So viele Gründe, aber wofür?

"Könnte mir netterweise einmal jemand sagen, was genau ich verpasst habe?" Ich schaute abwechselnd von Stan zu Ethan, auch wenn ich versuchte, letzteren nicht zu genau anzusehen. "Was meinst du?" Fragte Stan mich unschuldig. Ich stemmte die Hände in die Hüften und musterte ihn scharf. "Wenn Ethan früher so mit dir gesprochen hätte, dann hättest du ihn mit einem Fußtritt nach China befördert." Jetzt lachte er und kratzte sich nervös am Hinterkopf.

"Tja, es hat sich eben viel verändert seit du aus der Gang gegangen bist." Ich funkelte ihn an, "Und wessen Schuld ist das?! Ich hätte die Gang doch nie verlassen, wenn Ethan nicht gestorben wäre." Ich verfluchte die beiden innerlich und wäre am liebsten sofort von hier verschwunden, aber da draußen wollte jemand, dass ich starb, also gab ich mich damit zufrieden beleidigt die Arme zu verschenken und zu schmollen. Sehr Erwachsen, ich weiß. "Das wissen wir, und deshalb bringen wir dich auch auf den neusten Stand." Stan klang versöhnlich. "Tun wir das?" Das war Ethans Stimme. "Tun wir nicht?" Stan wirkte verwirrt. "Es war nie Teil des Plans, dass Alexandra etwas weiß. Es könnte gefährlich für sie werden, wenn sie es tut." Ich musste lachen. "Noch gefährlicher als zu sterben? Wäre es nicht sicherer, wenn ich wüsste, gegen wen ich mich verteidigen muss?" Er sah mich wütend an. "Du musst dich vor gar nichts schützen, du wirst unter meinem Schutz stehen und dafür musst du nicht wissen, was wir planen." Jetzt meldete sich Stan erneut zu Wort. "Also ich fände es wirklich besser, wenn Alex..." Ethan unterbrach ihn. "Nein... ich kann das nicht zulassen." Jetzt reichte es mir. "Halt den Mund Ethan. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Ich habe die letzten Jahre auch gut ohne dich überstanden und ich bin kein kleines Mädchen. Du weißt wie ich es hasse, wenn du mich wie eines behandelst. Außerdem, musst du mich nicht mehr beschützen, weil ich gar nicht mehr deine Freundin bin." Irgendwie bereute ich meine Worte, aber sie waren wahr. Ich konnte gut auf mich aufpassen, aber dafür sollte ich wissen, mit wem ich es aufnehmen musste.

Er seufzte und kniff sich mit seiner Hand in die Nasenwurzel. "Na schön. Ich kann dich ja anscheinend nicht davon abringen." Ich nickte zustimmend und sah nun erwartungsvoll zu Stan. Dieser hob nur die Hände und machte dann eine Handbewegung zu Ethan. "Er soll es dir erklären. Später sage ich noch etwas Falsches." Ich streckte ihm die Zunge raus. "Feigling... du bist sonst nicht so eine Pussy. Du schneidest anderen Leuten die Finger ab, aber dich gegen Ethan behaupten kannst nicht?" Jetzt setzte auch Ethan in unsere Diskussion ein. "Was willst du denn jetzt damit sagen?" "Dass ich ich die Welt nicht mehr verstehe." Ich sah zu Ethan und dann seufzte er. "Na gut. Ich erkläre dir alles, aber bitte versprich mir, dass ich dann wenigstens auf dich aufpassen, dich beschützen darf." Man würde ja sehen. Ich wollte unbedingt wissen, was hier abging, also sagte ich:" Na schön und jetzt erzähl schon."

"Also... wie fange ich am besten an? Ich war in die Gang hineingeboren worden, also wurde ich von Kindesbeinen an darauf trainiert das Geschäft meines Vaters zu übernehmen. Es hat mir Spaß gemacht Gerechtigkeit auszuüben und strategisch zu denken, aber das ganze Drogengeschäft war nie meins. Das weißt du ja aber bereits." Sein Blick wanderte zu dem Fenster hinter mir. "Monatelang habe ich auf meinen Vater eingeredet, ob er nicht seinen geschäftlichen Schwerpunkt verlagern könne, um sich mehr auf die anderen Geschäfte zu konzentrieren. Wir hatte einige gute Verbindungen zu anderen Gangs, die uns geholfen hätten uns auf die Auftragskillerbranche zu konzentrieren." Er hatte mir nie von diesen Diskussionen mit seinem Vater erzählt. Der Boss, Ethans Vater, mochte mich. Ich hätte ihm doch bestimmt helfen können. "Naja wie dem auch sei. Aus dem Geschäft aussteigen konnte ich nicht, dann hätte mein Vater mich umgebracht, also musste ich tatsächlich sterben. Ich wollte dir unbedingt bescheid geben, aber dabei ging es nicht nur um mich." Mein Hals wurde ganz trocken. So ein banaler Grund war es wert gewesen mich aufzugeben? Er sah mich an und verzog gequält sein Gesicht. "Bitte sieh mich nicht so an. Das war nicht der einzige Grund..." "Wie schaue ich dich denn an?" Ich verschränkte meine Hände in meinem Schoß und blickte auf den Boden. "So als ob du nichts auf der Welt mehr verabscheuen würdest als mich." Ich schluckte schwer. Wenn er nur wüsste. "Erzähl einfach weiter." Er nickte kurz und räusperte sich. " Ein weiterer Grund für mich zu sterben war, dass viele Leute mich als Anführer sehen wollten und nicht meinen Vater. Du weißt ja wie er sein kann." oh ja das wusste ich. Der Boss war nicht von gemütlichen Sorte. Wöchentlich wurden Mitglieder der Gang verprügelt, gefoltert oder getötet. Er brauchte keinen Beweis für Verrat oder ähnliches, er bestimmte Leute, die seiner Meinung nach etwas schlimmes gemacht haben. Es machte ihm spaß Leute zu bestrafen. "Naja, also all diese Leute haben sich darauf verlassen, dass ich meinen Vater stürze, aber das habe ich nie getan. Also dachet ich mir, warum nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Ich habe in den letzten zwei Jahren meine eigene Gang gegründet und meinen Vater durch neue und alte Kontakte soweit geschwächt, dass ich ende des Jahres ablösen kann, ohne Leute dabei zu verletzen. Hätte ich dich eingeweiht, dann hätte mein Vater gewusst, dass ich nicht tot wäre, also musste ich dich im Unklaren lassen." Ein Schwall kalten Wassers wurde über meinem Herzen ausgeschüttet. Er hatte geglaubt, dass ich nicht stark genug gewesen wäre um das an seiner Seite zu machen. Er musste mich schon Monate lang belogen haben. Er hat mir nicht genug vertraut, um mir diese eine Info zukommen zu lassen.

Zwei Jahre lang hatte ich geglaubt, dass er gestorben war. Ich war so dumm gewesen. "Ich verstehe." sagte ich tonlos. "Nein wirklich, du hast mich einfach nicht genug geliebt. Mir nicht genug vertraut, um mich in diese Sache miteinzubeziehen. Ich verstehe das. Deine Gang über alles. Ich hätte da nur eine Frage, wenn du heute nicht mein Leben gerettet hättest, hättest du mir irgendwann in naher Zukunft mal erzählt, dass du noch lebst?" Er spannte seinen Kiefer an und sah mir nicht in die Augen. Ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass das ein Nein war. "Alexandra, bitte, du schätzt diese Situation ganz falsch ein. Gerade weil ich dich so sehr liebe, wollte ich unbedingt aus diesem Krieg raushalten. Es wurden schon Leute dabei getötet. Und jetzt wurdest ins Vesir genommen, obwohl ich mich so gut es ging von die berngehalten habe." Ich wollte diese ganze Scheiße nicht mehr hören. Mein Herz zerbrach bei jedem Wort, mit dem er sich rechtfertigen wollte nur noch ein bisschen mehr. "Ethan wann in deinem Leben merkst du eigentlich, dass dich zu verlieren, das Schlimmste ist, was du mir je hättest antun können?" Ich stand auf und rannte zur Tür, ich musste hier raus. "Alex..."Ethans und Stans Stimmen verhallten hinter mir, als die Tür in Schloss viel.

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