Kapitel 7
Es war als wären da... Phantomemotionen; sie waren vage flackernd, außerhalb ihrer eigenen Empfindungen. Stärkere Gefühle konnte sie besser wahrnehmen. Da war wieder eine! Das Aufblitzen von Ärger... die Sorge war ihr inzwischen gut vertraut... bei anderen waren schwer genau zu erkennen, um was es sich genau handelte.
Wo kamen sie her? Hatte jemand einen Zauber auf sie gelegt?
Sie führte einen Diagnosezauber aus und studierte ihn. Alle Werte schienen relativ normal zu sein. Ihr Magieniveau war zwar unnatürlich erhöht, aber das war wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass sie sich so lange in ihrem Büro verbarrikadiert und dort keine Magie angewendet hatte.
Mit einem weiteren Zauber ließ sie sich alle Magiereste anzeigen, die ihr vom letzten Tag noch anhafteten. Da war ein Kühlzauber, den sie am Nachmittag verwendet hatte. Und der Trocknungszauber nach der Dusche. Und da war diese spitze rote Signatur, die der Aufpäpplungstrank hinterließ. Der wabbelnde grüne Teil kam vom Flohnetzwerk. Sonst gab es nichts.
Sie überlegte von was es sonst sein könnte. Es schien wie eine Art Bewusstseinsteilungszauber zu funktionieren, der nur auf Emotionen abzielte. Aber wie funktionierte er genau? Sie kannte keine Arten von Zaubern, die eine solche Bindung aufrechterhalten konnten ohne dabei hochkomplexe kooperative Magie zu verwenden.
Eine zwischenmagische Verbindung.
Sie erstarrte und verschloss ihren Mund mit den Händen. Sie hatte sich mit einem magischen Wesen verbunden? Aber wie?
Theo!
Sie hatten sich geküsst. Ein gegenseitiger Austausch von Speichel konnte ausreichen um eine temporäre Verbindung einzugehen.
Sie fühlte sich, als müsse sie jeden Moment in Ohnmacht fallen. Theodore Nott war ein magisches Wesen. Das hätte sie nie vermutet. Aber, warum hatte er sie geküsst? Sie waren doch nicht füreinander bestimmt, oder? Das konnten es nicht sein. Theo war ein guter Küsser, aber sie war sich sicher, dass Bindungsmagie mehr... WUMMS beinhaltete.
Dem Kuss hatte dieses besondere Etwas gefehlt. Es war nicht wirklich so unglaublich gewesen, wie es hätte sein sollen.
Sie hatte sich immer mehr darunter vorgestellt.
Nein. Das konnte es nicht sein. Sie war sich sicher, dass sie die Phantomemotionen bereits gespürt hatte, bevor Theo sie geküsst hatte. Also war es etwas anderes.
Sie seufzte und fühlte sich ratlos. Es fühlte sich an, als wäre sie von Puzzleteilen umgeben, aber wüsste nicht, wie das Bild aussehen sollte.
Ihre Kanne begann zu singen und sie füllte gedankenverloren Wasser hinein.
„Hermione, bist du zuhause?" Ginnys Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
„Ich komme", rief sie und eilte in das Wohnzimmer um Ginnys Kopf im Kamin schweben zu sehen. „Ist alles ok?"
„Natürlich", meinte Ginny und warf ihr einen seltsamen Blick zu, „ich rufe nur an, weil ich wissen wollte, ob bei dir alles ok ist."
„Bei mir?", fragte Hermione verwirrt, „wieso sollte es das nicht sein?"
Ginny sah sie mit ungläubigem Blick an.
„Wieso es das nicht sein sollte? Ich habe gehört, dass Draco Malfoy und Theodore Nott sich heute in deinem Büro geprügelt haben."
„Ach...das..." Hermione fühlte, wie sie errötete.
„Was ist passiert?", wollte Ginny wissen.
„Wie hast du das überhaupt schon wieder mitbekommen?", wollte Hermione das Thema wechseln.
„Also, Padma ist meine Nachbarin. Sie fragte mich, was ich darüber wisse, das Parvati ihr erzählt hat, dass Malfoy dir in letzter Zeit wie ein zu groß geratener Welpe durchs Ministerium folgen würde. Und dann hat sie mir außerdem erzählt, dass er, als Nott versucht hatte dich allein zu sprechen, einfach ins Büro gestürmt ist und ihn so heftig gepackt und durch den Raum geschleudert hätte, dass der später ins St. Mungos eingeliefert wurde. Sie behauptete auch, er habe dafür nicht einmal Magie verwendet! Er hat es einfach auf die Muggelart gemacht."
Parvati. Hermione schnaubte. Sie musste einmal ein Wort mit ihrer Assistentin über Privatsphäre wechseln.
„Sie konnte es kaum glauben, als ich zugeben musste, dass du mir bisher nichts davon erzählt hast", schmollte Ginny, „also... spucks bitte aus, oder ich bin gezwungen jedem zu sagen, dass ich nichts bestätigen oder bestreiten kann. Insbesondere werde ich absolutes Unwissen vorgeben, wenn mich jemand fragt, ob du mit einem der beiden oder sogar beiden gleichzeitig ausgehst."
Der Rotschopf warf ihr ein freches Grinsen zu.
„Ehrlich es war...", Hermione seufzte, „ich verstehe selbst noch nicht wirklich, was passiert ist. Theo kam vorbei und ich dachte, es war wegen des endgültigen Entwurfs des GWR. Aber stattdessen hat er mich einfach geküsst. Und im nächsten Moment war Malfoy da und hat sich mit Theo angelegt, weil er dachte, dass Theo sich mir aufgezwungen hätte. Es ist alles irgendwie verschwommen."
„Theo hat dich geküsst? Ha! Harry schuldet mir jetzt acht Galleonen", krähte Ginny.
„Was?"
„Ach nichts... Harry und ich hatten nur eine kleine Wette am Laufen. Er glaubte, Malfoy würde dich bitten mit ihm auszugehen aber ich dachte, dass es Theo wäre. Ich meine... ich weiß, dass du und Malfoy viel zusammen arbeitet, aber er hat sich einfach nie darum bemüht, besser mit dir klar zu kommen. Theo war da anders. Deshalb habe ich mein Geld auf Theo gesetzt. Und ich habe gewonnen!"
„Ich glaube nicht, dass er mich geküsst hat, weil er in mich verliebt ist", ging Hermione dazwischen, „es wirkte eher wie eine Art Mutprobe."
„Oh", Ginny sah niedergeschlagen aus, „bist du in Ordnung?"
„Es geht mir gut", Hermione schenkte Ginny ein beschwichtigendes Lächeln, „das alles hat mich ein Bisschen verwirrt. Aber es regt mich nicht wirklich auf."
„Naja, lass mich wissen, wenn du willst, dass ich ihn verhexe. Ich konnte meinen Flatterwichtfluch schon seit Ewigkeiten niemandem mehr aufhalsen. Mutter sein ist von Zeit zu Zeit wirklich öde", lamentierte Ginny und täuschte einen leidenden Gesichtsausdruck vor, während sie seufzte. „Also, denkst du, dass es ausreicht, dass Malfoy Theo krankenhausreif geschlagen hat, dass Harry behaupten könnte, er hätte die Wette gewonnen?"
Hermione lächelte vage.
„Nein, ich denke nicht, dass du dir irgendwelche Sorgen machen musst, dass Harry gewinnen könnte."
„Bist du dir sicher?", Ginny sah sie seltsam an, „tut mir Leid Hermione, aber du warst nie wirklich gut darin, solche Dinge zu bemerken."
„Er geht mit Astoria Greengrass aus."
„Oh... ich bin heutzutage so draußen aus dem ganzen... Alles was ich an Klatsch mitbekomme, ist praktisch direkt von Padma oder der Hexenwoche. Und da wird er auf Feierlichkeiten immer mit seiner Mutter gezeigt, also habe ich angenommen, dass er Single wäre."
Hermione zuckte mit den Schultern. "Ich denke das ist er nicht mehr. Er hat erwähnt, dass er Astoria nächste Woche irgendwohin ausführen würde."
„Läuft eigentlich alles glatt mit dem GWR? Es fühlt sich so an, als hätten wir uns seit Wochen nicht gesehen."
„Ja, ich bin diesbezüglich sehr zuversichtlich."
„Weißt du, Harry wäre auch für dich da, wenn er könnte. Er fühlte sich so schrecklich..."
Eine Explosion donnerte auf Ginnys Seite der Verbindung und sie wurde schneeweiß, als sie aus dem Flohkamin verschwand.
Einen Moment später tauchte sie gestresst wieder auf.
„Tut mir leid, ich muss weg. James und Teddy haben sich einige meiner Schönheitstränke genommen und sich damit irgendwie lila eingefärbt. Wir sehen uns Dienstag!"
Dann verschwand sie und das Feuer erstarb.
Hermione stand noch einen Moment länger, bevor sie zu ihrem Tee zurückkehrte. Er war inzwischen zu lange gezogen und dadurch bitter geworden, also schüttete sie ihn aus und begann das Ritual von neuem.
Am nächsten Morgen schlief sie sich aus. Sie war noch lange wach geblieben, hatte gelesen und die Möglichkeit genutzt, einmal nicht früh aufstehen zu müssen. Ein Luxus, den sie auszukosten gedachte. Um zehn rollte sie schließlich aus dem Bett, nachdem Krummbeins jammern um sein Frühstück zu hartnäckig wurde, als dass man es hätte ignorieren können.
Während sie ihren Morgentee trank, schloss sie ihre Augen und versuchte Anzeichen der Emotionen zu erhaschen, die sie Nachts zuvor bemerkt hatte.
Nichts.
Sie wartete einige Minuten, aber alles schien still. Vielleicht war es auch schon wieder vorbei, was auch immer es gewesen war. Die Vorstellung, dass Magie ohne ihr Wissen auf sie einwirkte, war ihr unangenehm. Vielleicht wäre es angebracht, einmal in der Bibliothek vorbeizuschauen um darüber zu recherchieren.
Sie lümmelte in ihrer Wohnung herum, ordnete einige Bücher in ihr Bücherregal neu ein und wischte Staub. Normalerweise hätte sie sich ein paar Projekte von der Arbeit mit nach Hause gebracht. Aber dadurch dass sie Malfoy gestern aus dem Weg gegangen war, war sie in ihren Aufträgen inzwischen so weit voraus, dass schlicht und einfach keine anstehenden Aufgaben mehr dagewesen wären, die sie hätte mitnehmen können. Sie fing mit dem Bücherregal im Wohnzimmer an und schielte in Richtung des Arithmantik-Bands, den sie vor Monaten angefangen hatte. Sie hatte das Zaubertrankjournal letzte Woche gelesen, das Vorschlug, dass wenn man den Anteil an Arithmantik beim Brauen erhöhte, die Wahrscheinlichkeit instabile Tränke erfolgreich zu brauen anstieg. Das Problem war die schiere Anzahl der Faktoren, die im Zaubertrankbrauen sonst noch eine Rolle spielten. Das simultane Anwenden beider Künste auf eine begrenzte Anzahl dieser Faktoren war bereits schwer, sogar, wenn der Brauer erfahren in beiden Künsten war.
Sowohl der Wolfsbanntrank als auch der Prima Verde Jahresbericht spukten in ihrem Kopf herum. Hermione fühlte sich plötzlich inspiriert sich einmal an dem Kessel zu versuchen. Sie hatte den Wolfsbanntrank bereits mit begrenztem Erfolg gebraut, als sie das Waisenprogramm in die Welt gerufen hatte. Die Nachfrage dafür war nicht besonders hoch gewesen. Die meisten Kinder bevorzugten die Kontrolle zu verlieren statt den Transformationsprozess bewusst zu erleben. Und sogar diejenigen die es nicht taten, wurden abgeschreckt vom Geschmack des Tranks. Aber ein paar der älteren Kinder hatten es gewollt und nur mit ein paar Kesseln, die sie bei Fehlversuchen in die Luft gesprengt hatte, hatte sie es geschafft diesen Trank zu brauen. Die Schwierigkeit des Wolfsbanntrankes lag hauptsächlich in der Menge, die produziert werden konnte. Eine kleine Menge, war möglich. Aber die Fehlerrate bei größeren Mengen stieg exponentiell an, bedingt durch die Instabilität der primären Ingredienzen. Was es jedoch gleichzeitig zu einem perfekten Kandidaten für die Nutzung von Arithmantik machte.
Mehrere Stunden und zwei geschmolzene Kessel später, hatte Hermione herausgefunden, dass es nicht unmöglich war Arithmantik zum Brauen von Tränken zu verwenden. Aber ihre Anmerkungen mit einer Diktierfeder niederzuschreiben und die für den Trank erforderliche Mathematik parallel zu berechnen, stellte eine Herausforderung dar, die zumindest ihre derzeitigen Fähigkeiten überschritt. Es half wohl auch nicht, dass der Wolfsbanntrank berüchtigt dafür war, empfindlich auf Magie zu reagieren. Sogar Zauberkunst, die so geringfügig war, wie sie beim verzaubern einer Feder verwendet wurde, sorgte bereits für magische Interferenzen. Sie öffnete das Fenster und führte einen unmotivierten Rauch-Verschwinde-Zauber aus, während sie ihre bisherigen Notizen zusammen suchte und sie ins Wohnzimmer brachte, um sie noch einmal durchzugehen.
Ihr Schreibtisch war voller Bücher, die sie davon herunterwischte ohne sie überhaupt anzusehen. Sie musste sich später durch das Chaos auf ihrem Heimarbeitsplatz wühlen. Eigentlich wusste sie nicht einmal, welche Bücher das überhaupt waren. Im Geiste machte sie sich ein entsprechendes Memo, als sie ihre Notizen ausbreitete und die Zahlen überflog. Die Fehler waren offensichtlich. Eine schiefe Eins, die sie für eine Sieben gehalten hatte, hatte sich auf eine ganze Reihe an Prognosen ausgewirkt, die in einer kompletten Fehlkalkulation endeten. Sie seufzte. Vielleicht würde sie Padma nächstes Wochenende einladen. Wenn jemand anderes die Arithmantik erledigen konnte, wäre alles viel einfacher. Sie verzog ein wenig ihr Gesicht. Eigentlich arbeitete sie nicht gut mit anderen zusammen, zumindest wenn es um Forschungsprojekte ging.
Und Padma mochte Zaubertränke nicht.
Als sie sich hinsetzte bemerkte sie ein schwaches Nagen von Emotionen, in den tiefsten Tiefen ihres Unterbewusstseins.
Sie erstarrte und konzentrierte sich sofort auf sie. Also war die Verbindung doch noch nicht vergangen. Sie konnte nicht feststellen, was genau die Emotionen waren, aber es waren definitiv nicht ihre.
Sie versuchte ihre Haare ein wenig zu glätten, da diese sich durch die Kombination ihrer Brauanstrengungen und der Kesselexplosionen widerspenstig gekräuselt hatten. Anschließend eilte sie in die Bibliothek.
Eine Stunde später, kam sie erzürnt zurück. Irgendjemand hatte alle Bücher über zwischenmagische Verbindungen ausgeliehen, welche die Bibliothek besaß! Jedes einzelne! Weg! Wie konnte jemand nur so egoistisch sein? Und sie waren auch erst in zwei Wochen fällig. Stattdessen hatte sie sich einige Texte über verschiedene Variationen von Legilimens mitgenommen, aber sie war sich bereits sicher, dass das nicht das war, nach was sie Ausschau hielt.
Sie kritzelte eine Nachricht an Minerva, ob sie für ihre Recherche die verbotene Abteilung der Hogwarts Bibliothek besuchen dürfte. Dann machte sie sich fertig für das Samstagsessen bei den Weasleys.
Das Mittagessen war eine relativ ruhige Angelegenheit für eine Weasleyzusammenkunft. Harry und Ron waren in Amerika. Charlie in Rumänien. Bill und Fleur waren in Frankreich. Deshalb schien diesen Sommer der Fuchsbau geradezu leer. Hermione blieb nicht lang. Nachdem ihre Beziehung mit Ron nicht funktioniert hatte, hatte Molly zum Schrecken aller angefangen ihr ihre anderen Söhne anzupreisen. Der erste war Charlie gewesen. Dann George. Und seit neustem war es, zu Hermiones größter Unzufriedenheit, Percy. Kaum war das Essen vorbei, klagte sie über Kopfschmerzen und flohte heim.
Am nächsten Morgen erwachte sie durch das beharrliche Klicken, verursacht von einer Hogwartseule die gegen ihr Fenster pickte. Es war ein Brief von Minerva. Sie entschuldigte sich, dass die verbotene Abteilung derzeit nicht zur Verfügung stand. Offensichtlich hatte ein Drittklassler dort ein bodenloses Loch fallen gelassen und niemand war sich wirklich sicher, wie man es beseitigte ohne die bösartigeren, mit Beruhigungszaubersprüchen versehenen Bücher in Aufruhr zu versetzen. Ein Spezialist wurde am Montag erwartet, also wäre es möglich, dass Hermione Dienstag oder Mittwoch vorbeikommen könne. Hermione schickte einen Brief zurück, dass es wohl Mittwoch werden würde und versprach anschließend auf einen Tee zu bleiben.
Beim Frühstück, als sie geistesabwesend auf ihrem Toast kaute, ging sie den Tagespropheten durch. Der Artikel über die Anstehende Abstimmung beinhaltete ein Bild von ihr und Malfoy, bei der Anhörung des Komitees vor ein paar Wochen.
Nachdem sie die Kolumne überprüft hatte, um sicherzugehen, dass Pansy sie nicht irgendwo falsch zitiert hatte, hielt sie inne und studierte das Bild. Das Komitee wurde angeführt von Albert Runcorn, dem Zaubergamot-Mitglied, das am meisten gegen das GWR gelärmt hatte. Statt der veranschlagten drei Stunden Anhörung, waren es neun geworden. Runcorn hatte lange, gewundene, suggestive Fragen gestellt und über Semantiken gestritten, als sie oder Malfoy diese Fragen beantwortet hatten.
Hermione erinnerte sich an das Treffen. Malfoy hatte überzeugend angefangen, aber nachdem die Befragung rund sieben Stunden angedauert hatte, hatte er mehr und mehr Hermione überlassen. Sie war damals zu abgelenkt gewesen um zu bemerken, wie bleich Malfoy gewesen war. Jetzt, wo sie das Bild betrachtete, merkte sie, dass er so krank aussah als hätte er die Zaubergrippe.
Er hätte nicht einmal dabei sein müssen. Eigentlich war es nur sie gewesen, die dem Komitee Rede und Antwort stehen musste. Aber Malfoy hatte darauf bestanden sie zu begleiten. Er war davon überzeugt, dass Runcorn das ganze Spektakel arrangiert hatte im Versuch, sie zum Stolpern zu bringen oder eine Falschaussage aus ihr herauszukitzeln, die es in die Schlagzeilen brachte; ein letzter Versuch, einen Stimmungsumschwung der allgemeinen Meinung über das GWR zu bewirken.
Als Runcorns Fragen endlich verklangen fühlte Hermione den Triumph in sich aufsteigen. Nachdem sie und Malfoy die Anhörung verlassen hatten, hatte sie ihm einen Drink zur Feier des Tages vorgeschlagen. Aber er hatte sie nur für einen Moment angestarrt und dann gesagt: „Sorry Granger, ich würde den Abend lieber mit einem Hauself verbringen." Dann war er davon stolziert.
Hermione faltete die Zeitung so, dass sie das Bild nicht mehr ansehen musste. Er hätte ihr sagen können, dass er sich nicht wohl fühlte, anstatt so gemein zu sein.
Aber sie fühlte sich trotzdem schlecht, dass es ihr nicht aufgefallen war. War es das, worüber Zabini gesprochen hatte? War irgendetwas mit Malfoy nicht in Ordnung und sie zu tief in ihrer Arbeit vergraben um es zu sehen? Sie war immer stolz darauf gewesen, dass sie fürsorglich gegenüber ihren Freunden war. Sie war nicht die Art von Mensch, die ihre Arbeit über die Gesundheit anderer stellte. Und auch wenn Malfoy sie nicht als Freundin sah, empfand sie ihn als einen solchen.
Sie öffnete die Zeitung erneut und sah das Bild noch einmal an. In dem Foto sah sie hoch zu Runcorn und erklärte die Fakten. Malfoy war leicht in seinem Stuhl zusammengesunken. Es war fast unmerklich, aber er versuchte ganz offensichtlich zu verbergen, wie schlecht es ihm tatsächlich ging. Dann fiel er auf, dass er sie ansah. Die Intensität mit der er sie anstarrte war überraschend. Seine Augen erschienen geradezu fiebrig hell.
Sie versuchte an den Tag zu erinnern. Sie war sich sicher, dass sie es bemerkt hätte, wenn er danach so ausgesehen hätte, als sie miteinander gesprochen hatten. War es möglich, dass er einen Glemmerrzauber gewirkt hatte, damit sie es nicht bemerkte? Aber warum?
Sie schrumpfte die Zeitung und steckte sie sich in ihre Tasche. Sie würde Narzissa nach dem Mittagessen besuchen. Mrs Malfoy verbrachte Sonntags immer ein paar Stunden in dem Büro des Werwolfwaisenprojekts.
Als sie Narzissas Büro erreichte hielt sie für einen Moment inne. Die Tür, die normalerweise immer offen war, wenn Narzissa arbeitete, war geschlossen. Sie zögerte und klopfte dann zaghaft an.
Ein schleifendes Geräusch ertönte hinter der Türe und in einem gedämpften Ton rief Narzissa: „Herein!"
Hermione öffnete die Tür, um Narzissa vor einem chaotischen Berg aus Papierarbeit zu finden. Sie sah leicht kränklich aus. Hermione blinzelte. Seit der Schlacht um Hogwarts hatte Hermione nie auch nur ein Haar von Narzissa Malfoy gesehen, dass nicht an seinem Platz war. Und während Narzissas Haar immer noch ordentlich gekämmt wirkte, glänzten ihre Augen verdächtig und ihre Brust erzitterte leicht, wenn sie atmete. Es schien, als hätte Hermione sie beim Weinen unterbrochen.
„Hermione", Narzissas Stimme brach, „ich habe nicht erwartet, dich heute zu sehen."
Hermione starrte.
„Narzissa, geht es dir gut?"
Hermione und Narzissa waren sich nicht wirklich nah, aber Britin die sie war, konnte Hermione den Zustand nicht ignorieren, in dem sich Narzissa befand, auch wenn Narzissa es wahrscheinlich bevorzugt hätte.
„Oh...ja...ja... mir geht es gut." Narzissa blinzelte schnell.
Hermione schwebte durch die Tür.
„Ist gerade eine schlechte Zeit? Ich kann auch später wiederkommen."
„Nein, es ist okay", Narzissa schniefte und tupfte sich mit einem Taschentuch über ihre Augen. „Es tut mir Leid. Ich habe gerade private Probleme."
„Hat es etwas mit Draco zu tun?", wollte Hermione mit wachsender Besorgnis wissen.
„Was?", Narzissa sah sie scharf an.
Hermione zuckte leicht zusammen.
„Ich habe mich nur gefragt, ob es etwas mit Draco zu tun hat. In letzter Zeit wirkt es einfach ein bisschen so, als wäre da irgendetwas im Busch. Das ist tatsächlich auch der Grund warum ich heute gekommen bin um mit dir zu sprechen. Ich mache mir ein bisschen Sorgen."
„Nein...", sagte Narzissa langsam, obwohl gleichzeitig erneut Tränen in ihren Augen aufstiegen und ihre Wangen hinabzurinnen.
Hermione eilte zu ihr.
„Narzissa, was ist los? Ist irgendwas mit Draco?"
„Draco, er..." Narzissa schniefte laut, hielt dann aber inne.
„Er...", begann sie von Neuem. Ein Gefühl der Angst verursachte bei Hermione eine Gänsehaut.
„Er zieht nach Asien", erklärte Narzissa endlich.
Hermione starrte sie sprachlos an. Sie fühlte sich gleichzeitig geschockt und im Stich gelassen. Malfoy zog nach Asien?
Es war nicht genau das, was sie erwartet hatte. Aber vielleicht hatte sie auch alles nur überinterpretiert und sich zu viele Sorgen gemacht. Das Weinen Narzissas schien etwas übertrieben. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Molly Weasley soviel geweint hatte, als Bill und Charlie nach Ägypten und Rumänien gegangen waren.
Draco war Narzissas einziges Kind. Aber es war auch nicht so, dass internationale Portschlüssel wirklich schwer zu bekommen waren, zumindest nicht, wenn man das Geld dafür hatte.
„Wann wird er gehen?", fragte sie Narzissa sanft.
„Wahrscheinlich direkt, nachdem das GWR befürwortet wurde", hickste Narzissa.
„Warum?", wollte Hermione wissen und versuchte den Schmerz zu ignorieren, dass Malfoy es nicht einmal für nötig befunden hatte, seinen bevorstehenden Umzug ihr gegenüber zu erwähnen.
„Es... hat irgendwas mit der Arbeit zu tun."
„Aber... es wird doch sicher nicht für lange sein. Und ihr könnt euch gegenseitig besuchen. Du wirst sehen, dass er bald wieder zurück kommt."
„Wird er nicht", kam es von Narzissa, „und ich... ich habe versucht es zu akzeptieren, aber...", sie verging in Tränen.
Hermione nahm sie zögerlich in ihre Arme.
„Natürlich wird er zurückkehren", versuchte Hermione sie zu trösten, „und du wirst ihn besuchen. Es wird ihm schwer fallen weg zu bleiben, besonders während der Feiertage. Wenn du ihn fragst, wird er heimkehren. Auch wenn es dir nicht aufgefallen ist, aber dein Sohn liebt dich wirklich. Er würde wahrscheinlich versuchen dir den Mond vom Himmel zu holen, wenn du es wollen würdest."
Zu ihrem Entsetzen begann Narzissa nur noch stärker zu weinen. Hermione gab auf irgendetwas hilfreiches sagen zu wollen, nahm Narzissa stattdessen noch mehr in ihre Arme und strich sanfte Kreise auf ihren Schultern. Irgendwann erlangte Narzissa ihre Fassung zurück.
„Ach du meine Güte. Es tut mir so Leid Hermione. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Natürlich hast du recht. Ich weiß auch nicht warum ich so emotional darauf reagiere. In letzter Zeit habe ich nicht gut geschlafen, das muss mich irgendwie runter gezogen haben. Gibt es noch etwas anderes, dass du brauchst?"
„Nein. Ich bin nur vorbeigekommen wegen Draco. Ich... habe jetzt erst bemerkt, dass er etwas ungesund ausgesehen hat, bei der Anhörung letzte Woche. Und in der Arbeit ist alles gerade ein wenig seltsam. Ich denke, es ist einfach nur weil er bald abreist."
Narzissa sah Hermione mit einem nicht zu entziffernden Gesichtsausdruck an.
„Draco geht es gut. Kümmere du dich nur um das GWR."
Hermione fühlte sich leicht verletzt und stand steif auf.
„Gut. Naja, dann lasse ich dich weiterarbeiten."
Als sie das Büro verließ fühlte Hermione sich zerbrechlich, so, als ob ein Windhauch sie in tausend Teile zerschlagen könnte und sie jeden Moment in Tränen ausbrechen könne. Sie konnte es nicht verstehen. Draco und sie waren nur Kollegen. Sie wusste nicht, warum sie sich so viel daraus machte, dass er es ihr nicht gesagt hatte, dass er England verließ. Es war nicht so, als ob sie sich nahe stünden. Geschweige denn, dass er jemals auch nur nett zu ihr gewesen wäre.
Eigentlich sollte sie froh sein. Oder zumindest erleichtert. Sie würde endlich friedlich in ihrem Büro arbeiten können, ohne dass sie erwarten müsste, dass er jeden Moment herein stürmte und sie belästigte.
Aber ungeachtet wie sie sehr sich zu erklären versuchte, wie wenig es sie kümmern sollte, konnte sie das leere Gefühl am Grunde ihres Magens nicht verdrängen. Als ob das bodenlose Loch von Hogwarts es geschafft hätte, seinen Standort in ihren Bauch zu wechseln.
Sie wanderte zu Flourish und Blotts. Neue Bücher! Das war es, was sie brauchte. Vielleicht war sie deshalb an ihren emotionalen Grenzen, weil das GWR bald seine letzte Prüfung bestehen würde und sie keine neue Aufgabe hatte. Sie brauchte ein neues Projekt!
Ihr Weg führte sie in die Abteilung magischer Kreaturen. Die Auswahl war eher gering, aber es gab ein paar Bücher die vielversprechend aussahen, insbesondere eins über zwischenmagische Verbindungstheorie.
Sie konnte eine Präsenz hinter sich spüren.
Sie drehte sich um und sah sich Blaise Zabini gegenüber, der sie anstarrte. Sie nahm eine leicht abwehrende Haltung ein, als seine Augen sich auf das Buch in ihren Händen legten. Schnell versteckte sie es hinter ihrem Rücken und hob ihr Kinn leicht an, um den Blick seiner Augen zu erwidern.
„Schon lustig, dass wir uns hier treffen, Granger", kam es in einem gedehnten Ton von ihm, der sie an Malfoy während ihrer Schulzeit erinnerte. Zabini war immer im Hintergrund geblieben. Sie erinnerte sich, dass er gut in Arithmantik gewesen war, aber nie viel mit anderen interagiert hatte.
„Brauchst du etwas aus dieser Abteilung?", fragte sie und versuchte dabei so gelassen wie möglich zu klingen.
Er zuckte nur mit den Schultern und grinste leicht.
„Nein. Ich war nur neugierig, als ich dich hier drüben gesehen habe. Vielleicht bist du doch so klug, wie alle behaupten." Er sah sie abschätzig an.
Hermione kniff ihre Augen zusammen. Wusste er von der emotionalen Verbindung?
„Was meinst du?", wollte sie wissen.
„Komm schon Granger, wenn ich es dir einfach so erzählen könnte, würde ich dich nicht so sehr hassen."
Hermione studierte ihn. Es gab nur ein wenige Erklärungen für eine solch seltsame Aussage. Zabini behauptete, dass er es ihr nicht erzählen konnte und gab ihr gleichzeitig implizit zu verstehen, dass er es gerne würde. Also lag es an ihr ihm eine Möglichkeit zu geben, zu umgehen, was auch immer ihn zum Schweigen brachte.
„Gibt es irgendwelche Bücher in dieser Abteilung, die du empfehlen würdest?", fragte sie vorsichtig.
Er starrte sie für einen Moment an und sie konnte in seinen Augen den inneren Konflikt sehen, den er ausfocht.
„Denkst du wirklich, dass es so einfach wäre?", sagte er schließlich mit kalter Stimme und begann wegzugehen.
„Blaise, bist du endlich fertig damit wir..." Malfoy kam plötzlich um die Ecke und kaum dass er sie erblickte, verschloss sich sein Gesicht.
Er sah zwischen ihnen beiden hin und her.
„Was tust du hier hinten? Zwischen den Büchern knutschen?", wollte er leichthin wissen, aber seine Augen wanderten prüfend über Hermione und die Bücher die sie hielt und musterten diese argwöhnisch.
„Was denn Granger, zwei Zauberer in einer Woche? Ich hätte nie gedacht, dass du diese Art von Hexe bist."
„Ich habe nur selbst das Gerücht überprüft, dass Granger auch an Wochenenden so langweilig ist wie im Ministerium. Leider hat es sich bestätigt", kam es von Zabini.
„Ich schaue mich nach einem neuen Projekt um, jetzt, da das GWR beinahe durch ist", sagte Hermione leise.
„Oh", Malfoys Augen glitzerten, als er Hermione anstarrte, „welche unverdienten Kreaturen wirst du als nächstes retten?"
Hermione zwang sich, ihn anzublicken. „Ich habe mich noch nicht entschieden."
„Naja, ich bin mir sicher, egal für was du dich entscheidest, es wird übelkeiterregend selbstlos von dir sein", erklärte er in schneidendem Tonfall, bevor er Zabini ansah, „können wir jetzt gehen?"
Hermiones spürte die Röte in ihrem Gesicht und ihre Finger juckten ihm eine zu scheuern, als Draco sich umdrehte um das Buchgeschäft zu verlassen.
Zabini salutierte noch spöttisch vor ihr. Als sie um die nächste Ecke verschwunden waren, widmete Hermione sich erneut den Bindungsbüchern hinter ihr. Zabini hatte, kurz bevor er gegangen war, nach oben gesehen, genau zu den Büchern auf dem Regal über ihrem Kopf. Sie war sich nicht sicher, ob das ein Hinweis gewesen war, aber sie würde alles nehmen, was sich ihr bot.
Sie waren französisch. Natürlich. Sie sprach englisch, mermish, koboldgack und sogar ein bisschen deutsch und italienisch. Aber nicht französisch.
Sie betrachtete die Titel genauer. Es schien als wären es hauptsächlich Memoiren von französischen Veelafrauen und all der Liebhaber die sie hatten. Eines stach heraus, denn im Titel wurde irgendetwas von einem männlichen Veela erwähnt, der wegen seiner Liebe litt. Sie nahm an, dass wenn sie es mit einer zwischenmagischen Verbindung zu tun hatte, auch ein männliches Wesen darin verstrickt wäre. Also klemmte sie es sich unter den Arm und machte sich auf ein französisches Wörterbuch zu finden.
Nachdem sie ihren Einkauf bezahlt hatte, fühlte es sich an, als würde sie aus dem Geschäft wie aus einem Traum auftauchen. Sie sah sich blinzelnd um. Die Luft war warm und sie schlenderte zu einem nahegelegenen Park. Diagon war voll von Wochenendeinkäufern. Als sie sich durch die Menge schob, hielt sie einen Moment inne und erinnerte sich, dass sie am Vortag beim Brauen fast alle ihre Mondsamen und den Diptam aufgebraucht hatte. Um die Ecke war eine Apotheke.
Als sie an einer schwatzenden Menge von Hexen vorbeiging, hörte sie das Geräusch von brechendem Glas. Instinktiv ließ sie ihre Bücher fallen und warf sich auf den Boden, als etwas an dem Punkt vorbei raste, wo gerade noch ihr Kopf gewesen war.
Sie rollte sich zur Seite und sah auf, um ein Paar Klatscher zu erblicken die durch die schreiende Menge rasten. Sie zog ihren Zauberstab, sprang auf ihre Füße und begab sich in Abwehrhaltung. Die Klatscher schossen nach oben in den Himmel und machten, zu ihrer größten Überraschung, kehrt um erneut zielstrebig auf sie zuzudonnern.
Sie sprang aus dem Weg, während sie ein Abwehrschild hexte. Kurz darauf fühlte sie die Kraft der Klatscher, wie sie auf das Schild trafen und wie es zurückgestoßen wurde, als die Klatscher in den Ort einschlugen, wo sie gerade noch gestanden hatte. Erneut schwirrten sie in die Menge.
Klatscher waren nur für Quidditch gemacht. Zu fliegen hieß, dass die Luft die schlimmsten Auswirkungen der schweren Eisenbälle absorbierte und verhinderte, dass man sich zu schwer verletzte. Normalerweise wurden die getroffenen Spieler einfach nur zurückgeschleudert. Aber für die Menge durch die sie sich die beiden Bälle jetzt frästen und die nichts außer dem Kopfsteinpflaster der Diagon Alley hatten um die Wucht abzufangen, konnte der Aufprall eines Klatschers schnell tödlich enden. Es gab keine Zaubersprüche die ein zerschlagenes Gehirn wieder richten konnten.
Sie verfluchte Quidditch zum wohl millionsten Mal in ihrem Leben, als sie zusah, wie die Klatscher erneut durch die Menge zischten. Andere Hexen und Zauberer hatten ihre Zauberstäbe gezogen und Schutzschilde schossen daraus hervor, als die Klatscher an ihnen vorbeirauschten. Aber es schien, als würden sie niemanden von ihnen anvisieren, als sie durch die Straße jagten.
Dann wendeten sie und surrten erneut auf Hermione zu. Sie konnte dem einen mühelos ausweichen und den anderen mit einem Wedeln ihres Zauberstabs abwehren. Aber eines wurde klar, aus der Art, wie sie an der restlichen Menge vorbeiflogen, nur um dann plötzlich in ihre Richtung abzudriften und dort einzuschlagen, wo sie gerade stand. Sie war ihr Ziel.
Sie stählte sich selbst. Sie konnte das schaffen. Das Quidditch-Geschäft hatte sicher irgendetwas das sie neutralisieren konnte. Alles was sie tun musste war sich nur etwas Zeit zu erkaufen.
Die Klatscher trennten sich und rasten über den Himmel in unterschiedliche Richtungen davon, was es erschwerte, beide gleichzeitig im Auge zu behalten.
Zisch. Sie wich aus der Bahn des einen, als er aus dem Himmel direkt auf ihren Kopf zuflog. Dann wirbelte sie herum, um dem anderen nur knapp zu entgehen, der beinahe ihre Hüfte zertrümmert hätte.
Sie konzentrierte sich. Sie konnte das schaffen. Musste es schaffen!
Plötzlich hörte sie einen hysterischen Schrei zu ihrer Rechten. Sie drehte sich schnell um, als sie einen der Klatscher mit einem Zauber zurück stieß. Eine Frau die ein Baby hielt schrie und zeigte auf etwas.
Herumwirbelnd erkannte Hermione ein Kleinkind, dass über die Straße rannte, hin zu der panischen Frau, während einer der Klatscher hinter ihm herjagte, direkt auf Hermione zu.
Hermione überlegte nicht einmal.
„Wingardium Leviosa!" Ihr Zauber packte den Jungen und warf ihn aus dem Weg in die Menge. Es war keine Zeit mehr, aus dem Weg zu springen, nicht einmal, um sich für den Einschlag des Klatschers vorzubereiten, als dieser schon an dem Punkt an dem das Kind gewesen war vorbeizischte und auf sie zu flog um in ihren Körper zu zerschlagen.
Sie schloss ihre Augen.
WHAM!
Sie wurde von ihren Füßen gerissen und überschlug sich mehrmals. Ihr Kopf schlug gegen das Kopfsteinpflaster und der Zusammenprall ließ sie beinahe das Bewusstsein verlieren.
Als sie endlich am Boden lag, bemerkte sie benommen, dass etwas schweres auf ihr lag. Kein Klatscher, etwas größeres als das... und warmes?
Sie versuchte ihren Kopf von dem Klingeln und Pochen zu befreien. Dann öffnete sie ihre Augen.
Jemand lag auf ihr.
Sie war nicht von dem Klatscher getroffen worden. Jemand hatte sie aus dem Weg gestoßen. Der Kopf, von wer auch immer es war, hatte sich in ihre Schulter gegraben und sie konnte den schweren Atem gegen ihren Hals fühlen.
Sie begann zu zittern, als sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
Sie hob ihre Hände und legte sie auf die Schultern der Person.
„Geht es dir gut?", fragte sie mit zittriger Stimme.
Er atmete scharf gegen ihren Nacken und ein unbekannter warmer Blitz schoss durch ihren Körper. Sie schnappte nach Luft und sie wurde sich plötzlich des harten Körpers bewusst, der gegen ihren eigenen gepresst war.
Zuvor war es bereits schwer gewesen einen Gedanken zu fassen, aber jetzt schien alles plötzlich sehr unscharf zu werden und sie wollte nur noch da bleiben und das Gefühl der Wärme, Stärke und Sicherheit genießen, von dieser erregenden Präsenz um sie herum.
Moment.
Erregend?
Was?
Sie versteifte sich.
Dann grollte die Person plötzlich gegen ihren Hals und aus irgendeinem Grund, den sie nicht verstehen konnte, wollte sich ihr ganzer Körper mit dem seinen verschmelzen. Aber wer auch immer es war, er spannte sich plötzlich an und setzte sich auf.
Ihre Sicht war immer noch leicht verschwommen, aber es gab keinen Zweifel daran, wer es war. Draco Malfoy hockte gerade auf ihr, wie ein wütender Drache. Er sah zu ihr herab, als ob er sich selbst versichern wollte, dass sie nicht gerade starb. Dann sprang er auf. Seine Augen blitzten, als er die Gegend um sie herum absuchte und dann seinen Zauberstab in schneller Folge durch die Luft peitschen ließ. Was auch immer es für ein Zauber war, Hermione war sich sicher, dass er in die Kategorie der dunklen Künste fiel.
Die roten magischen Blitze zischten in die Klatscher als sie umeinander rotierend wieder auf Hermione zuflogen. Es annulierte die Magie, welche sie fliegen ließ und sie schlugen schwer auf den Boden. Dort kollabierten sie in sich, verfärbten sich weiß und wurden heiß. Ein entnervendes Pfeifen und Knistern ging von ihnen aus, bis sie sich schließlich in geschmolzene Pfützen aus Eisen verwandelteten.
Er sah noch einmal für einen Moment zu ihr herab und sie erwiderte seinen Blick. Seine Augen waren heller, als sie sie in Erinnerung hatte, beinahe mehr silbern als grau.
Die Menge kam wieder auf sie zu, aber noch bevor irgendjemand ankam, machte er einen Schritt rückwärts, bevor er sich umdrehte und ging.
Immer noch verwirrt setzte Hermione sich auf und sah zu, wie er ging. Sie war geradezu perplex, bis eine Medihexe auftauchte und eine Reihe an Heilzaubern ausführte. Offensichtlich waren diese gegen die Gehirnerschütterung, die Hermione bekommen hatte.
Als sie endlich wieder auf den Beinen war und die tränenreichen Dankesbekundungen der Kindesmutter abgewehrt hatte, sah sie sich nach ihren Büchern um. Sie waren weg. Sie versuchte sie herbeizurufen, aber ohne Erfolg. Still fluchte sie in sich hinein. Ihr allgegenwärtiges Pech hatte einmal erneut zugeschlagen. Wer auch immer sie gestohlen hatte - es gab Menschen die wirklich unter jeder Würde waren.
Sie machte sich erneut auf zu Flourish und Blotts, nur um darüber informiert zu werden, dass sie diese Bücher nicht mehr vorrätig hatten. Neue Bände konnten zwar bestellt werden, würden aber erst am nächsten Samstag ankommen. Dennoch füllte sie das Formular aus und ging nach Hause.
Erst die Bibliothek, dann ein Dieb. Das Universum hatte sich gegen sie verschworen.
https://youtu.be/B6_vYv_DbEA
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