8. Eine gute Entscheidung?
Am nächsten Tag wachte ich auf. Es war sehr früh und unter der Woche. Normalerweise wartete ich immer bis meine Adoptiveltern weg waren, da ich sie nie als meine Eltern angesehen habe. Doch ich hatte auch keine richtigen mehr, also versuchte ich sie ab jetzt als meine neuen anzusehen.
„Guten Morgen", rief ich als ich runter kam und versuchte ein kleines Lächeln aufzusetzen.
Meinem Adoptivvater fiel vor Verwunderung der Löffel ins Müsli und meiner Mutter blieb nur der Mund offen stehen, als sie mich erblickten.
„Yuki? Bist du es wirklich?", fragte die schwarzhaarige Frau verwundert. Ihre Verwirrung war nur zu gut zu verstehen. Seit ich hier war hatte ich noch nie mit den beiden gefrühstückt und vielleicht insgesamt 10 Sätze mit ihnen in den zwei Jahren gewechselt.
„Ja, ich wollte nur mit euch frühstücken wenn ich darf", zwang ich mich weiter zu einem aufgesetzten Lächeln.
Kurz blieb es weiter still und die beiden starrten mich an als wär ich ein Alien vom Planeten X.
„Klar, natürlich darfst du", sagte mein Vater mit einem leichten Lächeln doch die Verwirrung sah man ihm noch mehr als deutlich an.
Nickend setzte ich mich zu ihnen an den Tisch.
Da ich keine Ahnung hatte was ich sonst essen sollte, machte ich mir wie mein Vater ebenfalls eine Schüssel mit Müsli und Milch.
„Sag mal Yuki?", sprach mich meine Muter vorsichtig an.
„Hm", murmelte ich mit vollem Mund und drehte meinen Kopf zu ihr.
„Wie kommt es, dass du auf einmal mit uns isst?"
Ich schluckte mein Essen herunter und antwortete ihr:" Ich hab aufgegeben nach meiner Vergangenheit zu suchen und akzeptiere wie es jetzt ist."
Schnell aß ich den Rest meines Müslis auf und trank die Milch aus.
In der Küche stellte ich meine Schüssel noch in die Spülmaschine, dann ging ich Richtung Haustür.
„Bis später!", rief ich, zog meine Schuhe und Jacke an und verließ daraufhin das Haus.
Mein Ziel war das Geheimversteck der Gang.
Als ich dort war, sah ich mich nach Kazutora um.
Nicht weit vom Eingang sah ich ihn bei ein paar anderen Jungs die teilweise Bierflaschen in der Hand hielten.
„Komm mal kurz", zupfte ich ihn behutsam am Ärmel. Erst sah er verwirrt aus, doch als er sah, dass ich es war bildete sich ein warmes Lächeln auf seinen Lippen.
„Klar", antwortete er und lief hinter mir her. Wir gingen nach draußen.
Erwartungsvoll blickte mich der Junge mit seinen gelben Augen an.
Mit leichter Röte sah ich an ihm vorbei.
„Was wolltest du denn von mir?", fragte er nach, nachdem wir nun schon länger so standen, ich aber keinen Ton herausbekommen hatte.
*Ich muss es wohl tun*
Langsam kam ich auf ihn zu. Stellte mich auf die Zehenspitzen, schloß meine Augen und legte meine Lippen auf seine.
Ich merkte wie er kurz erschrocken zusammen zuckte, doch dann lächelte er in den Kuss. Seine Arme schlangen sich sanft um meinen Körper und zogen ihn noch näher zu sich.
Als wir uns lösten, hielt er seine Arme immer noch fest um mich geschlungen. Leicht grinste er mich an.
„Wie kommt's denn jetzt dazu?".
„Ich hab nachgedacht", begann ich, sah ihn dabei aber nicht an. „Ich will nichts mehr von meiner Vergangenheit wissen. Aber etwas in mir drin liebt dich, auch wenn mein Kopf nicht weiß was. Auf jeden Fall bin ich ohne dich unglücklich und du ohne mich, also wäre es so am besten", murmelte ich.
Sanft umarmte er mich.
„Ich bin froh darüber. Ich werde dich für immer beschützen, das kannst du mir glauben."
Den ganzen Tag verbrachten wir zusammen. Ich bemerkte sofort einen Unterschied an seinem Verhalten, wie ich es mir dachte war er viel glücklicher als sonst.
Meine Wenigkeit dagegen stand mit aufgesetzten Lächeln daneben und redete sich immer wieder ein das Richtige getan zu haben.
„Wollen wir nach Hause gehen?", nuschelte er in meinem Nacken, während er mich von hinten umarmte. Inzwischen war es schon spät geworden und ich konnte mir mein Gähnen kaum noch verkneifen, wahrscheinlich war ihm das aufgefallen.
Müde nickte ich und stand von einem der Stühle auf. Wir verabschieden uns noch von den anderen Jungs, dann gingen wir.
„Wollen wir zu mir?", fragte ich Kazutora.
Der Junge nickte lächelnd und griff nach meiner Hand. Sofort kribbelte mein ganzer Körper.
*Bestimmt war es die richtige Entscheidung*, sagte ich zu mir selber.
Als wir durch den Park gingen kamen uns zwei Typen in schwarzer Uniform entgegen. Auf ihre Jacken waren goldene Schriftzeichen gestickt.
*Wahrscheinlich auch von einer Gang.*
Nervös drückte Kazutora seine Hand kräftiger.
„Yuki, schnell, verschwinde!", zischte er mir leise zu. Die beiden Kerle ließ er dabei nicht aus den Augen. Sein Blick glitt stur gradeaus.
Er meinte seine Aussage toternst, so hatte ich ihn noch nie gesehen.
Ohne zu wiedersprechen nickte ich und lief zu den nächstgelegenen Büschen um mich dahinter zu verstecken. Von hier aus beobachtete ich das weitere Geschehen.
Kazutora blieb angespannt stehen und die beiden Jungen blieben ebenfalls in einem Meter Abstand vor ihm stehen. Sie hatten beide blonde Haare, der eine war einen halben Kopf kleiner als Kazutora, der andere dagegen war bestimmt einen Kopf größer.
„Bist du schon so schnell über meine Schwester hinweg, dass du jetzt die nächste Missbrauchen kannst", raunte der Kleinere ihm mit kalten Blick zu.
„Halt die Fresse, das ist alles deine Schuld!", regte sich Kazutora darüber auf.
„Hä? Redest du immer noch so einen Scheiß", knurrte der Kleinere und ging einen weiteren Schritt auf ihn zu.
„Lass ihn Mikey, das streiten ist es nicht wert", hielt der andere Blonde ihn auf.
„Auf wessen Seite bist du eigentlich Kenny?!", war der Junge deutlich verärgert über das Verhalten seines Freundes.
*Was geht denn da ab?! Sicher, dass ich hier bleiben soll?*
Er ging weiter auf Kazutora zu. Als er auf gleicher Höhe mit ihm war hörte ich ihn nur:" Irgendwann bring ich dich um!", raunen, dann ging er mit dem Langen an ihm vorbei.
*Ich schluckte hörbar*.
Als die beiden außer Sichtweite waren, lief ich auf meinen Freund zu. Er zitterte immer noch etwas, ob vor Wut oder Angst konnte ich nicht sagen, vielleicht war es auch eine Mischung aus beidem.
„Alles gut?", fragte ich ihn.
Er nickte wortlos.
„Was meinte der Kerl eigentlich mit missbraucht? Hast du seine Schwester vergewaltigt?"
„So ein Quatsch!", schrie er mich sauer an.
„Ich würde nie einem Mädchen weh tun!"
„Und was war dann?", hob ich die Augenbraue.
Er seufzte genervt.
„Ich war mit ihr vor dir zusammen, aber sie hat mich reingelegt und ihrem Bruder Lügengeschichten erzählt, seitdem will er mir mit allem schaden und erzählt Lügen über mich. Außerdem ist er der Anführer von Baji's Gang, deswegen kann ich ihn nie sehen."
„Was ein Arsch", brummtet ich.
„Lass uns einfach nach Hause", murmelte der Junge leise und lief weiter.
Auf dem Weg dachte ich weiter nach. Erst im Nachhinein war mir aufgefallen, dass er der Blonde von damals war, der Takemitchy aus dem Unterricht holte.
Er kam mir damals schon so bekannt vor, aber ich wusste nicht wo ich ihn einordnen sollte.
*Wahrscheinlich hatten wir früher schon immer Ärger mit ihm*, schien es mir als die logischste Antwort.
Als wir bei mir zuhause ankamen waren meine Eltern nicht da.
Auf dem Tisch lagen dafür ein paar Yen Münzen und ein Zettel:
Hallo Yuki,
wir sind im Kino und kommen erst sehr spät nach Hause, bestell dir am besten eine Pizza, haben dich lieb.
„Pizza?", fragte ich meine Begleitung.
Dieser nickte. Zusammen suchten wir uns einen Lieferdienst raus und überlegten welche Pizza wir nehmen sollten.
Kazutora nahm eine mit Salami und ich eine mit Schinken. Nachdem ich den Anruf mit dem Pizzaboten beendet hatte, machten wir es uns auf dem Sofa bequem.
„Wollen wir einen Film schauen?", fragte ich den Jungen.
„Ja, such dir was aus", lächelte er und legte sich hin. Mich zog er an den Hüften nah an sich.
„Dann schauen wir Halloween", beschloss ich, da Horrorfilme so ziemlich das einzige Genre war was ich schaute.
„Dann musst du mich aber beschützen", lachte er verlegen.
„Bist du nicht der Kerl von uns beiden?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und startete den Film.
Doch tatsächlich hatte er mehr Angst als gedacht und klammerte sich die ganze Zeit fest an mich, dass ich mich kaum noch bewegen konnte.
Als es klingelte schrie der Junge vor Schreck auf und klammerte sich noch fester an mich.
Lachend pausierte ich den Film und löste mich aus seinem Griff.
Eilig lief ich zur Tür gab den Lieferanten sein Geld und nahm ihm die Pizzen aus der Hand.
Tief sog ich auf dem Weg ins Wohnzimmer den Geruch von geschmolzenen Käse ein.
*Lecker*, ließ es mir schon das Wasser im Mund zusammen laufen.
Als ich Kazutora sah, blieb ich stehen und sah ihn schief an.
„Wieso lächelst du so komisch?", fragte ich seine Gesichtszüge nach.
„Du hast gelacht. Es war das erstemal, seit ich dich wiedergefunden habe, dass du ehrlich und aus deinem Herzen gemacht hast. Früher hast du nur gelacht, es war so schön dir dabei zuzuhören", lächelte er freudig.
Ich spürte wie mir eine leichte Röte ins Gesicht zog.
„Hör auf so kitschig zu sein", brummte ich, doch er lachte nur weiter.
Ich setzte mich mit meiner Pizza neben ihn und startete wieder den Film. Interessiert schaute ich auf den Bildschirm und das obwohl ich den Film schon bestimmt 5 mal gesehen hatte und somit alles auswendig wusste.
Kazutora hatte sich nachdem er fertig war mit essen fest an mich gekuschelt und seinen Kopf auf meiner Schulter abgelegt.
*Niedlich is er ja schon aber auch ein echter Schisser*, drang es mir durch den Kopf.
Als ich meinen Kopf zu ihm rüber drehte, bemerkte ich, dass er eingeschlafen war.
Der Anblick ließ mich lächeln. Sanft strich ich durch seine wirren, schwarzblonden Haare. Die obwohl sie so struppig aussahen unglaublich weich waren.
*Ich denke, ich hab alles richtig gemacht. Die Entscheidung war gut.*
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Wieder ein neues Kapitel, diesmal zum Wochenbeginn, ich hoffe ihr hattet Spaß, lasst gerne Feedback da ^^
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