18. Unerwartetes Drama

Im Wohnzimmer bremste ich ab. Mikey saß auf dem Boden, gegenüber von ihm Kei, zwischen den Beiden stand unser kniehoher Wohnzimmertisch. Kei hatte den Kopf gesenkt. Aufgrund seiner langen, schwarzen Haare konnte man sein Gesicht nicht sehen.

„Setz dich", murmelte Mikey zu mir. Ich setzte mich schweigend ans Kopfende des Tisches und schaute zu meinem besten Freund. Er realisierte wohl, dass ich da war und hob den Kopf. Sein Gesicht war kreidebleich, seine Augen rot.

Chifuyu kam jetzt auch nach. Als seinen Kommandanten so sah, setzte er sich sofort zu ihm.

Stille war im Raum.

„Was ist denn jetzt eigentlich los?", ergriff ich das Wort als ich es nicht mehr aushielt.

Kei begann leise zu schluchzen.
„Kazutora...er...er ist...im Krankenhaus."

Genervt seufzte ich.
*Schon wieder dieser Kerl?*

„Und deswegen jagt ihr mir so ne Heidenangst ein, ich dachte schon es wär sonst was passiert. Ihr seid Rowdys, ihr prügelt euch andauernd, also seid ihr auch dauernd im Krankenhaus. Außerdem geht mir dieser Mistkerl sowas von am..."

„Halt dein Maul!", schrie Kei mich wütend an und unterbrach so meinen Satz. Sauer sah er mich an.
„Checkst du denn überhaupt nichts?! Bist du so blöd oder tust du nur so?! Denk doch mal nach, warum ich die ganze verfickte Zeit bei ihm war!"

„Was weiß ich! Weil er dir wichtiger ist als wir es sind! Keine Sorge, das haben wir schon verstanden!"

„Yuki, hör auf", sprach Mikey ruhig dazwischen.

Genervt zischte ich meinen Bruder an.

*Was mischt der sich jetzt auch ein?! Er hasst diesen Bastard doch genauso!*

„Du bist wohl wirklich so dumm! Ich bin die ganze Zeit bei ihm, weil er durchgehend daran denkt sich umzubringen!", schrie Kei mich wieder an.

Sofort wurde mein Gesicht bleich und mein Herz drohte stehen zu bleiben.

*Hat er sich diese Worte von mir wirklich so zu Herzen genommen? Ich hätte nie dran gedacht, dass er sowas ernsthaft machen würde.*

„Heute als ich auf der Versammlung war, als ich schnell los musste, hat er mir einen Abschiedstext geschrieben. So schnell ich konnte bin ich zu ihm nach Hause. Er hatte sich die Pulsadern angeschnitten und war kurz vorm verbluten. Ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen, sonst wäre er jetzt tot verdammt! Er ist im Krankenhaus aber stabil ist er noch nicht, er hat verdammt viel Blut verloren, es kann immer noch sein, dass er jeden Moment stirbt."

Je mehr er erzählte umso mehr musste er heulen und ich fühlte mich bei jedem Wort schlechter. Mir wurde richtig übel bei dem Gedanken, dass ich Schuld an all dem war.
Er hatte zwar unglaublich große Scheiße abgezogen, aber das was ich getan hab war noch viel schlimmer.

*Wenn er stirbt, dann bin ich Schuld, weil ich ihn dazu gedrängt habe.*

„Es ist alles meine Schuld, das wollte ich doch gar nicht", schluchzte ich leise und sah zu Boden.

„Nein, du bist nicht alleine Schuld. Ich bin Schuld, du bist Schuld, Mikey ist Schuld und Kazutora auch", sagte Kei.
„Warum können wir uns nicht endlich alle vertragen? Yuki, er wollte doch nur nicht alleine sein und Mikey, das mit Shinichiro war keine Absicht, das weißt du, ich stand daneben als es geschah, er wollte mich einfach nur beschützen, so wie er es immer versucht hat. Er wollte immer alle auf eigene Faust beschützen und was war am Ende: alle haben ihn gehasst, mit dem Tod gedroht oder sich gewünscht, dass er verreckt. Könnt ihr euch überhaupt ansatzweise vorstellen, wie schlimm das für ihn war?! Ja, seine Methoden waren nicht richtig, aber das was wir alle gemacht haben war viel schlimmer."

Er schluchzte wieder lauter.

„Bitte, seid doch nicht so stur ihr zwei!"

Mir liefen inzwischen auch schon vereinzelt Tränen über die Wangen.

*Scheiße, ich wollte das alles nicht*.

„Lass uns zum Krankenhaus fahren, ich will ihn sehen", murmelte ich leise.

„Mikey, was ist mit dir?", fragte ich meinen Bruder.

Er antwortete nicht, sondern sah nur strickt weiter nach unten. Es sah so aus als bräuchte er noch mehr Zeit.

„Kei, komm!", rief ich und rannte nach draußen. Mein bester Freund lief mit mir, während Chifuyu drinnen bei Mikey blieb.

Der Junge startete sein Motorrad. Schnell sprang ich hinter ihn und setzte mich. Mit quietschenden Reifen fuhr er los. Fest klammerte ich mich an ihn und hoffte es würde nicht zu spät sein, wenn wir ankommen.

Am Krankenhaus angekommen liefen wir bis zum Eingang. Mit eiligen Schritten gingen wir durch das riesige Gebäude bis wir vor seinem Zimmer standen.

Meine Hand zitterte als ich sie auf Türklinke legte.
Mein Herz machte fast einen Aussetzer und mir wurde unglaublich schlecht.

Vorsichtig öffnete ich die weiße Tür und trat hinein.

Als ich meinen früheren Freund so sah, setzte mein Herz aus.

Er lag in dem schneeweißen Bett. Seine Augen waren geschlossen, seine Atmung unregelmäßig. Der rechte Arm war von der Hand bis zum Ellenbogen verbunden. Seinen anderen zierten unendlich viele blaue Flecken, genauso wie sein Gesicht.

„Ich...ich dachte er hat sich nur die Pulsader aufgeschnitten. Warum hat er überall blaue Flecken und schürfwunden?", fragte ich.

Kei seufzte.
„Du glaubst doch wohl nicht, dass das heute der erste Versuch von ihm war. Nur sonst konnte ich immer eingreifen, bevor etwas zu schlimmes passiert ist."

Ich trat näher an Kazutora heran. Vorsichtig zog ich die Bettdecke weg. Auf seinem Oberkörper zierten sich auch einige Wunden, die anscheinend mal etwas tiefer waren. Ich war mir auch ganz sicher, dass er diese Wunden früher nie hatte.

„Kannst du mich kurz mit ihm allein lassen?", fragte ich Kei. Er nickte wortlos und ging.
Als ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel, kamen mir die Tränen. Sie liefen wie ein Wasserfall über mein Gesicht und tropften auf seinen Oberkörper.

„Kazutora, es tut mir so leid. Es tut mir so leid, dass ich jemals so etwas gesagt habe! Es war nicht ernst gemeint, ich weiß auch nicht, warum ich sowas gesagt habe! Ich war so wütend auf dich da ist es mir einfach rausgerutscht. Ich hätte nie gedacht, dass du mich so sehr brauchst. Und irgendwie auch wenn ich es nicht zugeben will, brauch ich dich auch. Etwas in mir liebt dich immer noch. Es ist so schwer dich so zu sehen und zu wissen, dass es meine Schuld ist."

Ich schluchzte laut auf und griff nach seiner nicht verbunden Hand.

„Bitte überleb! Ich verzeih dir auch alles was du getan hast! Dass du Shinichiro umgebracht und mich angelogen hast, ich verzeih dir alles!"

Ich weinte lauthals weiter. In meinem Hals bildete sich ein immer größer werdender Klos. Mein Herz stach und mein Magen war ganz flau. Meine Hände zitterten immer noch und meine Augen brannten vom ganzen heulen.

Etwas strich mir sanft über den Arm.

„Kei, ich hab dir doch gesagt, du sollst draußen bleiben", schniefte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen. Ich sah auf meinen Arm. Auf diesem lag eine verbundene Hand.

Erschrocken riss ich den Kopf hoch.

Kazutora lächelte mich schwach an.

„Du bist wach", flüsterte ich und sah ihn entgeistert an.

Er war unglaublich fertig und bekam seine Augen geradeso auf.

„Danke....das bedeutet...mir...sehr viel", wisperte er kraftlos und schloss wieder die Augen.

„Hey, hey bleib bei mir, nicht wieder einschlafen", rüttelte ich ihn sanft. Sofort bekam ich es mit der Angst zu tun. Ein prüfender Blick glitt zu dem Bildschirm neben seinem Bett. Sowohl Herzschlag als auch Puls waren in Ordnung, zwar etwas schwach aber nicht bedrohlich.

„Ich hätte nicht gedacht...dich nochmal wieder...zu sehen. Es tut mir leid...Yuki...ich...hab alles falsch gemacht", kam es leise über seine Lippen. Aus einem seinen Augenwinkel lief ihm eine Träne über das Gesicht.
„Ich...wollte dich...doch nur nicht...verlieren. Aber ich hab alles vermasselt. Ich wollte...nur nicht alleine sein, aber das war wohl zu egoistisch von mir. Meine Methoden...waren alle falsch. Ich will nur...dass du glücklich wirst".

Im nächsten Moment wurde er wieder schwach.

„Alles gut, ruh dich aus", strich ich ihm sanft über seine zerstrubelten Haare.
„Du schaffst das schon, diesmal werde ich dir helfen."

„War er wach?", hörte ich Kei's Stimme hinter mir. Anscheinend war er grade ohne dass ich es mitbekommen habe reingekommen.

Ich nickte.
„Ja, aber hörte sich so schwach und kaputt an."
Schon wieder drückte es mir die Tränen in die Augen. Kei umarmte mich sanft von hinten und strich mir über den Kopf.
„Ich hoffe...er überlebt es."

„Ich auch"

———————————————————-

Ich bin unschuldig 🫣🤫

Sollen wir ihm noch eine Chance geben oder ist er schon komplett unten durch?

Habt einen schönen Tag ^^

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top