Kapitel 3: Der Abend

Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, aber noch immer saßen wir eng umschlungen im Park und Sasukes Lippen suchten und fanden immer wieder meine. Als wir uns wegen Luftmangels wieder von einander lösten, fing ich leicht an zu zittern. Es hatte ganz schön abgekühlt seit wir hier her kamen und wir hatten beide keine Jacken dabei.
„Willst du vielleicht, naja...., noch mit zu mir kommen? Es wird langsam echt kalt und ich möchte nicht, dass du frierst" fragte Sasuke zögerlich und wirkte dabei leicht verlegen (verlegen!!! ich lerne an diesem Abend mehr Seiten von ihm kennen als in den letzten fünf Jahren! Da war es immer nur der gefühlskalte Sasuke)
Ohne lange zu zögern lächelte ich ihn an und nickte. Sobald ich mich heute von ihm verabschieden würde, wäre es endgültig und ich wollte die Zeit, die mir mit ihm blieb noch auskosten.
Sasuke stand auf, streifte seinen Pullover über den Kopf und legte ihn mir um die Schulten, damit ich auf dem Weg zu ihm nicht fror. Zuerst wollte ich ihn nicht nehmen, da Sasuke nun selbst nur im T-Shirt in der Kälte stand, doch er hätte ihn ohnehin nicht wieder zurück genommen. So ein Gentleman, dachte ich, während ich ihn verträumt anlächelte. Nahe bei einander gingen wir nun den Weg durch den Park zurück und zu Sasukes Haus. Wir teilten uns das Schicksal, schon jung unsere Eltern verloren zu haben, weshalb er ganz alleine im Uchiha Anwesen wohnte, an dem wir jetzt fast angekommen waren. Es war riesig und strahlte Kälte und Autorität aus.
Ich hatte mich schon oft gefragt, ob Sasuke sich dort wirklich ganz alleine wohl fühlt, denn das Haus sah von innen bestimmt nicht gerade gemütlich  aus. Außerdem musste er mit der schrecklichen Erinnerung an den Tag leben, an dem sein eigener Bruder die ganze Familie auslöschte und nur Sasuke am Leben ließ.
Schnell verdrängte ich diese traurigen Gedanken, denn immerhin war das hier der schönste Abend meines Lebens und seine Familie wurde von meinem Mitleid auch nicht wieder lebendig.
Als Sasuke die Tür öffnete und wir das Anwesen betraten, staunte ich nicht schlecht. Die Einrichtung schrie nur so, wie teuer sie gewesen sein musste. Trotzdem wirkte alles irgendwie unpersönlich, wie aus einer Zeitschrift für schönes wohnen. Als wir das Foyer durchquerten fand ich endlich etwas, das darauf hindeutete, dass hier jemand wohnte: ein riesiges Familienportrait.

Mikoto, Fugaku, Itachi und Sasuke schauten mit ernstem Blick zum Betrachter hinab. Das Bild war in einen massiven Goldrahmen eingefasst und vor allem Sasukes Vater vermochte es, einen mit seinem Blick völlig einzuschüchtern. Kein Wunder, dass der Junge nie Emotionen zeigte, das lag bestimmt in der Familie.
So in Gedanken versunken hatte ich nicht bemerkt, dass ich wie angewurzelt vor dem Porträt stehen geblieben war. Erst als Sasuke neben mich trat, löste sich meine Starre und ich bemerkte den traurigen Blick, mit dem er das Bild ebenfalls musterte.
„Wie geht es dir jetzt, nachdem du ihn wieder gesehen hast? Es war das erste mal seit dem Massaker oder?" rutschte es mir raus, ohne dass ich viel darüber nachgedacht hatte. Itachi war nach dem Mord an seinem Clan verschwunden und erst vor einer Woche wieder aufgetaucht. An Sasukes Stelle hätte mich dieses Wiedersehen ziemlich aus der Bahn geworfen, deshalb wollte ich jetzt unbedingt wissen, wie es ihm damit ging. Allerdings hätte ich bedenken sollen, dass ich die einzige Person war, die außer Sasuke von dieser Begegnung wusste, da er sich entschlossen hatte, es nicht zu melden und ich ihm zuliebe ebenfalls darauf verzichtete. Verärgert über meine Dummheit und darüber, dass mein Mund oft Sachen sagte, bevor ich groß darüber nach gedacht hatte, gab ich mir innerlich tausend Face Palms. Hoffentlich fragt Sasuke nicht, wie ich an dieses Wissen gelangt war, sonst würde ich ihm eine Erklärung schuldig bleiben müssen. Zum Glück war auch Sasukes Verstand zu sehr vom Alkohol benebelt und weiter über meine Frage nachzudenken, also antwortete er nur mit: „Hn, alles gut"
Da ich mich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben wollte harkte ich weiter nach: „Und was hast du jetzt vor zu unternehmen? Einfach weiter machen wie bisher?"
Diesmal bekam ich eine ausführlichere Antwort: „Weißt du, er ist nunmal mein Bruder auch wenn er meine Familie ermordet hat. Natürlich will ich Rache für das alles und ich kann nicht verstehen warum er es getan hat aber dennoch hatte ich zu ihm immer das beste Verhältnis von allen in meiner Familie und ich wünsche ihm eigentlich nicht das gleiche Schicksal wie mein Clan. Trotzdem werde ich trainieren und stärker werden, sodass ich ihn im Zweifelsfall besiegen könnte. Es sollen auf keinen Fall weitere Leute die ich liebe durch ihn zu schaden kommen und wenn es hart auf hart kommt werde ich nicht zögern ihn zu töten." Wow, er denkt wirklich wie ein Hokage.
„Leute die du liebst?" fragte ich zögerlich nach.
„Ja. Mein Team. Meine Freunde. Mein Dorf."
Diese Worte versetzten mir einen leichten Stich. Er liebte sein Team, das heißt er liebt Sakura doch! Natürlich waren auch Kakashi und ich in unserem Team, doch Kakashi war der Sensei und ich bezweifelte, dass er für mich etwas anderes als grenzenlose Genervtheit empfand. Weder Freundschaftliche Liebe, noch eine die darüber hinaus ging. Somit liebte er Sakura und auch wenn ich das bereits geahnt hatte schmerzte die Gewissheit.
Und schon wieder versauen mir solche Gedanken diesen Abend!
Schnell lehnte ich mich zu Sasuke und atmete seinen wundervollen Duft ein. Sofort waren alle negativen Gedanken wie weggefegt und ich wurde zurück auf Wolke sieben geschleudert. Es ist ein wundervolle Gefühl, wenn man ganz unbefangen Nähe zu der Person suchen kann, die man liebt. Vor allem nachdem es mir so lange verwählt geblieben ist.  Natürlich war mir  bewusst, dass diese Nacht eine einmalige Sache bleiben würde, was mich allerdings nicht davon abhielt, sie in vollen Zügen auszukosten.
„Die können sich auf jeden Fall glücklich schätzen dich zu haben" sagte ich mit einem Grinsen. Sasuke sah für einen Augenblick wirklich aus, als würde er erröten aber eine Sekunde später war er wieder ganz der alte. Wahrscheinlich hatte ich es mir ohnehin nur eingebildet und falls er rot geworden ist, hat er bestimmt an Sakura gedacht. Obwohl, wenn er Sakura wirklich lieben würde, hätte er es vorhin bestimmt nicht abgestritten und auch nicht so schlecht über sie gesprochen...
Überrascht sah ich zu Sasuke, der gerade seine Finger mit meinen verschränkt hatte.
„Meinst du nicht, du hast genug Löcher in die Luft gestarrt? Komm, ich zeige dir mal den Rest vom Anwesen" mit diesen Worten zog mich ein amüsierter Sasuke durch das Haus und zeigte mir alles. Als wir in seinem Zimmer angekommen waren, ließ er sich erschöpft auf sein Bett fallen und klopfte einladend neben sich.
„Komm ruhig her, ich beiße nicht." lachte Sasuke, „Fühl dich ganz wie zuhause und naja, ... ehm es ist schon sehr spät geworden also wenn du möchtest, könntest du gerne hier übernachten."

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