Kapitel 9
Den Tag verbrachte ich tatsächlich mit Manuel im Park. Aber dieses Mal achtete ich sorgfältig auf die Uhr und kam pünktlich zum Abendessen nach Hause.
Während ich durch den Flur schlenderte, fiel mein Blick auf Codys Zimmer. Dort stand er vor seinem Kleiderschrank, offensichtlich nervös, und hielt eine Auswahl an Hemden und T-Shirts in den Händen. Sein Gesichtsausdruck verriet seine Unsicherheit, und als ich in sein Zimmer trat, konnte ich auf seinem Bett eine Sammlung von Hemden und T-Shirts sehen.
Wie bezaubernd, mein kleiner Bruder wollte eindeutig einen guten Eindruck hinterlassen.
"Ich bezweifle stark, dass du mir bei der Auswahl eines Outfits für heute Abend helfen würdest!" Cody warf die Shirts auf sein Bett und rollte genervt mit den Augen, dann drehte er sich zu mir.
Normalerweise hätte ich keine Sekunde gezögert, ihm zu erklären, dass seine Garderobe nicht mein Problem war. Aber an diesem Nachmittag war meine Laune merkwürdig gut. Ein seltsames Hochgefühl, das ich nicht zuordnen konnte. Ich konnte nicht glauben, dass es etwas mit Manuel zu tun hatte - das wäre verrückt. Wir kannten uns kaum. Trotzdem war da dieser Gedanke, der in meinem Kopf herumspukte, als ob er eine Bedeutung hätte. Aber ich weigerte mich, ihn anzuerkennen.
"An einem Tag wie heute, an dem meine Laune sich auf einem seltenen Hoch befindet, könnte ich sogar dazu bereit sein, dir zu helfen. Aber sei gewarnt, ich habe keine Ahnung, was diese Leute für Klamotten tragen", erklärte ich mit einem Hauch von Überlegenheit, während ich meinen Bruder von Kopf bis Fuß kritisch musterte, um ein passendes Outfit zu finden.
Cody seufzte leicht und erwiderte: "Alice, das sind einfach Menschen wie du und ich. Ja, vielleicht haben sie weniger Geld und achten nicht so sehr auf Kleidung, aber das bedeutet nicht, dass sie minderwertig sind." Seine Worte ließen meine Augen leicht rollen, während ich in seinem Kleiderschrank nach einem passenden Outfit suchte.
„Cody, du solltest doch wissen, dass aufgrund unserer unterschiedlichen Lebensstile erhebliche Unterschiede zwischen uns bestehen. Aber sei's drum, du verbringst schließlich deine kostbare Zeit mit ihnen", erwiderte ich mit einem leichten Stirnrunzeln. Mein Bruder öffnete den Mund, um zu widersprechen, besann sich dann jedoch eines Besseren. Er kannte meine Hartnäckigkeit nur allzu gut und wusste, dass Diskussionen mit mir oft wenig erfolgreich waren.
Nach einigem Durchstöbern fand ich schließlich eine schlichte schwarze Jeans, ein weißes Hemd und eine Lederjacke. Ich reichte sie ihm und bemerkte trocken: „Hier, das sollte passen. Aber bitte, steck das Hemd nicht in die Hose, das wäre viel zu spießig."
Cody begutachtete die Klamotten skeptisch. „Ist ein Hemd nicht zu förmlich?" Zweifelnd hielt er sich das Hemd an den Oberkörper.
„Nein, du trägst es ja locker. Du solltest da normal auftauchen. Blue wird merken, wenn du dich verkleidest, schließlich trägst du gerne mal Hemden. Wenn du ein schlichtes schwarzes oder weißes Shirt trägst, denken ihre Freunde, du willst wie ein Klischee-Badboy aussehen."
Cody sah immer noch nicht überzeugt aus. „Aber..."
"Kein 'Aber'! Du trägst normalerweise im Club eine stilvolle Abendgarderobe, aber dort bist du unter deinesgleichen. Die Leute aus dem Ghetto denken, du möchtest angeben, da keiner von ihnen jemals so herumlaufen könnte oder würde. Also brauchst du einen Mittelweg, damit Blue nicht merkt, dass du dir Gedanken gemacht hast, und du ihren Freunden nicht gleich deinen Status unter die Nase reibst." Ich klopfte meinem Bruder ermutigend auf die Brust und ignorierte seine missbilligenden Blicke.
„Alice, hörst du überhaupt, was du da von dir gibst? Du solltest wirklich aufpassen! Ich weiß, du hast sie nicht besonders gern, und Mum übt einen großen Einfluss auf dich aus, aber so abwertend hast du noch nie geredet. Ich möchte so einen Satz nie wieder aus deinem Mund hören! Danke für deine Hilfe." Codys Stimme war mehr ein Zischen. Ich konnte die Enttäuschung in seinen Augen wahrnehmen, bevor er sich wegdrehte und mir zu verstehen gab, dass ich gehen sollte.
Er hatte recht, der Satz war zu weit gegangen. Irgendwie versuchte ich mich zu überzeugen, dass ich immer noch genauso wie sonst dachte und Manuel nicht mein Denken oder meine Meinung beeinflusste. Ich musste mich zusammenreißen, schließlich hatte ich erst dreimal wirklich etwas mit ihm gemacht. Das war eine ziemlich kurze Zeit
Der langersehnte Samstagabend war nun endlich angebrochen, und Manuel und ich hatten vereinbart, uns um acht Uhr bei Ashley zu treffen. In dieser heiklen Angelegenheit musste ich mich voll und ganz auf Ashley verlassen, denn ich konnte es mir keinesfalls erlauben, dass meine Eltern, oder schlimmer noch, Cody, etwas von Manuel erfahren würden. Das Geheimnis musste unbedingt gewahrt werden. Aber an diesem Abend stand eine andere Herausforderung bevor - die Wahl meines Outfits.
Nach sorgfältiger Überlegung entschied ich mich schließlich für einen schlichten, dennoch äußerst eleganten weißen Jumpsuit. Diesen kombinierte ich geschickt mit einer passenden Lederjacke, die dem Ensemble eine gewisse Raffinesse verlieh. Mein ausgesuchter Schmuck und die stilvollen High Heels rundeten den Look ab. Das Make-up würde ich später bei Ashley auftragen, nachdem sie das Outfit für angemessen befunden hatte. Mein Ziel war es, in Manuels heruntergekommenem Viertel nicht zu sehr aus dem Rahmen zu fallen. Schließlich hatte dieser Stadtteil nicht gerade den besten Ruf, insbesondere, was die Sicherheit anging. Dennoch durfte meine Eleganz nicht gänzlich verloren gehen. Ein gewisses Maß an Klasse und Stil musste immerhin gewahrt werden
„Cody!" Ich betrat sein Zimmer und fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick, der darauf abzielte, seine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Er hob den Blick von seinen Unterlagen und musterte mein Outfit sorgfältig.
„Könntest du so freundlich sein, mich zu Ashley zu fahren? Wir haben heute Abend vor, auszugehen." Meine Worte waren sachlich, aber der Unterton von Dringlichkeit war unüberhörbar. Cody seufzte leicht und schüttelte den Kopf.
„Warum zur Hölle fährst du nicht selbst? Und weshalb in aller Welt habe ich nichts davon erfahren? Haben die anderen immer noch schlechte Laune wegen gestern?" Bei dieser Frage legte er einen sarkastischen Unterton in seine Worte, begleitet von einem spöttischen Lachen. Es war offensichtlich, dass er die Situation am Vortag nicht vergessen hatte und sich über die Zurückhaltung der anderen ärgerte.
„Weil wir später sowieso ein Taxi nehmen werden. Oder willst du wirklich, dass ich mich nach dem Trinken selbst hinters Steuer setze? Ich gehe heute Abend nur mit Ashley aus. Es wird ein Mädelsabend, da dachte ich nicht, dass ich dich extra darüber informieren muss." Mein Tonfall drückte deutliche Ungeduld aus, und ich ließ keinen Raum für Widerrede.
Cody schien auf meine Worte zu reagieren, wenn auch widerwillig. Er stand langsam auf und zog sich eine Jacke an. „Wie viel hast du heute gegessen? Sollen wir noch etwas essen gehen?" Diese Fragen waren in unserer Beziehung zur Gewohnheit geworden, und ich konnte das leichte Zögern in seiner Stimme erkennen. Es war klar, dass er sich immer noch Sorgen um mich machte, selbst wenn er es nicht immer zeigte.
Ich konnte unmöglich mit meinem Bruder feiern gehen, ohne dass er mich förmlich dazu zwang, vorher etwas zu essen. Das war stets dasselbe Ritual – er versuchte, mir Nahrung aufzudrängen, und Gott bewahre, wenn es sich um einen Salat handelte.
„Du hast heute gesehen, was ich gegessen habe – Frühstück und Abendessen. Du brauchst nicht mit mir essen zu gehen. Ich habe vor, später mit Ashley essen zu gehen, also mach dir keine Sorgen. Du kennst Ashley, und sie ist bereits über deine Besorgnis informiert."
Cody sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich werde Ashley fragen! Joghurt und Rucola-Pasta sind bei deinen Plänen für einen Abend mit Alkohol bei Weitem nicht ausreichend." Ich ignorierte meinen Bruder und begab mich bereits in Richtung Auto. Cody war einfach zu fürsorglich. Doch es war meine Angelegenheit, wie betrunken ich werden wollte. Wenn er Ashley fragen und mich kontrollieren wollte, bitte schön – sie würde sowieso für mich lügen.
Schließlich erreichte ich Ashleys Haus, ohne mich auf eine längere Diskussion mit Cody einzulassen. Dennoch bestand mein Bruder darauf, das Haus zu betreten und ein kurzes Gespräch mit Ashley zu führen. Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, dass Cody sich eher wie mein Vater verhielt als wie mein Bruder. Ehrlich, welcher Bruder gab schon den Freunden seiner kleinen Schwester Anweisungen?
Ashley spielte ihre Rolle als fürsorgliche Freundin meisterhaft. Sie hörte Cody geduldig zu, nickte artig und versicherte ihm mehrmals, dass wir vor unserem geplanten Abend eine ordentliche Mahlzeit zu uns nehmen würden. Codys eindringliche Ermahnungen schienen nicht enden zu wollen, und er wiederholte mindestens fünfmal, wie wichtig es sei, dass ich vor dem Feiern etwas esse. Schließlich, nachdem er uns mit seinen besorgten Worten überhäuft hatte, verzog er sich endlich aus dem Raum.
Ashley seufzte erleichtert auf, als er weg war, und wandte sich mir mit einem besorgten Ausdruck zu. Sie begann mit einem sanften Tonfall: "Also erst einmal, geh bitte vorher mit Manuel essen, okay? Ich weiß, du magst es nicht, wenn jeder deine Nahrungsaufnahme kontrolliert, aber ich möchte wirklich nicht, dass Cody mir den Kopf abreißt. Außerdem, Alice, es ist auch für dich besser, wenn du etwas isst." Ihre Hand legte sie fürsorglich auf meine Schulter und ihre Augen durchbohrten mich mit einem durchdringenden Blick.
Ich reagierte genervt auf die ganze Situation und schob ihre Hand von meiner Schulter weg. Es war mir durchaus bewusst, dass ich in letzter Zeit weniger als üblich gegessen hatte, aber ich fühlte mich gut dabei. Zudem schien meine Mutter stolz auf meine vermeintlich gesunde Einstellung zur Ernährung zu sein. Tatsächlich war es recht praktisch, dass sich Stress bei mir immer auf den Appetit auswirkte, so musste ich nicht bewusst hungern.
Wir betraten Ashleys Zimmer, das zwar kleiner als meins, aber äußerst gemütlich eingerichtet war. Der Raum strahlte eine behagliche Atmosphäre aus. Direkt beim Betreten fiel der Blick auf ihr elegantes Himmelbett, das mit einem weißen Baldachin bedeckt war. Das Bett war mit weicher Bettwäsche und vielen flauschigen Kissen dekoriert, die einen Hauch von Luxus versprühten.
Wenn man weiter in den Raum ging, entdeckte man eine einladende Sitzecke. Dort standen bequeme Sessel und ein niedriger Tisch, auf dem einige Modezeitschriften und dekorative Kerzen lagen. Der Teppich unter den Sesseln fühlte sich warm und weich unter den Füßen an.
Ein besonderes Highlight des Zimmers war das Erkerfenster. Eine gemütliche Bank mit einer Vielzahl von weichen Kissen lud zum Verweilen ein. Die Vorhänge des Fensters waren aus einem zarten Stoff gefertigt und ließen sanftes Tageslicht herein.
Ashleys Zimmer war ein kleiner Zufluchtsort, den ich über die Jahre lieb gewonnen hatte. Inmitten des Chaos meines Lebens war es ein Ort der Ruhe und Gelassenheit. Sie kannte zwar nur Bruchstücke meiner inneren Kämpfe, denn wir sprachen selten über persönliche Probleme, dennoch gewährte sie mir großzügig Zutritt zu diesem heiligen Raum, selbst wenn sie abwesend war. Ash bot mir eine sichere Zuflucht, selbst wenn sie nicht an meiner Seite war. Das war eine ihrer vielen liebenswerten Eigenschaften, die ich an ihr schätzte.
Ashley musterte mich mit einem kritischen Blick. "Niedliches Outfit, aber du kannst nicht einfach herumlaufen und deine Reize verbergen, Liebes. Du musst schon zeigen, was du hast!" Ihre Worte klangen fast wie eine Modepredigt.
Ein leichtes Seufzen entkam mir, während ich konterte: „Ash, du weißt doch, dass ich nicht gerade mit Kurven gesegnet bin." Um meine Aussage zu verdeutlichen, fuhr ich mit einer Hand an meinem schmalen Körper entlang. Tatsächlich war meine Figur eher zierlich, und was meine Oberweite anging, so konnte man bestenfalls von einem bescheidenen B-Körbchen sprechen.
Ashley schien jedoch nicht beirrbar zu sein. „Süße, jeder hat etwas, man muss es nur selbstbewusst präsentieren." Mit entschlossener Miene reichte sie mir einen schwarzen Lederrock und ein fast durchsichtiges, mit Spitze verziertes Top. Entsetzt starrte ich auf die Kleidungsstücke.
„Ich möchte einfach nur feiern gehen, nicht auf Beutezug! Außerdem habe ich definitiv nicht genug Oberweite für dieses Top, und es ist viel zu durchsichtig." Ich versuchte, meine Bedenken klarzustellen. Doch Ashley schien bereits eine Lösung parat zu haben. Sie verschwand kurz in ihrem Ankleidezimmer und kehrte mit einem fast identischen Top zurück.
Dieses Modell hatte jedoch einen hautfarbenen Stoff im Brustbereich, der meine Brüste weniger sichtbar machte. „Alice, du musst nur das Selbstbewusstsein haben, es zu tragen, dann siehst du darin richtig heiß aus. Zumindest probiere es einmal an." Ich gab nach und zog das Outfit an. Manchmal war es wirklich unpraktisch, dass wir ähnliche Größen hatten. Die meisten Sachen waren mir zwar zu groß, aber Ashley trug gerne enganliegende Kleidung und schien zu glauben, dass sie mir auch passen würde.
Ich sah mich zweifelnd im Spiegel an. Etwas an diesem Outfit fühlte sich einfach nicht nach mir an. Der Rock war viel zu groß, und ich musste einen Gürtel tragen, um ihn in Form zu halten. Das Top hingegen passte perfekt, und ich fragte mich, wie Ashley darein passte. Es schmiegte sich eng an meine Figur, und obwohl Ashley nicht gerade dick war, hatte sie ein klein wenig mehr Oberweite als ich.
Ashley schien begeistert von meinem Anblick zu sein. "Das ist einfach perfekt! Alles, was du jetzt noch brauchst, sind Stiefel, und du wirst auf der Party umwerfend aussehen. Manuel wird dir die Kleider buchstäblich vom Leib reißen. Achte nur darauf, dieses Top heil zu lassen." Sie umarmte mich von hinten und lachte herzlich, während ich sie mit schockierten Augen ansah.
Ich war definitiv nicht der Typ für One-Night-Stands, und bislang hatte ich erst einen Freund gehabt, Noah, was sich als totales Desaster herausgestellt hatte, da er mich nur ausgenutzt hatte.
"Manuel und ich sind einfach... "Nun ja, was sind wir eigentlich? Ich grübelte über unsere Beziehung nach. "Wir sind eigentlich nur Bekannte. Weder er noch ich haben vor, etwas Ernstes zu beginnen. Du weißt, dass das nicht funktionieren würde." Meine Worte waren etwas unbeholfen, da ich selbst nicht genau wusste, was zwischen Manuel und mir vor sich ging.
Ashley lachte und sagte: "Ja, ich verstehe, aber du hast selbst an Cody gesehen, dass nichts unmöglich ist. Man kann zumindest ein bisschen Spaß haben und Freundschaften mit gewissen Vorzügen führen." Sie zwinkerte mir mit hochgezogenen Augenbrauen zu, bevor sie zu ihrem Schminktisch ging.
Entschlossen schüttelte ich den Kopf. "Nein, das ist keine Option. Ich weiß nicht einmal genau, was zwischen Manuel und mir ist. Ja, ich genieße es, mit ihm zu reden, aber ich habe nicht vor, das über eine Freundschaft hinausgehen zu lassen. Du erinnerst dich doch an Noah, oder? So etwas möchte ich nicht noch einmal durchmachen."
Ashley sah mich traurig an, während ich mich schminkte. "Oh, Liebes, Manuel ist nicht Noah! Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber ich bin sicher, er ist anständig." Ich lachte leicht. "Ja, das haben sie alle über Noah gesagt, selbst Cody mochte ihn. Manuel hätte sogar noch mehr Gründe und Möglichkeiten, so etwas abzuziehen."
Da ich keine Lust hatte, weiter über das Thema zu diskutieren, ließ ich das Outfit an und begann, mich zu schminken. Ashley sah mich besorgt an und schließlich umarmte sie mich, um ihre Unterstützung auszudrücken.
Punkt acht Uhr klingelte es an der Tür, und ich konnte sehen, wie Ashley mich ermunternd anlächelte. "Viel Spaß heute Abend. Vergiss nicht, mir zu schreiben, sobald du sicher zu Hause bist. Wenn du zu betrunken bist, kann Manuel dich auch hierher bringen." Sie gab mir eine herzliche Umarmung und schob mich dann sanft zur Tür hinaus. Ich konnte förmlich spüren, wie sie mir Glück wünschte.
Als ich die Tür öffnete, stand Manuel bereits vor meinem Haus. Sein Lächeln war ansteckend, und er umarmte mich zur Begrüßung. „Hey, gut siehst du aus", bemerkte er, und dann hielt er mir galant die Tür seines Autos auf. Manuel sah an diesem Abend auch nicht schlecht aus. Er trug eine helle Jeans mit einigen dezenten Rissen, dazu ein weißes T-Shirt, das von einer dunkelgrauen Jeansjacke und weißen Sneakern ergänzt wurde. Ich lächelte leicht und stieg in sein Auto.
„Also, wohin geht die Reise?" fragte ich neugierig. Manuel lachte leicht und erklärte: „Lass dich überraschen. Ich sage nur so viel: Es ist der beste Club, den ich kenne." Seine Worte ließen mich schmunzeln, und ich war gespannt darauf, was der Abend bringen würde.
Wir fuhren relativ lange und kamen schließlich in Manuels Viertel an. Irgendwann befanden wir uns vor einer heruntergekommenen Lagerhalle. Die Musik dröhnte bereits aus dem Gebäude, und vor dem Eingang standen zahlreiche Leute, die sich angeregt unterhielten. Die Kleidungsstile waren bunt gemischt, ganz anders als in den Clubs, die ich normalerweise besuchte. Hier schien jeder seinen eigenen Stil zu leben.
Gemeinsam mit Manuel betrat ich den Club, und ich fühlte mich sofort von der pulsierenden Energie des Ortes ergriffen. Die Tanzfläche war brechend voll, und die unterschiedlichsten Menschen tanzten dort, ohne Rücksicht darauf, wie sie aussahen. Einige Tänzerinnen und Tänzer zeigten wirklich beeindruckende Moves und Verrenkungen..
„Wollen wir erst etwas trinken oder direkt auf die Tanzfläche?" Manuel legte einen Arm um meinen Rücken und beugte sich zu meinem Ohr hinunter, sein warmes Flüstern ließ mich erzittern. „Trinken!", flüsterte ich zurück und drehte mich zu ihm, damit ich direkt in sein Ohr sprechen konnte.
Gemeinsam begaben wir uns zur Bar, die trotz der Menschenmenge erstaunlich zugänglich war. Die Leute machten Manuel Platz und grüßten ihn herzlich, während sie mich mit verwirrtem Blick musterten. Es war offensichtlich, dass Manuel in diesem Viertel eine gewisse Bekanntheit genoss.
Manuel bestellte sich eine Cola, da er später noch fahren musste, während ich mir einen Wodka Soda gönnte. Alkohol half mir, mich zu entspannen und die anfängliche Nervosität abzubauen. Meine Mutter war ganz und gar nicht begeistert von meiner Vorliebe für Alkohol, da er den Fettabbau behinderte. Aber Alkohol war eine der wenigen rebellischen Freuden, die ich mir gönnte, entgegen dem Willen meiner Mutter.
Das berauschende Gefühl, das sich ausbreitete, wenn ich angetrunken oder betrunken war, half mir, alles um mich herum für eine Weile zu vergessen und einfach das Leben zu genießen. Wir verbrachten eine Weile an der Bar und unterhielten uns über verschiedene Themen.
Während unserer Zeit an der Bar nahm ich eine eher zurückhaltende Rolle ein und genoss es, Manuel zuzuhören. Seine Leidenschaft für Sport war offensichtlich, und sie strahlte förmlich aus seinen Augen. Er sprach über verschiedene Sportarten, die er ausprobiert hatte, und wie sein Vater ihm die meisten von ihnen beigebracht hatte. Es war klar, dass sein Vater einen großen Einfluss auf sein Leben hatte, und ich konnte eine Mischung aus Liebe und Traurigkeit in seinen Worten spüren.
Die Traurigkeit schien besonders präsent zu sein, wenn er über seinen Vater sprach. Ich fragte nicht weiter nach, da ich die fröhliche und unbeschwerte Stimmung zwischen uns nicht trüben wollte. Stattdessen ließ ich ihn erzählen und tauchte in seine Geschichten ein.
Mit der Zeit wurden aus einem Getränk vier, und die Gespräche wurden immer lebhafter. Die lockere Atmosphäre und der Alkohol ließen mich meine üblichen Hemmungen vergessen. Es fühlte sich befreiend an, einfach in den Moment einzutauchen und die Sorgen des Alltags loszulassen.
"Hast du Lust, tanzen zu gehen?" Manuel deutete auf die Tanzfläche, und ohne zu zögern nahm ich seine Hand und zog ihn mit mir. Das leichte Schwindelgefühl, das der Alkohol verursachte, ignorierte ich. Die Tanzfläche erstreckte sich vor uns, ein Meer aus pulsierenden Lichtern und tanzenden Schatten. Der Bass der Musik dröhnte in meinen Ohren, während wir uns in die Menge stürzten.
Auf der Tanzfläche ließ ich alle Gedanken hinter mir und tanzte ausgelassen. Mein Körper bewegte sich im Rhythmus der Musik, und ich gab mich ganz der Ekstase des Augenblicks hin. Die Sorgen und Zweifel des Alltags schienen verschwunden zu sein. Ich spürte die Blicke der anderen Clubgäste auf mir, aber das kümmerte mich nicht. Es war, als wären Manuel und ich die einzigen Menschen auf dieser Tanzfläche.
Manchmal warf ich einen Blick zu Manuel, der mich lächelnd beobachtete. Sein Blick war voller Lebensfreude, und es war ansteckend. In seinen Augen konnte ich die pure Leidenschaft für die Musik und das Tanzen erkennen. Gemeinsam bewegten wir uns im Einklang zur Musik, und es fühlte sich an, als würden wir schweben.
Doch dann kam ein Mann von hinten und versuchte, mit mir zu tanzen. Er legte seine Hände auf meine Hüften und versuchte, sich im Takt meiner Bewegungen zu bewegen. Sofort spürte ich Unbehagen. Ich reagierte instinktiv und stieß ihm meinen Ellenbogen in den Magen, um ihn abzuwehren.
Aber das war eben ein typischer Club, und wie so oft schienen einige Leute ein klares "Nein" nicht wirklich zu verstehen. Der aufdringliche Mann machte einen erneuten Anlauf. Manuel reagierte jedoch entschlossen. Er zog mich noch näher zu sich, und wir wirbelten gemeinsam herum. Plötzlich stand Manuel dem aufdringlichen Tänzer gegenüber. In einer geschmeidigen Bewegung drehte er sich zu dem Kerl um und forderte ihn heraus: "Na, komm schon, du willst doch unbedingt tanzen!"
Der Fremde wich zurück, und es war offensichtlich, dass er jeden physischen Kontakt mit Manuel vermeiden wollte. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen Verlegenheit und Verwirrung. Während Manuel provokant weitertanzte, schaute der Kerl hilflos in die Runde, auf der Suche nach einer anderen Tanzpartnerin. Es war ein amüsanter Anblick, und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Schließlich zog Manuel mich wieder an sich, und ich schmiegte mich an ihn. Mein Herz pochte vor Aufregung. Meine Arme lagen um seinen Hals, und ich stand auf Zehenspitzen, um ihm näher zu sein und ihm ins Ohr flüstern zu können. "Wenn du jemanden zum Tanzen suchst, dann tanz mit mir, der armen Kerl", hauchte ich mit einem verschmitzten Grinsen. Ein kleiner Schauer lief mir über den Rücken, als Manuel mich festhielt und wir weiter tanzten. Die Welt um uns herum schien zu verschwinden, und es gab nur noch uns und die Musik.
Im Verlauf des Abends hatten Manuel und ich immer wieder eng zusammengetanzt, wie es Ashley beschreiben würde, auf eine verführerische Art. Ich hatte auch ein paar Drinks genossen, was dazu führte, dass ich ziemlich betrunken war. Dennoch bestand ich darauf, dass Manuel mich nach Hause fuhr. Ich wollte keinen Ärger mit meiner Mutter bekommen, wenn sie bemerkte, dass ich nicht nach Hause gekommen war.
Wir näherten uns meinem Zuhause, und ich spürte eine Mischung aus Dankbarkeit und Zufriedenheit. Manuel hatte diesen Abend zu etwas Besonderem gemacht, und ich war froh, dass ich mich dazu entschlossen hatte, mit ihm auszugehen.
„Hey, Manuel?" Ich saß auf dem Beifahrersitz und starrte aus dem Fenster, um den Schwindel zu vertreiben. „Ja?" Manuel wandte seinen Blick kurz von der Straße ab, um mich anzusehen. „Ich hatte heute wirklich viel Spaß, danke." Diesmal richtete ich meinen Blick auf ihn und lächelte müde. Es war bereits fünf Uhr morgens, und die Erschöpfung hatte meinen Körper fest im Griff. „Es hat mir auch viel Spaß gemacht, Alice", antwortete er aufrichtig.
Die Straßen waren in dieser späten Stunde ruhig, und die Dunkelheit umgab uns. Die Musik und die Aufregung des Clubs lagen bereits hinter uns. Es war ein seltsam intimer Moment zwischen uns beiden, während wir durch die schlafende Stadt fuhren.
Als das Auto zum Stillstand kam und Manuel den Motor ausschaltete, warf er mir einen liebevollen Blick zu. Seine Finger glitten zärtlich über eine lose Strähne, die sich aus meinem Haarband gelöst hatte. Die sanfte Berührung von Manuels Hand auf meiner Wange holte mich aus dem seichten Schlaf, in den ich gefallen war. Trotz meiner Erschöpfung und des Alkohols, den ich getrunken hatte, lächelte ich müde.
Da alle anderen in unserem Haushalt bereits tief und fest schliefen, hatte ich keine Bedenken, dass mich jemand bei Manuels Ankunft sehen würde. Ich gestattete ihm daher, bis vor die Haustür zu fahren, um meinen Weg zur Haustür zu verkürzen. Das Aussteigen aus dem Auto in meinem leicht angetrunkenen Zustand erwies sich als kleine Herausforderung, aber Manuel war galant und half mir aus dem Wagen.
"Kommst du alleine klar oder soll ich dir noch behilflich sein?" fragte er mit einem besorgten Blick. Wir waren mittlerweile vor meiner Haustür angekommen, und er hatte bereits meinen Schlüssel aus meiner Tasche gezogen.
"Nein, danke", erwiderte ich leise, "es wäre zu riskant, wenn dich jemand sehen würde. Meine Mutter würde mir lebenslanges Hausarrest geben. Aber trotzdem, vielen Dank, Manuel."
Seine Miene verhärtete sich für einen Moment, und seine Stimme klang etwas distanzierter, als er antwortete: "Ach so, klar." Als ich mich vorbeugte, um ihm einen Abschiedskuss auf die Wange zu geben, war Manuel schneller. Er umarmte mich kurz, aber herzlich, und bevor ich reagieren konnte, war er bereits zurück in seinem Auto und fuhr davon.
Verwirrt, aber auch ein wenig verärgert über die plötzliche Distanz in Manuels Verhalten, sah ich ihm nach, wie er verschwand. Hatte ich irgendetwas falsch gemacht? Diese Frage beschäftigte mich einen kurzen Moment, aber dann entschied ich mich, den Abend nicht mit solchen Gedanken zu belasten. Stattdessen torkelte ich in mein Zimmer und ließ mich von den Eindrücken der Nacht und der ausgelassenen Stimmung im Club in den Schlaf wiegen.
Überarbeitet: 23 September 2023
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