Kapitel 54

Urlaub

Alina genoss die Fahrt nach München, genoss den wundervollen Mann neben sich, genoss die Erinnerung daran, dass es keine Vorwürfe gegeben hatte, weil sie die Arbeit zu Ende bringen hatte müssen.
Adrian verstand sie – immer!

Und wenn sie den Flug verpasst hätten, hätte er sie auch einfach in die Arme genommen und stolz angelächelt.
Er akzeptierte sie voll und ganz, was immer sie auch tat.
Das war ein unglaublich gutes Gefühl.
Mit diesen wunderbaren Gedanken schlief sie an ihn geschmiegt auf dem bequemen Sitz ein.

Als er sie vor dem Terminal weckte, fühlte sie sich ausgeruht und aufgedreht. Für sie war alles, was ab jetzt kommen würde, absolutes Neuland - und sie würde es mit ihrem Traummann erleben.

Sie checkten schnell ein, was Alina überraschte. Sie kannte aus dem Fernsehen die ewig langen Schlangen vor den Schaltern.
„Business- Class hat Vorteile!" erklärte er lächelnd, und sie fühlte sich ein kleines bisschen versnobt.
Aber sie genoss es!
Die Spenden, die er angewiesen hatte, beruhigten ihr Gewissen.
Sie tranken Champagner in der Lounge, betraten vor allen anderen das Flugzeug, wurden freundlich begrüßt.
Die Sitze waren mehr als bequem, der Service ausgezeichnet.

Eine Reihe weiter nahm eine Familie mit zwei kleinen Kindern Platz, und Alina verzog das Gesicht. Da würde jetzt wieder auf dem ganzen Flug dieses ewige Gequengel nerven.
Kinder sollten in der Economy reisen!
Da störten sie nicht, da war es eh laut!
Adrian bemerkte ihre gekrauste Stirn.

Seltsam, ihre Abneigung! dachte er. Dabei zog sie die Kleinen überall an wie Motten das Licht.
Überraschenderweise waren das Mädchen und der Junge sehr wohlerzogen, lasen, unterhielten sich und lachten leise.

Skeptisch ließ Alina sie nicht aus den Augen.
Irgendwann würden sie schon loslegen mit dem Getobe.
Das Mädchen schien ihre Blicke zu bemerken und winkte ihr zu.
Gezwungenermaßen winkte Alina zurück.
Sie wollte schließlich nicht unhöflich sein und ein schlechtes Beispiel geben.

Adrian musste schmunzeln.
Jetzt würde es nicht lange dauern, und die beiden Kleinen würden neben seiner Süßen sitzen wollen. Er selbst war jetzt nicht gerade wild auf Kinder, auch durchaus nicht auf eigene, aber er trug seine Abwehr nicht so demonstrativ vor sich her wie sie.

Er hatte richtig vermutet.
Das Mädchen flüsterte mit seiner Mutter, die sah Alina aufmerksam an, die schon ahnte, was kommen würde und geflissentlich zum Fenster hinaussah.
Doch es half nichts – ein leises Stimmchen war zu hören. „Hallo! Ich bin Fiona!"

Alina konnte die ausgestreckte Hand nicht ignorieren – das schaffte nicht einmal sie.
Ohne aber besonders freundlich zu sein, antwortete sie: „Ich bin Alina! Hallo!"
Fiona nahm das als Einladung, auf dem freien Sitz Platz zu nehmen. „Du bist sehr hübsch! Und dein Mann ist auch sehr hübsch!" sagte sie, und Alina konnte sich nun das Lächeln doch nicht verbeißen.

„Dankeschön! Auch im Namen meines Freundes!" gab sie zurück.
„Du bist auch sehr nett!" fuhr die Kleine fort.

Das wüsste ich aber, dachte Alina, wenn ich zu euch Krabben nett wäre.
Laut sagte sie: „Du kennst mich doch gar nicht!"

Fiona lächelte zuckersüß. „Das merkt man als Kind schnell! Die meisten Erwachsenen grinsen so komisch, reden auch so komisch mit Kindern, wollen uns anfassen und knutschen, aber das mögen wir gar nicht!"

Alina blieb der Mund offen stehen, Adrian erstickte beinahe an einem Lachanfall.
Da sagte seiner Süßen aber heute eine Göre mal, was ablief!
Seinem Mädchen schienen direkt einmal die Worte zu fehlen.

Doch schließlich fand sie sie wieder. „Du meinst, wenn ich euch betüteln würde, hätte ich meine Ruhe vor euch?"
Fiona nahm das als lustigen Witz und winkte ihren Bruder zu sich. „Schau, Nicki! Das ist Alina! Die ist echt cool!"

Dann kam natürlich auch noch der Junge. „Wo arbeitest du, Alina?" fragte er und himmelte sie sichtlich an.
Oha! dachte Adrian. Muss ich jetzt schon auf die Fünfjährigen aufpassen?
Da machte Alina den Fehler, den sie immer machte, wenn Kinder sie nach ihrem Job fragten: Sie sagte die Wahrheit!

So oft hatte sie sich schon geschworen, irgend einen langweiligen Beruf zu erfinden.
Doch immer wieder brach dann der Stolz auf das, was sie machte, durch.
Ihr ewiges Verhängnis!
„Ich baue Autos, zusammen mit Adrian. Er machte die Technik, und ich programmiere die Software. Nebenbei schreibe ich noch Computerspiele und Apps!"

Die beiden brachten die Münder gar nicht mehr zu.
Sie reagierten wie alle Kids.

EDV war die neue Religion, die heutigen Märchen fanden am Computer statt – auch bei Vorschulkindern.

Ihre Helden waren die, die so etwas machen konnten.
Fiona fand als erste ihre Sprache wieder. „Das machen wir auch mal, oder Nicki? Wir sind Zwillinge, wir machen später mal alles zusammen!" erklärte sie.

Der Junge sah Alina zweifelnd an, dann Adrian.
Frag jetzt bloß nicht, ob Mädchen das können! dachte der. Sonst bekommst du einen Vortrag zu hören, der sich gewaschen hat.

Doch Nicki ahnte wohl schon, dass er nicht weiter bohren sollte.
Er schien ein schlaues Kerlchen zu sein, mit einer Schwester, die ihn wohl richtig erzogen hatte.
Adrian machte es sich in seinem Sitz bequem, er war eigentlich abgeschrieben.

Ein Blick zu den Eltern zeigte ihm, dass die beiden die kinderfreie Zeit für ein paar heiße Knutschrunden nutzten.
Das hatte er sich auch vorgestellt auf dem Flug.

Statt dessen lauschte er den Ausführungen seines Mädchens, beobachtete die Anbetung der Kinder.
Nach einer Stunde hatten die Eltern anscheinend genügend geschmust, wollten das nette junge Paar von ihrem aufdringlichen Nachwuchs befreien.
Doch die beiden zogen sie auf die Sessel, setzten sich auf ihren Schoß.

Eine lustige Unterhaltung entspann sich, sie aßen zusammen, lachten viel über Alinas Wortwitz, die Kleinen waren stolz, was für nette Menschen sie da geangelt hatten.
Adrian beobachtete seine Herzensbrecherin voller Stolz.
Er selbst sprach nur wenig, es war ihre Zeit.

Ob die Ratte auch nur einen Hauch von Ahnung gehabt hatte, welchen Schatz er da beinahe gebrochen hätte?
Ob er je auch nur einen Deut gespürt hatte, welch wertvoller Mensch sich ihm ausgeliefert hatte?
Doch er sollte nicht auf dem Flug in ihren ersten gemeinsamen Urlaub an den Kerl denken! ermahnte er sich, griff nach ihrer Hand, küsste jeden Finger ehrfürchtig.

Als der Flieger zur Landung ansetzte, hatten sie zwei interessante Menschen kennengelernt und zwei Kinder als ewige Bewunderer Alinas gewonnen. Sie tauschten Nummern aus, verabredeten sich, sich einmal auf der Insel zu treffen.

Meine kleine Menschsammlerin! dachte er, während er engumschlungen mit seiner Schönen zum Parkdeck hinauf ging, wo sie den Leihwagen abholen sollten.
„Jetzt habe ich vor lauter Gequatsche gar nichts vom Flug mitbekommen!" maulte sie, doch ihre Augen strahlten und straften ihre Worte Lügen.

„Wird nicht unser letzter gewesen sein!" antwortete er und küsste sie sehnsüchtig. Langsam wurde es Zeit, dass sie die Finca erreichten, sonst würde seine Jeans platzen.
Dann rieb sie sich auch noch so aufreizend an ihm, dass ihm ein Stöhnen entfuhr.

Vielleicht konnten sie auch eine der einsamen Buchten anfahren, es war schließlich ein sehr großer Leihwagen, den er sehr vorausschauend gebucht hatte.
Und ein bisschen Petting im Auto hatten sie schon lange nicht mehr gemacht.
Dabei diente es ganz hervorragend zum Druckabbau.

„Bist du heiß, Baby?" fragte er heiser, als er das Vehikel endlich gestartet hatte.
Seine rechte Hand war auf dem Weg unter ihren Rock. Er wollte sich lieber selbst informieren, nicht dass sie ihn anschwindelte!
Sehr vorausschauend hatte er ein Automatikmodell bestellt, seine rechte Hand war also sehr frei.

„Aber so was von!" keuchte sie.
Er hätte sich keine Sorgen machen müssen.
Sie schwindelte ihn ja nie an.

Den ersten Orgasmus auf der Insel erlebte sie ein paar Kilometer nach dem Flugplatz.
Zufrieden lächelnd legte er beide Hände wieder ans Lenkrad.
Doch kaum hatte sie die Erde wieder erreicht, da krabbelten ihre Finger seinen Oberschenkel hoch, pressten sich auf seinen steifen Schwanz.

Er stieß die Luft durch die Zähne.
Er hätte es ahnen müssen!
Zum Glück kam schnell eine Abfahrt, eine kleine Straße brachte sie zu einer versteckten Bucht, die er kannte.
Natürlich nicht von amourösen Abenteuern her, sondern von einem Wanderausflug mit Patrick.

Patrick?
Wer war Patrick? dachte er, als er die Bremse reinhaute und sich ihren mehr als geschickten Fingern auslieferte.
Laut stöhnend kam er unter ihren schrecklich perfekten Berührungen.

Schon lange nahm er das Papiertaschentuch, das sie ihm reichte, als normal an.
Lachend und betrunken vor Glück stiegen sie aus, liefen in die Wellen, die am Strand ausrollten.
Spritzten sich nass, küssten sich in den Himmel, fielen in den warmen Sand, liebten sich hungrig und sehnsüchtig.

Er würde nie genug von dieser Frau bekommen!
So oft war er schon in ihr gewesen, aber jede Mal war es, als wäre es das erste Mal.

Sie genoss wie immer, was er mit ihrem Körper anstellen konnte und vor allem auch wollte. Als sie wieder zu sich kamen, leckten die Wellen der Flut an ihren nackten Körpern, und sie waren dem Himmel verdammt nah.
„War gar keine schlechte Idee mit dem Urlaub!" meinte sie etwas später und räkelte sich auf dem Beifahrersitz.

Der Kerl im Süden muckte schon wieder gehörig auf.
„Willst du heute eigentlich noch bei der Finca ankommen?" zog er sie auf und ließ seine Hand ihr hübsches Beinchen hinauftanzen.
„Mir egal, wo wir Sex haben!" knallte sie ihm hin.
Er schluckte kurz, dann konnte er den Lachanfall nicht mehr zurückhalten.
Seine frivole Kleine!
Seine heiße Süße!
Seine Geliebte!

Er konnte kaum noch atmen.
Vor Lachen!
Vor Sehnsucht!
Vor Begehren – schon wieder!
Vor Liebe!

Die Vermieter des Hauses, das alle Erwartungen Alinas bei weitem übertraf, empfingen sie überaus freundlich.
Adrian sprach ziemlich gut Spanisch, was die Herzen des älteren Ehepaares noch weiter für das schöne, verliebte Paar öffnete.

Die Dame des Hauses erinnerte sich sogar noch an den hübschen jungen Mann, der mit seinem ebenso gut aussehenden Bruder vor einiger Zeit schon einmal hier gewesen war.
Ihr Gatte, ein typischer spanischer Señor, zog sie ein wenig auf, dass sie sich hübsche Männer immer besonders gut merken konnte.

Adrian übersetzte auch seine weiteren Worte für seine Süße: „Dafür werde ich sicher die schöne Señora nie wieder vergessen!"

Sie lachten viel, tranken ein Glas hervorragenden Rotwein von der Insel zusammen, aßen von den Tapas, die die Besitzer zum Empfang vorbereitet hatten.
Alina strahlte über so viel Gastfreundschaft, fühlte sich im Urlaubsparadies schlechthin.

Adrian strahlte über ihr Glück.
Wieder alles richtig gemacht! lobte er sich selbst.
Werd bloß nicht zu überheblich und ihrer zu sicher! mahnte die Stimme, die sich nach längerer Zeit wieder einmal zu Wort meldete.
Never ever! versprach er.

Als die freundlichen Spanier sich verabschiedet hatten, schleppte Adrian das Gepäck nach oben in das gemütliche, romantische Schlafzimmer.
Sie duschten noch schnell, doch die Hormone schwiegen.
Also bei ihr - und wie immer fühlte er es.

Er hätte schon noch eine Runde geschafft.
Doch noch niemals in ihrer ganzen Beziehung hatte er sie zu Sex zu überreden versucht, wenn er spürte, dass sie müde war.
Und noch niemals hatte sie ihm zuliebe so getan, als würde sie Lust empfinden, wenn sie zu erledigt war.

Er war ihr dafür sehr dankbar.
Deshalb konnte er ihr voll vertrauen, dass sie ihn wirklich wollte, wenn sie ihn wollte.
Alles andere hätte er nicht ertragen können.
Eng an ihn gekuschelt schlief sie innerhalb von Minuten ein, kaum dass ihr Kopf das Kissen berührt hatte, und er war der glücklichste Mann der Welt an seinem wieder einmal glücklichsten Tag.

Am nächsten Morgen erwachte Alina voller Vorfreude.
Die Sonne strahlte vom blauen Himmel.
Als sie auf die große Terrasse mit Meerblick trat, genoss sie die milde Wärme und den leichten Wind.

Sie breitete die Arme aus, wollte vor Glück die ganze Welt umarmen.
Adrian sah sie stehen und wusste, dass es ihr gut ging – verdammt gut!
Er schluckte schwer an den Tränen, die in ihm hochstiegen, schaffte es, sie schließlich wegzuschniefen.

Seine Stimme war nur noch ein bisschen heiser, als er sie von hinten umarmte und in ihr Ohr flüsterte: „Guten Morgen, Baby!"
Sie drehte sich halb um, lächelte ihn auf diese gefährliche Weise an, die seinen Schwanz jedes Mal sehr lebendig werden ließ.
Und dann sagte sie auch noch dieses eine Wort, das sich in seiner Erinnerung eingebrannt hatte: „Danke!"

Er wollte nicht, dass sie ihm dankbar war für etwas so Unspektakuläres wie einen Urlaub.
Und doch liebte er dieses „Danke!" so sehr.
Denn es war keine leere Floskel.

Es war der Beweis, dass all die vielen Schritte, die sie bisher zusammen gemacht hatten, die richtigen gewesen waren.
Sie hatten sich damals aufeinander eingelassen unter ganz anderen Voraussetzungen als heute.
Es sollte eine rein sexuelle Beziehung werden, in gegenseitigem Einvernehmen.

Doch mit rasender Geschwindigkeit hatte er die Voraussetzungen zu seinen Gunsten verändert.
Sie hatte etwas länger geknabbert an dem, was ihm sehr bald klar war.
Es war Liebe – sehr schnell, sehr intensiv.
„Ich schau mal, ob etwas fürs Frühstück da ist!" flüsterte er.
Es war zwar weit und breit kein anderes Haus, aber er wollte die innige Stimmung nicht zerstören.

Zu seiner großen Freude fand er in der Küche eine nagelneue High-Tech-Kaffeemaschine und im Kühlschrank Eier, Speck und Brot.
Als alles fertig war und er den Tisch auf der Terrasse gedeckt hatte, stand Alina noch immer träumend da und sah aufs Meer hinunter.
Ihre Mähne wehte in der leichten Brise.

Er konnte nicht anders, als eine Reihe von Fotos zu machen – nicht nur mit dem Handy, auch mit seiner Spiegelreflexkamera.
Er wollte Abzüge haben, Bilder zum Anfassen, nicht nur ein paar Daten auf einer Festplatte.

Als sie merkte, dass er sie fotografierte, stellte sie sich lachend in Pose.
Immer hatte sie es gehasst, wenn sie geknipst wurde.
Nie hatte ihr eine Aufnahme von ihr gefallen.
Bis Adrian angefangen hatte, sie bei jeder Gelegenheit mit dem Handy aufzunehmen.
Seltsamer Weise hatte sie von da ab jedes Bild gemocht, hatte sie sich auf jedem hübsch gefunden. Sie hatte begonnen, sich mit seinen Augen zu sehen.

„Jetzt bin ich dran!" erklärte sie nach einer Weile.
Er war ja schließlich extrem fotogen.
Lachend machte er ihr die Freude.
Er wusste, dass sie ihn gerne ansah, warum sollte er sich also dagegen wehren?
Schließlich ließen sie sich aufgedreht am Tisch nieder, verspachtelten die lauwarmen Eier mit Speck, und nie hatte ihnen etwas besser geschmeckt.

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