17.
Carters P.o.V
Ich stieg in mein Auto und fuhr Nachhause, wo ich mich schnell umzog und meine Schultasche schnappte. Fix rannte ich wieder zurück und fuhr los. Einige Zeit später kam ich letztendlich an der Schule an, jedoch schon eine dreiviertel Stunde zu spät. Ich stieg aus und rannte in Richtung meines Klassenzimmers, wo ich eilig an der Tür klopfte.
"Herein", ertönte die Stimme meines Lehrers. Ich ging nach drinnen, entschuldigte mich und setzte mich auf meinen Platz. Haylie würdigte mich keines Blickes, sie hasste mich und ich wusste das.
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Als es zur Pause klingelte, sah ich, wie Haylie förmlich aufsprang und aus dem Klassenzimmer stürmte. Ich konnte ihr noch hinter her laufen, ehe ich sie am Arm packte und sie zu mir zog.
"Haylie, ich möchte mit dir reden", flüsterte ich ihr entgegen. "Ich aber nicht mir dir", gab sie kalt, aber auch unsicher von sich. Sie versuchte sich von meinem Griff zu befreien, jedoch gelang es ihr nicht. "Lass mich los", knurrte sie mich an, doch ich zog sie nur zurück in unser Klassenzimmer und schloss die Tür.
"Was soll das?", so wütend wie da, hatte ich sie noch nie erlebt. "Ich möchte einfach in Ruhe mit dir reden".
"Dann los, damit ich endlich aus dieser Hölle hier raus komme", sie riss ihren Arm aus meiner Hand und verschränkte sie vor ihrer Brust. "Warum hast du Cole geküsst?", sprudelte es aus mir heraus, obwohl ich eigentlich etwas anderes fragen wollte. "Weil er nett war", ihre Stimme klang eisig. "Weil er nett war? Ich war auch davor die ganze Zeit nett zu dir und habe dir sogar mein Geheimnis mit meinen Eltern erzählt und du bist immer weg gerannt, als wir uns fast...", ich stoppte kurz. "Naja als wir uns fast geküsst hätten".
"Was willst du mir jetzt damit sagen?", fragte sie sichtlich verwirrt. "Du hättest mich lieber küssen sollen statt Cole. Für ihn hat das Spiel jetzt begonnen, er wird dich nicht mehr in Ruhe lassen, bis er hat was er will", sprach ich leise in ihre Richtung und schaute ihr in die blauen Augen.
"Was soll das hier werden? Ist das irgendeine kranke Wette zwischen euch beiden? Zum Beispiel, wer mir zu erst die Jungfräulichkeit nimmt?", ihr Kopf war knallrot, jedoch nicht vor Scham, sondern vor Wut. "Ich will deine Jungfräulichkeit nicht, Cole schon und dann lässt er dich fallen!", mein Ton wurde auch langsam lauter, weil sie einfach zu blöd war um das zu checken.
"Wer sagt denn überhaupt, dass ich irgendeinem von euch meine Jungfräulichkeit schenke? Keiner von euch beiden ist der Richtige für mich. Ihr seid beide Arschlöcher und so etwas kann ich in meinem Leben nicht gebrauchen!", sie schrie sehr laut, doch ihre Stimme klang ebenfalls verletzlich.
Wenn sie so über beide von uns denkt, warum hat sie ihn dann überhaupt geküsst?
Die Klingel ertönte plötzlich und riss uns aus unserem Gespräch. Schüler betraten das Klassenzimmer und auch Haylie setzte sich ohne ein weiteres Wort auf ihren Platz. Ich seufzte auf und ging ebenfalls zu meinem Stuhl.
Haylies P.o.V
Was bildet der sich eigentlich ein? Was soll das? Ist das alles nur ein scheiß Spiel zwischen Cole und Carter? Nicht mit mir!
In den nächsten Stunden machte ich mir sehr viele Gedanken über das Geschehene. Ich bereute immer mehr, dass ich Cole meinen ersten Kuss geschenkt hatte, nur um Carter zu verletzen. Ich kam letztendlich aber zu einem Entschluss, Abstand zu beiden.
Nachdem die letzte Glocke ging, packte ich meine Sachen zusammen, schob mir die Brille auf der Nase zu recht und machte mich auf den Weg aus dem Gebäude.
"Haylie, warte!", hörte ich eine mir bekannte Stimme, doch ich ignorierte ihn. Ich merkte, wie Cole mir immer näher kam, weshalb ich noch schneller lief. "Jetzt warte doch mal!", rief er mir hinterher, doch nun rannte ich einfach nur noch los, bis ich keine Schritte mehr hinter mir wahrnehmen konnte.
Schwer atmend stützte ich die Hände auf meinen Beinen ab und holte erst einmal tief Luft. Ich kam nach einigen Minuten wieder runter und hob zum ersten Mal meinen Kopf. Ich war schon lange an der Bushaltestelle vorbei gerannt, weshalb ich auch den Bus verpasste und zusehen konnte, wie ich nach Hause kam. Seufzend richtete ich die Träger meines Rucksacks und lief los, um die nächste Haltestelle zu suchen, doch das war leichter gesagt als getan. Ich kannte mich überhaupt nicht aus in New York, weshalb ich einfach herum irrte.
"Haylie!", als ich mich wegen seiner Stimme erschreckte, drehte ich mich genervt zu ihm um. "Carter, was willst du?". "Steig ein, ich will dich nur fahren und nicht mit dir reden", rief er aus dem Auto und weil mir die Füße vom vielen Laufen bereits wehtaten, stieg ich einfach in seinen weißen Mustang ein. Ich schnallte mich an und legte meinen Kopf an die Kalte Scheibe.
Ich schaute mich verwirrt um. Auf diesem Weg ging es nicht in unsere Richtung. "Carter, wo fährst du hin?", fragte ich ihn unsicher. "Vertrau mir einfach", nuschelte er, woraufhin ich nur falsch lachte. "Dir vertrauen?", ich schüttelte den Kopf und schaute ihn fassungslos an. Er schluckte schwer.
Nach etwa einer halben Stunde Fahrt fielen mir langsam die Augen zu. Ich war von dem ganzen Stress und dem vielen Laufen einfach nur erschöpft. Nach einer gefühlten Ewigkeit rüttelte etwas an mir, weshalb ich aufwachte und in seine schönen Augen sah, die grün funkelten. Ich musterte sein Gesicht, doch meine Gedanken holten mich wieder ein und ich drehte mich weg und schaute aus dem Fenster.
Wir standen am Straßenrand, wo man hinter ein paar Dünen einen schönen Strand sehen konnte. Ich öffnete die Autotür und schaute mich überwältigt um. Ich war noch nie an einem Strand, weshalb ich diesen Augenblick noch viel schöner fand. Ich vergaß Carters Anwesenheit und lief, nein ich rannte los, bis über die Dünen, in den hellen Sand. Sofort zog ich mir meine Schuhe und Socken aus, nur um den weichen Sand zwischen meinen Zehen spüren zu können. Meine Füße trieben mich weiter, bis ich in dem kalten Wasser stand und die frische Luft einatmete. Es vergingen Minuten, bis ich Carters Anwesenheit neben mir bemerkte. Mein Blick wanderte kurz in seine Richtung. Er starrte genau so wie ich in den Horizont, bis mir die Füße vor Kälte fast abfroren und ich mich dazu entschied, in den Sand zu setzen.
Carter blieb noch eine Weile im Wasser stehen. Er hatte seine Hände in die Hosentaschen gesteckt und sein lockeres T-Shirt flatterte durch den Wind hin und her. Seine Haare lagen ihm zerzaust auf dem Kopf, weshalb ich kurz schmunzeln musste, als er sich dann zu mir umdrehte, versteckte ich meine Mundgeste schnell, indem ich meine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen presste. Stumm kam er mit den Füßen aus dem Wasser und setzte sich neben mich.
"Warum hast du mich hier her gebracht?", fragte ich ihn, während ich auf meine Füße starrte, die ich gerade im Sand vergraben hatte. "Ich hatte das Gefühl du würdest das gebrauchen", antwortete er mir schlicht. Ich nickte. "Ja da hattest du ausnahmsweise einmal Recht", ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen, als sich mein Kopf zu ihm drehte und ich wieder in seine grünen Augen schauen konnte, dessen Blick ebenfalls auf mir lag.
"Ich habe immer Recht", ein breites Grinsen bildete sich in seinem Gesicht, weshalb ich wieder schmunzeln musste und ihm feste auf den Arm schlug. "Aua", spielte er verletzt und hielt sich die Stelle mit seiner Hand. Ich schüttelte lachend den Kopf und blickte wieder nach vorne, wo die Sonne im Horizont anfing unterzugehen.
Wunderschön.
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Letzte Nacht saßen Carter und ich noch eine ganze Weile still im Sand und schauten auf das Meer. Es tat wirklich sehr gut einfach mal seine Ruhe zu haben. Irgendwann wurde uns kalt, weshalb Carter mich Zuhause absetzte und ich mich erst einmal bei meinem Dad rechtfertigen musste, warum und wo ich so lange war. Daraufhin ging ich in mein Bett und dachte über die letzten Tage nach. Es war sehr viel passiert, doch bereute ich davon nur eine einzige Sache und zwar, dass ich meinen ersten Kuss an Cole verschenkt hatte, nur weil ich sauer auf Carter war. Ich konnte es nun auch nicht mehr ändern.
Carter und Brooke standen überraschender Weise vor meinem Haus, als ich die Haustür verließ.
"Hey?", sagte ich eher fragend und schaute zuerst Brooke an und dann in Carters grüne Augen.
Carter nickte mir zu und ich konnte ein kleines Schmunzeln auf seinen Lippen erkennen. Brooke kam fröhlich auf mich zu und umarmte mich. "Hallöchen", trällerte sie mir fröhlich in mein Ohr. Ich lächelte sie breit an und ließ mich von ihr in den Mustang ziehen.
"Wann wollt ihr zwei eigentlich wieder für den Talentwettbewerb lernen?", unterbrach Brooke die Stille.
Ich schaute hoch zu dem Rückspiegel und schaute direkt in seine Augen. "Eh, keine Ahnung", antwortete ich ihr schulterzuckend. Carter sagte einfach gar nichts.
Brooke hat schon Recht. So lange ist es nicht mehr bis zum Talentwettbewerb und er muss noch ordentlich was lernen. Ich spreche ihn einfach nachher darauf an.
Wir blieben auf dem Parkplatz vor der Schule stehen. Ich öffnete die Tür, schulterte meinen Rucksack und schaute noch einmal zu meiner Rechten, wo Carter mit einem kalten Gesichtsausdruck stur nach vorne schaute.
Idiot.
"Wie hast du mich genannt?", fragte er mich angepisst und starrte mich an.
Hab ich das etwa laut gesagt?
Sofort stieg mir die Röte in mein Gesicht. Ich sah, wie Carters ganze Clique auf uns zu kam.
"N-nichts", antwortete ich ihm ängstlich. Carter kam etwas auf mich zu, so dass ich mit dem Rücken an das Auto knallte und auf meine Füße starrte.
"Carter, lass Haylie in Ruhe!", schrie Brooke seinen Bruder von der Seite an. "Du hälst dich da raus, sonst kann ich für nichts garantieren!", brüllte er zurück. Brooke klatschte ihm eine, ich konnte Tränen in ihren Augen sehen, ehe sie nur ihren Kopf schüttelte und davon lief. Mittlerweile standen alle um uns herum und lachten. Ich merkte, wie die Wut in mir stieg und ich etwas sagte, was ich später definitiv bereuen würde.
Ich stellte mich vor Carter mutig auf und funkelte ihn wütend an. "Du...", ich tippte ihm mit meinem Finger in die muskulöse Brust. "...bist ein riesiges möchtegern Arschloch. Du reißt nur in der Schule deinen Mund so weit auf, weil du deinen scheiß Ruf als 'Bad Boy' nicht verlieren möchtest und hinten rum bist du einfach nur der nette Carter mit der schweren Vergangenheit. Weißt du was? Ich bin froh, dass ich letztens nicht zugelassen habe, dass du mich küsst. So einen wie dich will ich nicht küssen, weil du einfach nur falsch bist und alle um dich herum verletzt!", ich brüllte förmlich, stieß ihn von mir und lief einfach davon.
Im Hintergrund konnte ich nur das Applaudieren und Jubeln seiner Clique hören, weshalb sich ein kleines Grinsen auf meinem Gesicht bildete.
Woher hatte ich bitte diesen Mut? Ich werde das zu hundert Prozent bereuen.
Ich machte mich auf die Suche nach Brooke und fand sie letztendlich weinend auf dem Mädchenklo. Sie schaute mich mit roten Augen an, weshalb ich sie nur in den Arm nahm und ihr sanft über den Rücken streichelte.
"Beruhig dich. Es ist alles gut, ich habe ihm meine Meinung gesagt", nuschelte ich ihr in das Ohr, woraufhin sie etwas lachte. "Du hast was zu meinem Bruder gesagt?", sie löste sich von mir, lachte und weinte währendessen. Ich nickte und erzählte ihr alles, wodurch sie wieder bessere Laune bekam. "Du bist die Beste!"
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Als es zur großen Pause klingelte, stand ich schnell auf, weil ich Carter einfach nach der Aktion aus dem Weg gehen wollte. Ich joggte schon fast aus dem Klassenzimmer bis in den Flur, wo Brooke bereits auf mich wartete. Während wir uns auf den Weg in die Cafeteria machten, erzählte sie mir den neuesten Tratsch der Schule. Anscheinend war ich im Moment das Thema Nummer eins. Nachdem wir gegessen hatten, verabschiedeten Brooke und ich uns und machten uns auf den Weg zu unseren verschiedenen Klassenzimmern. Als ich jedoch kräftig am Arm gepackt und in einen leeren Raum gezogen wurde, schrie ich auf.
"Sei still", flüsterte eine mir bekannte Stimme. Carter hatte seine Hand auf meinen Mund gelegt und schaute nun ruhig auf mich herab, weshalb ich einfach nickte und er sie entfernte.
"Was fällt dir ein?", flüsterte ich sauer zu ihm rauf. Seine Hände lagen mittlerweile rechts und links von meinem Kopf, weshalb ich ihm für meine Verhältnisse wieder viel zu nah war. "Das war echt nicht nett von dir heute morgen", meinte er und schaute mir intensiv zwischen meinen blauen Augen hin und her. "Weil du zu deiner Schwester und zu mir auch nicht nett warst. Irgendwann reicht es auch mal und irgendwann platzt dann auch mal der schüchternen und stillen Haylie der Kragen!", ich verschränkte meine Arme vor der Brust. Er seufzte. "Hast du all das heute Morgen ernst gemeint?", fragte er mich und ich konnte ein klein wenig Unsicherheit in seinen Augen erkennen.
Was genau meint er damit? Die Sache mit dem Kuss? Oder das er ein möchtegern Arschloch ist?
"Eh was von all dem meinst du?", fragte ich ihn nun. "Zum Beispiel, dass du froh bist mich nicht geküsst zu haben?", ich konnte seinen heißen Atem in meinem Gesicht spüren. "Warum sollte ich dich auch küssen wollen? Was bringt mir das? Du beleidigst mich nur und schämst dich dafür mit mir gesehen zu werden. Ich könnte noch tausend weitere Sachen aufzählen, aber das ist so sinnlos wie unser Gespräch hier", ich versuchte die leichte Enttäuschung in mir zu verstecken.
Er beugte sich zu meinem Ohr. "Könntest du mir wirklich widerstehen, wenn ich versuchen würde dich zu küssen?", hauchte er, weshalb sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper bildete.
Warum kribbelt mein Körper so schrecklich?
Ich schluckte schwer und schaute ihn mit großen Augen an, als er mich wieder ansah und dabei dreckig grinste. "Ich werde dich niemals küssen, Carter. Entschuldige mich, ich muss in den Unterricht", ich huschte unter seinem Arm raus und rannte zu unserem Klassenzimmer, wo ich mich auf meinen Platz setzte und mir die Hände vor mein Gesicht legte.
Scheiße, was mache ich hier nur?
Carter kam wenige Sekunden später nach mir rein und schnappte sich den einzig freien Platz hinter mir.
"Du bist süß, wenn du wegen mir rot wirst", flüsterte er mir von hinten zu und wieder stellten sich all meine Nackenhaare auf.
Bekomme deinen Körper unter Kontrolle! Er soll ja nicht sehen, wie du tatsächlich auf ihn reagierst.
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And the next one.
Hallöchen ihr Lieben,
wieder einmal habe ich die Zeit gefunden, um ein neues Kapitel zu schreiben. Ich hoffe ihr lest weiterhin fleißig weiter. 🤓
Über Feedback würde ich mich auch sehr freuen. 🤍
Denkt ihr die Jungs spielen mit ihr ein falsches Spielchen? Kommentiert gerne mal eure Meinung.💬
LG Melly 🥰🌹
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