Raffael

Ich wurde verfolgt, dass wusste ich. Meine Schritte beschleunigend lief ich um die nächste und rannte los. Ich bog mal rechts und mal links ab, bis ich mir sicher war, dass ich wen auch immer abgeschüttelt hatte. Seufzend ließ ich mich auf eine Bank fallen und betrachtete das gehetzte treiben der Menschenmassen. "Sah ich normalerweise auch so gestresst und abgehetzt aus? Ich hoffte nicht. 

"Hallo Lex... da habe ich dich doch noch gefunden." Scheiße! Ich wollte aufspringen und wieder losrennen, aber eine vernarbte große Hand bekam mich am Arm zu packen und zog mich zurück auf die Bank. Meine Wunde fing wieder an zu bluten, das merkte ich. Scheiße das tat weh, aber ich durfte keine Schwäche zeigen. Nur eine Person auf der ganzen Welt nannte mich Lex und diese Person tat das nicht, weil sie mich ja so mochte. "Raffael... das ist ja schön dich wieder zu sehen. Wie geht es dir?" Ich lachte nervös und hoffte, dass er meine Angst nicht riechen konnte. "Keine Ahnung! Wie soll es mir schon gehen?Die viel wichtigere Frage ist... Wie geht es deinem Freund?  Wie ich höre ist dieser Hurensohn noch am leben, also..." Er richtete unauffällig seine Waffe auf mich. "Wo ist dieser Bastard?" Ich versuchte mir einen Plan auszudenken, wie ich aus dieser Scheiße wieder raus kam, doch im Moment tat mein Arm und auch meine Schulter wieder so sehr weh, dass ich mich kaum konzentrieren konnte. "Ich habe echt keine Ahnung was für Pillen du schluckst, denn Ethan ist tot! Er wird nicht mehr zurückkehren. Ich schwöre Boss. Ich wünsche mir auch oft, dass er noch lebt, aber er kommt nicht zurück." Er schlug mir ins Gesicht. "Lüg mich nicht an!" er schrie mich an und in seinen Augen sah ich den Wahnsinn. Meine Wange brannte, aber ich hielt die Tränen zurück. "Ich lüge nicht. Ich wünschte ich würde lügen, aber ich lüge nicht!" Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen wollte ich meine Hände auf seine Arme legen, aber ich knurrte leise und drückte mir die Pistole jetzt in den Bauch. "Ich habe ihn und dich heute gesehen, als ich dich töten wollte du kleine Ratte. Ich weiß, dass du meine Kunden systematisch tötest, und somit meine Macht auslöscht, aber das lasse ich nicht zu!" Er zischte die Worte mit einer solchen Wut und solch einem Hass, dass meine Knie anfingen zu zittern.

Er hatte mich töten wollen?! Fuck, aber ich hab doch nichts damit zu tun! Das war doch bestimmt Ethan und seine neue Gang! Sag es ihm einfach, dann bist du fein raus und kannst dein Leben einfach weiter leben. Aber nein, das konnte ich nicht tun. Ethan liebte mich vielleicht nicht, aber ich... ich wusste nicht genau was genau ich für Ethan fühlte, aber ich konnte ihn nicht seinem hasserfüllten Vater ausliefern. "Ich habe deine Kunden nicht getötet, aber das hat dir Stan bestimmt auch schon gesagt. Deine Paranoia sind anscheinend schon so groß, dass du mich verdächtigst und mir soll das scheiß egal sein, aber dass du deinen Sohn siehst, obwohl er nicht mehr am Leben ist, das ist einfach nur krank. Vielleicht ist es gut, wenn dir jemand deine Macht streitig macht." Ich wusste wie riskant diese Worte waren, aber vielleicht überzeugten sie ihn davon, dass sein Sohn nicht wieder aufgetaucht war. 

"Hey Alexandra, huhu." Verdammter Mist, Susan? Bitte komm nicht näher. Ich tat so als hätte ich in dem Lärm nicht gehört. "Alexandra?" Jetzt war sie so nahe, dass ich sie nicht länger ignorieren konnte. "Hallo Susan, was machst du denn in dieser Gegend?" Ich versuchte unbekümmert zu klingen und die Waffe, die nun in meinen Rücken drückte, zu ignorieren. Susan lebte wie ich auch in Manhattan. Sie war Mitglied in einem der Damenclubs, und sie verabscheute alle anderen Stadtteile New Yorks abgrundtief. "Ach weißt du, Wilhelm wollte unbedingt etwas hier besorgen. Ich sagte ihm, dass er das auch von anderen holen lassen könne, aber du weißt ja wie er manchmal sein kann." Sie musterte nun auch Raffael, den Boss, und verzog leicht das Gesicht. Ich lachte aufgesetzt und sagte:"Ja, so ist Wilhelm." "Nun, war schön dich hier zu sehen, ich muss dann jetzt auch mal zurück zu meinem Brummbär, sonst wird er noch sauer." Ich lächelte nochmal falsch und verabschiedete mich höflich. 

"Mit so Leuten umgibst du dich jetzt also? Typisch." Ich sah ihn böse an. "Naja diese Dame da eben, hat für mein vorläufiges Überleben gesorgt, also beschwere ich mich nicht." "Ich könnte euch auch einfach beide töten... du hast mir ihren Namen verraten." Fuck! "In der Öffentlichkeit? Außerdem hättest du mich schon längst getötet, wenn du wolltest, also tu es jetzt, oder verschwinde." Mein Herz raste. "So einfach ist das leider nicht Kleine. Hör zu, mein Sohn, sollte er noch leben und davon gehe ich aus, überwacht seine Liebe des Lebens rund um die Uhr und sobald jemand mich bei dir sieht... naja du weißt schon, wird er kommen um dich zu retten." Nein! Das durfte nicht sein. Ein Instinkt in mir erwachte und ich wirbelte herum. Mit einer Bewegung hatte ich ihn entwaffnet und richtete nun die Waffe auf Raffael. Er hob eine Augenbraue in die Höhe und lächelte dann unheilvoll. "Ich wusste, dass er noch lebt. Danke, dass du mir das bestätigt hast." Er tätschelte meine Wange, machte auf dem Absatz kehrt und schlenderte pfeifend um die nächste Ecke. Verdammte Scheiße! Ich hatte Ethan verraten. Nun wusste sein Vater, dass sein verhasster Sohn noch am Leben war. Er würde ihn töten, einfach nur weil er sich betrogen fühlte. Und wenn er herausfand was sein Sohn plante, sogar schon fast bereit war das Geplante umzusetzen, dann... 

Ich setzte mich wieder auf die Bank und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Ich war eine fürchterliche Person. Ich entschied die falschen Dinge und hatte kein Gewissen. Das war ja eine tolle Kombination. Warum hatte ich nicht einfach stehen bleiben können. Er wäre irgendwann gegangen, weil Ethan nicht gekommen wäre. Sein Plan war schließlich wichtiger als ich. Ich war so blöd. Das alles hätte verhindert werden können, aber ich hatte Raffael genau zu Ethan geführt. Als es dunkel war entschied ich mich nach Hause zu gehen. Wenn Stan oder Etat dort wären, könnte ich ihnen wenigsten sagen, wie sehr ich versagt ich hatte. 

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