•1 - Die beste Freundin•
Liebe J,
Ich wollte dir schon lange mal einen Brief schreiben - an deinem letzten Geburtstag, dann habe ich Zitate, die mich an uns zwei erinnern lieber anders verschenkt.
Wir wohnen in der selben Straße, waren aber in unterschiedlichen Kindergärten, also war ich das Mädchen, das dir immer gewunken hat und du die, die das nicht erwidert hat.
In der Grundschule waren wir in einer Klasse und irgendwie auch in einer Clique - soweit man das in der Grundschule so nennen kann. Wir sind zu fünft auf den Linien auf dem Sportplatz gelaufen, haben Regenwürmer nach dem Regen gerettet und Bibi Blocksberg zusammen gespielt (Du warst Barbara Blocksberg, ich Flauipaui).
Aber abseits von der Grundschule haben wir uns fast nie getroffen.
Als wir in die 5. Klasse gekommen sind, bist du weggezogen, aber du kannst dir meine Freude nicht vorstellen, als es im 2. Halbjahr der 6. Klasse hieß, dass du zurück kommst, an meine Schule und in meine Klasse, weil du auch Latein gewählt hast.
Unsere Freundschaft ist aufgeblüht und auch als H., die dritte im Bunde ging, waren wir so eng wie eh und je.
Es hat uns nicht geschadet, dass wir irgendwann in unterschiedlichen Klassen waren - es wurde sogar besser.
Ich liebe es, wenn wir mit deinem kleinen Bruder und deinem Hund im Wald spazieren gehen, wenn wir die Nacht durchmachen, riesige Plakate für Referate machen, Betrunkene mit der Wasserpistole beschießen, damit sie nicht an die Kirchenmauer pinkeln, über Bücher reden, sie uns gegenseitig ausleihen, ich dir Serien oder Lieder empfehle und wir zusammen fangirlen.
Für uns beide kommt die Familie als allererstes und für uns beide ist es irgendwie schon so, als wäre die Familie des anderen eine Art Zweitfamilie.
Für uns beide sieht die Wichtigkeitsrangliste so aus, dass erst unsere Familie kommt, dann du/ich, dann lange nichts.
Wir haben das gleiche superhässliche Nachthemd, den gleichen Liedergeschmack und lieben beide Milka-Chai-Latte.
Immer, wenn es mir nicht gut geht, merkst du es und ich kann dich zumüllen, so viel ich will, du bist für mich da.
Ich bin nicht die beste zum Ratschläge geben - wie du es bei mir tust - ich bin eher so die Zuhörerin, aber darum ergänzen wir uns so gut.
Weil du gut organisiert bist und ich so pseudomäßig, weil du mehr redest und ich weniger, weil wir uns alles anvertrauen können.
Und dafür danke ich dir. Du bist die Einzige, mit der ich nach der Schule noch Kontakt haben möchte, von der ich hoffe, dass wir uns nie aus den Augen verlieren.
Dafür danke ich dir.
L.
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