33. Überraschendes Wiedersehen und ein neuer Kommandant


Drei Wochen waren inzwischen vergangen.

Ich wurde ebenso wie Chifuyu schon vor zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen. Kazutora kam erst letzte Woche raus.

Kei dafür war immer noch nicht aufgewacht und inzwischen machte sich auch Kazutora wahnsinnige Sorgen um ihn.
Jeden Tag besuchten die beiden Vizen ihn stundenlang. An manchen Tagen blieb mein Freund auch heimlich über Nacht, wenn er es schaffte sich so im Zimmer zu verstecken, dass keine der Krankenschwestern ihn fand.

Die ganze Nacht blieb er wach und redete leise mit seinem besten Freund. Das war zumindest das was er mir erzählte. In Wahrheit glaubte ich, dass er sich die Hälfte der Zeit die Seele aus dem Leib weinte.
Am nächsten Tag kam er zumindest immer sehr müde, kraftlos und mit rötlichen Augen zurück.

Wenn er nicht grade im Krankenhaus bei Kei war, half er Kei's Mutter bei irgendetwas. Ihr ging es wie man sich denken konnte auch nicht gut damit, dass ihr Sohn nun schon so lange ohne besserungs Chancen im Krankenhaus lag. Nach außen kam sie einem zwar nie so vor, aber ich wusste genau wie es in ihrem Inneren aussah. Ich wusste zu gut, wie es war alles zu verlieren.

Heute war der erste Tag an dem ich Shuji besuchen ging. Es hatte mich viel Überwindung gekostet, schließlich war er an so viel Scheiße Schuld die passiert war.

Jetzt stand ich vor der Jugendstrafanstalt.

Tief atmete ich noch einmal die kühle Herbstluft ein und aus, dann betrat ich das Gebäude.

An der Anmeldung sagte ich, dass ich gerne mit Shuji Hanma sprechen möchte.

Der Polizist führte mich in einen Raum. Durch eine Glasscheibe wurde dieser in zwei Hälften geteilt. Auf beiden Seiten stand je ein Stuhl. Ich setzte mich auf diesen und wartete.

Nervös spielte ich mit meinen Fingern.

*Wie wird das Gespräch nur ablaufen? Will er mich überhaupt sehen? Über was sollen wir reden?*

Ich schreckte hoch, als ich hörte wie eine Tür geöffnet wurde.

Auf der anderen Seite der Scheibe schritt ein Polizist in den Raum hinter ihn ein großer Junge in Handschellen.

Schockiert sah ich den Gefangen an.
*Was haben die mit ihm gemacht?*

Shuji's Haare lagen angeklatscht auf seinem Kopf. Unter seinen Augen erstreckten sich dunkellilane Augenringe. Sein Blick war hängend und trostlos.

Als er mich sah, wurde sein Blick verwirrt. Er setzte sich auf den Stuhl und sah mich schweigend an.

„Hey Shuji, wie gehts dir?", lächelt ich um die Stimmung etwas zu verbessern.

„Warum bist du hier?"
Seine Stimme klang trocken und desinteressiert.

„Warum nicht?"

„Ich bin schuld dass deine Schwester, dein Freund und so viele andere tot oder verletzt sind. Solltest du mich nicht hassen?"

„Wahrscheinlich schon", kratzte ich mich am Kopf.

„Dann tu es", knurrte er mich an.

„Werd ich aber nicht", schlug ich es ab.

Verwirrt sah er mich mit schiefen Blick an.
„Warum nicht?"

Ich lächelte leicht.
„Ich. Bin hier um dir zu sagen, dass ich dir vergebe. Es war selber nie dein Plan. Du hast nur das gemacht, was von dir verlangt wurde. Ich kann es dir nicht übel nehmen. In den zwei Jahren hab ich dich kennengelernt, herausgefunden wie du wirklich bist. Keiner sonst wäre mit mir mitten in der Nacht zu dem Berg gefahren. Du bist ein wichtiger Teil davon, dass ich mein Gedächtnis wieder habe."

Langsam hob er den Kopf. Sein Blick erhellte sich etwas.

„Ist das dein Ernst? Du...du willst mir vergeben?"

Kräftig nickte ich.
„Ich habe damals auch Kazutora vergeben. Es hat ihm geholfen sein Leben wieder zu lieben. Hätte ich ihm nicht vergeben, wäre er früher oder später wahrscheinlich tot. Du würdest dich zwar nicht umbringen, aber trotzdem will ich nicht ewig dahinter her laufen. Das was du gemacht hast ist scheiße, keine Frage, aber genauso wie bei Kazutora hab ich das Gefühl, dass du deine Taten bereust.
Was bringt es mir also noch ewig Hass und Rache auf dich schieben zu wollen? Das macht doch gar nichts besser. Ich will dir vergeben, weil ich dir eine neue Chance geben will."

Ein leichtes Lächeln zog sich über seine Lippen.

„Lass mich vorher wenigstens angemessen entschuldigen."

Langsam stand der Junge auf. Tief verbeugte er sich vor mir.

„Ich Shuji Hanma, möchte mich bei dir aufrichtig für alles entschuldigen, was ich dir und deinen Freunden an Schmerzen zugefügt habe."

Lächelnd sah ich ihn an.
„Ich, Yuki Sano, nehme deine Entschuldigung an und vergebe dir hiermit."

„Du bist die Beste, Prinzessin"

„Ich würd dich gern umarmen aber da ist so ein nerviges Ding zwischen uns."

Er grinste leicht.
„Ja, schon echt nervig."
„Wie gehts eigentlich den andern? Haben Baji und Kazutora überlebt?".

„Kazutora ja, Kei ist noch nicht wieder aufgewacht."

„Scheiße", brummtet er leise.
„Kannst du Kazutora von mir auch sagen, dass es mir leid tut?"

„Klar, mach ich. Ich glaub nur er ist noch etwas wütend auf dich, schließlich war ich wegen dir verletzt. Das ist für ihn schlimmer als die Tatsache, dass du ihn erstochen und somit fast umgebracht hast"

„Das nennt sich Liebe", lachte er und ich lachte ebenfalls.

„Gefangener 773, ihre Zeit ist vorbei", meldete sich der Wärter zu Wort, der die restliche Zeit schweigend in einer Ecke stand.

„Lass dich nicht unterkriegen ok? Ich komm wieder".

Der Junge nickte lächelnd und stand auf.

„Danke", kam es leise über seine Lippen, dann wurde er abgeführt.

Als ich wieder draußen war zog ich schnell meine Jacke zu. Es war wirklich kalt geworden in letzter Zeit, zusätzlich war ich eh schon sehr verfroren. Keine gute Kombination also.

Ich spürte wie mein Handy vibrierte und zog es aus meiner Jackentasche. Als ich auf das Display sah, laß ich zuerst den Namen meines Freundes.

Automatisch musste ich lächeln.

>Komm zum Musashischrein, wir müssen mit dir reden?<

*Was will er denn da auf einmal? Das ist vorallem so weit weg.*
Leise seufzte ich.
*Ich muss mir dringend eins von Shinichiro's alten Motorrädern krallen und herrichten.*

Zum Glück war nicht weit weg eine Bushaltestelle, bei der die Buslinie die dort fuhr in der Nähe des Schreins hielt.

Als ich auf meinen Bus wartete schrieb ich Kazutora schnell, dass ich auf dem Weg war.

Wenig später kam dann auch der Bus. Während der Fahrt hörte ich laut über Kopfhörer Musik. Meinen Kopf hatte ich dabei an die dreckige Scheibe des Busses gelehnt. Die Landschaft zog an mir vorbei.

Drei Stationen später stieg ich aus. Den Weg lief ich zu unserem vereinbarten Treffpunkt.

Als ich die Stufen zum Schrein hochgestiegen war erblickte ich als erstes Kazutora. Ich musste lächeln als ich ihn in der Uniform sah. Die schwarze Uniform mit den goldenen Schriftzeichen sah so gut aus und passte vom optischen perfekt zu ihm.

„Bin da", rief ich den drei Jungen zu. Neben Kazutora waren auch mein Bruder und Draken hier.
„Warum sollte ich unbedingt herkommen?", fragte ich während ich auf meinen Freund zu ging. Ich streckte mich und gab ihm zur Begrüßung einen sanften Kuss.

Er lächelte als wir uns lösten.
„Vor dir steht der neue Kommandant der ersten Division."

„Wie Kommandant? Habt ihr Kei wirklich aufgegeben?", fragte ich etwas empört.

„Aber nein Yuki, nur brauchen wir bis er zurück kommt Jemanden der ihn vertritt und da Chifuyu sich zurückgezogen hat blieb uns nur Kazutora. Er war zwar lange weg, aber dennoch kennt er die Gang gut und ist eines unserer Gründungsmitglieder", sprang mein Bruder sofort dazwischen um mich zu beruhigen.

„Das ist schön, aber was hat das alles mit mir zu tun?", fragte ich doch etwas verwirrt.

Kazutora nickte lächelnd und hielt mir die Hand hin.
„Ich wollte dich fragen ob du mein Vize werden möchtest für diese Zeit."

Überfordert sag ich ihn an.

„Nun ja", druckste ich herum.

*Scheiße, eigentlich wollte ich die Gang doch verlassen und nicht einen noch höheren Rang erreichen. Das ist nicht der Zeitpunkt auf den ich gewartet habe um damit rauszurücken, dennoch lassen sie mir nicht wirklich eine Wahl*

Tief holte ich Luft.

„Tut mir leid", murmelte ich.

Überrascht sah Kazutora mich an.
„Was ist los, Yuki?"

„Tut mir leid, dass das für euch so plötzlich kommt, aber seit dem Tag an dem Ema starb und wir im Krankenhaus landeten spielte ich mit dem Gedanken, nur leider ergab sich nie ein guter Zeitpunkt es euch zu sagen."

Tief atmete ich ein und verbeugte mich leicht vor den Dreien.

„Es ehrt mich, dass ihr mir so eine große Aufgaben anvertrauen würdet, aber ich habe eigene Pläne.
Ich werde die Tokyo Manji Gang verlassen. Es hat mich sehr geschmerzt, so viele zu verlieren die mir wichtig waren. Ich will sowas nie wieder erleben müssen. Zwar weiß ich, dass ihr noch alle Teil der Gang seid und euch dennoch etwas passieren kann, aber ich will nicht mehr, dass Jemand wegen mir verletzt wird. Es tut mir leid, aber ich hoffe ihr versteht meinen Entschluss."

Schweigen durchzog die drei Jungen.

Langsam richtete ich mich auf, sah aber mehr an meinen Freunden vorbei.

Ich hörte nur wie Jemand auf mich zukam. Als ich meinen Blick hob, sah ich, dass es mein Bruder war.

*Wie reagiert er darauf? Ist er sauer? Oder vielleicht doch enttäuscht? Schließlich ist es seine Gang.*

Im nächsten Moment merkte ich wie ich sanft umarmt wurde.

„Ist schon okay, ich kann dich gut verstehen. Seit Ema weg ist, fällt mir das alles auch nicht leicht, aber ich bin der Boss, ich muss bleiben. Du darfst natürlich immer gehen und kommen wann du willst", flüsterte er mir leise ins Ohr. Fast war es so als wolle er nicht, dass seine beiden Freunde mithörten.

Als er sich löste hob er sanft mein Kinn an und lächelte mich an.
„Alles in Ordnung, wirklich."

„Mikey, ich hab da auch noch was", hörte ich Kazutora's bedrückte Stimme.

Mein Bruder löste sich und schaute zu seinem Freund.

Kazutora stand vor uns, seine Jacke zusammengefaltet auf seinen ausgestreckten Handflächen.

„Ich will Toman auch verlassen. Das was Yuki sagt trifft auch auf mich zu."

*Wen willst du das erzählen Kazutora? deiner Oma?*, seufzte ich, da nun genau das eingetreten war was ich verhindern wollte.

Ich ging auf ihn zu und blieb knapp vor ihm stehen.

Ohne zu zögern holte ich aus und schlug ihm mit der flachen Hand auf die linke Wange.
Laut klatschte es.

Sofort fasste er dorthin und sah mich traurig mit seinen trüben, gelben Augen an.

„Wofür war das denn?", murmelte er leise, während er sich über seine rote Wange rieb.

„Dafür dass du deine Träume wegen mir aufgeben willst."

Ertappt sah er mich an. Dann drehte er sich peinlich berührt weg.

„Ich weiß genau, dass du hier bleiben willst. Nur wegen dir habe ich bis jetzt nichts gesagt, da ich nicht wollte, dass du mir um meinetwegen folgst. Du liebst die Gang, für dich ist sie wie ein Zuhause, deswegen kann ich nicht zulassen, dass du mir folgst."

Er wurde leicht rot.
„Ja, stimmt schon. Aber ich will immer an deiner Seite sein und dich beschützen, ich hab's dir doch versprochen."

Lächelnd kam ich näher. Sanft legte ich meine Lippen auf seine.

„Du bist trotzdem bei mir, auch wenn ich nicht mehr in der Gang bin. Ich trenn mich doch nicht von dir. Ich werde dich immer lieben, Kommandant", lächelte ich sanft.

Er lächelte ebenfalls und umarmte mich innig.
„Hast recht. Ich liebe dich auch."

„Also wie sieht's aus bleibst du oder gehst du auch?", störte Draken unsere Zweisamkeit.

Kazutora lächelte, während er sich von mir löste. Der Junge zog seine Ganguniform wieder an und sah den Blonden an.

„Ich bleibe, ihr könnt auf mich zählen!", grinste er.

Erst jetzt sah ich die Zeichen auf der Rückseite seiner Jacke.

'Kommandant der 1. Division' stand auf dieser. Doch seine Jacke sah nicht wirklich neu aus.

*Hat er wirklich Kei's Jacke an sich genommen?*

Irgendwie fand ich den Gedanken echt süß. Die Freundschaft der Beiden war sowas besonderes. Man merkte jeden Tag wie große Mühe sich Kazutora gab. Davor schon hatte er Kei's Aufgaben in der Gang übernommen und diese mit größter Sorgfalt erledigt. Seiner Mutter half er auch bei allem so gut er konnte. Zusätzlich ging er Kei jeden Tag besuchen, stundenlang, schlief sogar des öfteren an seinem Bett ein. Oft wenn ich Kei besuchen kam, musste ich meinen schlafenden Freund wecken und ihn dann mit nach Hause schleifen.

„Kommst du noch mit zu uns. Kommandant", kicherte ich, während ich seinen neuen Titel noch einmal extra betonte.

„Machst du dich über mich lustig?", grinste er angriffslustig.

„Ich doch nie...Kommandant", lachte ich und rannte darauf schnell weg.

„Na warte!", rief er. Im nächsten Moment hörte ich wie er mir hinterher rannte.

Schreiend lief ich weiter.

Im nächsten Moment wurde ich zu Boden geschmissen.

„Das hast du davon", grinste er.

Ich lag auf dem Rücken und er kniete über mir.
Erbarmungslos fing er im nächsten Moment an mich an meinen Hüften, dem kitzeligsten Ort an meinem Körper, gnadenlos durch zu kitzeln.

„Bitte...Bitte hör auf", lachte ich ununterbrochen. Meine Arme und Beine strampelten unkontrolliert und versuchten so mich zu befreien.

„Nö", machte er immer weiter, während es so schien als würde er meine Lage sehr genießen.

„Mikey...bi..bitte...hi...hilf...mir", bekam ich vor lauter Lachen keinen ganzen Satz zusammen.

„Nö, ich finds auch lustig", grinste mein Bruder belustig.

„Arsch", keuchte ich nur, während ich weiter versuchte mich zu wehren.

„Wie die kleinen Kinder", grinste Draken.

„So waren sie doch schon immer", lachte Mikey über die Aussage seines besten Freundes.

„Die Pose die die Beiden haben ist auch sehr reizend", grinste Draken pervers.

Sofort hörte Kazutora auf mich zu kitzeln. Sein Gesicht ist knallrot. Schnell stand er auf und drehte sich beschämt weg, während die andern beiden Idioten nur laut lachten.

„Man ihr seid doch echt blöd", schnaubte ich, als ich ebenfalls vom Boden aufstand.

Ich ging zu Kazutora, küsste ihn sanft auf die Wange und nahm seine warme, weiche Hand in meine.

„Hör nicht auf die, die sind nur eifersüchtig weil sie selber noch keine Freundin hatten", flüsterte ich ihm zu, worauf sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht bildete.
Er nickte und legte seinen Kopf auf meinem ab.

„Ich wiederhole nochmal meine Frage von vorhin: kommst du noch mit zu uns?"

„Wie könnte ich da ablehnen", lächelte Kazutora auf meine Frage, woraufhin er mich wieder küsste.
Sofort erwiderte ich und griff in seine längeren, schwarzen Haare an seinem Hinterkopf. Er zog mich näher zu sich und schlang seine Arme um meine Hüften.

Als ich mich löste sah ich ihm in seine leuchtenden, gelben Augen.

„Kommt ihr jetzt endlich mal, es wird kalt."

„Man Bruderherz", knurrte ich genervt, der gerade diesen wunderschönen Moment zwischen uns beiden zu Nichte gemacht hatte.

„Knutschen könnt ihr auch noch zuhause und am besten wenn ich nicht in der Nähe bin."

Ich verdrehte die Augen.
„Nur weil du kein Plan von Frauen und Liebe hast."

„Ich könnte jede haben wenn ich will", grinste er überzeugt.
Nicht grade überzeugt schnellte meine Augenbraue nach oben.

„Aha und wo ist deine Schlange an Weibern?"

„Mensch Yuki, du musst verstehen ich bin ein viel beschäftigter Mann, da hab ich keine Zeit für Frauen"

„Das kannst du Opa erzählen."

„Kenny, die ärgert mich schon wieder", schob mein Bruder eine Schmolllippe wie ein kleines Kind.

„Ich bin nicht da. Ich hör nichts", drehte sich Draken schnell weg.

Während Kazutora und ich nur amüsiert lachten, sah Mikey seinen groß gewachsenen besten Freund mürrisch an.

Als wir nach Hause fuhren saß ich bei meinem Bruder und Kazutora bei Draken. Die beiden Blonden gingen in Shinichiro's Garage und Kazutora und ich in mein Zimmer.

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Hey ihr, hoffe ihr hattet Spaß, bis zum nächsten Mal :)👋

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