Erinnerungen
Tränen verschleierten meinen Blick und ich irrte orientierungslos durch die Straßen, ohne mich wirklich daran zu stören, wo mein Weg mich hinführte. Ich ließ mich von den Menschenmengen tragen, wohin auch immer. Ich wollte bloß so viel Abstand wie möglich zwischen mich und Ethan bringen, obwohl mein Herz so nach ihm verlangte. Nein, Schluss jetzt mit diesem Scheiß. Er hatte mich einfach verlassen, er liebte mich nicht. Vielleicht bestrafte mich der liebe Gott oder weiß der Geier sonst wer dafür, dass ich zu der geworden bin, die ich heute bin. Eine Killerin.
Nach einer Weile rief ich mir ein Taxi um mich zu meiner Wohnung fahren zu lassen, doch dann wurde mir bewusst, dass Stan, Ethan oder vielleicht sogar mein Killer dort auf mich warten könnten. Fieberhaft dachte ich über einen Ort nach, von dem niemand wüsste, dass ich dort sein würde. "Fahren sie mich zum Central Park, bitte." "Wie Sie wollen süße." Ich sah die gesamte Autofahrt vor mich hin und versuchte an alles, aber nicht an das geschehene zu denken. "Hier wären wir. das macht 40$ bitte. Ich reichte den Fahrer einen Bündel Scheine, von denen ich wusste, dass es viel zu viel war, aber es war mir egal. Ich wartete nicht auf das Rückgeld.
Ich schlenderte eine Weile einfach durch den Park und erfreute mich an der Sonne, die durch die Wipfel fiel und mich wärmte. Irgendwann fand ich mich plötzlich am "The Lake" wieder. Na toll, gerade hier wollte ich eigentlich nicht hin. Zu viele Erinnerungen an damals, aber jetzt war ich nun mal hier, also setzte ich mich auf eine Wiese nahe des Sees und ließ mich von der Sonne bescheinen. Es waren nur wenige Wolken am Himmel zu sehen, ein perfekter Tag um ein Nickerchen zu machen. Ich schloss meine Augen, doch als ich sie schloss, überkam mich nicht der erholsame Schlaf, sondern nur Erinnerungen...
"Komm schon Alex, oder hast du etwa Schiss?" Ethans neckende Stimmte reizte mich, doch ich war nicht gewillt nach zugeben, auch wenn ich hasste, dass er mich für schwach hielt. "Ich kann nicht schwimmen Ethan und das weißt du auch. Es ist nachts und da werde ich dir nicht in einen kalten dreckigen See folgen, in dem man nicht schwimmen darf." Er lachte. Er lachte tatsächlich über mich. "Wer soll uns denn schon erwischen? Außerdem ist es keine Ausrede nicht schwimmen zu können, oder willst du es etwa niemals können?" Ich zeigte ihm den Mittelfinger, doch er lachte nur noch mehr. Er stand da am Ufer dieses Sees, so perfekt und nur in Boxershorts und ich... Ich fasste mir ein Herz und zog mir mein T-Shirt über den Kopf. "Ok, aber wenn ich ertrinke, dann bringe ich dich um." Jetzt lachten wir beide und er hielt mir seine Hand hin. "Oh Alexandra, ich würde dich doch nie sterben lassen. Und jetzt komm, das Wasser ist noch warm von dem heißen Tag heute." Ich lächelte ihn an und lernte in dieser Nacht schwimmen.
"Ethan, kann ich dich mal etwas fragen?" "Immer.""Warum machst du so normale Dinge mit mir? Ich meine, du gehst mit mir essen, du gehst mit mir in den Park, du stiehlst dich wie heute mit mir auf Häuserdächer und betrachtest mit mir den Sternenhimmel. Sollte es nicht so sein, dass wir böse Sachen machen, wie es von uns erwartet wird?" Er zeichnete meinen Körper mit seinem Fingern nach und ließ sich Zeit mit der Antwort. "Ich sehe nichts böses wenn ich in deine Augen sehe. Du bist gut und ich will nicht, dass meine Familie dir das wegnimmt. Ich will, dass unsere Beziehung gut ist, ich will gut sein und das bin ich nur, wenn ich bei dir bin. Du verwandelst mich in eine Person, die ich gerne im Spiegel betrachte und ich will dir das gleiche bieten können, auch wenn ich weiß, dass das fast unmöglich ist." Er holte tief Luft und sah mir genau in die Augen. "Ich liebe dich Alexandra." Meine Augen weiteten sich und ich lächelte Ethan an. "Ich liebe dich auch Ethan. So sehr, dass diese Worte fast schon ihren Zweck nicht mehr erfüllen können." In dieser Nacht hatten wir uns unsere Liebe gestanden.
"Vertraust du mir?" "Natürlich." Ethan kam auf mich zu und küsste mich sanft. "Dann nimm eine Hand und spring!" "Was!?" mein Herz raste. Wir hatten gerade Schulden bei einem Kunden eingetrieben, doch dabei leider nicht bedacht, dass wir auf feindliches Gebiet geraten waren. Hinter uns war unsere größte Konkurrenz her und wir waren in einer Sackgasse. "Da geht es fast fünf meter runter. Ich vertraue dir zwar, aber ich weiß auch, dass man sich da alle Knochen brechen kann, also..." "Hör zu! Die haben Waffen und die können uns töten, also wenn du nicht sterben willst dann spring!" Ich nickte kurz und dann sprangen wir. Ich rollte mich ab und fluchte leise. "Alles ok bei dir?" Ethan half mir auf und ich nickte kurz. "Na dann weiter." Er nahm meine Hand und wir rannten so schnell wir konnten zurück nach Hause. Lachend schlossen wir die Tür zu einer großen Lagerhalle, die unser Trainingsgebäude war und diesmal küsste ich Ethan. "Vertraust du mir?" "Immer." Er sah mir fest in die Augen, kein Zweifel lag darin, nur Liebe und Zuneigung. "Dann komm mit." Ich nahm seine Hand und ihn hinter mir her. Ich schob meine Schlafzimmertür auf und zog in mit mir ins Zimmer. "Was machst du da?" ich sah in an und küsste in dann. Erst zurückhaltend, dann drängender. "Ich liebe dich, ich will dich und ich vertraue dir." flüsterte ich ihm ins Ohr und er verstand... endlich. In dieser Nacht schliefen wir das erste mal miteinander.
Eine dicke Wolke musste sich vor die Sonne geschoben haben, denn die Wärme auf meine Haut war plötzlich Kälte gewichen. Ich blinzelte und schlug meine Augen auf. Ich seufzte und schloss genervt die Augen. Vielleicht ging er ja wieder, wenn ich ihn nur lange genug ignorierte. "Ich habe überall nach dir gesucht, aber ich wusste, dass ich dich hier vielleicht finden würde." Ich hielt meine Augen weiter geschlossen. "Sehr gut Sherlock, weil du mich ja jetzt gefunden hast, kannst du ja auch wieder gehen." Ethan lachte auf. "Ohne mit dir Boot zu fahren? oh nein. Das ist ja quasi Pflicht hier." Mein Herz machte einen Satz, aber ich ermahnte mich. Ich öffnete meine Augen und stand auf. "Hör zu... ich will nichts mit dir zu haben. Ich weiß jetzt, dass du lebst, und dazu gratuliere ich dir, aber ich habe kein Interesse daran mit dir Boot zu fahren. Du hättest ein tolles Leben mit mir haben können, aber du hast dafür entschieden mich hinter dir zu lassen. Das ist gut für dich, aber dann erwarte nicht von mir, dass ich nach zwei Jahren hier stehe und dir wieder in die Arme falle." Ich drahte mich um und lief weg. Meine Augen und mein Herz protestierten, doch ich drehte mich nicht noch einmal um. Er folgte mir nicht.
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