Kapitel 1

Ich betrat den Umkleideraum mit einem boshaften Grinsen auf den Lippen und meine beste Freundin Ashley sah mich mit misstrauischen Augen an. "Was ist los mit dir?", fragte sie skeptisch. "Heute kommen doch die Talentsucher zum Spiel und du hast gestern noch gejammert, dass du keine Lust hast."

Ich lachte schadenfroh. "Genau deshalb bin ich so glücklich", erklärte ich ihr und hielt Blues Uniform hoch, bevor ich sie in meinen Spind schleuderte. "Ich habe Blues Uniform gefunden und jetzt können wir ohne sie auftreten."

Ashley sah mich entsetzt an. "Aber Blue braucht ihre Uniform, um ein Stipendium zu bekommen", sagte sie empört.

"Ja, aber das ist mir egal", antwortete ich spöttisch. "Wir werden heute zeigen, dass wir ohne Blue genauso gut sind und dass sie gar nicht so wichtig ist, wie sie denkt."

Ich konnte kaum still sitzen, als ich aufgeregt darauf wartete, dass Blue den Umkleideraum betreten würde. Die Spannung in der Luft war fast greifbar und ich spürte, wie mein Herz in meiner Brust klopfte. Schließlich hörte ich die Tür aufgehen und alle anderen kamen ebenfalls herein, darunter auch Blue, die sich noch lachend mit Sophia unterhielt.

Mein Blick war auf Blue gerichtet, als sie sich zu ihrem Spind begab und ihn öffnete. Ich konnte sehen, wie sie verwirrt und dann immer unruhiger wurde, als sie ihre Uniform nicht finden konnte

Ich konnte mein breites Grinsen kaum verbergen, als ich Blue's verzweifelten Blick sah, als sie ihre Uniform nicht fand. Es war ein wahres Vergnügen, ihre Verzweiflung und Hilflosigkeit zu beobachten, als sie in ihrem Spind herumwühlte und dann hilflos zu den anderen sah, die sie einfach ignorierten. Ich spürte eine Art befriedigendes Gefühl in mir, als ich bemerkte, dass Blue ihre Uniform nicht finden konnte. Es fühlte sich gut an, sie auf diese Art zu demütigen und ich genoss es, die Kontrolle über sie zu haben.

"Vielleicht hast du sie ja aus Versehen in deinem Schließfach zuhause gelassen", fügte ich mit gespielter Sorge in meiner Stimme hinzu und grinste sie dabei an. Blue sah mich finster an und ich wusste, dass sie genau wusste, dass ich mir keine Sorgen um ihre Uniform machte. Ich war mir bewusst, dass sie dadurch ihr Stipendium verlieren oder verärgert sein könnte, aber das war mir egal. Es fühlte sich großartig an, sie so zu demütigen und die Kontrolle über sie zu haben.

Sophia trat zu Blue und legte tröstend eine Hand auf ihre Schulter. "Lass uns mal sehen, vielleicht ist sie nur vom Bügel gerutscht", sagte sie sanft. Blue nickte dankbar und die beiden begannen, den Spind erneut zu durchsuchen. Sie stellten den ganzen Umkleideraum auf den Kopf, aber die Uniform blieb verschwunden. Die Verzweiflung in Blues Augen wurde immer größer und ich konnte sehen, wie Sophia versuchte, sie zu beruhigen und zu trösten.

Ich wusste genau, dass die beiden das mit mir in Verbindung brachten, doch ich bemühte mich, einen unschuldigen Blick beizubehalten.

Ich konnte spüren, wie Sophia und Blue mich mit ihren Blicken durchbohrten, als sie den Umkleideraum auf den Kopf stellten und ihre Uniform immer noch nicht finden konnten. Ich wusste genau, dass sie mich verdächtigten, aber ich gab mein Bestes, um unschuldig zu wirken und vermied jeden Blickkontakt. Die Zeit drängte und es waren nur noch fünf Minuten übrig. Plötzlich schien Sophia die Geduld zu verlieren und sie fuhr wütend zu mir herum. "Rück die verfickte Uniform endlich heraus! Das ist überhaupt nicht lustig! Was stimmt nicht mit dir? Du zerstörst anderen die Zukunftsperspektiven! Es ist beschämend, dass du Blue manipulierst, nur um selbst besser dazustehen! Schäm dich!", schrie sie mich an. Während sie weiterredete, versuchte Blue sie zu beruhigen, aber es schien vergeblich.

Ich versuchte, meine plötzliche Unsicherheit zu verbergen und meine Stimme klang auf einmal anders als sonst, etwas höher und zittriger. "Ich habe wirklich nichts damit zu tun, Sophia. Blue ist wohl einfach so unbegabt und hat ihre Uniform verloren. Und nur weil du denkst, dass sie besser ist als ich, bedeutet das noch lange nicht, dass es auch so ist. Jetzt beruhige dich und zieh deine Uniform an, sonst kannst du auch nicht mitmachen", sagte ich mit betonter Freundlichkeit, obwohl ich innerlich vor Aufregung bebte. Ich wusste, dass meine Worte Sophia provozieren würden, aber ich konnte einfach nicht anders.

Sophia funkelte mich an, doch ich gab ihr einen unschuldigen Blick zurück. "Was redest du da für einen Unsinn? Ich weiß genau, dass du irgendetwas damit zu tun hast!" schrie sie mich an. Ich zuckte zusammen, aber ich blieb ruhig und sagte: "Ich weiß wirklich nicht, wo Blues Uniform ist, Sophia. Aber wenn ihr sie nicht findet, ist das nicht mein Problem. Reiß dich zusammen und komm mit zum Auftritt."

Im vergangenen Jahr ist Sophias Mutter vollkommen durchgedreht, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte. Die Situation eskalierte so sehr, dass sie vorübergehend in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden musste. Obwohl Ashley behauptet, dass Sophias Mutter schon immer etwas verrückt gewesen sei, galt sie bis dahin nur als exzentrische Künstlerin.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Sophias Vater genug von der Situation hatte und sich mit einer jungen, hübschen Blondine und seinem Geld aus dem Staub machte. Sophia blieb zurück und während ihre Mutter in Behandlung war, wohnte sie bei ihren Großeltern. Diese bezahlten auch weiterhin ihre Schulgebühren, da sie sonst auf eine öffentliche Schule hätte wechseln müssen.

Sophia schwieg plötzlich und sogar Blue hielt sich zurück, was mich überraschte. Ich drehte mich zu Jessica um und sagte: "Gut, da Blue ihre Uniform nicht finden kann, wirst du heute für sie einspringen, Jessica."

Ich hob eine Hand, um sicherzustellen, dass alle mir zuhörten, und fügte hinzu: "Oh, und übrigens, es werden heute Talentscouts anwesend sein, aber wir sollten so tun, als wäre es ein normales Spiel. Wir können uns keine Fehler erlauben."

Ich bemerkte, wie einige meiner Teamkollegen nervös zu werden begannen, aber ich gab ihnen mit einem Lächeln zu verstehen, dass wir es schaffen würden.

Als wir auf das Feld liefen, wurden wir von einem lauten Applaus der Zuschauer begrüßt. Heute waren die Tribünen voll besetzt, schließlich handelte es sich um das letzte Spiel der Saison. Wenn wir es gewinnen würden, hätten wir alle Spiele gewonnen. Ich spürte, wie die Nervosität in der Luft lag, nicht nur bei uns Cheerleadern, sondern auch bei den Footballspielern. Schließlich mussten sie nicht nur gewinnen, sondern auch die Scouts von ihrem Talent überzeugen. Wir Cheerleader konzentrierten uns hingegen auf unsere Tänze und Darbietungen.

Als wir mit unserer ersten Tanzeinlage begannen, spürte ich, wie sich mein Herzschlag beschleunigte und Adrenalin durch meinen Körper strömte. Meine Augen fixierten einen Punkt in der Menge und ich vergaß alles um mich herum. Ich war vollkommen im Moment präsent und konzentrierte mich nur auf meine Bewegungen und die Choreografie. Die Musik trieb uns an und ich spürte, wie wir als Gruppe eine Einheit bildeten. Die Energie, die wir als Cheerleader ausstrahlten, war spürbar im ganzen Stadion und die Zuschauer klatschten und jubelten begeistert. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man eine solche Show abziehen konnte und ich genoss jeden Moment davon.

Später bemerkte ich zufällig, wie Blue neben einem Jungen stand, der ihr wie aus dem Gesicht geschnitten war. Ihr Gesichtsausdruck war traurig und sie schienen eine ernsthafte Diskussion zu führen. Plötzlich machte der Junge Anstalten in meine Richtung zu kommen, doch Blue hielt ihn zurück und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Junge schien beruhigt, aber ich konnte sehen, dass er immer wieder zu mir herüberblickte.

Als ich Blue und den Jungen sah, konnte ich meinen Blick nicht von ihnen abwenden. Es war, als ob meine Augen von selbst zu ihnen gezogen wurden. Ich konnte die Traurigkeit auf Blues Gesicht erkennen. Der Junge, der ihr gegenüberstand, hatte dieselben Augen und dasselbe welligen Haar wie sie. Er sah ihr zum Verwechseln ähnlich.

Ich hatte das Gefühl, dass ich ihn schon einmal gesehen hatte, aber ich konnte nicht genau sagen, wo oder wann. Vielleicht hatte ich ihn schon auf einem anderen Spiel gesehen oder er war einfach jemand, der in der Gegend bekannt war. Aber eins stand fest, er sah verboten gut aus. Seine Augen waren von einem tiefen Blau, das selbst von Weitem zu erkennen war, und sein Gesicht hatte markante Züge, die von Stärke und Selbstbewusstsein zeugten.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich bemerkte, dass der Junge mich anstarrte. Ich schaute schnell weg und konzentrierte mich auf den bevorstehenden Tanz. Aber irgendwie konnte ich meine Aufmerksamkeit nicht ganz von ihm abwenden, ich konnte fühlen, wie seine Augen immer wieder zu mir rüber wanderten. Es war, als ob er versuchte, meine Aufmerksamkeit zu erlangen, aber ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte.

Es schien, als ob diese Familie gesegnet war mit überdurchschnittlich guten Genen. Blue sah schon fast wie ein Engel aus, mit ihren seidig blonden Haaren und eisblauen Augen. Doch leider täuschte ihr äußeres Erscheinungsbild, denn ihr Verhalten war oft eher teuflisch als engelhaft.

Die Blicke des Bruders lasteten wie schwere Gewichte auf mir und ich konnte das unangenehme Gefühl einfach nicht abschütteln. Es war, als ob er mich ständig beobachtete und ich konnte förmlich spüren, wie seine negativen Gedanken auf mich einwirkten. Ich fragte mich, was er von mir wollte und warum er mich so anstarrte. Warum konnte er nicht einfach jemanden auf seinem Niveau suchen und mich in Ruhe lassen?

Ich konnte es nicht mehr ertragen und in der Halbzeitpause beschloss ich, ihm gegenüberzutreten. Mit selbstbewussten Schritten ging ich auf die beiden zu und sah den fremden Typen direkt in die Augen. „Macht es Spaß, mich anzusehen?" fragte ich herausfordernd und hob eine Augenbraue. Der Junge zögerte einen Moment, bevor er antwortete: „Nein, eigentlich nicht. Ich hatte nur Sorge, dass du hinfällst und dir deine dünnen Knochen brichst. Du standest meiner Meinung nach etwas unsicher."

Ich konnte es kaum glauben, dass dieser Kerl mich so dreist kritisierte, obwohl er mich nicht einmal kannte. Wut stieg in mir hoch und ich ballte meine Fäuste. "Du solltest vielleicht niemanden kritisieren, dessen Namen du nicht kennst", sagte ich schließlich mit einem schärferen Tonfall als beabsichtigt. Doch statt sich zu entschuldigen oder einzulenken, legte er einen genervten Gesichtsausdruck auf und erwiderte: "Ich kenne deinen Namen Alice, meine Schwester hat schon viel über dich erzählt, leider nur nie was Gutes." Ich war fassungslos. Was hatte Blue über mich erzählt? Und wieso war er so unfreundlich zu mir?

Doch dann wurde mir klar, worauf er hinaus wollte. "Jetzt frage mich aber, warum du ihre Uniform versteckt hast? Auf der Highschool sollte man zusammenhalten, besonders in der gleichen Sportmannschaft, zudem weißt du, dass Blue heute den Auftritt braucht", fuhr er fort. Ich konnte nicht anders, als aufzulachen. "War ja klar, dass Blue von mir redet, aber erstens, ich weiß nicht, wo ihre Uniform ist, das ist auch nicht mein Problem, und zweitens heißt es auf der Highschool jeder gegen jeden", konterte ich.

Doch seine Antwort ließ mich verstummen. "Als Captain ist es sehr wohl dein Problem, du hast zu sorgen, dass jeder bei Auftritten bereit ist und mit seinen Sachen ordentlich umgeht sowie bei Problemen zu helfen. Armselig, so etwas will sich Captain nennen", sagte er und wandte sich mit seiner Schwester ab. Ich stand da, sprachlos und verletzt. Wie konnte er so hart mit mir ins Gericht gehen, ohne mich überhaupt zu kennen? Und doch wusste ich, dass er irgendwo recht hatte. Als Captain hatte ich eine Verantwortung, der ich nicht gerecht geworden war

Ich konnte spüren, wie mein ganzer Körper vor Wut bebte. Es war mir unerklärlich, wie jemand so herablassend sein konnte, ohne mich überhaupt zu kennen. Und dann auch noch diese Anschuldigungen gegen mich als Captain - das war einfach unverschämt. Ich wollte am liebsten zurück zu Blues Bruder gehen und ihm sagen, dass er sich in seine eigene Angelegenheiten einmischen sollte. Aber ich wusste, dass es wahrscheinlich sowieso nichts bringen würde. Ich atmete tief durch und versuchte, mich zu beruhigen. 

Als ich zu den anderen zurückkehrte, sahen sie mich fragend an, aber ich hatte keine Lust, ihnen alles zu erklären. Ich hatte genug damit zu tun, meine eigenen Emotionen unter Kontrolle zu halten. Als ich auf die Tribüne schaute, sah ich das dämliche Grinsen von Cody und ich wusste, dass ich später noch mehr Hohn bekommen würde. Es fühlte sich an, als ob alles gegen mich lief und ich fragte mich, ob dieser Abend überhaupt noch schlimmer werden könnte.

Den Rest des Spiels verbrachte ich in einem wütenden Schweigen. Meine Laune war im Keller und keiner meiner Freunde traute sich in meiner Nähe auch nur ein Wort zu sagen. Sie wussten genau, dass jedes falsche Wort mich zum Explodieren bringen konnte. 

Zum Glück gewannen wir das Spiel, was meine Laune zumindest ein wenig erhellen konnte. Doch selbst das konnte meine Wut nicht vollständig vertreiben. In der Umkleidekabine sagte ich den anderen nur knapp, dass wir gut waren. So schnell es ging, zog ich mich um und verließ den Raum, ohne mich zu verabschieden.

Ich konnte nicht glauben, wie sehr Blues Bruder meine Stimmung beeinflusst hatte. 

Ich eilte zum Parkplatz, in dem Wissen, dass Cody bereits auf mich wartete. Vermutlich freute er sich darüber, dass ich aufgrund meiner schlechten Laune nicht allzu lange auf mich warten ließ. Als ich von Weitem sah, wie Cody an seinem Auto lehnte, bemerkte ich, dass Blue auf ihn zukam.

Neugierig und doch etwas misstrauisch wurde ich langsamer, um zu beobachten, was da vor sich ging. Cody und Blue hatten offensichtlich miteinander zu tun, aber warum trafen sie sich hier auf dem Parkplatz? Cody hatte Blue schon längst bemerkt und ich konnte sehen, wie er unruhig wurde und sich von seinem Auto wegbewegte, als ob er sie am liebsten ignorieren würde. Aber Blue ließ das nicht zu, sie trat auf ihn zu und begann etwas zu sagen.

Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass Cody und Blue sich nicht besonders gut leiden konnten. In fast jedem Kurs waren sie zusammen und ich hatte schon oft gehört, wie Cody sich darüber beschwerte, dass sie ihn in den Wahnsinn trieb. Ich hatte den Verdacht, dass Blue ihm gegenüber besonders aufdringlich war, um mir eins auszuwischen. Sie redete im Unterricht ununterbrochen auf ihn ein und suchte jede Gelegenheit, um mit ihm zusammenzuarbeiten. Aber sie hatte die Rechnung ohne meinen Bruder gemacht, denn er hatte eine sehr treue Art und machte sie bei jeder Gelegenheit fertig. Die beiden waren praktisch nur am Streiten.

Ich war immer dankbar dafür, dass mein Bruder und ich ein so enges Verhältnis hatten, dass wir uns so gut verstanden und auch die gleichen Leute mochten oder nicht mochten. Wenn ich jemanden nicht leiden konnte, hatte Cody automatisch auch eine Abneigung gegen die Person, und umgekehrt war es genauso. Deshalb blieb ich verwirrt stehen, als ich sah, wie Blue plötzlich auf Cody zuging und ihn umarmte. 

Blue umarmte Cody! Ich konnte es nicht fassen, meine Augen weiteten sich vor Verwirrung und Ungläubigkeit. Blue und Cody umarmten sich tatsächlich! Was zum Teufel ging hier vor? Ich fühlte mich wie in einer Parallelwelt. Ich wartete darauf, dass er sie von sich stößt und sie auslacht, doch da kam nichts, nein, er umarmte sie sogar zurück!

Eine Mischung aus Verwirrung und Wut machte sich in mir breit. Was zur Hölle hatten die beiden jetzt auf einmal miteinander zu tun? Hatte Blue ihn bestochen oder bedroht? Oder hatten sie etwa einen Plan geschmiedet, um mich zu ärgern?

Ich dachte immer, ich kenne meinen Bruder sehr gut, aber offensichtlich nicht gut genug.

Die beiden lösten sich wieder voneinander und fingen jetzt an zu reden. Ich konnte nicht hören, was sie sagten, aber es schien ernst zu sein. Blue schien sich aufzuregen, aber Cody legte ihr einen Arm auf die Schulter und redete auf sie ein. Sie schien sich wirklich zu beruhigen, denn auf Codys Worte hin fing sie plötzlich an zu lachen. Auch ihr Bruder neben ihr lachte, jetzt lachten tatsächlich alle drei zusammen.

Ich konnte immer noch nicht fassen, was ich gerade gesehen hatte. Meine Gedanken überschlugen sich förmlich. Was hatte ich verpasst? Hatte ich etwas übersehen? Oder hatte ich meinen Bruder und Blue einfach falsch eingeschätzt? 

Ich konnte es nicht ertragen, dass ich nicht wusste, was vor sich ging. Ohne weiter darüber nachzudenken, ging ich schnellen Schrittes auf die beiden zu, bereit, sie zur Rede zu stellen.

Als ich endlich bei Cody, Blue und ihrem Bruder ankam, spürte ich bereits, wie sich Wut und Verwirrung in mir aufstauten. Ich warf Cody einen vernichtenden Blick zu und schrie ihn an: "Cody! Was wird das?" Meine Stimme klang scharf und durchdringend und schien die gute Stimmung unter den dreien schlagartig zu zerstören. Cody, der bis eben noch entspannt gelacht hatte, drehte sich langsam zu mir um. Sein Gesicht wirkte angespannt, aber ich konnte keine Spur von Reue oder Einsicht in seinen Augen erkennen.

Als Cody versuchte, mich zu beruhigen, indem er behauptete, dass sie sich nur über eine Lehrerin lustig gemacht hatten, fühlte ich mich innerlich aufgewühlt und enttäuscht. Ich hatte das Gefühl, dass er etwas vor mir verbarg und mich belog. Aber ich konnte nicht herausfinden, was es war.

Ich spürte, wie mein Herz raste und meine Hände feucht wurden. Cody trat einen Schritt auf mich zu, aber ich wich zurück. Ich konnte seine Nähe jetzt nicht ertragen, es fühlte sich falsch an. Der Mann, den ich als meinen Bruder kannte, schien mir nun fremd und unheimlich.

Ich durchschaute seine Lüge und wollte ihn zur Rede stellen, aber ich musste mich beherrschen, bevor ich etwas Dummes sagte. "Cody, das glaube ich dir nicht. Du bist nicht der Typ, der sich über Lehrerinnen lustig macht, und schon gar nicht mit Blue. Was ist los? Warum belügst du mich?"

Cody sah mich an, und ich konnte in seinen Augen einen Ausdruck von Scham und Schuld, aber auch von Angst, sehen. Ich wusste, dass er etwas vor mir verbarg, und ich beschloss, es herauszufinden.

Meine Gedanken rasten, und ich konnte meinen Ärger nicht mehr unterdrücken. "Ich kenne dich, Cody. Ich weiß, dass das nicht stimmt. Was hast du getan? Was verheimlichst du mir?" Meine Stimme zitterte vor Wut und Verzweiflung.

Cody schwieg und senkte den Blick. Ich wusste, dass er etwas sagen musste, aber er schien nicht in der Lage zu sein, es auszusprechen.

Ich konnte spüren, wie mein Blut in meinen Adern kochte, als ich die Worte aus meinem Mund hervorstieß. Im Augenwinkel sah ich, wie Blue mit einem amüsierten Ausdruck im Gesicht etwas sagen wollte, aber ich hatte keine Geduld für ihre Kommentare. "Cody, was denkst du dir eigentlich dabei? Du bist mein Bruder und du lässt dich von diesem Mädchen beeinflussen? Das ist armselig und enttäuschend." Ich spürte, wie sich die Blicke der drei auf mich richteten, aber ich konnte mich nicht zurückhalten.

Ich war wütend auf Cody und auch auf Blue, die scheinbar ihre Finger im Spiel hatte. "Du hast hier nichts zu melden, also halt den Rand und verschwinde!" rief ich Blue zu, bevor ich mich umdrehte und davon ging. Ich hörte noch, wie Cody mir hinterherrief, aber ich ignorierte ihn. Ich war zu verärgert, um mich mit ihm auseinanderzusetzen. Wie konnte er nur so blind sein und sich von jemandem beeinflussen lassen, der ihm offensichtlich nicht guttat? Als ich den Parkplatz hinter mir ließ, spürte ich, wie meine Wut langsam abebbte und sich in Enttäuschung und Traurigkeit verwandelte.

Ich konnte spüren, wie sich meine Enttäuschung und Traurigkeit erneut in Wut verwandelte, als ich realisierte, dass ich alleine nach Hause laufen musste. Ich wollte nicht mit Cody fahren, nach allem, was vorgefallen war. Obwohl ich die Option hatte, mit dem Bus zu fahren, traute ich mich nicht, um diese Uhrzeit in den Bus zu steigen. Meine Klamotten waren zu teuer und ich fühlte mich nicht wohl dabei. Als ich schließlich zu Hause ankam, war Cody bereits da, was mich erleichterte. Zumindest war er nicht bei Blue geblieben. Doch meine Erschöpfung und meine Unzufriedenheit wurden immer stärker, als ich Cody im Wohnzimmer sah. 

Ich hatte keine Lust, weiter mit ihm zu streiten, deshalb winkte ich ihm stumm zu, dass er den Mund halten sollte, bevor ich nach oben in mein Zimmer ging. Ich ließ mich auf mein Bett fallen, ausgelaugt und voller Wut. Eins stand fest: Heute würde ich mein Zimmer nicht mehr verlassen. Es fühlte sich an, als ob die Wände um mich herum immer enger wurden, und ich wusste nicht, wie ich meine Gefühle in den Griff bekommen sollte.


Überarbeitet: 17 Mrz. 2023

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top