4. Brief
8. April 1998
Lieber Tod,
heute war mein Geburtstag. Es wird wahrscheinlich mein letzter Geburtstag sein, den ich miterleben werde. Ich habe wieder sehr viel über dich nachgedacht, allerdings habe ich immer noch keine Vorstellung von dir. Diese Vorstellungen, die ich dir in meinem ersten Brief beschrieben habe, sind meiner Meinung nach unlogisch. Logische Vorstellungen fallen mir nicht ein. Mir fällt nichts zu dir ein. Werde ich als leere Hülle enden? Was passiert mit meiner Seele? Ich könnte jetzt mein Philosophiebuch holen, das schon zugestaubt in der Ecke steht, aber ich habe keine Kraft, um aufzustehen. Es ist so zugestaubt, weil ich es schon ewig nicht mehr in die Hand genommen habe, da ich keinen Grund hatte, es in meine Schultasche zu packen. Ich war schon lange nicht mehr in der Schule. Und ich vermisse die Philosophiestunden. Es war mein Lieblingsfach, doch über den Tod haben wir noch nie geredet. Zumindest nicht, als ich anwesend war. Ich war ja schon lange nicht mehr anwesend.
Ich glaube, Mama hatte wirklich recht. Ich bin verrückt. Ich sollte aufhören, an dich zu denken. Aber wie soll ich damit aufhören, wenn die Ärzte mir jeden Tag sagen, dass ich bald sterben werde? Holst du mich bald ein, Tod?
Cassie
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