21. Wird alles wieder gut?

Vorsichtig drehte ich seinen Kopf zu mir. Langsam legte ich meine Lippen auf seine. Innig küsste ich ihn mit Tränen in den Augen und versuchte ihm etwas von meiner Luft zu geben.

*Vielleicht wird das mein letzter Kuss mit ihm, aber ich werde ihn nie vergessen*.

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Während ich ihn küsste hörte ich nur das Gerät das immer wieder piepte und seinen Herzschlag maß. Es wurde regelmäßiger. Kazutora's Lippen wurden immer wärmer, genau so wie der Rest seines Körpers.

Unter meinen Lippen bewegte sich etwas, es war fast, als würde er es erwidern.

Erschrocken ließ ich von ihm ab.

Als ich ihn ansah waren seine Augen noch immer geschlossen.

*Ich hab's mir doch nur eingebildet*, machten sich all meine Hoffnungen davon.

Eine Hand striff sanft über meinen Oberschenkel.
*Das ist bestimmt nur Mikey*.

Ich sah auf den Bildschirm.
Alle Werte waren gut. Und erst jetzt merkte ich, wie er selbstständig atmete. Seine Brust hob und sank sich schwach unter meinen Armen.

„Jungs, er atmet!", rief ich mit Tränen in den Augen. Die Drei starrten mich an als würde ich halluzinieren, doch als sie bemerkten, dass ich Recht hatte, lächelten sie freudig.

„Er hat's also wirklich geschafft!", freute sich Kei, der vor Erleichterung erstmal Chifuyu in die Arme sprang und selbst mein Bruder hatte Tränen der Erleichterung in seinen Augenwinkeln.

„Yuki", hörte ich leise an meinem Ohr eine Stimme. Dann sah ich wie Kazutora langsam die Augen öffnete.

Sofort war stille im Raum und alle starrten uns an.
„Mikey"

„Und Baji"

„Ich danke euch allen", lächelte er schwach.

„Was soll ich sagen?! Ich bin so glücklich, dass du noch lebst! Du hast uns so einen Schrecken eingejagt, wehe du machst das nochmal!", heulte Baji aus allen Poren und warf sich seinem besten Freund um den Hals.

„Pass auf, ich glaube du erdrückst noch Yuki", lachte Kazutora schwach auf.

„Ja, richtig geraten. Kei, lass mich hier raus!", sprach ich dumpf in Kazutora's Rücken. Baji hob seinen besten Freund vorsichtig an, so dass ich das Bett verlassen konnte. Ich eilte zu meinem Bruder auf die andere Seite und umarmte diesen innig.
„Ich bin so glücklich", flüsterte ich ihn ins Ohr.

Er lächelte leicht.

„Dann bin ich es auch."

Als ich mich von ihm löste, merkte ich erst, dass Kazutora uns lächelnd anschaute.

„Hätte ich mal nur von Anfang an die Wahrheit gesagt".

„Allerdings", brummte Mikey, weshalb ich ihm erstmal kräftig auf den Fuß trat.

„Frieden jetzt hier drin! Ich will keinen Streit! Sprecht jetzt lieber miteinander und vertragt euch", rief ich verärgert und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Hast ja recht Schwesterchen", seufzte mein Bruder und setzte sich wieder zu Kazutora aufs Bett.
Der Schwarzblonde setzte sich auf so gut er es mit seiner wenigen Kraft konnte.
Kei stüzte ihn etwas auf der anderen Seite, damit er nicht umkippte.

„Es war meine Schuld, alles von vorne bis hinten und ich weiß auch nicht wie ich es gut machen soll", redete Kazutora sofort drauf los.

„Nicht alles, ich bin genauso Schuld, ich war zu einem großen Teil Schuld daran, dass du hier in dieser Lage bist, Depressionen hattest und dich sogar versucht hast umzubringen. Es hat lange gedauert, aber ich habe gemerkt, dass es an der Zeit ist dir für alles von früher zu vergeben und mich gleichzeitig bei dir für alles zu entschuldigen, was die letzten Monate passiert ist. Wenn du bereit bist, würde ich dir anbieten, dass du wieder zu Toman zurückkehren kannst".

Überwältigt und nicht auf sowas gefasst sah Kazutora ihn an.

„Meinst du das ernst?"

Mikey streckte ihm lächelnd die Hand hin.
„Natürlich, erinnerst du dich noch, du gehörst zu mir. Wenn du Kummer oder Probleme haben solltest, ist das alles auch mein Problem."

Kazutora liefen vor Rührung die Tränen runter. Mit aller Kraft hievte er sich zu meinem Bruder und umarmte diesen innig.

„Vielen Dank, das bedeutet mir unglaublich viel!"

Ein paar Tage musste Kazutora noch zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.

Grade waren Kei und ich auf dem Weg zu ihm, denn heute war der Tag an dem er entlassen wurde.

Es war inzwischen Herbst geworden und dementsprechend war es auch schon etwas kühler geworden. Die Bäume verloren ihre Blätter und immer mal wieder sah man nachts Igel durch die Dunkelheit irren.

In meiner Hand hielt ich eine Papiertüte. In dieser Befand sich Kazutora's neue Uniform. Sanft strich ich über die Jacke.

„Denkst du er freut sich?", fragte ich meinen Begleiter.

Leicht lachte er und grinste mich dann an.
„Ganz bestimmt wird er das."

Inzwischen war Mitsuya auch schon mit meiner Jacke fertig, dass ich nicht mehr Mikey's tragen musste. Zwar hatte diese von der Größe genau gepasst, aber die Aufschrift mit Gründungsoberhaupt passte nun absolut nicht zu mir. Irgendwo war ich zwar schon damals dabei gewesen, aber eher passiv.

Der Tag heute machte mich unglaublich nervös. Ich hatte keine Ahnung wie ich zu Kazutora stand. Wir waren nicht zusammen aber Freunde waren wir auch nicht wirklich.

*Würde er mich überhaupt noch lieben nach all dem was passiert ist? Wäre es besser dieses Mal nur Freunde zu bleiben?*

All dies verunsicherte mich so sehr und ich traute mich auch nicht so wirklich ihn zu fragen.

Zudem machte ich mir Sorgen, wenn Kazutora wieder bei sich zuhause einzog mit seinem tyrannischen Vater. Es war für mich früher schon so schlimm ihn immer so gequält zu sehen. Ich wollte das nicht nochmal mitmachen und für ihn wäre es auch besser er könnte endlich von dort abhauen. Nur wüsste ich auch sonst nicht wo er hinkönnte.

„Yu? Träumst du?", zog Kei mich am Ärmel als ich gedankenverloren fast in einen Fahrradfahrer reingelaufen wäre.
Wütend schimpfte mir der Mann etwas hinterher, doch ich hörte ihm nicht zu. Für mich war es unwichtiges Geschwätz, ich hatte schließlich im Moment größere Sorgen.

„Hm ja, vielleicht", murmelte ich mit einer gewissen Traurigkeit in meiner Stimme.
Mitleidig sah mein bester Freund mich an und legte seinen Arm um mich.

„Worüber denkst du nach? Mir kannst du es sagen".

„Denkst du er liebt mich noch?", verkrampfte ich meine Hand in der ich den Griff der Tüte hielt.

„Darüber machst du dir ehrlich Gedanken?", lachte er.

Beleidigt sah ich ihn an und prustete einen großen Schwall Luft aus.
„Ich find das gar nicht lustig!"

„Tschuldige", lachte er weiter. „Er liebt dich bestimmt noch, überleg doch mal was aus ihm geworden ist, nachdem du weg warst."

„Ja, stimmt schon aber trotzdem", das ungute Gefühl verließ mich nicht.

„Aber das ist nicht alles", murmelte ich noch und wollte mit ihm auch über Kazutora's Situation bei sich zuhause reden, da ich hoffte, dass Kei eine Lösung für das Problem finden würde.

„Lass hören".

„Ich will nicht, dass er zurück zu seinen Eltern zieht".

„Wird er nicht", lächelte der schwarzhaarige Junge. „Er zieht nämlich zu mir. Ist schon alles abgeklärt und er weiß Bescheid."

Verdutzt sah ich ihn an.

„Achso, hat er noch gar nicht erwähnt", sagte ich verwundert, da ich von dieser Idee grade erst zum ersten Mal hörte.

„War auch bis jetzt nicht ganz 100% sicher, wahrscheinlich wollte er es dir erst dann sagen".

„Vielleicht hast du recht", seufzte ich leicht traurig, da Kazutora mir früher immer alles sofort erzählt hatte.

„Mach dir keine Sorgen. Ich verschaff dir heute ne super Gelegenheit, dass du ungestört mit ihm reden kannst", lächelte er mir aufmunternd zu.

„Danke", lächelte ich ebenfalls.

Im Krankenhaus angekommen gingen wir sofort in Kazutora's Zimmer. Der Junge saß schon mit fertig gepackter Tasche auf dem Bett und wartete sehnlichst auf unsere Ankunft. Als er uns erblickte sprang er auf und lief auf uns zu.
Kei umarmte er dabei als erstes.

*Warum umarmt er mich nicht zuerst? Mag er mich wirklich nicht mehr so sehr wie früher?*.

Auch als er mich dann umarmte, fiel es viel kürzer und nicht so herzlich aus wie sonst.

Sofort machte mich das alles wieder traurig, dass ich am liebsten laut losheulen könnte.
Kräftig biss ich mir auf die Unterlippe um nicht doch noch eine Träne zu verlieren.

„Lass deine Tasche ruhig hier, meine Mutter holt sie auf dem Rückweg von der Arbeit."

„Super, dann spar ich mir die Schlepperei", grinste er. „Das wird so toll, wenn ich bei dir wohne...endlich bin ich meine Familie los und diese ganzen Schmerzen".

„Warum hast du eigentlich nichts gesagt?", murmelte ich und versuchte dabei nicht zu vorwurfsvoll zu klingen.

„Ich wollte erst, dass es ganz sicher is, außerdem war ich mir gar nicht sicher, ob dich das überhaupt interessiert."

„Natürlich interessiert mich das", brummte ich.
„Das in der Tüte ist übrigens für dich", murmelte ich und hielt ihm die Papiertüte entgegen.

Mit einem lächelnden „Danke", nahm er sie mir aus der Hand. Er zog die Unform aus der Tasche und strahlte über das ganze Gesicht.

„Vizekommandant?", las er fragend vor, als er sie umdrehte.

Kei grinste.
„Wird zwar erst bei der nächsten Versammlung offiziell gesagt, aber ja du wirst mein Vize".

„Moment und was ist mit Chifuyu?", fragte ich sofort geschockt dazwischen.

„Der bleibt auch, ich bin dann nur cool und hab zwei Vizen", grinste Kei überheblich und sah mich schief an.

„Na dann", lachte ich.

Kazutora hatte sich die Jacke inzwischen schon übergeworfen und grinste freudig über das ganze Gesicht.

„Wollen wir eigentlich mal gehen oder findet ihr zwei es hier so toll?", fragte ich irgendwann da ich nicht verstand warum wir noch in diesen tristen 4 Wänden standen.

„Ja, hast recht", stimmte Kei zu, woraufhin sich sein Körper in Bewegung setzte.

Grade als wir draußen waren, schaute Kei auf sein Handy. Sein Gesichtsausdruck wurde ernst.
„Sorry Leute, ich muss los Chifuyu braucht dringen was von mir." Er kam auf Kazutora zu und zog ein Schlüsselband aus seiner Jackentasche. An diesem war nur ein einzelner Schlüssel befestigt der noch so neu aussah, dass er in der Sonne strahlte. Er gab ihm seinem neuen Mitbewohner.
„Hier, das ist deiner, du weißt ja, wie du nach Hause kommst", und schon lief er winkend weg und ließ mich und Kazutora alleine hier stehen.

„Na dann komm", lächelte der Junge mit den schwarblonden Haaren während er voran schritt.

*Kei, ich verstehe, das meintest du mit du sorgst dafür, dass wir alleine sein können*.

Irgendwie wurde mir bei dem Gedanken ganz heiß, aber dennoch flau im Magen.

*Ich soll jetzt mit ihm reden? Was soll ich überhaupt sagen?*

„Yuki, kommst du?", fragte Kazutora verwirrt, als er nach ein paar Schritten merkte, dass ich gar nicht mitgegangen war.

Fest biss ich die Zähne zusammen und sah etwas nach unten.

„Yuki, was ist denn los?", fragte er mich behutsam und kam etwas auf mich zu.
Grade als er mich umarmen wollte streckte ich meinen Arm aus im ihn auf Abstand zu halten.

„Kazutora", begann ich mit zerbrechlicher Stimme.
„Was sind wir? Sind wir zusammen? Sind wir Freunde? Liebst du mich überhaupt noch?", stellte ich die Fragen, während mein Herz schmerzte und meine Augen feucht wurden.

„Yuki", sagte er ruhig meinen Namen, während er mir schon sanft die erste Träne weg wischte.

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Was wird Kazutora's Antwort werden?

Ich hoffe ihr hattet alle schöne Ferien^^

Lasst gerne Feedback da :))

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