6. Lesenacht
Nach gefühlt einer Ewigkeit beschlossen wir uns dazu das Schwimmbad zu verlassen. Ich musste mir meinen nassen Hoodie überziehen und fror, als wir draußen an die frische Luft kamen.
„Kommst du direkt mit zur mir?", fragte mich Carter. „Ich habe nasse Sachen an und friere wie sonst was", gab ich ihm leicht patzig als Antwort. „Du kannst von mir Sachen haben", und schon war es entschieden, ich musste direkt mit zu ihm. Augen verdrehend setzte ich mich in sein Auto und fuhr mit ihm alleine zu sich, da Brooke noch mit ihrer aller besten Freundin essen ging.
Nach einigen Minuten kamen wir nun vor einem der Backsteinhäuser zum s
Stehen. Carter und ich stiegen aus und gingen gemeinsam in das Haus. „Komm, ich gebe dir eben trockene Sachen", wies er mich daraufhin, weshalb ich ihm die Treppe nach oben folgte. Er wühlte daraufhin in seinem Schrank nach einem dunkelblauen Hoodie, welchen er mir zuwarf. „Zieh dich um und komm dann runter zu mir. Achso und pack ja nichts an!", warnte er mich. „Danke", flüsterte ich.
Als er das Zimmer verlassen hatte, zog ich mir meinen nassen Pullover über den Kopf und hing diesen einfach über die Heizung. Bevor ich den trockenen Pullover anzog, kam mir der Gedanke, dass ich diesen direkt wieder nass machen würde, wenn ich den nassen Bikini darunter an behielt. Also entschied ich mich dazu diesen auszuziehen und Carters Hoodie drüber zog. Dieser ging mir zum Glück ebenfalls wie meiner bis zu den Knien.
Ich betrachtete mich im Spiegel, strich über den Pullover und lächelte etwas. Daraufhin ging ich nach unten in das Wohnzimmer, wo Carter bereits bei dem teuren Flügel auf mich wartete. Er musterte mich von Kopf bis Fuß und schmunzelte. „Du siehst einfach in meinem Hoodie aus wie immer", sollte ich den Spruch als Kompliment oder Beleidigung nehmen?
„Klappe und ran an die Tasten", meinte ich nur und setzte mich neben ihn. „Uh die kleine Haylie kann auch mal kratzig werden", er lachte, jedoch kassierte er von mir nur einen bösen Blick. Er hob abwehrend die Hände in die Luft und widmete seine volle Aufmerksamkeit auf das Klavier.
Nach gefühlt einer Stunde verstand er immer noch nicht, was er überhaupt dort tat. „Magst du mir das nicht noch einmal zeigen?", fragte er mich und kratzte sich am Hinterkopf. Ich verdrehte meine Augen „Dann rutsch mal ein Stück".
Er machte mir Platz, sodass ich mich genau mittig vor die Tasten setzen konnte. Ich fing an aus dem Nichts dieses Lied zu spielen, schaute nicht einmal auf die Noten oder auf meine Finger, da meine Augen automatisch zugingen. Ich verschwand beim Klavier spielen in meiner eigenen Welt und blendete einfach alles um mich herum aus. Als der letzte Ton erklang, öffnete ich wieder meine Augen und schaute zu Carter.
„Wie soll ich dieses Lied in zwei Wochen lernen? Ich werde nie im Leben so gut spielen können.", er schaute mir fragend in die Augen. Ich rutschte meine Brille auf der Nase zurecht. „Du schaffst das schon. Du musst nur immer fleißig dran bleiben", ich lächelte leicht und wendete meinen Blick wieder von ihm ab. „Da bin ich mir nicht so sicher", bekam ich von ihm als Antwort. „Du bist doch sonst immer so selbstbewusst, warum diesmal nicht?", ich hob fragend eine Augenbraue und schaute ihn an, jedoch bekam ich keine Antwort. „So dann bist du jetzt wieder dran"
Nachdem wir noch drei weitere Stunden zusammen geprobt haben und Brooke mittlerweile auch Zuhause war, hörten wir für diesen Tag auf. „Haylie, willst du zum Abendessen bleiben?", rief mir Brooke fragend aus der Küche zu. „Ich weiß nicht", rief ich ihr als Antwort zurück. „Komm schon, es gibt Pizza", ich konnte ihr Schmollen bis ins Wohnzimmer sehen. „Na gut"
Als der Lieferservice da war, setzten wir drei uns auf die Couch und schalteten einen spannenden Film an, während wir die Pizzas am verschlingen waren. "Wollen wir nicht eine Übernachtungsparty machen? Ich meine es ist ja eh Wochenende", Brooke schaute mich erwartungsvoll an.
Sie ist meine erste Freundin hier, ich sollte mich vielleicht etwas anpassen, damit ich sie nicht wieder verliere.
"Ok aber ich gehe wenigstens kurz zu mir rüber und hole ein paar Sachen und sage meinem Dad Bescheid", auf meine Antwort hin fing Brooke an zu quietschen. „Wehe ihr seid die ganze Nacht laut!", ermahnte uns Carter augenrollend, weshalb er von seiner Schwester ein dickes Kissen in sein Gesicht bekam.
Während die Geschwister in eine Kissenschlacht gerieten, schnappte ich mir meinen Rucksack und machte mich erst einmal auf den Weg zu meinem Dad und meiner Oma, welche mich schon sehnsüchtig erwarteten. „Wo warst du denn so lange Liebes?", fragte mich meine Oma besorgt. „Ich war bei meinem Klassenkameraden ein paar Häuser weiter. Wir haben für die Show in der Schule Klavier gelernt und danach habe ich noch mit ihm und seiner Schwester, die auch übrigens meine erste Freundin hier ist, Pizza gegessen. Ich würde heute auch gerne bei ihr übernachten wenn das in Ordnung ist", laberte ich vor mich hin. „Natürlich kannst du das machen mein Schatz", ertönte hinter mir die Stimme meines Vaters. „Danke", gab ich freudig von mir und flitzte in mein Zimmer, wo ich mir alle nötigen Dinge einpackte. Nach kurzer Zeit war ich auch schon fertig. Ich verabschiedete mich von den Beiden und machte mich wieder auf den Weg nach drüben.
Als ich wieder am Haus von Brooke und Carter ankam, nahm ich eine quietschende Stimme im Haus wahr. „Och Carter, warum darf ich heute nicht bei dir übernachten?", fragte diese Stimme enttäuscht. Ich zuckte mit den Schultern und betätigte die Klingel, wo kurz darauf Brooke die Tür öffnete. „Yeahi, jetzt kann die Übernachtungsparty starten", sie quietschte auf und zog mich am Handgelenk in das Haus. „Ruhig Braune", meinte ich lachend und ließ mich von ihr in das Wohnzimmer ziehen.
Als wir dort ankamen sahen wir Carter mit der Schulzicke Vroni reden. „Weil ich heute einfach meine Ruhe möchte!", meinte er ernst zu ihr. Vronis Blick wanderte in meine Richtung. Sie sah noch wütender aus, als zuvor. „Ist es wegen diesem neuen Miststück?", fragte sie ihn sauer. „Niemals. Sie ist ein Niemand", antwortete er ihr. „Und jetzt verzieh dich!", auf seine Worte hin schnaubte sie auf und machte kehrt. Als sie durch Brooke und mir hindurch ging, rempelte sie mich noch einmal feste an.
„Was glotzt ihr jetzt so?", seine Laune schien auch nicht gerade die Beste zu sein. „Der Niemand geht jetzt mit Brooke dahin, wo sie dich nicht ertragen muss", antwortete ich ihm kalt. Ich wusste nicht, woher ich auf einmal den Mut zusammenfasste, um so zu kontern. Brooke ging mit mir zusammen in ihr Zimmer, wo sie sich tausende Male für ihren Bruder entschuldigte, doch das brachte nichts. Ich wusste ganz genau wie er war und das er all das Ernst meinte. Ich mochte ihn einfach nicht und konnte es nicht mehr abwarten, dass der kommende Talentwettbewerb endlich vorbei war.
Brooke und ich schauten uns auf Disney+ verschiedene Filme an, bis sie einschlief und ich den Fernseher ausschaltete. Ich war irgendwie so gar nicht müde und viel zu durstig fürs Schlafen, weshalb ich mich dazu entschied mich in die Küche zu schleichen und etwas zu trinken. Als ich die leicht knirschende Treppe endlich hinter mir hatte, konnte ich wieder normal laufen. In der Küche angekommen schaltete ich die Taschenlampe meines Handys an und suchte ein Glas aus einem der vielen Schränke. Als ich endlich die richtige Tür gefunden hatte, schnappte ich mir eins und füllte dieses mit kaltem Leitungswasser, welches ich sofort anfing zu trinken.
„Na, kannst du auch nicht schlafen?", erklang plötzlich eine raue Stimme aus der dunklen Ecke des Raumes. Ich wusste ganz genau wer mit mir sprach, doch ich wollte nach der Aktion am Abend nicht mehr mit ihm sprechen, weshalb ich das Glas in die Spüle stellte und zum Gehen ansetzte. „Haylie", sagte er noch einmal. „Was? Der Niemand hat kein Interesse sich mit einem Fiesling wie dir zu unterhalten!", ich schaute in seine Richtung und erkannte leicht seine Gesichtszüge im Dunkeln, die sich zu einem Schmunzeln bildeten. „Gute Nacht Carter", meinte ich nur noch, ehe ich wieder die Treppen hoch, in Brookes Zimmer lief und mich neben sie legte und nach gefühlt einer Ewigkeit endlich einschlief.
Nun, da scheint sich ordentlich Spannung aufzubauen, was?
Was denkt ihr? :)
Eure Melly
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