Ein Schritt nach vorne



In dieser Wohnung fühlte ich mich auf Anhieb wohl. Die Vermieterin war gerade eben gegangen, zusammen mit dem unterzeichneten Vertrag. Ich zahlte 120.000 Jewel für dieses Prachtstück. Man betrat ein relativ großes Zimmer, rechts neben der Tür war eine Küchenzeile, knapp einen Meter davon entfernt befand ich eine Theke, die auch als Esstisch fungierte und praktisch Küche vom Wohnbereich trennte. Geradeaus in einer Linie mit der Wohnungstür gab es eine Treppe, über die man in das Atelier gelangte. Eigentlich war es eher eine Zwischendecke, die über das halbe Zimmer ging. Quasi ein Balkon in der Wohnung. Rechts gab es noch ein Badezimmer und daneben ein Schlafzimmer. Badewanne, Dusche und Fenster! Die Wand im Wohnzimmer gegenüber der Wohnungstür war eine einzige Fensterfront. Glücklicherweise hatte ich eine Eck-Wohnung ergattern können. In der Wohnung stand bislang allerdings nicht viel Mobiliar: Ein Eck-Sofa, die Küchen- und Badezimmereinrichtung. Also nicht vielmehr, als ich bei Fried besessen hatte. Bevor ich noch irgendetwas anderes tat, stellte ich mich an die Küchentheke und schrieb einen Brief an meine Eltern. Es war erst der zweite Brief. Damals hatte ich ihnen offenbart, dass ich endlich frei war und Fairy Tail beigetreten war. Noch hatte ich nichts von ihnen gehört, aber vielleicht jetzt, wenn sie diesen Brief lasen:


Liebe Mutter, Lieber Vater,


es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. In den letzten Jahren habe ich nicht viel von mir hören lassen, aber ihr versteht sicher, dass das nicht möglich war. Diese Menschen haben mich gefangen gehalten. Aber ich habe immer nur an euch und meine Geschwister gedacht. Hoffentlich ist es euch gut ergangen, solange euch nichts passiert ist, weiß ich, dass es wenigstens nicht umsonst war. Inzwischen habe ich eine eigene Wohnung in Magnolia gefunden. Danke für das Startkapital, die zukünftigen Mieten werde ich selbst zahlen, versprochen. Auch wenn ihr immer gesagt habe, dass ich es haben soll für „später" möchte ich nicht alles Geld, was ihr für mich angedacht habt, aufbrauchen. Sobald ich kann, werde ich euch besuchen kommen. Ich vermisse euch unendlich. Im Moment arbeite ich sehr hart an mir, meine Kräfte haben sich weiterentwickelt und in Fairy Tail bekomme ich Hilfe. Aber jetzt muss ich mich auf Arbeit, also Aufträge konzentrieren, aber das Geschäft mit den Aufträgen ist in allen Gilden gleich. Das wisst ihr schließlich am Besten.  

Auf bald,

eure Catherine


Irgendwie hätte ich gedacht, dass nach 7 Jahren mehr in einem Brief an meine Eltern stehen würde. Schon irgendwie traurig. Aber ich wollte nicht, dass sie wussten, was ich in der Vergangenheit getan hatte. Auch wenn ich es für sie getan hatte, sie wären sicher enttäuscht. Hoffentlich  würden sie auf diesen Brief antworten. Am Besten wäre es direkt den Brief wegzubringen und meine Klamotten von Fried zu holen. Dann würde ich mich an ein paar einfachen Aufträgen versuchen, um mir etwas an Möbeln zuzulegen. Guter Laune machte ich mich auf den Weg, ziemlich schnell fand ich einen Briefkasten, allerdings hatte ich nun keine Ahnung mehr, wo genau ich war. Möglicherweise hatte ich doch länger gebraucht, als es mir vorgekommen war. In welcher Richtung lag denn nun wieder Fairy Tail? Oder Frieds Wohnung? Oder meine??? Unsicher machte ich mich auf den Weg. Zur Not könnte ich bestimmt wen nach dem Weg fragen. Die Gilde war schließlich bekannt.

Gesagt – getan.

Dorthin wo ich die Innenstadt vermutete, entweder lag es an der Tatsache, dass ich mich verlaufen hatte, oder dies war wirklich eine zwielichtige Gegend. Suchend sah ich mich um, vielleicht gab es hier auch irgendwo eine Karte? Direkt vor mir kam eine Gruppe Männer aus einer Gasse; als einer von ihnen mich sah, brachte er alle anderen zum Stoppen. Sie folgten seinem Blick. Wer weiß, vielleicht sehen die gar nicht mich an, sondern irgendetwas hinter mir? Als würde ich tatsächlich daran glauben und keine Angst haben, ging ich weiter. Doch als ich auf einer Höhe mit denen war, bestand kein Zweifel mehr: „Hey Kleine! Was treibst dich denn in unsere Gegend? Du scheinst was zu suchen. Doch wohl nicht uns? Dein Glückstag würde ich sagen.", das dreckige Grinsen, das jedem von ihnen im Gesicht klebte, sagte mir genau, dass es keine gute Idee war auch nur eine Sekunde länger an Ort und Stelle zu bleiben.

Einer der Männer hatte eine Eisenstange in der Hand, was die anderen konnten, wollte ich gar nicht erst wissen.

Ohne zu überlegen sagte ich: „Tatsächlich? Eigentlich suche ich jemand ganz anderes. Verzeihung, aber ich bin schon spät dran.", damit wollte ich vorbeigehen.

Natürlich machten sie es mir nicht so leicht. Sie stellten sich erneut vor mich. Ehrlich gesagt hatte ich auch nicht wirklich daran geglaubt, dass ich so einfach davonkommen würde. Ohne eine weitere Sekunde zu zögern, brach ich durch die zwei Kleinsten und rannte so schnell ich konnte. Vom Weg hatte ich zwar noch genauso viel Ahnung wie vorher, aber wen kümmerte das jetzt? Auch wenn ich meine Magie nun besser im Griff hatte, war das mit dem einsetzen noch einmal eine ganz andere Sache. Selbst wenn ich es versuchen würde, wo war die Manipulation von Gefühlen bitte zum Kampf geeignet? Erneut bog ich in eine Straße ab, doch ich konnte sie nicht abschütteln. Sowie ich erneut eine Seitenstraße nahm, erkannt ich eine: „KATZE!!!"

Im letzten Moment sprang ich über das kleine Wesen, um es nicht niederzutrampeln. Leider stolperte ich, anstelle einer eleganten Landung. Ich betrachtete die Katze, sie schien mich schockiert anzusehen. Dann knallte ich gegen jemanden. Für einen Moment blinzelte ich verwirrt. Erst dann hob ich den Blick, ich hing in den Armen eines blonden Typen. Das Fell an seiner Weste war flauschig und unter anderen Umständen hätte ich mich definitiv mehr damit befasst: „Ähm...", ich richtete mich auf, sah über meine Schulter und erkannte die Schatten meiner Verfolger „Tut mir leid.", sofort rannte ich los, kam allerdings nicht gerade weit.

Mein Handgelenk war noch immer im Besitz vom blonden Typen: „Wohin so eilig?"

Verdammt!

War er also auch einer von denen? Panisch sah ich zu, wie der Rest sich versammelte. Der Blick von Flauscheweste ging zu den anderen: „Was ist'n hier los?"

„Die Kleine da gehört uns!"

„Ach ja?"

Der Typ ließ meine Hand los und wandte sich gänzlich meinen Verfolgern zu: „Irgendwie macht sie nicht den Eindruck, als wäre sie begeistert von euch alten Säcken."

Ich bekam das nur auf halbem Ohr mit, denn die orange Katze war an mich herangetreten: „Mach dir keine Sorgen, Sting macht die Typen in Null Komma Nichts fertig!"
„Sting?", fragte ich den Kater und sah zu meiner scheinbaren Rettung, dann wieder zum Kater. Er trug ebenfalls eine Weste. Wenn ich nicht von Happy gewusst hätte, dann würde ich mich wahrscheinlich mehr über dieses Exemplar wundern. Aber im Moment fragte ich mich nur, ob Happy wohl als Exhibitionist gewertet wird, weil er keine Klamotten trug.

„Sting ist super stark!", er ballte seine kleine Pfote und zeigte seinen 'Bizeps' „Sting ist nämlich ein DragonSlayer. Du musst also keine Angst haben."

Ich blinzelte ihn an, irgendwie war ich von diesem Kater so abgelenkt, dass ich vollkommen vergessen hatte Angst zu haben.

„Alles in Ordnung?", mein Blick wanderte von dem Felltierchen zur Quelle der Stimme. Wieder der Blonde... Sting... die Kerle, die mir gefolgt waren, waren nicht mehr zu sehen. Allerdings sah man einige Spuren eines Kampfes, wie hatte ich das denn bitte nicht mitbekommen können? Beide sahen mich an, ganz so als würden sie etwas erwarten.

„Hallo?", der Kater winkte.

Oh richtig: „Vielen Dank.", ich verbeugte mich halb, meine Haare fielen von meinem Kopf herab, sodass ich nicht mehr als unsere Schuhe sehen konnte.

„Na das überrascht mich jetzt.", kommentierte Sting. Augenblicklich richtete ich mich auf.

„Du bist ein Mitglied von Fairy Tail?"

Lag es an mir oder wirkte sein Blick misstrauisch?

„Äh i-ich... noch nicht lange."

„Du bist bei Fairy Tail, warum hast du dich dann nicht gegen diese schmierigen Typen zur Wehr gesetzt?"

Mir stieg die Röte ins Gesicht, weshalb ich schüchtern fort sah: „Ähm...", meine Antwort kam ganz kleinlaut „Ehrlich gesagt bin ich nicht... m-meine Magie...", mir wurde bewusst, wie unnütz ich in einem Kampf oder auf einer Mission wäre. Jetzt sah ich ihm direkt in die Augen: „Ich kann mit meiner Magie im Kampf nichts ausrichten. Aber in Fairy Tail werde ich das ändern." hoffentlich fügte ich in Gedanken hinzu.

Sein Lächeln war so unglaublich sympathisch, dass es mich aus der Bahn warf: „Von einem Magier aus Fairy Tail hätte ich nichts Anderes erwartet. Freut mich dich kennen zu lernen, ich bin Sting.", er deutete auf den Kater „Das ist Lector, wir sind aus Sabertooth."

„Freut mich ebenso. Ich bin Catherine. Catherine Bolt. Aber sag mal... wenn du Fairy Tail kennst, dann kannst du mich doch sicher zur Gilde bringen, oder?"
Meine Aussage verdutzte ihn nicht schlecht: „Weißt du es denn nicht selbst?"

Ohne ihn anzusehen, schüttelte ich den Kopf: „Leider habe ich erst heute die Möglichkeit bekommen alles zu sehen."

„Was meinst du?"

„Bislang bin ich nur mit verbundenen Augen durch Magnolia gelaufen. Darf ich dich bitten mir zu helfen?"

„Erzählst du mir, was es mit den verbundenen Augen auf sich hat, wenn ich dich hinbringe?"

„Sicher doch.", verträumt blickte ich zum Kater herunter.

„Tze.", er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und ging los, statt auf Sting zu warten, folgte ich dem kleinen Tier. Sogar er kannte den Weg, jetzt kam ich mir erst recht bescheuert vor. Der Himmel über der Stadt war rot gefärbt, wirklich wunderschön – Magnolia. Erstaunlich wie weit der Tag inzwischen fortgeschritten war...

„Also? Wie war das jetzt mit deinen Augen?"

Verdammt! Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft, dass Sting vergessen würde nachzufragen.

„Ähm... Du sagtest doch, dass du Fairy Tail kennst. Dann hast du wahrscheinlich auch schon von den Raijinshuu gehört. Sie alle können ihre Augen zum Einsatz von Magie einsetzen.", er nickte, dann sprach ich weiter „Nun, mir ist es ebenfalls möglich. Leider nicht kontrolliert. Aus diesem Grund habe ich meine Augen verschlossen, damit ich kein Unheil anrichte. Heute ist der erste Tag, an dem ich gefahrlos durch die Stadt laufen konnte.", ich seufzte „Na ja zumindest gefahrlos für andere."

Er lachte: „Das finde ich gut. Sag mal, was genau machst du denn so Verhängnisvolles mit deinen Augen?"

Locker schüttelte ich den Kopf: „Die Abmachung war: Du bringst mich zur Gilde, ich sage warum meine Augen verbunden waren."
Wieder lachte er: „Aber wir sind doch da."


Ich blickte nach vorn und sah, dass wir direkt vor dem Gebäude standen. Siedend heiß fiel mir etwas ein, sodass ich meine Augen aufriss: „Ah! Verdammt!", panisch versuchte ich den Stand der Sonne zu finden „Mist! Ich bin hoffentlich pünktlich! Äh, lass uns ein andermal darüber reden. Vielen, vielen Dank Sting. Natürlich auch dir Lector.", ich wuschelte den Kopf des Katers und stürmte ins Gebäude.

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