19.

Carter sprang förmlich vom Bett auf und funkelte mich wütend an. "Verpiss dich!", schrie er nun, ich zuckte kurz zusammen. "Nein!", brüllte ich zurück und stand ebenfalls auf. Er baute sich bedrohlich vor mir auf, weshalb ich etwas zurück ging und gegen die Wand stieß. Carter legte seine Hände rechts und links neben meinem Kopf ab und starrte mir direkt in meine blauen Augen. "Ich will das du gehst!", funkelte er mich zwischen zusammengebissenen Zähnen an.

Ich holte tief Luft, da er mir langsam echt Angst machte. "Ich werde aber trotzdem nicht gehen", ich versuchte ruhig zu klingen, obwohl ich mir fast in die Hose machte. Vorsichtig legte ich meine Hände auf seine nackte, muskulöse Brust und ließ sie hoch in seinen Nacken wandern. "Du musst gehen, ich will dich nicht verletzen", seine Stimme klang nun sehr verletzlich. "Das wirst du nicht", erwiderte ich.

Er seufzte. "Doch best...", ich ließ nicht zu, dass er weiter diskutierte. Ich erhöhte den Druck meiner Hände in seinem Nacken und legte sanft meine Lippen auf seine. Er bewegte seine Lippen kurz auf meinen, ehe er sich von mir wegdrückte und fluchte. "Verdammte Scheiße, warum machst du das?", fragte er verzweifelt und ließ sich wieder auf dem Bett nieder. "Es war der passende Zeitpunkt. Du hast dich dadurch beruhigt", ich schaute auf ihn nieder. "Das war falsch. Wir sind nicht füreinander gemacht. Du solltest gehen", er vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Ich legte mich mit dem Rücken neben ihn auf sein Bett und starrte zur Decke. "Auch wenn das wahr ist, werde ich dich an so einem Tag nicht alleine lassen. Ich bin kein Unmensch und weiß, wann man nicht einsam sein sollte".

Ich hörte nur ein Seufzen und danach war Stille. Wir lagen nebeneinander im Bett und sagten gar nichts mehr.

Wenigstens hat er sich jetzt beruhigt. Ich habe aber trotzdem Carter geküsst, trotz das ich mir geschworen habe, es nicht zu tun. Seine Lippen waren so weich und der Kuss einfach viel zu kurz, ich sehnte mich förmlich nach weiteren. Aber Carter hat Recht, wir passen nicht zueinander.

Ich setzte mich auf und wollte aufstehen, als sich eine Hand um mein dünnes Handgelenk legte und mich festhielt. Mein Kopf drehte sich automatisch in seine Richtung.

"Bleib bitte", seine Stimme klang zerbrechlich, weshalb ich einfach nur nickte und mich wieder zu ihm legte. Diesmal jedoch auf die Seite, so dass ich ihn direkt anschauen konnte. Carters Kopf lag in meine Richtung, weshalb sich unsere Blicke mal wieder trafen.

"Danke", huschte es leise aus seinem Mund. "Wofür?", fragte ich ihn. "Dafür, dass du mich nicht alleine gelassen hast", er lächelte etwas. "Dafür brauchst du dich nicht bedanken. Das ist für mich selbstverständlich", antwortete ich ihm.

Nach einiger Zeit schrieb ich meinem Dad, dass ich bei Brooke übernachten würde und er sich keine Sorgen machen musste. Irgendwann fielen mir die Augen zu und ich schlief ein.

Carters P.o.V

Haylie schlief nach einer Weile ein und lag nun friedlich neben mir. Vorsichtig stand ich von dem Bett auf und räumte die Scherben meiner zerbrochenen Flasche Vodka weg. Ich schmiss sie leise in den Müll und ging in das Badezimmer, wo ich mich im Spiegel betrachtete.

Du bist so kaputt.

Ich stellte den Wasserhahn an und spritzte mir das kalte Wasser in mein Gesicht.

"Nein, nein, geh nicht. Mum!", hörte ich Haylie schreien, weshalb ich mein Gesicht abtrocknete und zu ihr in mein Zimmer rannte. Sie lag schweißgebadet auf meinem Bett, weinte und zappelte herum. Ich setzte mich neben sie und rüttelte an ihr. "Haylie! Wach auf", sie träumte immernoch weiter. "Haylie!", brüllte ich sie förmlich an, weshalb sie aufschreckte und mit großen Augen in meine schaute. "Es war nur ein Traum", hauchte ich ihr entgegen. Doch sie sagte nichts, sie schlang ihre Arme um meinen Nacken und zog mich in eine feste Umarmung, wo sie einfach nur weiter weinte.

Eine Gemeinsamkeiten haben wir. Wir sind beide ein Wrack.

"Ich weiß was uns jetzt hilft", flüsterte ich in ihr Ohr. Ihre roten Augen schauten mich glasig an. Ich nahm ihre Hand, zog sie vom Bett und führte sie nach unten in die Küche. Hinter mir ertönte ein Schluchzen und ein Lachen gleichzeitig.

Ich drehte mich verwirrt zu ihr um. "Was ist los?", fragte ich sie. "Ich frage mich, wie Brooke es geschafft hat die ganzen Leute hier raus zu bekommen", daraufhin schaute ich mich um und musste ebenfalls lachen. "Meine Schwester kann ihre Krallen gut ausfahren", grinste ich sie an und zog sie weiter in die Küche.

"Magst du heiße Schokolade?", fragte ich sie grinsend und hielt ihr die Kakaopackung vor die Nase. "Ich liebe es!", antwortete sie mir lächelnd und setzte sich auf die Theke. Ich füllte die Milch in einen Topf und ließ sie aufkochen. Anschließend rührte ich das Kakaopulver unter und schmiss noch ein dickes Stück Schokolade hinein, um alles noch viel schokoladiger zu machen. Ich füllte alles in zwei Tassen ab und hielt ihr eine hin.

Haylies P.o.V

Während Carter unsere heiße Schokolade zubereitete, musterte ich ihn ganz genau von hinten. Seine Haare lagen kreuz und quer auf seinem Kopf herum. Sein nackter Oberkörper wirkte sehr muskulös und seine Haut war richtig schön gebräunt.

Dieser Arsch ist auch nicht schlecht. Pssst Stimme, sei still!

Ich schüttelte meinen Kopf und schmunzelte über meine Zweitstimme. Carter drehte sich zu mir um und hielt mir eine Tasse entgegen.

"Danke", sagte ich lächelnd und trank einen kleinen Schluck. "Lecker", Carter grinste auf meine Worte hin.

"Möchtest du über deinen Traum reden?", fragte mich Carter vorsichtig. "Er ging über meine Mum", meinte ich leise und schaute auf die Tasse. "Meine Mum ist einfach ohne Vorwarnung abgehauen, als ich gerade einmal sechs Jahre alt war. Mein Dad und ich wissen bis heute nicht warum sie das getan hat. Seitdem plagen mich fast jede Nacht diese Albträume, wo meine Mum verschwindet und ich sie als kleines Kind versuche aufzuhalten", eine kleine Träne lief aus meinem Auge.

Carter schien dies zu bemerken. Er stellte seine Tasse ab, kam ein paar Schritte auf mich zu und stellte sich zwischen meine Beine. Er schaute mir in mein Gesicht, legte seine Hand an meine Wange und wischte mit seinem Daumen die Träne weg.

"Ich kenne das Gefühl. Man wird niemals eine Antwort darauf bekommen, warum die Menschen die man liebt einen verlassen haben, aber ich bin mir sicher, dass man trotz der Ungewissheit weiter leben muss. Auch wenn es schwer fällt", hauchte er mir entgegen. Seine Augen blieben stets auf meine gerichtet, seine Hand lag immernoch auf meiner Wange und verursachte ein starkes Kribbeln an dieser Stelle.

"Dieses Mal muss ich mich bei dir bedanken", flüsterte ich, während mein Mundwinkel etwas nach oben zuckte. Mir ging es durch seine Worte schon wieder viel besser.

Eine kurze, angenehme Stille herrschte zwischen uns, bis er etwas fragen musste, was mir die Röte erneut in meinen Kopf steigen ließ. "Küsse ich denn besser als Cole?"

"Carter!", ich schlug ihm lachend auf seine harte Brust. "Das war keine Antwort", er grinste frech. "Ich weiß nicht?", sagte ich peinlich berührt und schaute weg, Hauptsache nicht in seine Augen, die mich alles vergessen ließen.

Er legte zwei Finger an mein Kinn und richtete meinen Kopf wieder so, dass ich ihn genau anschauen musste. "Dann muss ich dich noch einmal daran erinnern", waren seine Worte, ehe er seine vollen Lippen wieder auf meine presste. Ich erstarrte für einen Moment, ließ es jedoch einfach über mich ergehen, schloss meine Augen und verschränkte meine Hände hinter seinem Kopf. Seine Lippen bewegten sich im Einklang mit meinen.

"Und?", hauchte er in den Kuss hinein. "Viel besser", ich grinste und drückte ihn etwas von mir weg, um seinen stolzen Blick sehen zu können. "Sehr gut".

"Was geht denn hier ab?", ertönte Brookes Stimme neben mir, weshalb ich erst zu ihr, dann wieder auf den halb nackten Carter und dann wieder zu Brooke schaute.

"I-ich habe geweint und er hat mich umarmt", ich musste aussehen wie eine Tomate. Carter löste sich von mir und ging ein paar Schritte zurück.

"Und was machst du so spät noch hier unten?", fragte Carter seine Schwester und schaute sie ebenfalls etwas verlegen an. "Ich kann nicht schlafen und wollte etwas trinken", sie lachte, ging zum Schrank und schüttete sich ein Glas Wasser ein.

"Dann lasst uns irgendetwas machen", meinte ich und sprang von der Theke. "Yeahi, dann lass uns Singstar spielen", Brooke klatschte sich in die Hände und hüpfte aufgedreht in das Wohnzimmer, woraufhin Carter und ich uns nur schräg anschauten und lachten. "Kannst du überhaupt singen?", fragte ich ihn schmunzelnd. Er zuckte mit den Schultern. "Lass es uns herausfinden".

Wir folgten Brooke und suchten die alte PS3 und Singstar raus. Wir skippten durch die Songs bis wir bei 'So What!' von P!NK hängen blieben und Brooke und ich uns breit grinsend anschauten. Wir nahmen ein Mikrofon und fingen an laut zu singen. Brooke sang total schief, weshalb ich zwischendurch laut lachen musste. Ich gewann trotzdem haushoch, weshalb ich mich wie eine sterbende Robbe freute und Carter lachen musste.

"Du singst jetzt mal gegen sie, dann verschwindet dein Lachen!", meinte Brooke zu ihrem Bruder und piekste ihm in die Seite. "Aber dann wenigstens ein Lied was eigentlich ein Mann singt", warf er als Kommentar ein und suchte erneut nach einem Lied. Er bleib bei 'The Man Who Can't Be Moved' von The Script stehen. Ich nickte zufrieden und stellte mich wieder vor den TV. Die erste Strophe kam, weshalb Carter und ich begannen zu singen und ich überrascht zu ihm rüber schaute, weil sich seine Stimme verdammt schön anhörte.

Er kam ohne auf den Text zu schauen auf mich zu und schaute zu mir runter.

I know it makes no sense but what else can I do?
How can I move on when I'm still in love with you?

Mein Herz setzte aus, als er diese Worte sang und mir dabei direkt in die Augen sah. Ich machte trotzdem weiter, unsere Blicke lagen aufeinander und ich wurde immer unsicherer. Als das Lied jedoch stoppte, klatschte Brooke in die Hände, weshalb ich irritiert zu ihr und dann zum TV schaute.

"Gleichstand!", freute sich Carter. Ich lachte los. "Du singst sehr gut", gab ich ihm als Kompliment und schob mir eine lockere Haarsträhne hinter mein Ohr. "Danke Kleine".

Wir spielten noch eine Weile Singstar, bis Brooke auf der Couch einschlief und  Carter sie nach oben in ihr Bett trug. Ich ging ohne weiter drüber nachzudenken mit in sein Zimmer und setzte mich auf sein Bett.

"Willst du etwas anderes zum Anziehen haben? Ich denke in Jeans ist es ein wenig ungemütlich", er grinste schief und kratzte sich am Hinterkopf. "Klar", antwortete ich ihm schüchtern und beobachtete ihn dabei, wie er an seinen Schrank ging und einen großen Hoodie und eine Jogginghose von sich rausholte.

Er warf sie mir zu. "Danke", ich lächelte, stand auf und ging in das Badezimmer gegenüber, wo ich mich von meinen Klamotten entledigte und seine anzog. Ich betrachtete mich im Spiegel und schmunzelte. Langsam ging ich wieder zurück in sein Zimmer, wo er bereits nur in Boxershort bekleidet auf seinem Bett lag und im TV herum schaltete.

Mit großen Augen schaute ich auf seinen Körper, hielt mir anschließend vor Scham die Augen zu. Ein raues Lachen ertönte. "Ich habe mich zugedeckt. Nicht, dass du mir wieder in Ohnmacht fällst", ärgerte er mich. "Ich habe mich an deinen Oberkörper gewöhnt, aber dich so da jetzt liegen zu sehen...", weiter sagte ich nichts, da es einfach immer peinlicher wurde. Ich entfernte meine Hände unsicher von meinem Gesicht und öffnete meine Augen, wo ich zu meiner Erleichterung feststellte, dass er zugedeckt war.

Ich tapste zu seinem Bett und legte mich neben ihn, wo ich ebenfalls unter die Decke huschte. "Ich habe noch nie neben einem Jungen geschlafen. Falls ich schnarche tut es mir Leid", innerlich klatschte ich mir daraufhin mit meiner flachen Hand vor die Stirn. "Dann schmeiße ich dich einfach aus dem Bett", er versuchte ernst zu bleiben, doch ich konnte erkennen, wie er seine Lippen aufeinander presste, um nicht los zu lachen.

Wieder boxte ich ihn auf den Arm, weshalb er doch los prustete. "Du bist ein Idiot", schmollte ich und verschränkte meine Arme. "Aber ein süßer, hübscher, toller Idiot", mischte er sich ein. "Das weiß ich noch nicht", dieses Mal war ich diejenige, die ihn frech an grinste. Ich drehte meinen Kopf zufrieden zu dem TV, als er nichts mehr antwortete. Er hatte eine Komödie angemacht, weshalb wir zwischendurch ganzschön lachen mussten. Irgendwann hörte ich Carters regelmäßiges atmen. Ich entschloss mich ebenfalls dazu schlafen zu gehen.

-

Am nächsten Morgen wachte ich langsam auf. Ich versuchte mich zu strecken, doch bemerkte einen starken Widerstand an meinem Bauch und eine unglaubliche Hitze an meinem Rücken. Ich riss meine Augen auf, als ich realisierte, was oder wer das war, der sich an mich gekuschelt hatte.

Oh verdammt!

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Hallo ihr Lieben,

ich hoffe euch geht es allen gut? :)

Was denkt ihr über das neue Kapitel?😍

Wie immer würde ich mich sehr über euer Feedback freuen!🤍

Eure Melly ♡

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