Kapitel 4

Dieses Mal auch das richtige Kapitel (hoffe ich)
Ein kurzer Abstecher in die Vergangenheit, bevor wir uns wieder der Gegenwart widmen ;D
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Sieben Monate zuvor.

Hermione Granger saß im warmen Sonnenschein auf einer Wiese vor Hogwarts. Die Hitze des unverschämt heißen Frühlingstags sickerte prickelnd unter ihre Haut, während die Sonnenstrahlen über ihre Haut tanzten. Niemand störte sie bei ihrem Studium des Bücherstapels, den sie gerade aus der Bibliothek mitgebracht hatte. Durch die Sitzposition spannte sich ihren Körper tanzten. Sie blickte auf die Buchseiten hinab und versuchte irgendwie ihren Kopf zu heben und zu drehen, um die Anspannung loszuwerden, die sich in ihrem Nacken breit machte.

Ihr Kopf war festgeklemmt.

Sie probierte es noch einmal.

Es schien, als würde sich irgendetwas gegen sie drücken.

Sie versuchte daraufhin sich zu drehen, aber auch das konnte sie nicht. Da war eine scharfe Kante, die sich in ihren Rücken bohrte. Sie wollte danach greifen, musste aber feststellen, dass da... eine Art Wand war.

„Weißt du Granger, nur weil jeder sagt, dass du wahrscheinlich in deinem Büro lebst, heißt das nicht, dass du beweisen musst, dass sie auch recht damit haben."

Draco Malfoys lang gezogene Stimme drang in ihre Gedanken ein, wie ein unerwarteter Eimer Eiswasser.

Ihre Augen schnappten auf und sie bemerkte, dass sie zusammengerollt unter ihrem Ministeriumsschreibtisch lag.

Draco Malfoy saß dagegen gelassen auf ihrem Bürostuhl. Seine Füße hatte er auf ihren Schreibtisch gelegt, während er Origami faltete und sie von oben herab angrinste.

Sie rappelte sich mit so viel Würde auf, wie sie zusammenbrachte.

„Ich hoffe, dass du dein Nickerchen dem Ministerium nicht in Rechnung stellst", merkte er an. Seine Augen musterten sie von Kopf bis Fuß, als würde er jede einzelne Falte und jeden Knitter in ihrer Kleidung katalogisieren, den furchtbaren Zustand ihres Haares, die zerkauten Fingernägel und ihr generell zerzaustes Aussehen.

Hermione versuchte sich gerade hinzustellen und entschied sich, ihn nicht zu korrigieren indem sie zugab, dass sie tatsächlich die ganze Nacht hier verbracht hatte.

Ihr Nacken schmerzte unglaublich. Sie überdehnte ihn und erzeugte dadurch ein so lautes Knacken, dass Malfoy tatsächlich zusammenzuckte.

„Wann bist du hier angekommen, Malfoy", fragte sie ihn schlaftrunken.

„Vor ein paar Minuten, ich glaube, wir hatten ein Meeting geplant. Da wir schon dabei sind, seit wann gibt es im Ministerium Casual Mondays?"

Hermione erstarrte. Sie trug Muggelkleidung und das in ihrem Büro.

„Oh, Mist...", sie fing an zu fluchen, nur um sich gleich darauf mit den Händen den Mund zu zuzuhalten, als sie realisierte, dass Draco aussah, als würde er gleich einen Lachanfall bekommen. Er brauchte wirklich nicht noch mehr Material um sie zu verhöhnen.

„Ich bin gestern Nacht eingeschlafen, als ich von Schottland zurückgekehrt bin", gab sie zu.

„Und wie geht es den Ungeheuern von Loch Ness in diesem wunderschönen Februar?"

Sie erzitterte. Ein Zaubererunternehmen, dass sich auf Wasser-Freizeitparks spezialisiert hatte, war dazu übergegangen, eine riesige Selkiekolonie gewaltsam aus dem schottischen Loch zu vertreiben, in dem sie sich angesiedelt hatten. Auch wenn das absolut illegal war, schien jeder im Ministerium ein Auge zugedrückt zu haben, bis der Fall auf Hermiones Schreibtisch gelandet war - in der rechtlichen Abteilung für magische Kreaturen.

Nachdem sie das erfahren hatte, ließ sie alles stehen und liegen, um die Firma aufzuhalten. Im Anschluss hatte sie ihr gesamtes Wochenende damit verbracht, brusttief in eiskaltem Wasser zu verbringen. Sie hatte simultan als Rechtsanwalt und Übersetzer fungiert (da niemand aus dem Räumungskommando sich dazu herabließ, mit dem Meervolk zu kommunizieren).

Es war gelinde gesagt brutal gewesen und Hermione war sich nicht sicher, ob sie sich je wieder warm fühlen würde.

„Ich habe es gelöst", sagte sie kurz angebunden.

„Das solltest du auch", grummelte Malfoy, „nachdem, wie du meine Pläne für das Wochenende zerstört hast. Wenn ich ein Ministeriumsmitläufer hätte werden wollen, hätte ich mich weniger darum gekümmert, als ein gutaussehender und heiratsfähiger Erbe einer der reichsten Zaubererfamilien geboren zu werden."

Hermione verdrehte ihre Augen.

„Ich bin mir sicher, dass die Zaubererwelt dir vergeben wird dafür, dass du dieses Wochenende nicht bei einem Quidditchspiel oder Konzert oder was auch immer dabei sein konntest, nur um dein Gesicht wieder einmal über die Gesellschaftsseiten aller Zeitungen zu pflastern."

„Du hast dir die Fotos angesehen, nicht wahr?", er hob eine seiner aristokratischen Augenbrauen über ihren Kommentar.

Hermione schnaubte.

„Kaum. Aber ich denke, dass Parvati es manchmal tut."

Sie griff sich in den Nacken und rieb ihn, um die Verspannung zu lösen. Die Anspannung die davon ausging, schien in ihrem Alltag schon nicht mehr vergehen zu wollen und der Umstand, dass sie unter ihrem Schreibtisch eingeschlafen war, half nicht dabei, dies zu verbessern.

Sie hatte ein ganzes Wochenende an Zeit verloren, nur, weil niemand im Ministerium sich dazu berufen fühlte, Gesetze durchzusetzen - oder zumindest dann nicht, wenn es um Rechte von magischen Wesen ging. Sie konnte diese Gleichgültigkeit nicht nachvollziehen. Warum war die Zaubereigemeinde immer so eifrig, wenn es darum ging, andere Individuen in Kategorien der Andersartigkeit einzuteilen, die es erscheinen ließ, als wären sie unwürdig Grundrechte zu haben oder geschützt zu werden?

Die Arbeitslast, die bisher schon auf ihrem Schreibtisch lag, war so groß, dass sie sich krank fühlte. Aber trotzdem zwang sie sich dazu zu fragen: „Möchtest du, dass ich die restlichen Transformationszonenbeurteilungen übernehme?"

Draco war durch Zufall am Freitag in ihrem Büro vorbeigekommen und hatte sie in einem Zustand der kompletten Verzweiflung angetroffen. Kurz zuvor hatte sie von der Sache mit den Selkies erfahren und versucht, ihre ganze Arbeit zusammenzupacken, bevor sich der nächste Portschlüssel nach Schottland aktivierte. Sie hatte bereits alles für das GWR vorbereitet, außer die Beurteilung der Gebiete potenzieller Werkwolftranfsormationszonen. Eigentlich hatte sie geplant, das an genau diesem Wochenende zu tun.

Hermiones primärer Grund, in dem Ministerium zu arbeiten, war das Gesetz für Werwolfrechte durchzuboxen. Albert Runcorn, der Kopf des der Abteilung für magische Kreaturen und deren Repräsentant im Zaubergamot, hatte sie spontan in eine weitere Anhörung durch ein Komitee verschiedenster Vorentscheidungsträger gerufen. Er hatte ihr vor diesem Komitee vorgeworfen, die Kosten für Werwolftransformationszonen zu niedrig einzuschätzen.

Deshalb wurde von Hermione verlangt, dass sie mindestens zehn Gebiete ausfindig machte, die weit unter dem von ihr veranschlagten Budgetvorschlag lagen. Zudem hatte Runcorn genaue Zahlen gefordert und das beinhaltete einen Vorvertrag mit den möglichen Verkäufern und eine Preisveranschlagung für die benötigten Schutzzauber, welche die entsprechenden Gebiete absichern würden; was nichts anderes bedeutete als, dass sie alle Grundstücke besichtigen musste, die sie bisher als infrage kommend bewertet hatte, um anschließend die genaue Anzahl der Schutzzauber bestimmen zu können, die gebraucht werden würden.

Für diese Aufgabe waren ihr gerade mal sechs Tage Zeit gegeben worden, ohne dass man sie von ihrer restlichen Arbeit dafür freistellte oder diese zumindest verringerte. Sie hatte anfangs noch geglaubt, dass sie es irgendwie schaffen könnte, wenn sie Schlaf als unwichtig deklarierte. Und dann landete zusätzlich die Krise in diesem schottischen Loch auf ihrem Schreibtisch.

Es hatte sie endgültig an den Rand der Verzweiflung gebracht.

Die Transformationszonen waren der Schlüssel für die Ratifizierung des GWR. Würde die Anhörung fehlschlagen, könnte das ganze GWR dadurch gefährdet werden. Aber nach der letzten Zählung siedelten über tausend Selkies in besagtem Loch. Das Meervolk war sehr territorial und ihre Körper fest verwurzelt mit dem Wasser, in dem sie lebten. Sie konnten nicht einfach von einem in ein anderes Gewässer umgesiedelt werden. Selbst wenn es nicht in einen Kampf um Leben und Tod enden würde - das Trauma, dass durch eine solche Deportation und Zwangsumsiedlung ausgelöst wurde, würde mehrere hundert Todesopfer fordern. Insbesondere Meerbabys waren sehr anfällig für Schocks, die oft von Kreislaufversagen und Organausfall begleitet wurden, wenn sie mit neuen Gewässern in Berührung kamen. Diese Zwangsräumung kam einen Genozid gleich.

Dann hatte Draco ihr Zimmer gestürmt. Er war als Lobbyist für Malfoy Holdings im Ministerium tätig. Offensichtlich hatte sie sich in ihrem aktuellsten Gesetzesentwurf des GWR an einer Stelle verschrieben und so war aus 'Werwolf' - 'Werwuff' geworden. Er hat sich so darüber amüsiert, dass er extra den ganzen Weg ins Ministerium gekommen war, nur um sie damit aufzuziehen.

Nachdem er sich zuerst einmal aufgeführt hatte, dass sie überhaupt nach Schottland ging, hatte er verlangt, dass sie ihm die Bewertung der Transformationszonen überließ. Sie war skeptisch gewesen, aber es hatte keine Alternative gegeben, was sie sonst hätte tun können. Also hatte sie versucht sicherzugehen, dass er genau verstand, was gemacht werden musste. Er hatte sie böse angestarrt, sich die Pergamentrolle aus ihren Händen geschnappt und war davon gestürmt.

Sie war sich sicher, dass er die Arbeit nicht in zwei Tagen hatte beenden können, aber hoffte, dass er es wenigstens ernst genug genommen hatte, um wenigstens ein paar Grudnstücke zu inspizieren.

„Du zweifelst immer noch an mir?", er seufzte und schwenkte seinen Zauberstab. Ein Berg Schriftrollen tauchte auf ihrem Schreibtisch auf.

Hermione schnappte nach Luft. Es waren mindestens fünfzehn.

„Du hast alles geprüft?", quietschte sie.

„Ich hab dir doch gesagt, deine Selkie-Rechte Aktion hat mein Wochenende ruiniert", grummelte er.

„Es sind neunzehn und das sollten besser genug sein, um sowohl dich als auch Runcorn zufrieden zu stellen."

Hermione fühlte sich, als müsse sie weinen vor lauter Erleichterung. Das... es übertraf all ihre Erwartungen. Sie hatte gehofft vielleicht zwölf Optionen aufzeigen zu können. Sie hätte Malfoy umarmt, wenn sie sich nicht sicher gewesen wäre, dass ihn das nicht nur entsetzt, sondern am Ende sogar dazu geführt hätte, dass er sie verhexte.

Schließlich rollte sie eine der Schriftrollen auf und überprüfte die Zahlen.

„Wie zur Hölle hast du das geschafft?", wunderte sie sich.

„Anders als du, bin ich mit dem Konzept der Delegation vertraut", meinte er abfällig.

„Wie viele Leute hast du über das Wochenende arbeiten lassen?", wollte sie daraufhin wissen.

„Nur eine Hand voll. Malfoy Holdings ist nicht wirklich auf Grundstücksbegutachtungen spezialisiert. Das Meiste musste ich tatsächlich selbst erledigen", jammerte er.

„Ich hoffe, dass du sie zumindest gut bezahlt hast", sagte Hermione ernst, als sie eine weitere Schriftrolle aufrollte um die Zahlen zu überprüfen, die dort mit Malfoys perfekter Handschrift niedergeschrieben waren.

„Natürlich. Merlin verbiete, dass jemand unbezahlte Überstunden macht, außer derjenige trägt den Namen Granger." Er verdrehte seine Augen. „Nachdem das GWR durch ist, werde ich meinen Vater darum bitten, mir mindestens einen Monat Urlaub zu genehmigen. Ich sehe mich jetzt schon auf einem weißen Sandstrand von schönen Frauen umgeben, die den Verwendungszweck einer Haarbürste kennen. Du siehst wirklich erschreckend aus. Ich glaube, ich muss mich in Therapie begeben, um den Anblick zu verdrängen, der sich mir geboten hat, als ich dich unter deinem Schreibtisch gefunden habe. Ich dachte schon du wärst ein Landstreicher."

Hermione fühlte, wie ihre Wangen rot wurden. Es war nicht so, dass sie sich viel um ihr Aussehen kümmerte, aber dass Malfoy sie dauerhaft darüber informieren musste wie grauenhaft unattraktiv er sie fand, war genug um sogar noch die letzten Fetzen ihrer Eitelkeit zu verletzen.

„Ja. Naja, wenn man brusttief für zwei Tage in einem schottischen Loch steht, während es schneit und man alle paar Minuten unter Wasser taucht um Mermish sprechen zu können, ist das nicht besonders förderlich für die Frisur, ganz zu schweigen davon, dass es eigentlich generell schlecht für die Gesundheit ist", sagte sie steif, „es tut mir leid dass ich deine delikaten Empfindungen verletzt habe, als du in mein Büro gekommen bist. Uneingeladen, wie ich gern hinzufügen möchte."

Er starrte sie für eine Minute an, während sie fortfuhr seine Arbeit zu bewerten.

„Geh heim, Granger", kam es schließlich von ihm.

„Ich kann nicht", murrte sie, „ich habe hier zwölf Optionen für WTZs die ich überprüfen muss."

Aber... sie war so müde und ihr war so kalt. Auch wenn sie ihr Haar mit einem Reinigungszauber bearbeitet hatte, nachdem sie aus dem Loch gekommen war, fühlte es sich immer noch so an, als wären Algen fest darin verwachsen. Sie hatte sich zurück ins Ministerium geschleppt, anstatt dass sie letzte Nacht nach Hause gegangen wäre, weil sie sich Sorgen gemacht hatte, was für Sachen noch passieren könnten, um die sich niemand außer sie selbst kümmern würde.

„Keine von diesen Optionen muss vor Mittwoch überprüft werden. Wenn du heute hier bleibst um zu arbeiten, riskierst du, dass du morgen bei der Komiteeanhörung einen Fehler machst und damit das ganze GWR gefährdest. Geh heim, Granger. Das Ministerium kann auch einen Tag ohne dich überleben."

„Es ist nicht das Überleben des Ministeriums um das ich mich sorge", gab sie zurück und überprüfte eine weitere Schriftrolle.
Malfoy zischte. Sie konnte fühlen wie sie ihn immer mehr durcheinander brachte.

„Nein, aber um das GWR solltest du dich sorgen."

Sie presste ihre Kiefer aufeinander. Verlass dich auf Malfoy, wenn du jemanden brauchst, der dir an die Kehle geht.

„Tu ich", schnappte sie zurück, „aber anders als du und dein exklusiv monetäres Interesse, habe ich nicht den Luxus, mich nur um Werwölfe kümmern zu müssen."

„Dann trag Parvati auf, dich anzueulen, wenn etwas hochkocht. Granger, ich meine es ernst. Geh heim oder ich betäube dich und levitiere dich selbst dahin." Seine Stimme war abgehakt. „Ich werde die Angebote für morgen fertig machen und die Bewilligung der Geschäftsstelle kann man denke ich auch ziemlich schnell abschließen. Aber ich werde nicht zulassen, dass dein Eigensinn unsere Arbeit ruiniert. Und dann, wenn du nicht mehr bis zu dem Punkt erschöpft bist, dass du zusammenhangloses Zeug faselst, erwarte ich, dass du dich dafür bei mir bedankst. Und jetzt geh heim."

Hermiones Finger juckten, ihm eine Ohrfeige zu geben.

Er war ein wirklich unfreundliches, arrogantes und manipulatives Aas. Wenn sie nicht in ihrem tiefsten inneren gewusst hätte, dass er wegen morgen recht haben könne, hätte sie ihn dafür gehasst. Aber das Problem war, er hatte recht. Sie konnte es nicht riskieren irgendeinen Fehler in der Komiteeanhörung zu machen.

Es war nur... so schwer sich auf irgendjemanden zu verlassen.

Jedes Mal, wenn sie auch nur eine Kleinigkeit von ihrer Arbeitslast an jemand anderen weitergab, schien es, als ob Runcorn demjenigen einen anderen Zweig der Abteilung zuwies. Malfoy war der Einzige, der nicht verschwunden war... und er war auch der Einzige, der Geld mit ihr machte.

„Gut", stimmte sie zu und legte die Schriftrolle zurück auf den Schreibtisch.

Der verärgerte Ausdruck auf seinem Gesicht ließ nach und seine Augen wurden wieder spöttisch.

„Und, war das jetzt wirklich so schlimm?", fragte er gedehnt.

Sie sah ihn böse an, während sie ihre Sachen zusammensuchte. Sie hasste es, ihn gewinnen zu lassen.

„Weißt du, es ist wirklich schade, dass du dich um nichts außer Geld scherst, Malfoy. Du könntest tatsächlich ein recht anständiger Kerl sein."

„Wenn ich das wäre, frage ich mich, was würdest du dann von mir denken?", sagte er mit einem Grinsen, als er die Schriftrollen mit einem Wink seines Zauberstabs in den Taschen seiner Roben verschwinden ließ.

Sie blinzelte über diese Frage. Sie war sich nicht sicher.

„Tatsächlich", fuhr er fort, „gibt es noch andere Dinge, um die ich mich schere. Aber es sind alles Sachen, die du absolut nicht zu würdigen weißt." Seine Stimme war beunruhigend zweideutig.

„Und ich bin mir sicher, dass ich das auch nie werde!" Sie warf ihm einen verkniffenen Blick zu, bevor sie sich umdrehte und ihr Büro verließ.

Als sie die Tür öffnete und von Malfoy begleitet hinausging, sah Parvati überrascht auf.

„Wann bist du hier reingekommen, Malfoy?", keuchte sie. Hermione kam gewohnheitsmäßig vor Parvati an.

„Ich hab mich selbst reingelassen, als du damit beschäftigt warst, deinen neuen Schönheitszauber zu üben", informierte er sie höhnisch, „du solltest in einen größeren Spiegel schauen. Ich hätte ein ganzes Quidditch-Team einschmuggeln können, ohne dass du etwas bemerkt hättest."

Parvati wurde rot und beschäftigte sich wieder mit der Ablage von Dokumenten.

Hermione studierte ihre undurchschaubare Assistentin noch für einen weiteren Moment.

„Parvati, ich gehe für heute heim", zwang sie sich schließlich zu sagen, „bitte schreib mir sofort eine Eule, wenn irgendwas passiert. Kannst du das für mich tun?"

„Sicher", Parvati zuckte mit den Schultern.

„Dann bin ich mal weg." Hermione seufzte und drehte sich noch einmal um, um zu Malfoy hoch zusehen.

„Und du kümmerst dich wirklich um alles?", fragte sie vorsichtig.

„Hab ich dich je im Stich gelassen, was das GWR betrifft?", fragte er mit einem kalten Lächeln.

„Nein." Sie war sich nicht sicher, warum es so schwer war, das zuzugeben.

„Dann werde ich es morgen auch nicht tun. Nimm die Last der Welt für ein paar Minuten von deinen Schultern. Der Rest von uns hat auch ohne dich ganz gut überlebt."

Sie sah ihn einen Moment unsicher an bevor sie sich umdrehte, um zum Atrium zu gehen.

Sie hatte sich noch nie so sehr auf ein Bad gefreut.

Draco betrachtete die Silhouette von Hermione, wie sie sich langsam entfernte.

Er hatte in dem Moment gewusst, dass sein Wochenende die Hölle werden würde, in dem er ihre Panik über die Verbindung gespürt hatte. Mithilfe eines kleinen Radierzaubers hatte er einen Rechtschreibfehler in ihren Entwurf des GWR eingebaut und das als ausreichend gute Entschuldigung befunden, ins Ministerium zu gehen um herauszufinden, was sie so sehr beunruhigte.

Er wünschte Runcorn und dem Selkie-Räumungskommando langsame qualvolle Tode.

Seufzend machte er sich auf den Weg nach Hause. Am Wochenende war er auf seinem Besen die Grenzen von vierzig Gebieten abgeflogen, bevor er genug zusammen hatte, die passten. Und dann hatte er noch ein paar mehr hinzugefügt um sicherzugehen, dass Granger es nicht als nötig empfand, noch mehr prüfen zu müssen, wenn sie erst zurück kam.

Nachdem sie dann, in der gestrigen Nacht zu einer gottlosen Zeit angekommen war, bemerkte er, dass sie nachdem sie endlich aus Schottland zurück war und bewusstlos im Ministerium lag.

Das hatte ihn mehr als nur ein bisschen beunruhigt.

Auf der anderen Seite, alles in Grangers Leben hatte eine gewisse Tendenz, ihn zu beunruhigen und das sogar schon, bevor er sich versehentlich mit ihr verbunden hatte. Die Veela Magie in ihm, die ihn dazu zu zwingen versuchte, sich mit ihr zu vereinen, machte es um vieles einfacher zu wissen, wann die Situation wirklich ernst wurde.

Sie war bewusstlos vor Erschöpfung und heftig zitternd in ihrem Büro unter ihrem Schreibtisch gelegen, als er sie gefunden hatte. Nachdem er seinen Mantel um sie gelegt und mehrere Wärmezauber gesprochen hatte, hatte sie sich schließlich beruhigt und... er war geblieben.

Er hatte es nicht geschafft, sich von ihr zu entfernen, auch wenn er sich sicher war, dass es ziemlich widerlich von ihm war, da zu sitzen und ihr beim Schlafen zuzusehen. Er empfand sich sowieso schon als einen hoffnungslosen Widerling dafür, dass er die letzten zwei Jahre mit etwas verbracht hatte, das man nur als emotionales Stalking bezeichnen konnte. Ihr jetzt einmal nahe zu kommen, ohne mit ihr ein verbales Gefecht anfangen zu müssen... er hatte nie bemerkt, wie verzweifelt er sich danach gesehnt hatte.

Also hatte er sich die ganze Nacht über hingesetzt, die Wärmezauber erneuert, wenn sie nachließen und versagt dabei, sie nicht die ganze Zeit über anzustarren. Er fragte sich, ob er lang genug überleben würde, um mit ihr das GWR durchzuboxen.

Die ungebundene Veelamagie tötete ihn langsam aber sicher.

Die Zeit lief ihm davon.

Er wollte nur noch durchhalten, bis das GWR ratifiziert wurde, in der Hoffnung, dass irgendein Wunder geschähe und er sie dann überzeugen konnte, das Ministerium zu verlassen. Er war sich sicher, sie würde sich sonst noch viel zu früh ins Grab arbeiten.

Die Art, wie sie zwanghaft ihre Arbeit durchführte, stresste sie so sehr, dass ihr nie auffiel, zu welch günstigen Zeiten in jeder Krise er rein zufällig auftauchte; und während er nicht leugnen konnte, dass er jede Möglichkeit ausnutzen würde, sich in ihr Leben einzubringen... bereitete die zunehmende Häufigkeit ihm dennoch Sorgen.

Was würde sie mit sich machen, wenn er nicht mehr da war um ihr zu helfen? Er konnte nicht verstehen, warum niemand sonst sich Sorgen machte, darüber wie überarbeitet sie war.

Als er in seinem Zimmer stand, grübelte er über das Problem nach, während er einen Trank, nach dem anderen, hinunterwürgte. Einen Trank zur Dämpfung des Sexualtriebs. Einen Wärmetrank. Einen Trank zur Fiebersenkung. Und nicht zuletzt eine ekelhaft schmeckende Arznei, die den Bindungstrieb allgemein linderte.

Als sie sich in seinem Magen zu legen begannen, bemerkte er, dass ihre Effektivität... nachließ. Wenn sie ihre Effektivität verloren, hieß das, dass er sie schon wieder verdoppeln musste. Auch wenn sie, möglicherweise, unabhängig von der Quantität irgendwann ganz aufhören würden zu wirken und das wäre dann sein Ende.

Er drehte sich mit einem Seufzer um. Es war schon eine recht verquere Ironie, dass er Hermione Granger half magische Wesen zu retten, während er selbst starb, weil er ein magisches Wesen war.

Er konnte nur hoffen, dass sie es nie würdigen würde.


https://youtu.be/hKIq4hWX5Uc

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