Chapter Seventeen
Den gesamten Flug über blieb ich wach. Kyle und ich unterhielten uns, lachten und schwiegen von Zeit zu Zeit. Meine Gedanken tobten und fanden keine Ruh. Aber mein Herz hat sie schmerzlich gefunden.
Schließlich griff ich nach meinem Notizbuch und dem Kugelschreiber, um mich ein wenig abzulenken.
Neugierig schaute Kyle mich von der Seite an und beugte sich leicht in meine Richtung.
„Was ist das?" Ich grinste.
„Ein Buch. Schon mal eins in der Hand gehabt?" Kyle schnaubte. „Sehr lustig."
Es war keine Antwort auf meine Frage, aber ich fand mich stillschweigend damit ab und seufzte. „Ein Tagebuch."
Überrascht, dass ich doch noch auf seine Frage eingegangen war, sah Kyle wieder zu mir. „Du schreibst?"
„Ja, es hilft." Und dann schlug ich es auf und Kyle wandte sich endgültig ab.
Es war unglaublich, wie leicht ich mich ihm inzwischen anvertrauen konnte. Er drängte mich nicht in eine Ecke, sondern ließ mir Zeit und Freiraum. Mein Bauch begann zu kribbeln und schließlich setzte ich den Kugelschreiber an.
Liebes Tagebuch,
Die Zeit rinnt einsam und ungehalten durch meine Fingerspitzen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie vor mir flieht. Ich renne ihr hinterher, aber kann sie einfach nicht fassen.
Und manchmal, da hält sie mich in ihren Armen gefangen und lässt mich nicht mehr los, so sehr ich es auch versuche, ich kann nicht fliehen.
Vor Liams Grab zu knien und zu wissen, dass er nicht mehr bei mir ist, hat die Zeit gänzlich gestoppt. Nur um mit dem Abschied davon zu eilen.
Ich bin unendlich dankbar, dass Kyle mir diesen Wunsch ermöglicht hat. Gleichzeitig bin ich so verwirrt und erschöpft. Es zerrt an mir. Jeder Atemzug fällt mir schwer und ich habe immer noch den Gedanken, einfach Abschied zu nehmen. In Liams Arme zu laufen.
Aber nun ist dort Kyle und er wird mich nicht gehen lassen.
Noch ein weiterer Aspekt für meine Dankbarkeit.
In Liebe, Lola
Ich klappte die Seiten zu und stöpselte mir für den restlichen Flug die Kopfhörer in meine Ohren. Ich driftete in meine Gedanke ab.
Als wir in Kalifornien landeten, atmete ich durch und folgte Kyle zu seinem Auto. Er hatte es etwas weiter weg geparkt. Draußen war es stockdunkel. Die Laternen leuchteten und nur wenige Menschen waren unterwegs.
Müdigkeit übernahm mich. Ich lehnte meinen Kopf an das Glas und widmete mich meinen Träumen. „Du wirst nicht loslassen können, richtig?" Ich blickte von den Wellen, die gegen das Ufer schlugen, weg und sah zu Liam. Ein zaghaftes Lächeln zierte meine Lippen, während ich langsam den Kopf schüttelte.
„Nein." Dann stupste ich ihn von der Seite an und zog meine Knie an meinen Körper.
„Ich habe keinen Grund, dich gehen zu lassen. Du wirst immer bei mir bleiben."
Liams dunkelblondes Haar wehte leicht und wurde zerzaust. Ich grinste und wuschelte ihm noch einmal, um mein kleines Schwester Dasein zu unterstreichen, durch seine Haare und lachte. Liam warf sich auf mich und begann, mich zu kitzeln, als mich plötzlich Kyles Stimme aus den Gedanken riss.
„Wir sind Zuhause." Zuhause. Mein Zuhause war nun wieder meilenweit entfernt.
Unsicher tippte ich mit meinen Fingerspitzen auf meinen nackten Oberschenkel. Das Kleid war etwas hochgerutscht, verdeckte aber jegliche Stellen, die es verdecken sollte. Kyle zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und drehte ihn einmal an einem kleinen Ring in seiner Hand, bevor er mich musterte.
„Alles in Ordnung?" Seine Gesichtszüge waren besorgt und langsam nickte ich.
„Ja." Dann sah ich auf das Haus. Kein Licht brannte, genauso wenig in Kyles Haus. Vielleicht hatte er Recht. Unsere Eltern waren sich ähnlicher, als wir wussten.
„Bleibst du heute Nacht bei mir?" Ich sah kurz in seine Richtung und rieb mir über meine Knie. Wieso war ich plötzlich so nervös?
„Ich - ich kann verstehen, wenn du Nein sagst."
„Ja." Kyle stieg aus dem Auto und klopfte auf das Dach, sodass ich mich aus meiner Starre löste und ebenfalls aufstand.
„Hör auf, so unsicher zu sein." Er umrundete das Auto und packte mich an die Hüfte. „Dazu hast du wirklich keinen Grund." Dann schob er mich in Richtung der Tür. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich keinen Grund dazu hatte.
Es war niemand Zuhause. Natürlich nicht. Es fühlte sich an, als wäre nie jemand hier gewesen. Es war kalt, leer und dunkel. Und alles, wovor ich wegrennen wollte.
„Ich bin so erschöpft." Ich zog meine Schuhe aus und stellte sie zu den anderen neben die Tür. Dann fuhr ich mir durch mein Haar und seufzte. Irgendwie war in diesem Moment alles anders. Doch ich konnte einfach nicht herausfinden, was genau es war.
Plötzlich schoben sich zwei Arme unter meinen Rücken und erschrocken schrie ich auf und klammerte mich an Kyles Schultern.
„Was machst du denn?" Meine Augen waren immer noch vor Schreck weit aufgerissen, als Kyle grinsend zu mir heruntersah und dann die Treppen hochlief. „Du hast doch gesagt, du seist erschöpft." Er stieß meine Zimmertür auf „Also wirklich. Jedes andere Mädchen würde es genießen." Empört blickte er mich an.
Ich lachte und zappelte, bis er losließ und ich auf mein Bett fiel.
„Du bist unmöglich, Kyle!", klagte ich lachend.
Er hatte es geschafft, mich aus der Dunkelheit zu ziehen. Lächelnd blickte ich zu ihm hoch. So oft blickte ich ihn an. Er musterte mich. Und die Welt stand still.
Er ließ sich mit seinem gesamten Gewicht auf mich fallen, sodass ich nun auf dem Bett ausgestreckt lag und nach Luft rang.
„Kyle! Du bist fett, geh von mir runter." Ich schlug ihm auf den Rücken und lachte, als er sich auf seinen Armen abstützte und mich ansah. „Es tut mir leid, was du alles in den letzten Monaten durchmachen musstest."
Er strich mir eine kleine Strähne aus dem Gesicht und wickelte sie um seinen Finger, bevor er sie wieder fallenließ. Ich schluckte. Darauf konnte ich nichts erwidern.
„Nächsten Freitag führe ich dich aus." Er zwinkerte und erhob sich.
Dann reichte er mir die Hand, die ich dankend annahm. Gerade als ich mich auch laut bedanken wollte, schubste er mich lachend auf das Bett zurück.
Empört sah ich auf. „Kyle!"
„Okay, okay." Abwehrend hob er seine Hände, bevor er mir tatsächlich aufhalf.
Ich strich mein Kleid glatt und grinste ihn an. „Ich werde mich umziehen gehen."
Im Badezimmer stützte ich mich am Waschbecken ab und musterte mein Spiegelbild. Ich verstand nicht, wie ich so verdammt glücklich und traurig zugleich sein konnte. Mit der Bürste band ich mir einen hohen Zopf und zog dann das Kleid aus, bevor ich in meine Schlafsachen schlüpfte. Sie machten mich bei weitem nicht attraktiv.
Ich hatte kleine Brüste, meine Rippen stachen hervor und der Po fehlte mir in gewisser Weise ebenfalls. Aber ich wollte mich nicht verstecken. Ich war kein Model, aber ich hatte auch keinen Grund, mich schämen zu müssen. Nicht vor Kyle.
„Trotzdem bist du nicht attraktiv", murmelte ich mir selber zu und dachte an Honey und sämtliche Mädchen in meinem Jahrgang. Sie waren alle so wunderschön. Auf ihre eigene Art und Weise.
Schnell putzte ich mir die Zähne und wusch mein Gesicht, bevor ich ohne einen weiteren Blick in den Spiegel, mein Zimmer betrat.
Es war noch immer ein komisches Gefühl, aus dem Badezimmer zu treten und Kyle auf meinem Bett sitzen zu sehen. Aber es gefiel mir. Genauso, wie mir sein Blick gefiel, als er von seinem Handy hochsah und mich anlächelte. Ich schmiss mich auf das Bett und betrachtete Kyle einen Moment, bevor ich mich aufrichtete. „Du hast keine Wechselkleidung dabei." Kyle grinste. „Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist. Aber rein theoretisch ist mein Zimmer gleich neben an. Einen Sprung entfernt." Wortwörtlich.
„Brauchst du für heute Nacht keine Kleidung?"
Ich kuschelte mich unter die Decke und legte mein Handy beiseite.
„Ich hasse es, mit Klamotten zu schlafen."
Der Gedanke, dass Kyle nackt neben mir liegen würde, ließ mich erröten. Doch ich sprach, was ich dachte, nicht laut aus, sondern nickte verstehend. Es war still zwischen uns. Ich hatte keinen Fernseher in meinem Zimmer und beneidete gerade Kyles Zimmer.
„Wir können einen Film auf meinem iPad anschauen", schlug ich deshalb vor und nahm sein ‚Hm' als ein Ja. Ich beugte mich über ihn hinweg, um die Schublade des Nachtschrankes zu öffnen, als Kyle mir näherkam. Sein heißer Atem, verursachte eine Gänsehaut auf meinem Körper und relativ schnell gab ich auf, die Schublade zu öffnen. Seine Hände zogen mich umständlich näher zu ihm, sodass unsere Lippen sich nur noch wenige Zentimeter trennten. „Darf ich dich küssen?"
Ich antwortete nicht. Stattdessen presste ich meine Lippen auf seine und nahm sein Gesicht in meine Hände. Es war nicht einmal zwei Tage her, dass sich unsere Lippen berührt hatten, doch es fühlte sich weitaus länger an.
Kyle hob mich auf seinen Schoß und richtete sich etwas mehr auf, als seine Hände unter dem Saum meines Top verschwanden. Schließlich zog er leicht an dem dünnen Stoff und kurzzeitig löste ich mich von seinen Lippen. Sein Atem war schwer, genau wie meiner.
„Ich - ich weiß nicht. Ich habe noch nie -"
Er unterbrach mich und fuhr mit seinen Fingerspitzen über die Haut an meinem Hals, bis zu meiner Schulter. Dann blickte er mich an. „Ich will nicht mit dir schlafen."
Autsch. „Nicht jetzt", fügte er schnell hinzu und runzelte seufzend seine Stirn. „Also doch. Ich will verdammt gern mit dir Sex haben. Aber nicht, wenn du noch nicht bereit bist."
Er drückte mir einen Kuss auf die Lippen und kam allmählich meinem Ohr näher. „Aber es gibt genügend andere Sachen, die ich mit dir tun möchte."
Ich erschauderte unter seinen Worten und nickte flüchtig, als er ein weiteres Mal den Saum meines Tops anhob. Langsam zog er es mir über den Kopf und warf es achtlos auf dem Boden. Ich wollte die Arme kreuzen. In diesem Moment stieg die Scham, die ich mir zuvor abgeschworen hatte, auf.
„Du bist wunderschön." Kyle hielt meine Hände fest und drückte sie gegen seinen Brustkorb, während er mich betrachtete. „So schön."
Er drehte mich mit einem Schwung auf den Rücken und verlagerte sein Gewicht, sodass es nicht auf mir lag. Immer noch hielt er meine Hände fest, als er begann, kleine Küsse meinen Hals hinunter zu verteilen.
Ich seufzte auf und schloss die Augen. Kurz stoppte er, als er an meinen Brüsten ankam. Benebelt nickte ich.
Kyle ließ meine Hände los und nahm eine meiner Brüste in die Hand. Seine Hände waren rau und warm. Seine Berührungen so unglaublich sanft. Genau wie seine Lippen, die mich nun wieder berührten. Kleine Seufzer verließen meinen Mund, während ich mich auf Kyles Berührungen konzentrierte.
„Ich will dich küssen", flüsterte ich.
Kyle ließ von meinem Oberkörper ab. Seine Lippen legten sich auf meine, während ich an dem Saum seines Shirts zog. Ich wollte seine Haut auf meiner. Seine Wärme und Liebe. Er zog sich das Shirt über den Kopf und schmiss es zu meinem Top auf den Boden.
„Du bist wunderschön."
Leicht lachte ich auf, als er mein Kinn küsste. „Das hast du schon gesagt."
Er stoppte und sah mich an. Seine Pupillen waren leicht vergrößert und sein Atem war stoßweise. „Ich weiß."
Während Kyle mir in die Augen blickte, fuhr seine Hand meinen Bauch entlang, immer weiter in Richtung der Shorts. Er strich über den Stoff und schließlich fuhr seine Hand unter den Saum.
Diese Nacht würde ich nicht mit Kyle schlafen. Aber er hatte Recht. Es gab genügend Arten und Weisen, sich näherzukommen. Und vielleicht - vielleicht würde ich es am nächsten Morgen bereuen. In diesem Moment waren seine Berührung alles, was ich wollte.
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