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Montag, 27. Mai
--> 6:50 Uhr
Yokohama

Riiiiiiing Riiiiiiiing

Schlaftrunken haute Kenma auf den Wecker welcher verstummte. Verschlafen drehte er sich auf die andere Seite. Er wollte nicht in die Schule. Nicht in die Hölle.

"KENMA AUFSTEHEN!!"

Sein Vater hämmerte gegen die Tür und entfernte sich dann wieder. Murrend schlug er die Decke weg und kletterte aus dem Bett. Er trottete in das Bad und machte sich fertig. Zähne putzen, umziehen, Haare kämmen.

Zwanzig Minuten später stand er in der Küche und packte seine Schulsachen. Hausaufgaben, Stifte und Bento-Box. Zum Frühstück nahm er sich einen Apfel aus der Obstschale und verließ ohne ein Wort die Wohnung. Er war es gewohnt kein 'Guten Morgen' oder 'Hast du gut geschlafen?' zu bekommen. Seine Mutter war schon auf Arbeit und sein Vater würde auch gleich aufbrechen. Er lief extra langsam, um so viel Zeit wie möglich zu schinden.
In der Schule würde er nur ihnen wieder begegnen. Oikawa und Tsukkishima. Seine Mobber. In zwei Monaten würde Kenma die Schule beenden und konnte endlich raus dort. Doch in diesen zwei Monaten, musste er ihre Schikanen noch hören und fühlen.

Um 7.25 Uhr betrat der Blonde das Schulgebäude. 7.30 Uhr würde der Unterricht beginnen. Vorsichtig schlich er durch das riesige Gebäude zu seinem Klassenraum. Glücklicherweise kam er ohne Zwischenfälle dort an und ließ sich auf seinen Platz fallen. Sein Platz war ganz hinten, letzte Reihe, am Fenster. Da Kenma keine Freunde hatte, begrüßte ihn niemand. Er war es gewöhnt. Früher hatte er Freunde, tatsächlich war er nicht immer so introvertiert wie heute. Aber seit sein Vater ihn schlug, änderte sich das.
Als Kenma sich damals als bisexuell outete, war sein Vater stinksauer gewesen. Er schlug den damals Dreizehnjährigen zusammen, sodass er sich zwei Tage nicht aus seinem Zimmer traute. Seine Mutter saß an dem Abend daneben, doch hatte nichts unternommen. Sie hatte einfach zu gesehen. Kenma sah noch genau ihr Gesicht vor sich. Ängstlich, verstört, kreidebleich. Und da wusste er, dass sein Vater auch seine Mutter schlug.

Es war, als hätte ihm jemand ein Brett vor den Kopf geschlagen. Er war zurück getaumelt und hatte versucht dieses Brett zu ignorieren und weiter zu gehen, doch es ging nicht. Jedesmal wenn er geschlagen wurde, saß seine Mutter dabei und jedesmal sah Kenma ihr Gesicht. Ängstlich, verstört, kreidebleich.

Er zog sich immer mehr zurück, spielte Videospiele und verkroch sich in seinem dunklen Zimmer. Zu seinen damaligen Freunden hatte er heute keinen Kontakt mehr. Er brach ihn einfach ab, riegelte sich vor der Außenwelt ab.
Doch wenn Kenma an manchen Tagen in seinem Bett lag, wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass jemand kommt und diese Verriegelung bricht. Ihm seine Hand hinhielt und ihn herausholte. Aus diesem Leben, aus dieser Welt, weg von seinen Eltern und den Verpflichtungen.

Vor dem Fenster flogen Blüten des Sakurabaumes auf dem Schulhof durch die Luft. Sie tanzten mit dem Wind. Auf und Ab und Auf und Ab. Kenma sah ihnen nach, wie sie nach Norden, Richtung Tokio wehten. Irgendwann würde er genauso frei sein wie die Sakurablätter. Wild und ausgelassen durch die Luft fliegen und einfach frei sein. Er wünschte sich nicht sehnlicher, als endlich aus seinem Gefängnis zu kommen.

>>Bald. Bald bin ich frei...<<

Fortsetzung folgt

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