24. Der Tag darauf

Am nächsten Tag schrieb ich direkt Kei nachdem ich aufgestanden war.

>Hay, wollen wir heute was zusammen machen?<

>Sorry, ich mach schon was mit Kazutora und Chifuyu<

Ein enttäuschter Seufzer entwich mir.

>Kommt ihr heute Abend zur Versammlung?<

>Müssen wir ja wohl, zumindest einer und Kazutora sowieso<

>Ok, bis später<, schrieb ich noch, dann legte ich mein Handy weg.

*Und was mach ich jetzt den ganzen Tag?*

Blind tastete ich neben mir auf dem Nachtkästchen herum.

*Hab sie*, freute ich mich, als ich meine Kopfhörer erwischte.
Jetzt nahm ich doch wieder mein Handy in die Hand um mir Musik anzumachen. Nicht gerade leise dröhnte mir das Lied ins Ohr, aber es war genau das was ich gerade brauche.

Bewegungslos lag ich auf meinem Bett und starrte die Decke an.

*Wollen die Beiden mir aus dem Weg gehen oder war es Zufall, dass sie was machten? Früher war ich doch auch immer dabei. Warum also jetzt nicht?*

Aus irgendeinem Grund ließ mich das alles mehr an mich heran als ich es wollte.

*Zu Shuji kann ich jetzt auch nicht mehr, schöne Scheiße*.

Seufzend stand ich nach einer Weile von meinem Bett auf und ging nach unten ins Wohnzimmer, in der Hoffnung, dass einer meiner Geschwister dort herumlungern würde.

Tatsächlich waren sowohl meine Schwester als auch mein Bruder hier. Beide lagen auf unserem großen Sofa und schauten jeweils wortlos in ihre Handy's.

„Hey Yuki, komm zu uns", lächelte Ema und zog ihre Füße an, dass ich mich auf das Sofa neben sie setzen konnte.

„Danke", murmelte ich und ließ mich neben ihr nieder.
Als sie meinen Blick sah war ihr wahrscheinlich klar, dass es mir immer noch nicht wirklich besser ging, zumindest sah sie mich mitfühlend an.

„Sag mal Yuki, willst du mitkommen? Hina und ich gehen später ins Kino."

Innerlich musste ich lächeln. Ema war ein wahnsinnig lieber und emphatischer Mensch, der uns immer wieder aufbaut wenn es uns schlecht geht. Wahrscheinlich waren sie und Draken auch der Hauptgrund, dass Mikey trotz Shinichiros Tod und meinem anscheinenden Tod nicht komplett abgerutscht ist, schließlich war unser großer Bruder fast wie der Vater den wir nie hatten für uns. Vorallem Mikey hing unglaublich an ihm. Es machte mich traurig jetzt an ihn zu denken. Wenn ich so nachdachte, fiel mir erst jetzt auf, wie viel ich eigentlich schon verloren hatte. Meine Eltern, Meinen Bruder, Meinen Freund und Shuji. Die einzigen die noch da waren, waren meine beiden Geschwister und Kei.

„Was ist es denn für ein Film?", fragte ich nach.

„Tatsächlich eine Romanze, bin mir nicht sicher ob du das magst", lachte sie verunsichert.

„Ja, eher weniger", antwortete ich. „Mikey, was machst du heute?"

Mein Bruder sah mich über den Rand seines Handys hinweg an.
„Ich treff mich später noch mit Kenny".

„Kann ich vielleicht mitkommen?", fragte ich hoffnungsvoll.

Zu meiner Enttäuschung schüttelte der Blonde den Kopf.

„Tut mir leid, Yuki, aber wir müssen noch Sachen für die Versammlung heute besprechen."

„Okay", seufzte ich leicht enttäuscht.

Den ganzen Tag bis ich abends zur Versammlung ging, lag ich auf dem Sofa oder in meinem Bett. Über Kopfhörer schaute ich ein paar Videos, aber irgendwie war alles langweilig.

*Wie hab ich die zwei Jahre nur ausgehalten in denen ich fast nur allein war?*, fragte ich mich ernsthaft und setzte mich auf.

Ich ging zu meinem Schrank und nahm meine Uniform heraus. Schnell zog ich sie mir über.
Kurz darauf verließ ich das Haus. Es war schon dämmrig und ich musste zufuß zur Versammlung gehen, da Mikey schon lange weg war.

Auf der Hälfte des Weges kamen mir weiß gekleidete Typen entgegen. Den Jacken nach zu urteilen welche von Walhalla. Shuji war auch unter ihnen. Mit starren Blick ging ich weiter gerade aus.

„Pech, dass du unseren Weg kreuzt, jetzt müssen wir dich leider umbringen", lachte einer von ihnen und kam etwas näher. Ich schenkte ihm immer noch keine Beachtung.

„Mensch, was soll das?!", beschwerte er sich in der nächsten Sekunde. Ich linste rüber und wie ich es mir gedacht hatte, hielt Shuji den Kerl mit ausgestreckten Arm auf.

„Lass es", brummte der Junge.

„Was soll das Hanma?! Sonst bist du doch auch dafür, dass wir unseren Verrätern keine Gnade walten lassen!"

„Das ist was anderes", hörte ich Shuji nur etwas entfernt grummeln, da ich nicht angehalten war.

*Wenigstens einer der noch irgendwie zu mir hält, auch wenn er zum Feind gehört*.

Ein paar Straßen weiter stand der Schrein. Ich war viel zu früh, aber dennoch waren schon manche aus der Gang da. Nicht weit weg von mir sah ich Chifuyu stehen. Suchend blickte ich mich nach Kei und Kazutora um, doch die waren beide noch nicht da.

„Hey, wo hast du denn Kei und Kazutora gelassen?", stellte ich mich neben den Vizen.

Verwirrt sah der Blonde mich mit seinen turkisen Augen an.
„Ich war nur heute Mittag kurz bei den beiden um Kommandanten Zeug zu bereden, dann sind die Beiden noch allein irgendwo hin. Frag mich aber nicht wohin, ich hab keine Ahnung."

„Idioten", grummelte ich sauer und fühlte mich deutlich verarscht.

„Was hast du? Stimmt was nicht?", fragte mich Chifuyu und legte seine Hand auf meine Schulter.

„Hey, Chifuyu, bist ja schon da", hörte ich eine Stimme hinter uns.
Kei sah ihn grinsend an. Kazutora neben ihm sah dafür so aus, als hätte er richtig miese Laune.

„Wo wär ihr? Du hast mir geschrieben, ihr macht was zu dritt", knurrte ich meinen besten Freund sofort böse an.

„Was gehts dich an", wurde Kei unterbrochen, als er grade zum Reden ansetzen wollte.

Kazutora sah mich an als wäre ich irgendein Stück Müll, das man neben den Container geworfen hatte.

„Kann mich nicht dran erinnern mit dir geredet zu haben", sah ich ihn kalt an, dich sein Blick war noch kälter als der meine.

*Was hat der denn jetzt für ein Problem?!*

„Müsst ihr jetzt streiten?", stellte sich Kei zwischen uns und schaute uns bittend an.

Kazutora murrte etwas unverständliches, dann wurde sein Blick wieder weicher.
„Nein, müssen wir nicht. Tut mir leid".

„Ach der Herr kann sich ja doch entschuldigen, ganz was neues".

Sofort merkte ich, dass es ein riesiger Fehler, seine Entschuldigung nicht anzunehmen, sondern ihn noch weiter zu provozieren.

„Weißt du was, du kannst mich mal!", schnauzte er mich an und ging auf die andere Seite des Platzes.

„Yu, musste das jetzt echt sein?", seufzte Kei nidergeschlagen.

„Pff, der Idiot hat doch angefangen!", blaffte ich ihn sofort an.

„Yu, lass ihn doch einfach mal in Ruhe", murmelte der Schwarzhaarige noch, dann ging er seinem besten Freund nach.

Fassungslos sah ich ihm nach.
*Wollen die mich alle verarschen?! Warum bin ich jetzt wieder die Böse?!*
Am liebsten würde ich laut schreien und den beiden an die Gurgel springen, doch dabei würde ich mich in diesem Umkreis nur lächerlich machen.

„Lass die beiden mal, Yuki. Baji klebt so an Kazutora, da hat kein anderer mehr Platz...Nichtmal ich", seufzte Chifuyu, den das alles wohl genauso mitnahm wie mich, schließlich hatte er seinen besten Freund verloren.
„Wahrscheinlich will er diesmal besser auf Kazutora aufpassen, damit sowas wie vor kurzem nicht nochmal passiert."

„Ja, das versteh ich auch, aber ich versteh nicht warum Kazutora so ist. Ich weiß, dass er momentan Abstand von mir will, aber muss er deshalb so zu mir sein?", murmelte ich leise.
Chifuyu merkte wohl wie traurig mich das alles machte und legte seinen Arm um mich.

„Keine Sorge, Kazutora meint das bestimmt nicht so. Du musst mal überlegen, dass er immer noch schwer depressiv ist. Es ist eh schon erstaunlich wie er dafür so gut mit allem versucht zurecht zu kommen".

„Vielleicht hast du recht", kam meine Antwort nicht mehr als ein Seufzer über meine Lippen.

Während der Versammlung passte ich kaum auf. Das große Thema war heute sowieso der Kampf gegen Walhalla am 31. Oktober und darüber wusste ich wohl bestens Bescheid, schließlich hatte ich den Krieg irgendwo mit angezettelt. Das andere war die Ernennung von Kazutora zum zweiten Vizen der ersten Division.

Als sich alles auflöste ging ich über den Platz, dort wo Kei und Kazutora standen.
Vorsichtig tippte ich den Kleineren an.
„Was willst du? Mich weiter provozieren?", sagte er kalt als er mich sah.

„Nein, ich wollte mich entschuldigen. Für das vorhin. Ich tu dir einen Gefallen und halt mich von alleine von dir fern. Falls du was brauchst, ruf mich an", versuchte ich mich zusammen zureißen nicht zu heulen.
Im Augenwinkel sah ich wie Kazutora's Blick sanft wurde und er eigentlich was sagen wollte, es dann aber doch ließ.

Schnell drehte ich mich um und ging davon. Ich lief zu Mikey, damit dieser mich mitnimmt. Mein Bruder schenkte mir ein Lächeln als er mich sah und nahm mich in den Arm.

„Wird schon alles wieder", schenkte er mir ein aufmunterndes Lächeln und gab mir einen sanften Kuss auf den Kopf.

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Hoffe ihr hattet Spaß beim lesen, bis bald^^ 👋

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