Chapter Twenty Four

Am nächsten Morgen in Kyles Armen aufzuwachen, gab mir ein unendliches Gefühl von Geborgenheit. Es war anders, als alle Nächte zuvor, die wir miteinander verbracht haben. Ich träumte und fühlte mich in seinen Armen in Sicherheit.

Kyle hatte nicht mit mir geschlafen. Insgeheim hatte ich es mir gewünscht. Und doch war ich froh, dass Kyle nicht mit mir schlafen wollte. Nicht in dieser Nacht.

Ein schrilles Klingeln löste mich aus meinen Gedanken und müde tastete ich nach meinem Handy, welches auf dem kleinen Regal neben dem Bett lag.

„Hallo?", murmelte ich verschlafen, ohne auf den Bildschirm zu schauen. Genervt stöhnte Kyle auf und zog mich etwas näher an sich, sodass ich leise auflachte.

„Lola?" Die Stimme meiner Mutter drang durch mein Smartphone und verwirrt löste ich mich von Kyle und stand auf. „Mom? Alles in Ordnung?"

Wir hatten seit dem letzten Anruf nicht mehr miteinander geredet. Den Nachrichten meiner Eltern war ich mit kurzen Antworten ausgewichen. Sie hatten mir alles genommen, was mir hier Kraft gegeben hatte.
„Ja, bei uns ist alles in Ordnung." Etwas raschelte im Hintergrund.

„Wir sind in etwa einer halben Stunde zu Hause, Spätzchen."

„Was?" Ich rieb mir über das Gesicht und setzte mich auf die Ecke des Bettes.
„Was ist los?", murmelte Kyle verschlafen und lehnte sich etwas in meine Richtung. Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln und konzentrierte mich dann wieder auf die Worte meiner Mutter.
„Wir konnten uns etwas früher von den Meetings ablösen." Sie schien mit meinem Vater zu sprechen, denn ihre Stimme wurde leiser und dumpfer. Dann sagte sie, „Bis gleich, mein Spatz", und legte auf.

„Wer war das?", fragte Kyle und setzte sich nun auf. Er fuhr sich mit seinen Händen durch das Gesicht und schließlich durch sein Haar.

„Meine Mom", flüsterte ich mit gesenktem Blick. Es war alles perfekt, wie es war. Und nun musste ich in weniger als einer halben Stunde meinen Eltern gegenüberstehen. Dazu war ich noch nicht bereit.

Kyle schien nun etwas wacher und rutschte zu mir an das Ende des Bettes.

„Alles in Ordnung?" Doch ich schüttelte den Kopf. Vielleicht war es übertrieben von mir, sie nicht sehen zu wollen. Aber sie hatten mir Liam genommen, mit diesem Umzug und den gesamten Ortswechsl. Damit hatten sie es geschafft.

„Sie sind in einer halben Stunde Zuhause", sagte ich und schmiss kurz angebunden das Handy auf die Bettdecke, bevor ich aufstand. „Ich sollte gehen."

Kyle stand auf und stellte sich vor mich. An seiner Brust waren leichte Abdrücke von dem Kissen, die sich weiter runterzogen. Er zog mich an seine Brust und hielt mich am Hinterkopf. Mit geschlossenen Augen lauschte ich seinem Herzschlag und lächelte.

„Ich muss wirklich nach Hause", murmelte ich und löste mich von Kyle.

„Dann komm ich mit." Entschlossen nahm er meine Hände in seine und drückte sie an seine Brust. „Ich meinte meine Worte ernst. Ich werde dir immer zur Seite stehen."

Ich gab mich geschlagen und klopfte mit unseren verschränkten Händen leicht gegen seine Brust. „Okay."

Ich zog das Shirt von Kyle, welches er mir zum Schlafen bereitgelegt hatte, über meinen Kopf hinweg und schlüpfte in die Bluse und die Jeans von gestern Abend.

Bei mir zu Hause zog ich mich um und putzte mir die Zähne. Als ich mich in meinem Zimmer nach Kyle umsah, entdeckte ich ihn mit einer Zigarette an den Lippen und dem Feuerzeug in der Hand auf dem Balkon.

Lächelnd lief ich auf ihn zu und nahm ihn die Zigarette aus dem Mund. Überrumpelt sah er mich an und seufzte. „Gib sie zurück."

Ich betrachtete den Glimmstängel in meiner Hand. „Wieso rauchst du?"

Kyle zuckte lediglich seine Schultern und versuchte, mir die Zigarette aus der Hand zu nehmen. Geschickt wich ich aus und zog abwartend eine Augenbraue in die Höhe. „Also?"

„Wieso trinkst du?", stellte er die Gegenfrage.

Verwirrt sah ich ihn an. „Ich trinke nicht", gab ich dann nachdenklich zurück.

In diesem Moment nahm sich Kyle seine Zigarette und tippte die Asche ab. „Hm, natürlich." Er zog an der Zigarette und blies den Rauch aus. Dann sah er zu mir und seufzte, bevor er sie ausdrückte und über den Balkon warf. Er gab mir einen Kuss. Und schmeckte nach dem Rauch der Zigarette und obwohl ich es niemals zugegeben hätte, war der Geruch nicht ekelerregend. Es machte Kyle attraktiv. Nicht mehr als er es ohnehin schon war, aber es trug seinen Teil bei.

Die Haustür fiel ins Schloss und schwere Schritte sowie das Rollen von Koffern waren zu hören. Schluckend wandte ich mich ab und lief auf meine Zimmertür zu.

„Lola?" Die Stimme meines Vaters drang durch das gesamte Haus. Es war auf einmal lebendig. Ich war es gar nicht mehr gewohnt, ihre Stimmen zu hören. Dabei waren nur wenige Wochen vergangen. Es gab Zeiten, in denen sie Monate weg waren. Unsere Tante hatte dann immer auf uns aufgepasst, bis Liam sich der Verantwortung gewachsen gesehen und sie ablöst hatte.

„Ich komme sofort", schrie ich die Treppe hinunter und drehte mich zu Kyle. Aufmunternd lächelte er mich an und gab mir einen kleinen Schubs, sodass ich beschloss, die Treppe herunterzugehen. Kyle nahm meine Hand in seine und drückte sie leicht, bevor wir im Türrahmen der Küche stehen blieben.

Meine Eltern saßen an unserem Esstisch und wirkten erschöpft.

Räuspernd machte ich mich bemerkbar. Die Blicke meiner Eltern schossen hoch. Ich versuchte mich an einem kleinen Lächeln und drückte Kyles Hand etwas fester.

Meine Mutter sprang direkt auf, lief auf mich zu und legte ihre Arme um mich, sodass ich Kyles Hand losließ. Eine kleine Träne lief meine Wange entlang und schließlich schloss ich meine Arme ebenfalls um sie.

„Es tut mir leid." Sie löste sich von mir und sah mich mit einer Aufrichtigkeit an, die ich so nicht kannte. „Wir haben einen Fehler gemacht", gestand sie weiter und blickte kurz zu meinem Vater, der nun ebenfalls aufgestanden war.
„Das ist euch erst jetzt bewusst geworden?" Meinen Blick richtete ich auf den Boden und trat einen Schritt zurück. Ich war fassungslos.

Mein Vater gesellte sich an die Seite meiner Mutter. „Setzen wir uns erst einmal hin."
Er legte meiner Mutter die Hand auf den Rücken und führte sie an den Esstisch zurück.

Immer noch erstarrt stand ich an Ort und Stelle, bis Kyle sich zu mir runterbeugte. „Gib deinen Eltern wenigstens die Möglichkeit, sich zu erklären."
Seine Worte waren leise und nur an mich gerichtet, aber erst jetzt schienen meine Eltern zu bemerken, dass Kyle dicht hinter mir stand.

„Kyle? Schön... dich zu sehen." Verwirrt sah meine Mutter mich an, doch ich nahm nur wortlos Kyles Hand in meine und setzte mich meinen Eltern gegenüber. Vielleicht wäre es demütigend für sie. Dass Kyle nun hier war und über all die vergangenen Wochen und Monate Bescheid wusste. Doch es war mir nicht wichtig. Sie hatten ebenfalls weggesehen, als ich sie gebraucht hätte.

„Guten Tag Mr. und Mrs. Cane." Bevor Kyle sich setzte, reichte er den beiden unsicher die Hand, die sie verlegen annahmen.

„Es ist schön dich zu sehen. Aber es wird, glaube ich, Zeit, für ein Familienge-"

Kopfschüttelnd unterbrach ich den Satz meines Vaters. „Ich möchte, dass Kyle bleibt."

Tief durchatmend richtete ich mich etwas auf und sah meinen Eltern entgegen. Es schmerzte, wie sie vor mir saßen und maßlos erschöpft schienen. Und doch spürte ich überraschenderweise etwas Glück in mir emporsteigen. Sie waren Zuhause. Und würden es vielleicht länger bleiben.

„Schatz, ich denke nicht, dass-"

Wieder unterbrach ich meinen Vater. „Kyle war in den letzten Wochen mehr für mich da, als ihr es seit Jahren wart."

Die Worte waren hart und schlugen auch mir auf den Magen. Ich spürte, wie Kyle doch etwas unwohl wurde, er aber seinen Blick aufrecht hielt und unter dem Tisch meine Hand drückte. „In Ordnung", flüsterte meine Mutter ergeben und atmete tief durch. „Es tut uns leid, Lola. Es war nicht fair von uns, dir die Möglichkeit zu nehmen, Liam zu besuchen." Meine Mutter stolperte leicht über seinen Namen und mir kam zum ersten Mal deutlich in den Sinn, dass sie vielleicht doch mehr trauerte und litt, als sie preisgab.

„Es war eine Bedingung, der wir zugestimmt hatten, als wir umgezogen sind."

Es flossen Tränen und ich versuchte, meine Eltern zu verstehen. Es fiel mir schwer. Und ich würde es ihnen nicht verzeihen können. Doch sie waren meine Eltern. Mein Vater und meine Mutter. Und sie hatten eine zweite Chance verdient. Es war ein komisches Gefühl, dass meine Eltern mir beweisen mussten, wie wichtig ich ihnen, ihrer eigenen Tochter war.

Schließlich wechselten wir das Thema. Erleichtert atmete ich auf. Doch als mein Vater sich einem bestimmten Thema zu wandte, hielt ich die Luft ein weiteres Mal an.

„Du bist also mit meiner Tochter zusammen?"

Er musterte Kyle misstrauisch. Unvorbereitet auf diese Situation, sah ich zu Kyle.

„Ja, Mr Cane." Kyle ließ sich seine Unsicherheit nicht anmerken. Sein Rücken war gerade und auf seinen Lippen lag ein Lächeln. Es war ein freundliches, was sich Nichts nehmen ließ. „Dann wird es wohl Zeit für die Aufklärungsrunde."

Er klopfte sich auf seinen Schoß und sah kurz zu meiner Mutter, die die Augen verdrehte. „Dafür wird es zu spät sein", merkte sie an.

Doch mein Vater schüttelte seinen Kopf. „Dafür kann es nie zu spät sein."

Bevor er zu einem weiteren Satz ansetzten konnte, wechselte ich erneut das Thema.

„Es sind Ferien", begann ich. Nervosität stieg in mir auf und meine freie Hand rieb ich an meiner Jeans. „Ich weiß, dass ihr sicherlich erschöpft seid. Aber wäre es möglich, dass ihr euer Versprechen nun einlöst?"

Es wurde still im Raum. Nur unser gleichmäßiger Atem war zu hören. Die Hoffnung schwand, als sich die Blicke meiner Eltern kreuzten. Doch plötzlich breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus.

„Natürlich."

Vor Glück und Freude fassungslos starrte ich beide an. Einen Moment wartete ich noch, dass sie aufspringen und mir erklären würden, dass es ein Witz war. Doch nichts dergleichen geschah. Dann fasste ich meinen Mut zusammen und ging einen weiteren Meter vor. „Darf Kyle uns begleiten? Es wäre das Mindeste. Er hat mir die Flugtickets nach Miami ohne Weiteres gekauft."

Wieder diese Stille und der Blickkontakt zwischen meinen Eltern. „Es wird wohl das Mindeste sein, was wir dir wiedergeben können." Mein Vater schaute mit einem verrutschten Lächeln zu Kyle.

„Bitte, klär das vorher mit deinen Eltern, Kyle", fügte meine Mutter hinzu.

Bis zu dem Abend verging die Zeit wie ein einziger Wimpernschlag. Völlig überwältigt lag ich auf meinem Bett und betrachtete meinen Reisepass, bevor ich ihn mir an die Brust drückte. Für Kyles Eltern war es in Ordnung gewesen, dass er mitflog. Kyle hatte vor wenigen Stunden mit ihnen telefoniert. Aufgeregt war ich auf und ab gehüpft und hatte auf die Antwort gewartet, als Kyle grinsend den Daumen hochsteckte. Wenig später, hatte mein Vater schon die Flüge gebucht. Samt dem Hotel, in denen wir eine ganze Woche wohnen würden. Jacob hatte sich Angeboten, doch zwei Personen oder vier Personen waren ein Unterschied. Deshalb hatten meine Eltern es für richtig gehalten, zwei Zimmer zu buchen. Eins für sich und eins für uns.

Mit jeder weiteren Sekunde, die verging, wurde ich nervöser und zitterte ein bisschen mehr vor Aufregung.

„Beruhig dich", drang die Stimme von Kyle durch mein Handy, welches ich neben mir auf dem Boden positioniert hatte. Er war bei sich Zuhause und würde ebenfalls einen Koffer packen. Es war komisch, mit ihm zu telefonieren, wo ich einfach nur die Balkontür hätte öffnen müssen. Doch es war irgendwie auch witzig und schön, einfach zu telefonieren.

„Ich weiß gar nicht, was ich alles einpacken soll." Ich fasste mir in mein Gesicht und drückte es leicht zusammen, sodass sich meine Stimme nur gedämpft anhörte.

„Unterwäsche."

„Danke, Kyle. Die hätte ich beinahe vergessen." Mein Blick glitt auf den Stapel mit Unterwäsche und Socken und Bikinis, den ich bereits zur Seite gelegt hatte.

„Ich helfe, wo ich helfen kann."

Grinsend legte ich auf und lehnte mich zurück. Ich würde Liam und mein Zuhause besuchen. Mit meinen Eltern und Kyle. Für eine ganze Woche.

In diesem Moment konnte ich nicht glücklicher sein. Und dieses Glück würde ich mir um nichts in der Welt nehmen lassen.

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