☆Light - 15☆
Vier Tage waren vergangen und langsam war Jenna auf dem Weg der Besserung. Zumindest so weit, dass Stephen auf Wunsch seiner Freundin zurück in die Schule kehrte. Er kümmerte sich liebevoll um sie, doch musste er auch seinen anderen Pflichten nachgehen. Während er gedankenverloren durch die Gänge der Schule lief, dachte er an die letzten Wochen. Sie waren anstrengend. Erst der Kampf gegen Thanos und dann der Vorfall mit der Dämonin. Es würde nie ein Ende geben. Stephen hatte sich genau wie die anderen Magier darauf eingelassen, dass sein Leben jetzt immer so ablaufen würde. Von der einen Bedrohung bis hin zur nächsten war es nur eine Frage der Zeit, wann sie stattfinden würde. Nicht aber, ob sie wirklich passieren sollte.
"Dr. Strange. Ich hoffe, Jenna geht es so weit gut?" Stephen blieb stehen und drehte sich verwundert zu der Stimme um. Woher wusste ein Schüler über sein Privatleben Bescheid? Wobei ihm in genau dem Moment einfiel, dass man ja alles in den Medien verfolgen konnte. Er hatte eine Gruppe Schüler vor sich stehen, die ihn respektvoll musterten. Josh, ein Junge im Abschlussjahrgang, hatte ihm die Frage gestellt. Er war ein guter Schüler. Ähnlich wie der Doktor selbst. Ehrgeizig, auch wenn ihm alles schwerer fiel als den anderen. Doch genau wie bei Stephen damals war Josh nicht faul. Er trainierte stundenlang, um am Ende des Tages nicht hinterher zu hängen.
"Ja, ihr geht es gut.", antwortete der erfahrene Magier kühl und sah dabei von seinen Schülern ab. Josh war fasziniert von Dr. Strange und seiner Art. Auch wenn er etwas merkwürdig erschien, gab es kein Tag, an dem Josh an seinem Lehrer zweifelte. Er war sein großes Vorbild und dieser hatte ihm schon viel beigebracht. In schweren Zeiten war er für ihn da gewesen und irgendwie wollte Josh sich erkenntlich zeigen. Auch wenn er erst halb so alt war wie sein Vorbild. Nervös strich er über sein zurückgebundenen Zopf, da einzelne dunkelblonde Strähnen sich gelöst hatten. Gelangweilt musterte Stephen seinen Schüler, wartete kurz auf eine erneute Reaktion. Jedoch nicht zu lange, ihm war nicht nach einer Unterhaltung zumute."Ihr entschuldigt mich." Mit wehender Kluft kehrte der Doktor seinen Schülern den Rücken zu, stoppte allerdings in seiner Bewegung, als er Joshs kräftige Finger auf seiner Schulter spürte."Doktor Strange, wenn sie unsere Hilfe brauchen. Ich meine. Wir werden für sie und das Kamar Taj da sein!" Auch wenn Stephens Blick nicht sonderlich viel Reaktion versprach, war er stolz auf seine Schüler und dankend nickte er diesen zu. Josh wusste das diese kleine Geste viel zu bedeuten hatte, während er seinem Meister hinterher sah, fiel ihm ein Stein vom Herzen.
Stephen lief nun strammen Schrittes auf die Bücherei zu. Er wollte sich bei Wong erkundigen, ob er schon etwas über den Übergriff herausgefunden hatte. Wieso es vor allem geschah und warum? Dass die Dämonin aus Rache gehandelt habe, klang für den Magier alles andere als logisch. Dies hätte sie besser in den ganzen 5 Jahren tun können, an denen die halbe Menschheit verschwunden war. Wieso gerade jetzt? Er konnte es sich nicht anders erklären, als dass es einen unmittelbaren Zusammenhang dazu gab und das versuchten er und Wong nun herauszufinden. Wäre da nicht ein klitzekleines Problem, was Stephen schon wieder völlig vergessen hatte.
Schwungvoll öffnete er die schwerfällige Tür und blickte in ein erstauntes Gesicht. Wandas Blick erhellte sich, als sie Stephen erkannte und lächelte diesen freundlich an.
"Guten Morgen, Dr. Strange!", begrüßte die Hexe ihn nett und verwundert sah der Magier sich um. "Morgen, wo ist Wong?", nuschelte Stephen mürrisch und ließ sich an einen großen Tisch nieder. Wong und Wanda hatten bereits einige Schriften herausgesucht und waren fleißig Notizen am schreiben, über diese Stephen direkt ein Blick werfen wollte. "Er meinte, er habe vergessen, das er ein paar Schülern noch etwas zeigen wollte. Da sie sowieso kommen wollten, sollte ich hier auf sie warten.", erklärte Wanda vorsichtig. "Verstehe.", murmelte Stephen kühl. So richtig wusste Wanda noch nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Er faszinierte sie auf seine eigene und merkwürdige Art und Weise. Sein arroganter Charakter schreckte ab, aber immerhin wusste Wanda ja auch, was dieser in der letzten Zeit durchgemacht hatte. Er hatte Angst, genau wie sie. Nämlich angst alleine zu sein mit dem Unterschied, dass Wanda nach dem Kampf gegen Thanos wirklich alles verloren hatte, was ihr so viel bedeutet hatte. Sie war verwirrt über ihre eigenen Gefühle und hatte den Verlust noch nicht verarbeitet. Weshalb sie nicht verstehen wollte, was sie geritten hatte, das Kamar Taj mit dem arroganten Magier aufzusuchen. Vielleicht war es seine gewisse Ausstrahlung, die sie spürte. Oder doch die Faszination seiner besonderen Kräfte.
Während Wandas Blick unauffällig über den Doktor glitt, blieb sie an seinem markanten Gesicht stehen. Oder waren es diese scharfen Gesichtszüge, die unglaublich faszinierenden Augen oder doch die grauen Schläfen, die sie bei älteren Männern so attraktiv fand?
Stephen sah von den Notizen auf und bemerkte, wie die junge Frau ihn leicht schmunzelnd beobachtete. Augenblicklich erwachte Wanda aus ihrer Trance und strich sich nervös durch die Haare. Mit verschränkten Armen hinter dem Rücken lief Stephen um den Tisch und tat so, als hätte er ihre Blicke nicht bemerkt.
"Ihr habt gute Arbeit geleistet, doch einen vernünftigen Zusammenhang scheint es ja nicht zu geben. Dennoch glaube ich nicht, dass es einfach Zufall war, dass die Dämonin Jenna angegriffen hat. Warum hätte sie das in diesem Moment tun sollen?", überlegte er Laut und strich dabei über sein Kinn. "Wahrscheinlich, weil Jenna schwach war!", warf Wong, der in diesem Moment in die Bücherei trat, in den Raum. Fragend sah Stephen zu seinem besten Freund. "Wie meinst du das?"
"Na ja. Ihr habt euch gestritten, seid im Streit auseinandergegangen und höchstwahrscheinlich war Jenna traurig und verwirrt." Wong kam um den Tisch gelaufen und setzte sich gegenüber von Stephen auf einen der Stühle.
"Du weißt selber, wie sie damals war, als sie zu uns gekommen ist, schwach und untalentiert. Mal davon abgesehen, dass ihr das Training fehlte, was war ihre größte Schwäche?" Auch Wanda hörte gespannt zu und wechselte ihren Blick immer wieder zwischen dem Doktor und dem Asiaten. Stephens Blick verdunkelte sich, als er die Frage auf sich wirken ließ. "Sie stand sich selbst im Weg. Ihre eigenen Gefühle und die Angst zu versagen, machten sie schwach.", erwiderte Stephen, als er verstand, worauf Wong hinauswollte. "Und diese Schwäche wird immer ein Problem bleiben, solange sie nicht lernt, damit umzugehen. Wenn sie von ihren Gefühlen geleitet wird, werden andere immer einen Weg finden, sie zu bezwingen.", erklärte Wong weiter. "Ja, wahrscheinlich hast du recht.", stimmte Stephen seinem Freund zu.
"Also glaubt ihr, dass dieser ganze Angriff nur der Rache galt und die Chance einfach passend war?", mischte Wanda sich ins Gespräch ein. "Ich gehe stark davon aus, denn sollten die Dämonen tatsächlich einen Plan haben, hätten wir es doch merken müssen. Oder nicht?", überlegte Wong und nachdenklich hörte Stephen diesem zu. Es klang logisch, doch wahrhaben wollte der Doktor es immer noch nicht. Irgendetwas sagte ihm, dass es etwas anderes war, weshalb sie Jenna ausgerechnet jetzt angegriffen hatten. Gedankenverloren griff Stephen in seine Tasche und tastete mit seinen Fingerspitzen nach der kleinen Schatulle. Zu lange trug er den Ring schon mit sich herum, doch einen richtigen Moment würde es nie geben. Während der Doktor an seine Freundin dachte und Wongs Aufmerksamkeit mal wieder nur Wanda galt, bemerkte niemand, wie ein Schatten über den Boden huschte und auf einen der alten Ledersessel zu steuerte. Langsam formte sich aus Rauch eine menschliche Form und gelangweilt verschränkte der Dämon seine Beine übereinander.
"Meine Schwester hat noch nie etwas spontan veranstaltet, dafür ist sie nicht klug genug.", erhellte Andras Stimme den Raum und augenblicklich sprangen alle Anwesenden auf. Stephen und Wong formten ihre Schilde und auch Wanda nahm verwirrt ihre Angriffsposition ein.
"Hey, ich wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen.", lässig stand der blonde Dämon vom Sessel auf und schien die Situation nicht sonderlich ernst zu nehmen. Dies änderte sich jedoch schnell, als Stephen den Dämon mit einem Zauber an die Wand schleuderte und rote Strahlen um Andras Gelenke gewickelt wurden.
"Wie zur Hölle kannst du am Leben sein? Wir haben dich verbannt und in den Käfig gesperrt!", konfrontierte Stephen seinen Feind. "Ich sagte ja bereits, Nakaa macht nie etwas ohne einen Plan."
Fies lächelte Andras den Doktor an und am liebsten hätte er sich jetzt einfach aus den Fesseln befreit und wäre ihm an den Hals gesprungen. Er hasste den Magier, er hasste ihn bis aufs Blut, doch eine Wahl hatte der Dämon nicht. Jenna hatte sich für den arroganten Magier entschieden, nicht für ihn. Es würde ihr das Herz brechen, sollte er diesem Zauberer das antun, was er seiner Schwester angetan hatte. Er tat das alles hier nur für Jenna.
"Warum sollten wir dich jetzt nicht auf der Stelle töten?", zischte Stephen den Dämon an und spürte die Wut, die in ihm aufkam.
"Weil wir seine Hilfe brauchen, Stephen!" Verwundert drehte der Doktor sich um und sah in Jennas blaue Augen. "Wie bitte?" Stephens Stimme zitterte und Andras fing dämlich an zu grinsen. Auch Wong und Wanda verstanden die Welt nicht mehr. Vor einer ganzen Weile konnte sich niemand einen schlimmeren Feind vorstellen und auf einmal sollte er ihnen helfen? Etwas, was Stephen nicht verstehen wollte.
"Jenna, du bist noch zu verwirrt. Hat er dir etwas angetan?", wechselte Stephen das Thema. "Mir geht es gut. Gib ihm Zeit, es zu erklären. Vertraue mir."
"Er bekommt Zeit zum Erklären, soll er jetzt anfangen." Stephens Stimme wurde hysterischer, seine Freundin war völlig übergeschnappt. Das konnte nicht ihr Ernst sein!
"Erst wenn du ihn befreist! Sollte das stimmen, was er sagt, wird er unser kleinstes Problem sein." Jenna verschränkte ihre Arme vor der Brust und blieb zwischen Andras und dem Doktor stehen. Wütend sah Stephen an seiner Freundin vorbei zu dem Dämon. Andras sah ihn verachtend an und dessen weiße Augen bohrten sich sein Fleisch. Stephen spürte an seinen Fingern die kleine Schachtel und sanfter sah er zurück zu Jenna. Sie schenkte ihm ein Lächeln. Er sollte ihr doch einfach nur vertrauen.
"Also gut auf deine Verantwortung.", mürrisch löste Stephen die Fesseln und elegant richtete Andras sich auf. Stephen konnte es nicht fassen, das so eine Ausgeburt der Hölle den heiligen Boden betrat und er es tatsächlich zulassen musste. Doch als er Jennas Hand um die seine spürte, wusste der Doktor, dass er das Richtige getan hatte. Verliebt vergaß er für einen Moment das Geschehene um sich herum und schenkte ihr ein Lächeln. Beide bemerkten nicht die eifersüchtigen Blicke Andras und Wandas auf ihrer Haut, bis Jenna sich von ihrem Freund löste und allen Anwesenden zu verstehen gab, sich an den großen Tisch zu setzen. Wohl war ihnen nicht, während der Dämon mit diesen unnatürlich weißen Augen jeden Einzelnen musterte und zu durchlöchern schien. Dabei jedoch stets grinste.
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