Kapitel 9

Adrian

„Ah! Herr Dr. Gedack! Gut, dass ich Sie erreichen kann! Ich habe heute wichtige Post vom Innenministerium bekommen!" überfiel ihn der Chef am Telefon aufgedreht, was für den eher wortkargen Mann etwas seltsam war. „Könnten Sie vielleicht trotz Ihres Urlaubes auf eine Stunde vorbeikommen?"

Um einen Brief zu lesen? dachte Adrian. Doch dann begann er etwas zu ahnen. „Sagen Sie bloß, unser Baby hat den Preis bekommen?"
Dr. Simoneit spielte ein wenig den Beleidigten. „Jetzt haben Sie mir die ganze Überraschung verdorben!"
„Sorry!" antwortete Adrian lachend. „Ich bin in einer halben Stunde da und lasse mich dann gerne überraschen!"

Im Werk hatten sich seine Kollegen versammelt, klatschten ihm anerkennend auf die Schulter.
Auch hier gab es einen kleinen Umtrunk und Schnittchen, die drei schwer in den gutaussehenden Preisträger verliebte Casino-Angestellte, zwei Mädchen und ein junger Mann, servierten.

Sein Boss informierte ihn nach der Urkundenvergabe über das geplante Event am Nürburgring. „Das wird ein großes Ding. Medien aus dem europäischen Umfeld haben Interesse bekundet. Die Entwicklerin der Software und Elektronik wird die Leute auf der Piste ein wenig ins Schwitzen bringen. Sie ist ja auch Testfahrerin. Aber das wissen Sie ja längst, Sie kennen sich ja schon eine ganze Weile."

Mann, war der heute gesprächig! dachte Adrian verwundert. Wahrscheinlich hatte er den Champagner vorab schon gekostet! „Nein, eigentlich kennen wir uns nicht, also persönlich, meine ich. Wir hatten viel Mailkontakt, haben perfekt zusammengearbeitet."
Grinste der Chef ihn jetzt wirklich an?
„Na! Dann machen Sie sich auf etwas gefasst!" Mehr wollte er nicht verraten.

Am Abend wartete Adrian auf seine Frau, um mit ihr über dir Trennung zu sprechen. Er war fest entschlossen, das jetzt durchzuziehen.
Und das hatte nicht das Geringste mit hellblauen Augen hinter dichten dunklen Wimpern zu tun.
Auch nicht mit einem wunderbaren Hintern, perfekten Brüsten oder einem gewissen Lächeln!

Doch Monika kam in dieser Nacht nicht nach Hause.
Bin ja mal gespannt, wer diese Hotelnacht bezahlt! dachte er schadenfroh.
Am nächsten Vormittag warf ihn eine wütende Noch-Ehefrau aus dem Bett. „Was hast du dir denn dabei gedacht? Lässt einfach meine Karten sperren?" brüllte sie.

Adrian lachte nur. „Glaubst du wirklich, ich bin so blöd, wie du mich hältst?" fragte er eine Weile später japsend. „Dass ich deine nächtlichen Abenteuer bezahle?"
„Du brauchst gerade reden! Meinst du, ich habe nicht gemerkt, dass du andauernd fremd gehst?" fragte sie zurück.

„Und dich wundert ernsthaft, dass ich kein liebevoller, treuer Ehemann bin, nachdem du mich mit einem Fake-Baby gekrallt hast, und mich auch noch um ein Kind hast trauern lassen, das es nie gegeben hatte?"

Die Wut von damals stieg wieder in ihm hoch.
Was für eine durchtriebene Bitch!
„Und anstatt den Boden zu küssen, über den ich laufe, weil ich dich nicht sofort in die Wüste geschickt habe, weil ich den Schein auch wegen deiner Eltern aufrecht erhalten habe, setzt du mir nicht sehr subtil Hörner auf, dass die ganze Stadt über mich lacht!"

Er hatte sich ziemlich in Rage geredet, war aber sicher, dass sie von seiner langen Rede nur einen Bruchteil begriffen hatte.
Deshalb lieferte er eine Kurzfassung nach. „Pack deine Sachen, hau ab, wohin auch immer!

Monika versuchte es auf die Weibchen-Tour, drückte eine Krokodilträne hervor. „Aber, Adrian! Das kannst du doch nicht machen! Ich bin doch deine Frau! Und ... und ...!" Sie schluchzte ein paarmal falsch. „Und es ist möglich, dass ich jetzt schwanger bin!"

Da bekam er einen erneuten Lachanfall. „Das mag schon möglich sein! Dann lauf ganz schnell zu dem möglichen Vater und wiederhole dein Spielchen bei ihm!"
Er wusste genau, dass sie vor zwei Wochen ihre Periode gehabt hatte, danach hatte er sie nicht mehr angerührt.

Und auf die Geschichte, dass sie die Pille nahm und bei dem Kondom, das er immer benutzte, sei etwas schief gelaufen, würde er sicher nicht zum zweiten Mal reinfallen.

Monika sah ihre Felle davonschwimmen, bekam Panik.
Ihr nicht sehr entwickelter Verstand signalisierte ihr, dass sie ihn nicht noch einmal rumkriegen würde.

Es war ja schon ein Wunder gewesen, dass es einmal geklappt hatte. Ihre Schwindelei hatte ihr zwei Jahre lang ein Luxusleben verschafft und sie auch für andere Typen, die sie immer übersehen hatten, interessant gemacht.
Sein Bankkonto hatte es ihr ermöglicht, die Kerle zu beschenken, in Hotels einzuladen.

Wenn er sie jetzt ohne einen Cent hinauswarf, sah ihre Zukunft finster aus.
Sie musste geschickt verhandeln.
„Also gut! Ich gehe! Aber ich habe kein Geld, und bei einer Scheidung musst du auch die Hälfte deines Geldes an mich abdrücken!" erklärte sie dummdreist.

Adrian lehnte sich entspannt zurück.
„Ich muss gar nichts! Das meiste Geld habe ich vor unserer Heirat verdient, Zugewinn gibt es kaum, weil du ja ziemlich großzügig deinen Eroberungen gegenüber warst. Das lässt sich sicher alles leicht nachweisen, für unseren Anwalt dürfte das kein Problem darstellen. Der Unterhalt wird sich in Grenzen halten. Du bist jung, gesund, kannst also arbeiten."

Er setzte sich auf die Kante des Sessels, seine Haltung machte einen bedrohlichen Eindruck auf sie, so dass sie etwas zurückwich.
„Wenn du allerdings einer schnellen, einvernehmlichen Scheidung zustimmst, werde ich die Miete einer angemessenen Wohnung übernehmen und dir 1000 Euro pro Monat zahlen. Freiwillig, ohne Gerichtsurteil. Überlege dir deine Entscheidung gut!"

Sein Ton war ziemlich bedrohlich. „Du kannst auch hierwohnen bleiben, bis du etwas Neues gefunden hast! Sagen wir: Drei, vier Monate lang. Da werde ich nicht kleinlich sein. Aber das mit uns muss jetzt ein Ende haben! Wir müssen uns beide um unsere Zukunft kümmern, und wir zwei hatten ja nie eine gemeinsame!"

Monika hatte wie immer Probleme, seiner geschliffenen Ausdrucksweise zu folgen. Der Herr Doktor sprach wohl absichtlich so, dass sie ihn nicht verstand. Aber, dass er bezahlen wollte, das begriff sie schon. 1000 Euro waren für Mädchen wie sie eine Menge Geld!
Sie musste diese Chance ergreifen. „Okay!" stimmte sie zu.

„Gut!" Adrian stand erleichtert auf. Endlich hatte er Nägel mit Köpfen gemacht. Er würde ein paar Wochen bei Patrick pennen, wenn der Damenbesuch erwartete, eben bei seinen Eltern. Das war das geringste Problem.
Hautsache war, dass er diese Farce so schnell wie möglich beendete!
Er verschwendete keinen einzigen Gedanken daran, warum ihm plötzlich so viel daran lag.

Vollkommen ruhig packte er seine Klamotten in zwei große Koffer.
Seine Computeranlage, die er für seine Arbeit brauchte, würde er später abholen.
Sein Bruder grinste ihn an, als er vor seiner Türe stand.
Patrick ahnte, was geschehen war, endlich geschehen war.
Und im Gegensatz zu Adrian wusste er auch, warum.
Warum gerade jetzt.


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