämon einen genervten Blick. Schweigend zog Stephen seine Kommode auf, suchte sich passende Kleidung heraus und wollte gerade ins Badezimmer gehen, als der Blonde ihm schon wieder folgte.

„Was willst du Andras?", fragte Stephen genervt, während er die Tür fest umklammert hatte.
„Ich beobachte dich, um aus dir zu lernen!"
„Aber bestimmt nicht, wenn ich duschen gehe! Nutze die Zeit und kümmere dich um etwas Sinnvolles zum Beispiel, wie wir Jennas Seele zurückbekommen. Denk immer dran, der einzige Grund, warum du noch lebst, ist sie!", drohte Stephen dem Dämon bewusst, doch auf dessen Gesicht strahlte weiter dieses unscheinbare Lächeln.
Übertrieben faste Andras sich ans Herz. "Jetzt hast du aber meine Gefühle verletzt." Stephen verdrehte die Augen und wollte gerade die Tür vor der Nase des Dämons zu hauen, als Andras diese mit seinen Fingern weiter aufhielt. „Und du glaubst echt, dass es mir anders ergeht? Gib mir einen Grund, warum ich dich nicht töten sollte?", erwiderte der Dämon ruhig und genervt knallte Stephen die Badezimmertür zu, bevor dieses ganze Gespräch eskalieren sollte.
"Idiot!", nuschelte Stephen, als er vorsichtshalber einen Zauber auf das Bad legte. Denn wer weiß, wie der Dämon drauf war.
"Das habe ich gehört, Stephie!" - " Halt die Klappe!"

Nachdem der Doktor sich frisch gemacht hatte, spürte er erst, wie dringend er den Schlaf gebraucht hatte und voller neuer Energie ging er zurück ins Wohnzimmer und musste mit erschrecken feststellen, dass der Dämon immer noch da war. Mit einem Zauber verschwanden die Scherben auf dem Boden, es wäre zu viel des Guten gewesen, hätte Andras diese in der Zeit beseitigt.
„Und?"
„Was und?", fragte Andras und sah zu dem Magier. Stephen kam auf den Dämon zugelaufen, schlug schweigend dessen Beine von seinem Wohnzimmertisch und verschränkte fragend seine Arme.
„Hast du eine Idee?"„Ich habe mehrere Ideen, doch ob die funktionieren, ist die andere Frage.", sprach der Dämon monoton und sah zu Stephen auf.
„Ich glaube wir sind uns beide einig, dass wir für einen Augenblick unsere Differenzen vergessen sollten, oder etwa nicht?", schlug Andras lächelnd vor und lehnte sich zurück ins Sofa. Stephen verdrehte seine Augen und setzte sich ruhig in den Sessel davor.
„Der Feind meines Feindes ist mein Freund, nicht wahr?" Stephen fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und nachdenklich sah er zu dem Dämon.
„Na ja, so ähnlich. Wir haben dasselbe Ziel oder nicht? Wir wollen beide Jenna aus der Hölle befreien und da müssen wir gezwungenermaßen zusammenarbeiten. Glaub mir, ich kann mir wahrlich schöneres Vorstellen!", murmelte Andras mürrisch.
„Und danach hassen wir uns wieder, oder wie soll es weitergehen? Wirst du immer das fünfte Rad am Wagen bleiben und versuchen, mir Jenna auszuspannen?", konfrontierte Stephen den Dämon ruhig und nachdenklich funkelten dessen weiße Augen auf.
„Ob du es glaubst oder nicht, ich mag Sie und das tue ich wirklich. Ich will das Jenna glücklich ist und wenn sie der Meinung ist, dass sie das ausgerechnet mit dir ist. Dann muss ich das akzeptieren, mehr sage ich dazu nicht.", stumm sah Stephen den Dämon an und zum ersten Mal hatte der Doktor tatsächlich das Gefühl, so etwas wie Aufrichtigkeit in Andras Blick zu erkennen. Doch bevor der Doktor weiter darüber nachdachte, dass Andras sich wirklich zum Positiven entwickelt hatte, stand dieser ohne einen Ton zu sagen auf und deutete dem Dämon ihm zu folgen. Stephen sah es nicht, doch konnte er sich schon denken, dass Andras wieder dämlich zu grinsen begann, als der Dämon neben ihm lief.

Gemeinsam gingen sie aus Stephens Wohnung die große Treppe des Sanctum Sanctorum hinunter. „Ich habe mehrere Theorien, doch ob diese wirklich funktionieren, weiß ich nicht.", fing Andras erneut an zu erklären und gespannt hörte Stephen dem blonden Dämon zu. Über seine Schulter hinweg sah er immer wieder an Andras hoch, dieser war schließlich ein kleines Stückchen größer als er.
„Einerseits könnten wir versuchen in die Hölle zukommen und den Aufenthaltsort ihrer Seele herausfinden, was sich jedoch leichter anhört, als es tatsächlich ist. Erstens kann ich mir nicht vorstellen, dass Vater sie weggesperrt hat. Er wird sie in die untersten Schichten der Hölle mitgenommen haben."
„Untersten Schichten?", unterbrach Stephen Andras und blieb auf der letzten Stufe stehen. Andras drehte sich zu dem Magier um und beinah begeistert funkelten dessen Augen. Ja, die Hölle hatte es dem Dämon tatsächlich angetan.„Du musst dir die Hölle wie ein Hochhaus vorstellen, nur das es genau anders herum ist. Sie ist in Ebenen aufgeteilt und desto tiefer man kommt, desto schlimmer und grauenvoller wird sie, wenn man sich dort nicht auskennt, verläuft man sich und die Chance, nicht entdeckt zu werden, ist gleich null. Was Punkt Nummer zwei ist, wir fallen dort auf wie ein Elefant im Käfig einer Maus. Die Hölle und damit Luzifers Untertanen würden uns sofort entdecken und töten. Ich habe zwar nach wie vor Zugang zu der Hölle, doch es wäre reiner Selbstmord."
„Ich dachte, du bist schon tot?", neckte Stephen.
„Sehr witzig, Klugscheißer.", erwiderte Andras und amüsiert zuckte Stephen mit den Schultern.
„Also Theorie zwei ist, dass wir Jenna ein Portal eröffnen könnten und sie versuchen muss, aus eigener Kraft herauszukommen, was jedoch auch nicht so einfach ist. Je nachdem, was Luzifer bereits alles mit ihr angestellt hat." Stephen wollte, nein, er konnte nicht daran denken, was Jenna wahrscheinlich im Augenblick für Quallen erleben musste. Er musste auch sich und seinen Verstand schützen, um möglichst schnell eine Lösung zu finden. Weshalb er versuchte, keinen Gedanken an den Foltermethoden der Hölle zu verschwenden.

„Oder Theorie drei, ihr fragt mich!" Eine reine Frauenstimme halte durch das Sanctum Sanctorum und verwundert drehte Stephen sich um. Er sah der jungen Frau mit diesen unnatürlich roten Haaren in die hellblauen Augen. Sie war definitiv kein Mensch, das spürte Stephen sofort. Doch aus irgendeinem Grund vertraute er ihr. Eine magische Präsenz ging von ihr aus, die Stephens logische Gedanken und Vorgehensweisen für einen Moment unterdrückten. Erst als Andras sich aus seiner überraschten Starre lösen konnte, schien auch Stephen sich wieder zu fangen.
„Lethe du lebst?" Man hörte die Verwunderung aus der Stimme des Dämons heraus und beinah verlegen sah die rothaarige von Andras ab.
„Nach 1500 Jahren Gefangenschaft hat der Himmel mir verziehen. Ich bin wieder im Dienst." Unscheinbar lächelte die Frau und für einen Moment hatte Stephen das Gefühl, dass Andras dies erwiderte, jedoch noch die Verwunderung aus seinem Gesicht sprach.

„Himmel?", war das Einzige, was über Stephens Lippen ging, als er die junge Frau erneut musterte.
„Der Himmel hat mich geschickt. Ich soll euch helfen."
„Himmel, wie der Himmel?", Stephen stammelte aufgeregt, dass vor ihm konnte doch nicht etwa.
„Ja, ich bin ein Engel, ein Todesengel, um genau zu sein." Ein Poltern schalte durch den Raum, als alle Anwesenden sich zu Wong umdrehten, der soeben aus der Tür nach Nepal herausgekommen war und einen Stapel Bücher fallen gelassen hat.

„Überrascht euch das so? Wenn es Dämon gibt, gibt es doch auch wohl Engel?", spottete Andras und lachte auf. „Sie sind nur schüchtern und zeigen sich nicht gerne, eigentlich seid ihr Menschen ihnen relativ egal.", fuhr Andras fort.
„Sag so etwas nicht, Dämon!", ermahnte die wunderschöne Gestalt den Blonden.„Dämon? Vor 1500 Jahren hast du mich aber noch anders genannt." Lethes Wangen erhitzten sich und nervös wich sie den Blicken des Dämons aus. Andras schmunzelte und noch immer stand Wong fassungslos im Raum. Nur Stephen war bereits in Stande, wieder normal zu reden.
„Ich dachte, Todesengel sind böse?", fragte Stephen vorsichtig, er wollte das Wesen vor sich nicht verärgern. Doch Lethe lächelte aufrichtig und ging einige Schritte auf Stephen zu, legte ihre Hand auf dessen Wange und augenblicklich spürte er die weißmagische Kraft, die von der jungen Frau ausging.
„Du hast viel durchgemacht und der Himmel hat deine Verzweiflung gespürt, deswegen bin ich hier. Normalerweise dürfen wir uns nicht in die Geschehnisse der Welt einmischen, doch mit dem Verschwinden Jennas ist das Gleichgewicht gestört und da dem Himmel etwas an der Menschheit liegt, bin ich hier, um euch zu helfen." Während Lethe sprach, sah sie zu Andras. Dieser zuckte nur amüsiert mit den Schultern.

„Und um deine Frage zu beantworten, Todesengel sind nicht böse. Wir wissen selber nicht, wieso unser Ruf so verhunzt ist. Während Ruha und ihre Untergebenen die Seelen für die Hölle sammeln, sammeln die Todesengel die Seelen für den Himmel. Eigentlich ganz einfach.", erklärte Lethe freundlich.
„Dann solltet ihr vielleicht noch einmal über euren Namen nachdenken.", spottete Andras weiter und Lethe ignorierte den Dämon gekonnt.
„Ich werde Jennas Seele aus der Hölle ziehen. Allerdings nur, wenn ihr damit einverstanden seid die Konsequenzen dafür zu tragen.", erklärte das magische Wesen ruhig und Stephen zog seine Augenbrauen fragend ins Gesicht.„Konsequenzen?"„Die Hölle wird natürlich das Eingreifen des Himmels bemerken und dann wird es einen Krieg geben, ein Krieg biblischen Ausmaßes. Schlimmer als es jemals irgendwo geschrieben wurde. Der Himmel hilft euch, wenn ihr uns helft und alles daran versucht, Luzifer aufzuhalten."„Natürlich, das ist unser Ziel!", versicherte Stephen dem Engel vor sich.„Ihr müsst das schaffen, was Gott selbst nicht übers Herz gebracht hat. Ihr müsst ihn nicht nur wegsperren. Der Himmel will das ihr ihn tötet, und zwar endgültig!" Streng leuchteten Lethes Augen auf und immer wieder wiederholte Stephen die Worte des Engels in seinem Kopf.
„Wir können ihn nicht töten, das ist unmöglich. Ich meine, das ist der Teufel!" Stephens Hände fingen an zu zittern, als er nur daran dachte. Er hasste Luzifer, er hasste ihn mehr als alles andere auf der Welt, doch musste er es auch logisch betrachten und sie hatten bei Weitem nichts, was den Teufel auch nur ansatzweise verletzen konnte.

„Ihr habt Jenna. Sie ist die Verbindung zwischen Himmel und Hölle, das Gleichgewicht und sie ist so unfassbar wichtig. Sie kann Engel und Dämonen töten. Andras hat es am eigenen Leib erfahren, wie gewaltig und verletzend das Feuer und damit Jennas stärkste Kraft sein kann.", sprach Lethe ruhig.
„Dafür, dass du weggesperrt warst, hast du ja eine Menge mitbekommen!" Andras ging auf den Engel zu und blieb direkt neben ihr stehen. Ihre hellblauen Augen leuchteten den Dämon an und genau wie bei Jenna haben diese Augen es ihm angetan.
„Es wird viel geredet und ich höre halt gerne zu." Lethe zuckte mit den Schultern, als sie den Abstand zu Andras erhöhte und wieder in Stephens nachdenkliches Gesicht sah.
„Gott hat den Träger der Elemente nicht umsonst vor über Tausenden von Jahren auf die Erde gelassen. Jenna ist nur eine von vielen Wiedergeburten. Eine von vielen, die dasselbe Schicksal wie sie tragen werden und ausgerechnet Jenna hat die Zeit erwischt, an denen sie Unglaubliches vollbringen muss. Sie muss Luzifer töten." Ernst sah Stephen zu seinem besten Freund, der immer noch dastand und zuhörte. Doch als Wong den Blick des Magiers nickend erwiderte, wusste Stephen, dass er die richtige Wahl getroffen hatte. Es musste so sein, es war seine Chance, Jenna zurückzubekommen. Fest entschlossen sah Stephen zu der rothaarigen Frau, die ihn sanft anlächelte und auf seine Antwort wartete. Andras war endlich einmal ruhig und war ebenfalls gespannt, wie der Magier sich entscheiden würde. Doch als Stephen kurz zu dem Dämon sah, fing dieser breit an zu grinsen, der Magier hatte eine Entscheidung getroffen.
„Einverstanden!", antwortete Stephen und entschlossen nickte der Engel diesem zu, als sie genauso schnell verschwand, wie sie aufgetaucht war.

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