26.
Carters P.o.V.
"Ich hasse dich so sehr. Hau ab!", alles ging so schnell. Ihre Worte hinterließen einen stechenden Schmerz in meiner Brust, weshalb ich einfach handelte und durch die Tür verschwand. Tränen bahnten sich ihren Weg nach draußen, doch ich versuchte sie zu unterdrücken.
Ist es wirklich meine Schuld, dass sie nie wieder spielen kann? Nein, ich bin nicht schuld. Ich wollte ihr nur zeigen, dass sich ihre Mum in der selben Stadt befindet, wie sie. Sie ist aus dem Auto gerannt und hat nicht auf die Straße geschaut. Ich. Bin. Nicht. Schuld!
Als ich das Krankenhaus verlassen hatte, ließ ich einen lauten Schrei von mir, weshalb sich einige Leute zu mir umdrehten. Ich raufte meine Haare, wischte mir die Tränen auf dem Gesicht weg und stieg verzweifelt in mein Auto. Ich konnte nicht mehr in der Stadt bleiben, weshalb ich mich kurzfristig dazu entschied, zu einer der wichtigsten Personen in meinem Leben zu fliehen. Ich startete den Motor meines Wagens und fuhr einfach los, ohne weiter darüber nachzudenken.
Nach einer ganzen Weile kam in endlich in North Carolina an. Ich klingelte an der Tür und kurz darauf stand meine Grandma vor mir.
"Carter, was machst du denn hier?", fragte sie mich überrascht, ich jedoch nahm sie einfach feste in den Arm.
Haylies P.o.V.
Nun war eine Woche vergangen, nachdem ich Carter von mir gestoßen habe und das zu Unrecht. Er konnte nichts dafür, dass ich nicht auf die Straße geachtet habe und angefahren wurde. Außerdem holte ich mir noch eine zweite Meinung von einem anderen Arzt, der mir Hoffnung mit meinem beschädigten Nerv machte.
Ich hatte mehrmals versucht Carter zu erreichen, jedoch ohne Erfolg. Auch Brooke wusste nicht, wo ihr Bruder steckte.
Mittlerweile ging ich wieder zur Schule und in nur einer Woche fand auch schon der Talentwettbewerb statt.
Seufzend und in Gedanken versunken saß ich nun auf dem Schulhof, ehe in von Brooke angestupst wurde.
"Ja?", ich schaute sie fragend an. "Was zur Hölle?!", nuschelte Brooke und blickte geradeaus, als hätte sie dort gerade einen Geist gesehen.
Ich folgte ihrem Blick, woraufhin meine Augen groß wurden. Auf der anderen Seite des Schulhofs stand Carter, mit kurzen Haaren.
Brooke sprang auf, nahm meine Hand und zog mich fix hinter sich her in Richtung Carter. Kurze Zeit später blieben wir vor ihm stehen. Er schaute uns beide kalt an und drehte seinen Kopf wieder zu seinen Freunden.
"Willst du mir nicht einmal hallo sagen, nachdem du einfach tonlos verschwunden bist?", fragte Brooke ihn genervt.
"Hallo Schwesterherz", antwortete er ihr kühl. "Mehr hast du nicht zu sagen?", fragte Brooke ihn enttäuscht, woraufhin er nur seine Schultern zuckte.
"Arschloch", waren die letzten Worte, bevor sie wegrannte.
"Brooke hat dir nichts getan, Carter", meine Stimme verließ mich bei diesen Worten. Ich wusste einfach nicht wie ich mich bei ihm entschuldigen oder was ich zu ihm sagen sollte.
"Verpiss dich Haylie, sonst verletze ich dich nur wieder.", sein Blick wanderte kurz auf meinen Arm, anschließend zu meinen Augen.
"Darüber wollte ich mit dir sprech...", fing ich an zu reden, doch Carter unterbrach mich. "Da gibt es nichts mehr zu reden. Ich halte mich ab sofort fern von dir und du solltest das genau so machen!"
Ich sah ihn nur noch davon laufen, woraufhin sich ein leichter Stich in meiner Brust bemerkbar machte. Seufzend machte ich mich auch wieder auf den Weg in den Unterricht. Die Worte aus seinem Mund ließen mir keine Ruhe. Er verletzte mich mit seiner Ignoranz und nicht mit anderen Dingen für die er nichts konnte.
Seufzend fiel ich nach Schulschluss auf mein Bett und vergrub meinen Kopf in meinem weichen Federkissen. Ich drehte mich um, atmete tief ein und starrte an die Tage. Plötzlich tauchte ein Gefühl in meinem kleinen Finger auf, weshalb ich mich abrupt aufsetzte und meine kaputte Hand anschaute. Ich konnte meinen kleinen Finger mit Mühe und Not bewegen, weshalb ich unbedacht aufstand, die Treppen runter und raus in den strömenden Regen rannte. Ich lief auf die andere Straßenseite mit einem gewissen Ziel vor den Augen. Hektisch betätigte ich die Klingel, wo anschließend nicht die Person aufmachte die ich erwartet hatte.
"Was willst du Krüppel hier?", zickte mich Vroni herabschauend an. "Ich wollte zu..", wollte ich mich gerade erklären, doch wurde direkt wieder unterbrochen. "Ich weiß zu wem du wolltest. Halt dich von ihm fern, sonst kannst du bald deine andere Hand auch nicht mehr benutzen!", bedrohte sie mich.
"Was ist denn hier los?", ertönte aus dem Hintergrund seine tiefe Stimme.
Ich blickte Carter direkt in seine wunderschönen, jedoch kalten Augen.
"Nichts Babe, sie wollte gerade gehen", antwortete Vroni ihm fix.
"Ist das wahr?", fragte Carter an mich gerichtet. Ich schluckte schwer, versteckte meine verletzte Hand hinter meinem Rücken und nickte nur. "Ich wollte euch nicht stören, schlaft gut.", nuschelte ich. Ich machte auf dem Absatz kehrt und steuerte direkt wieder auf unser Haus zu.
"Hast du aber, du störst uns immer!", hörte ich Vroni noch rufen, ehe ich mich im strömenden Regen auf die Treppenstufen vor unserer Haustür setzte und dem plätschernden Regen lauschte. Kurz darauf ertönte lautes Gebrüll von der anderen Straßenseite, weshalb ich etwas aufschreckte und mit meinem Blick den Stimmen folgte.
"Ich werde ihr ganz bestimmt nicht verbieten her zu kommen. Du hast sie doch echt nicht mehr alle!", brüllte Carter in Vronis Richgtung.
"Dieses Miststück steht auf dich und springt ständig hier rum. Warum verteidigst du sie ständig?", fragte ihn Vroni mit ihrer eklig quietschigen Stimme.
Umso lauter ihre Stimme wird, umso mehr tut sie in den Ohren weh.
"Weil ich sie verdammt nochmal ...", fing er an, doch er sah plötzlich in meine Richtung und verstummte. "Es geht dich einfach nichts an. Es ist endgültig vorbei mit uns. Nimmt deine restlichen Sachen und lass dich nie wieder in meiner Nähe blicken!"
"Aber Carter, wir sind füreinander geschaffen, du kannst mich nicht einfach verlassen!", sie strich über sein vom Regen durchnässtes T-Shirt, doch er ging einen Schritt zurück und fuhr sich mit der Hand durch die bloßen Haare.
"Nein, du passt absolut kein bisschen zu mir. Lass mich und vor allem Haylie in Ruhe. Solltest du noch einmal etwas Gemeines ihr gegenüber versuchen, dann mache ich dir dein Leben zur Hölle. Nein nicht nur ich, ich sorge dafür, dass du von jedem bestraft wirst für das Monster was du bist!", er spuckte die Wörter förmlich aus seinem Mund und verschwand anschließend nach drinnen.
Vroni warf mir einen gehässigen Blick zu, so einen hatte ich noch nie in ihren Augen gesehen.
Das war schon süß von ihm, aber daran wird sie sich niemals halten.
Nachdem ich noch eine Weile im Regen sitzen blieb, fing ich an zu frieren, ging rein und sprang unter die Dusche. Anschließend ging ich ins Bett und versuchte in Gedanken versunken meinen Schlaf zu finden.
-
Nun waren schon einige Tage vergangen in denen Carter mir nicht einmal einen Blick geschenkt hatte. Ich machte mich nach der Schule auf zur einzigen und letzten Probe für die Talentshow. Da ich scheinbar nicht mehr mit Carter antritt, entschied ich mich für einen anderen Song der mich mit Playback unterstützte.
"Haylie, du bist dran. Mach dich bitte bereit", rief mir mein Musiklehrer zu und holte mich somit aus meinen Gedanken. Ich nickte nur und ging auf die kleine Bühne. Ich setzte mich auf den für mich vorbereiteten Hocker, stellte mir das Mikrofon in die richtige Höhe und schaute auf die leeren Sitzplätze.
Wie soll ich das bloß alleine mit einem Publikum schaffen?
Ich schloss kurz die Augen, atmete tief durch und fing an zu singen.
Vergiss alles was ich sagte
Denn es bedeutet nichts
Vergiss alle meine Tränen
Sieh nicht in mein Gesicht
Vergiss alle diese Bilder
Es war nie Wirklichkeit
Jeden Tag, jede Stunde, Minute und Sekunde
All diese Zeit
Vergiss mich
Vergiss wie es war
Vergiss alle Dinge
Was auch immer geschah
Denn ich vermiss dich nicht
Und das ist wahr
Egal was wir hatten
Es ist nicht mehr da
Vergiss mich
Vergiss jedes Wort
Vergiss meine Liebe
Sie ist lange schon fort
Denn ich vermiss dich nicht
Und das ist wahr
Und nichts wird wieder wie es einmal war
Vergiss mich... bitte nicht
...
Als ich fertig war merkte ich nur eine kleine Träne, die langsam über meine Wange rollte. Ich wischte mir diese fix weg, stand auf und ging von der Bühne.
"Haylie, was ist eigentlich mit Carter?", fragte mich mein Lehrer neugierig.
"Wie Sie sehen nicht hier und das wird er auch bei der Talentshow nicht sein.", wieder stiegen mir Tränen in die Augen, weshalb ich mich schnell umdrehte und einfach ging.
Als ich förmlich aus der Halle stürmte, stieß ich gegen eine harte Brust. Ich stand auf und blickte in mir bekannte Augen.
"Carter, was machst du hier?", fragte ich verblüfft und auch sprachlos. "Dem Lehrer sagen, dass ich beim Wettbewerb raus bin.", meinte er kalt, als er auch schon an mir vorbei ging und nach drinnen verschwand.
Mein Herz schmerzte Tag für Tag mehr, trotz dass ich ihn einfach vergessen wollte. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, steckte ich mir Kopfhörer in die Ohren und machte mich auf dem Weg zum Busbahnhof. Die Musik stoppte unerwartet, das Handy in meiner Hosentasche fing an zu vibrieren. Als ich die Nummer auf dem Display sah, vergaß ich für gefühlt eine Ewigkeit zu atmen.
"Hallo?", meldete ich mich eher verwundert am Telefon.
"Hallo, hier spricht Dr. Arman. Wir haben neue informationen zu Ihrer Hand, hätten Sie eben Zeit vorbei zu kommen?", fragte er mich.
"J-ja. Ich mache mich auf den Weg", stotterte ich mir einen zurück und legte auf. Hurtig und aufgeregt machte ich mich auf den Weg zur Klinik.
Nachdem ich eine halbe Stunde später dort ankam, wurde ich direkt zu Dr. Arman geschickt, welcher mich freundlich empfing.
"Setzen Sie sich doch. Sie fragen sich sicherlich warum Sie hier her gerufen wurden", meinte er und schaute mich erwartungsvoll an, ich jedoch nickte nur auf seine Feststellung hin. "Wir haben bei Ihrer Untersuchung etwas übersehen, Sie werden Ihre Hand wieder benutzen können, Haylie!"
Ich werde meine Hand wieder benutzen können?
Ich weinte vor Freude einfach nur noch los. Ich wusste nicht was ich in diesem Moment fühlte, jedoch war es eine Mischung aus Freude und Trauer.
Hallöchen ihr Lieben, nach langer Zeit gebe ich euch mal wieder ein Kapitel zum Lesen. Das nächste Kapitel steht bereits in den Startlöchern!
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