Kapitel 8


Ich lasse meine Finger beruhigend durch Ronalds dichtes Fell gleiten und rede leise auf ihn ein. Ich male Kreise und Streifen in sein Fell, während er von meinem Bett zu meinem Schoß wechselt und es sich darin bequem macht. Ich versuche seine Wunden nicht zu berühren, was mir alleine schon deshalb sehr gut gelingt, weil sie sauber und sorgfältig verbunden sind. Der Arzt hatte gesagt, es ist nicht weiter schlimm, bloß ein paar Kratzer, die hin und wieder zu tieferen Wunden übergehen. Ich bin sehr besorgt um meinen Liebling und habe mein Handy und Arden komplett vergessen, bis es vibriert und mich aus meinen Tagträumen reißt, in die ich so oft falle. Ich strecke mich nach meinem Smartphone und lese mit einem mir neugierig aufs Handy guckendem Ronald die Nachrichten, die mir Arden hat zukommen lassen. 

A: Achso, okay

A: Was hast du dir denn zu Essen gemacht?

A: Was machst du denn gerade so?

A: Hallo?

A: Summer?

A: Wie lange willst du denn noch offline bleiben? :c

A: Vermisse dich!

A: Kann es sein, dass du keinen Kontakt mehr zu mir möchtest?

A: Falls dies der Fall sein sollte, so bitte ich dich um eine ehrliche Abfuhr. Ignorieren ist da echt keine Lösung!

A: Okay, es scheint mir so, dass du beschäftigt bist. Ist das der Fall, so vergiss bitte die vorherige Nachricht.

A: Ich merke schon, ich fange an mich wie ein Spießer auszudrücken.

A: Aber nein! Ich bin nicht arrogant!

A: Du kannst dich doch immerhin auch so ausdrücken, oder?  Hab nämlich mal in die Leseprobe deines Buches reingelesen

A: Unfassbar, dein Schreibstil!

Es geht noch weiter und ich lese die folgenden vielen Nachrichten über meinen ach so tollen Schreibstil und darüber, warum ich mich nicht melde und wie sehr er mich vermissen würde, aufmerksam durch. Wie kann er mich vermissen, wenn er mich doch gar nicht kennt? Ryan hat mir übrigens über Instagram geantwortet:

R: Hey, klar

R: Kennt man sich?

Das ist eine absolut typische Frage, wenn man einen Jungen nach einem Kontaktaufbau fragt. Würde ich dich kennen, lieber Ryan, hätte ich dich mit Sicherheit nicht nach Kontakt gefragt. Schriftlich. Über Instagram. Würden wir uns kennen, hätte ich dich einfach angesprochen. Klar, ich kenne dich! Aber wirklich kennen, bedeutet etwas anderes. Wirklich kennen bedeutet so etwas wie, dass ich in deiner Schulklasse wäre und wir uns halt wirklich kennen. Dass beide voneinander wissen und nicht bloß der eine den anderen anhimmelt, während der andere nicht einmal von des anderen Existenz weiß, sondern den anderen einfach nur so und völlig unbewusst anlächelt. Summer, du hast eindeutig einen Hang zum Dramatischen und Unverständlichen. Kein Mensch wird je verstehen, was du mit diesem langen, verworrenen Satz sagen wolltest, stelle ich etwas niedergeschlagen fest. Wie gerne hätte ich jemanden, der alles was ich meine versteht - selbst wenn ich nur wild mit den Armen herumfuchteln würde. Selbst wenn ich nur dreimal auf der Stelle hüpfen würde und anschließend in die Hände klatsche. Diese Person soll wissen, was ich damit ausdrücken will und warum ich genau diese Gesten gewählt habe. Am besten ein netter, gut aussehender Junge meines Alters oder ein wenig älter und Single... Ich schüttele energisch den Kopf und versuche mich zusammenzureißen. Ich denke andauernd an Jungs. Warum? Warum tust du mir das an, Herr im Himmel? Bloß weil ich nicht an dich glaube? Ganz recht, ich benutze Redewendungen wie: "Oh mein Gott!" und "Herr im Himmel", glaube aber nicht an so etwas wie einen Gott, der die Welt und alle Menschen geschaffen haben soll. Ich meine, wie schwachsinnig ist diese Vorstellung bitte? Welcher psychisch gesunde Mensch glaubt an einen solchen Quatsch? Geister und Monster sind nicht existent, aber ein Gott schon? Gott, egal welcher Religion, ist bloß eine Erfindung des Menschen um die vielen Fragen über ihre Herkunft und Entstehung (und dieser ganze philosophische Kram) des Volkes aufzuklären und ihre Neugier zu dämmen. Doch bei mir bleiben sie erfolglos, lieber Erfinder der Bibel und Gottes! Ich glaube es erst, wenn es dafür einen handfesten Beweis gibt!

[...]

Sommerferien, Montag, 19:23 Uhr und ich liege wieder einmal gelangweilt auf meinem Bett und zähle die Blumen auf meiner Tapete. Ich brauche unbedingt mal eine andere, auf der keinerlei Muster oder Figuren zusehen sind, ansonsten werde ich nie aufhören zu zählen. Doch selbst wenn ich nichts mehr auf der Tapete zum Zählen haben werde, werde ich noch genug andere Dinge finden. Meine 53 Bücher zum Beispiel oder die 83 Bilder an der Wand von meinem Lieblings-Rapper. Oder die Wörter in einem Buch! Das wäre auch nicht das erste Mal, dass ich das tun würde. Das habe ich schon oft genug gemacht, wobei ich immer wieder aufgrund von Störungen neu anfangen musste oder am Ende immer wieder auf andere Ergebnisse gekommen bin und das wohlgemerkt bei dem selben Buch! Ob man im Internet die Anzahl der Wörter nachlesen kann? Bei mir bleiben Fragen nicht lange unbeantwortet, also beschließe ich sofort einmal zu googlen.

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804 Wörter 🍁

Konnet ihr Summer verworrenen Satz verstehen? 😂

Schreibt ihr es "googeln" oder "googlen"? 🤔

Wie hat euch das Kapitel gefallen? 😊

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