20. Der letzte Tag


Es war Ende der Woche. Mikey konnte ich leider immer noch nicht überzeugen mit zu kommen. Zwar machte es mich sehr traurig, aber ich verstand meinen Bruder trotz allem, schließlich war wirklich viel passiert.

Kei und ich standen in Kazutora's Zimmer. Chifuyu hatte uns begleitet, aber nur um für uns Beide da zu sein, schließlich kannte er Kazutora nicht wirklich.
Die Eltern des Jungen waren dafür in der gesamten Zeit in der er im Krankenhaus war nicht einmal zu Besuch gewesen.
Ich hatte bei ihnen sogar einen Brief eingeworfen, aber nie waren sie aufgetaucht. Auch heute nicht. Es machte mich verdammt traurig, das zeigte nur mal wieder wie wenig ihr Sohn ihnen überhaupt bedeutet.

Ich saß neben Kazutora auf dem Bett und strich ihm über die Wange.
„Du musst das gleich schaffen, ok? Zeig den Pennern, dass du leben willst".

Genau im nächsten Moment ging die Tür auf und ich hoffte instinktiv nicht zu laut geredet zu haben. Der Arzt von ihm kam rein. Er begrüßte uns und versuchte aufmunternd zu lächeln, wusste in seinem inneren aber wahrscheinlich, dass das nichts mehr werden würde.

Ich stand vom Bett auf und stellte mich zu Kei. Chifuyu umarmte uns sanft von hinten.
„Es wird bestimmt alles gut", flüsterte Chifuyu Kei und mir ins Ohr. Wir nickten zwar, hatten aber dennoch große Angst.

Genau beobachtete ich, wie der Arzt Kazutora seine Atemmaske abnahm.

Mein Herz blieb fast stehen vor Anspannung. Fest drückte ich Kei's Hand. Sie war verschwitzt vor Angst und ich schätze meine war nicht sehr viel besser.

In dem Moment in dem die Maske die ihm zum Atmen verholfen hatte weg war fiel Kazutora's Puls rapide.

Meine Augen wurden immer größer vor Schreck.
*Du Idiot, jetzt atme endlich!*

Als nächstes wurde seine Herzfriquenz niedriger.
Kei neben mir begann leise zu schluchzen.

*Ich kann das nicht mehr! Ich muss jetzt was tun!*

Ich riss mich aus Kei's Griff und Chifuyu's Umarmung.
Mir war scheiß egal, was der Arzt sagte, aber das was ich jetzt machte, hätte ich schon ewig machen sollen.

Mit schnellen Schritten ging ich auf sein Bett zu. Ich hörte nichts mehr was um mich herum war. Nur meine eigenen Schritte hallten durch den Raum wenn meine Füße den Boden berührten.

Als ich an seinem Bett stand zögerte ich nicht. Fest zog ich den Jungen den ich schon immer so geliebt hatte in eine feste Umarmung. Er war unglaublich dünn geworden über die Zeit hier und alles an ihm war so kalt, als wäre er schon längst nicht mehr am Leben.
„Kazutora, ich bitte dich, wach auf", flehte ich ihn an, während ich immer wieder über seinen Rücken strich.
Ein Blick auf dem Bildschirm neben ihm zeigte mir, das seine Werte sich immer weiter verschlechterten.

Tränen liefen mir über das Gesicht.
„Komm schon, du schaffst das! Wir sind alle hier nur für dich, nur weil wir wollen, dass du weiter lebst. Ich verspreche dir, ich werde dich nie wieder alleine lassen, aber dafür musst du leben, also komm schon! Erinnere dich an die ganzen Sachen, die wir schon zusammen erlebt haben. Die Gründung von Toman, der Kampf gegen die Black Dragon, wie wir zusammen gekommen sind, unser erster Kuss und wie wir immer auf Shinichiro's Werkstattdach saßen, die Sterne angeschaut und dabei über unsere kitschige Zukunft geredet haben! Das kann doch nicht alles umsonst gewesen sein! Reiß dich endlich zusammen!", schluchzte ich immer lauter und verzweifelter, als ich merkte, dass meine Worte keinerlei nutzen hatten.

*Was soll ich nur tun?! Ich kann nichts mehr tun!*

Ich drückte ihn immer mehr an mich und weinte und weinte immer mehr. Meine Augen brannten.

*Du hast immer versucht mich zu beschützen, aber ich hab es nicht einmal geschafft*.

„So oft wie du sie inzwischen absichtlich oder unabsichtlich zum heulen gebracht hast, sollte ich dir eigentlich eine rein hauen", ertönte hinter mir eine Stimme. Erschrocken drehte ich mich um. Mein Bruder stand in der Tür. Keiner hatte anscheinend bemerkt, dass er reingekommen war.

„Mikey", wisperte ich leise. „Was machst du denn hier?"

„Hoffentlich das Richtige", murmelte er und kam auf mich zu.
„Geh mal da weg und lass mich zu ihm."

Schweigend und mit entgeistertem Blick stand ich von meinem Platz auf.

Mikey setzte sich an meinen ursprünglichen Platz und sah auf Kazutora herab.
Langsam und vorsichtig nahm Mikey den Jungen in den Arm.

Wie erstarrt schaute ich ihn an und konnte immer noch nicht glauben, was hier passierte.

Mein Bruder, der immer sagte, wie sehr er diesen Jungen hasse, umarmte ihn jetzt?!

„Ich hoffe du hörst mich, du Idiot, ich rate dir aufzuwachen sonst weinen mir Yuki und Baji noch einen Fluss zusammen." Er stockte kurz und drückte Kazutora dann nochmal fester an sich.
„Ich hab zwar immer gesagt, dass ich will, dass du verreckst, aber jetzt wo es kurz davor ist, bereue ich es so gedacht zu haben. Für mich warst du früher der loyalste Freund aus unserer Gruppe, du hättest nie irgendwas getan was uns geschadet hätte. Ich habe lange nachgedacht, aber ich vergebe dir. Ich vergebe dir alles, was du getan hast. Toman wird für immer ein Platz für dich haben. Also reiß dich zusammen!", sagte mein Bruder und während er das sagte lief ihm eine Träne über die Wange.

Ein Blick auf den Bildschirm zeigte mir zwar, dass seine Werte nicht gut waren, aber sie hatten aufgehört zu fallen.

Ich lief um das Bett herum, Hievte mich auf die Matratze hinter Kazutora und umarmte ihn sanft von hinten. Kei setzte sich neben mich und hielt seine Hand.

„Komm schon, wach endlich auf!", schluchzte Kei immer noch.

Meinen Kopf vergrub ich in seinem Nacken, während mir weiter die Tränen hinunter liefen.

„Komm schon, sogar Mikey hat dir vergeben, ich hab dir vergeben, wir sind alle bei dir!"

Vorsichtig drehte ich seinen Kopf zu mir. Langsam legte ich meine Lippen auf seine. Innig küsste ich ihn mit Tränen in den Augen und versuchte ihm etwas von meiner Luft zu geben.

*Vielleicht wird das mein letzter Kuss mit ihm, aber ich werde ihn nie vergessen*.

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Wacht Kazutora nochmal auf?

Wer hätte gedacht, dass Mikey noch kommt?

Lasst gerne Feedback da, bis zum nächsten Mal ^^

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