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new verse

Thomas war heute meine geringste Sorge. Auch dass er mit Elli zusammen am Frühstückstisch saß, und sie so früh schon zum Strahlen brachte,war mir momentan egal. Auch wenn das alles zu schnell ging, konnte ich nur daran denken, dass ich in weniger als einer Stunde neben T sitzen würde. Wieso machte es mir sooft zu schaffen, das ich neben ihm saß?

Nicht Einmal die eifersüchtigen Blicke von Ardy, welcher weg gesetzt wurde, jagten mir so eine Angst ein, wie ich sie jetzt verspürte.

Die letzten Bissen des Essens verschwanden in meinem Magen, und ich stand auf. Die Umarmung von Elli spendete mir etwas Zuversicht für den Tag. Vielleicht bin ich ja stärker, als ich denke, und überstehe das alles. Aber T schon zu verzeihen, wo ich das alles noch nicht durchdacht und verarbeitet habe, ist mir fern.

[❁❁❁]

Es lief dann doch besser als erwartet. Denn T erschien erst gar nicht. Seine Nachricht, die mich in der Mittagspause erreichte, ließ mein Herz kurz stoppen.

Ich gebe dir soviel Zeit und Freiraum wie du brauchst. Es tut mir Leid, aber ich muss es trotzdem nochmal sagen: ich liebe dich."

Seufzend steckte ich das Handy wieder in meine Jackentasche. Ich ließ ihn etwas zappeln, weswegen ich nicht antwortete. Die Pause verbrachte ich allein, Maurice war nirgends zu entdecken.

Es machte mir nichts aus, ganz im Gegenteil, die Ruhe um mich herrum tat mir gut, die altbekannte Pausenlautstärke störte nicht.

Gerade als ich dachte es könnte nichts mehr diese Pause zerstören, da mich das Klingeln zum Klassenraum lockte, sah ich Patrick zu mir kommen.

„Hi." „Hi", erwiedere ich. „Was möchtest du?"

Er antwortete, das er sich von mir verabschieden möchte. Und er will mir all meine fehlenden Antworten geben. Nach der Schule.

Jetzt trennten mich zwei Stunden Erdkunde von dem wohl wichtigsten Gespräch seit langem. Die Zeit zog sich ins unendliche. Doch als dann die letzten fünfzehn Minuten anstanden, lagen meine Nerven fast blank, so nervös bin ich geworden.

Noch fünfzehn Minuten, und nicht einmal Gott weiß, wie ich auf seine Worte reagieren werde.

Noch zehn Minuten, und ich werde das Rätsel gelöst haben. Ich werde aufgeklärt, und werde dann vielleicht auch bei dem Problem mit T weiter kommen.

Noch fünf Minuten, dann bin ich bereit.

Noch eine Minute. Meine Sachen liegen gepackt im Rucksack, die Klasse ist laut.

Es klingelt, und alle strömen freudig in die Welt hinaus. Mit ihnen Patrick. Nun bekomme ich mit ihm doch noch einen richtigen Abschied. Ob ich den nach einer Erklärung noch möchte?

Ich hatte geplant, mir Zeit zu lassen, und seelenruhig durch die Schulgänge zu gehen. Doch das Adrenalin ließ mich schon fast raus auf den Schulhof rennen. Patrick lehnte an einer Wand, seine Tasche neben ihm. Er musste auf alle anderen ruhig wirken. Doch seine suchenden Augen, sein nervöses Treten mit dem Fuß und sein nahezu unerkennbares Zittern verriet mir etwas anderes.

„Hi.", fing ich diesmal an. „Hi."

„Hör mir zu, ich möchte dich nicht lange aufhalten. Also fang ich direkt an, okay? Ich sagte dir schon, dass ich dort nur reingeraten bin, weil ich mit jemanden eine dumme Wette abgeschlossen hatte. Ich erzähl dir alles von Anfang an."

Patrick! Du brauchst doch so unbedingt Geld, mh? Mein geliebter Bruder gibt dir also nichts mehr?" Er lachte mich aus. Ich zog die Luft ein. Er hatte Recht; die Spielsucht hatte mir all mein Geld und meinen Lebenswillen genommen. Ich schämte mich zutiefst, als mein Vater dies herraus fand.

Und wenn schon, was intressiert es dich, Ian?" Meinen Onkel konnte ich noch nie leiden. Diese ganze Familie war so zerstört. Immer wieder begann der Kampf um den höchsten Platz, um das meiste Ansehen. Meine Mutter war nur deswegen mit meinem Vater zusammen. Wegen dem Geld, und seinem Ansehen. Seinem Status. Ian und Dad waren soweit ich denken konnte, immer nur Rivalen gewesen. Also was konnte er schon von mir wollen? „Ich schlag dir einen Deal vor. Ein einziger Kampf, und du bekommst von mir Geld soviel du brauchst. Solange du nur gewinnst. Dein Dad hat dich doch zu allen möglichen Trainern geschickt. Ich hab dich beobachtet, du bist gut genug dafür."

Immer wieder gab mir Patrick kurze Denkpausen, um alles zu verarbeiten. „Tja, und als ich dann erstmal die Kulisse gesehen habe, wo ich Kämpfen sollte, war ich ziemlich eingeschüchtert. Ich verlor, mein erster Kampf war ein völliger Reinfall. Doch ich musste weitermachen, und ich dachte mir auch vorerst nicht viel dabei. Beim dritten Kampf gewann ich dann,und konnte endlich meine Schulden abbezahlen."

Als ich siegesreich aus dem Käfig entlassen wurde, konnte ich nicht anders als mich unfassbar gut zu fühlen. Die Menschen klatschten, johlten, fieberten mich an und hatten Respekt vor mir. Auf der Bank, wo die besagten Trainer der Kämpfer saßen, vernahm ich neben meinem Onkel meinen Vater.

Ich hörte meinen Onkel mit mir prahlen. „Tja, da bin ich dir wohl zuvor gekommen und hab dir deinen talentierten Sohn weg geschnappt."

Das ganze endete darin, dass ich mich mit meinem Vater anlegte. Und wir kamen beide auf eine Wette. Das ich unter der Führung und dem Training meines Onkels keine zehn Siege hintereinander holen würde. Wenn ichs schaffe, dann hätte mir mein Vater erlaubt, auszuziehen, noch bevor ich achtzehn wurde. Ich stellte mir meine Freiheit vor, und nur die kurze Kostprobe hatte genügt, um mich zu überzeugen. Wie brutal diese ganze Geschichte wirklich war, wurde mir mit jedem weiteren Kampf bewusster. In sechs Kämpfen ging ich als Sieger hervor, dann eine Niederlage und ich war unendlich niedergeschlagen. So versuchte ich dann erneut, zehmal hintereinander zu siegen. Alles begann von vorn. Der Kampf mit Taddl hätte mein zehnter Sieg werden können. Doch vorher gab ich auf.

„Du hast mich irgendwie gerettet, danke Manu." So beendete er seine durchaus lange Ansprache.

Ich konnte ihm das ganze nicht verzeihen, selbst jetzt, wo ich seine Gründe kenne. Doch trotzdem verstand ich seine Situation nun um einiges mehr. Zaghaft schloss ich ihn in einer Umarmung ein. Seufzend rieb ich ihm über den Rücken.

„So geht unsere Geschichte zuende. So hätte ich mir das nie vorgestellt." Wir beide schmunzelten über meinen Satz. „Das heißt dann wohl auf Wiedersehen?", fragte er zögernd. Ich nickte. Ein so friedvolles Auseinandergehen war ungewohnt, und fühlte sich richtig an.

Er wird mir fehlen, doch ich bin bereit diese Pasage meines Lebens zu beenden. Abzuschließen; ein Schritt in die richtige Richtung.

[❁❁❁]

Mein Magen knurrte, und ich ließ Palle stehen. Meine Schritte führten mich zu Tante Ellis Cafe. Die vertraute Umgebung tat mir gut, und ich setzte mich mit einem Lächeln an einen freien Tisch. Entzückt beobachtete ich das muntere Treiben.

Elli gab einem neuem Mitarbeiter gerade Anweisungen, während sie die Leute an der Kasse bediente. Ein kleiner Junge betrachtete mit großen Augen die Leckereien in der großen Vitrine am Tresen. Zwei ältere Damen unterhielten sich aufgeregt über den neusten Tratsch, während sie einen Kaffee genossen. Es schien perfekt zu laufen, und Elli wirkte zufrieden auf mich.

Als diese mich entdeckte, übernahm ihr Kollege den Kassendienst und sie schlenderte zu mir. „Was für eine angenehme Überraschung du bist, sag schon, was möchtest du essen?"

Nach zwei Kuchenstücken war ich satt. Die Zeit verbrachte ich an meinem Handy, auf verschiedenen Social Media Plattformen und schaute mir an, was so in der Welt passierte. Neben meinem Drama, hatte schließlich der Rest der Welt sein eigenes.

Dann kam meine Tante nochmal zu mir, in der Hand ein Papier. „Das sind die Kündigungs - Unterlagen von Taddl. Dabei hatte er mir ziemlich gut ausgeholfen. Er hat sie heute Vormittag vorbeigebracht. Du hast gar nichts erwähnt, ist etwas vorgefallen?"

Sie setzte sich, schien plötzlich alle Zeit der Welt zu haben um mir private Fragen zu stellen und es nervte mich. Dabei meint sie es nur gut! „Ja, also, nein. Wir hatten einen belanglosen Streit, wie normale Paare das eben manchmal haben. Ich hoffe, wir halten ihn aus. Ich werde ihn fragen, wieso er gekündigt hat, aber der Streit wird schon nicht der Auslöser gewesen sein."

Ich redete mir das selbst mehr ein, als ihr es erklären zu wollen. Ich wusste das meine Tante alleArbeitskräfte gebrauchen kann, nur zu zweit ist es schwierig einen Laden zu führen, der scheinbar so gut läuft. Und T hat immer alles bei der Arbeit hier gegeben.

Sie lächelt mich an. „So wie das wirkt, hast du ihm schon längst verziehen. Ich mische mich ja schon nicht weiter ein. Theodor scheint sowieso überfordert zu sein.", sagte sie, mit einem belustigtem Blick zur Kasse.

[❁❁❁]

Das Klopfen, welches von meiner eigenen Hand auf T's Haustür ausging, erschrak mich selber, riss mich aus meinem Gedankenzug. Ein blasser Taddl öffnete mir die Tür.

„Oh verdammt, Schatz, wie siehst du denn aus?", stürmte ich ihn um. Die Sorge wuchs über meine Nervosität. Er zuckte stumm mit den Schultern. „Ich habe dich vermisst, Manu." Vorsichtig nahm ich sein Gesicht in die Hände, als könnte er bei der kleinsten Berührung zerbreche. Ich hob seinen Kopf leicht an, um ihm besser in die Augen sehen zu können. Diese fingen an zu funkeln, als ich folgende aussprach: „Ich liebe dich."

Die Aussprache mit ihm tat gut,und erst seit ich wieder bei ihm bin, merkte ich wie sehr mir seine Nähe gefehlt hatte. Auch er hatte Gründe, diesen Kämpfen nachzugehen. Es hing ebenfalls alles mit seinem Dad zusammen. Schon als kleines Kind wurde er scheinbar drauf vorbereitet, und es wurde ihm so beigebracht, als wäre es nichts unnormales.

Ich schien auf Jungs zu stehen, dessen Väter absolut gestört sind. „Versprich mir eins. Wir verheimlichen uns nichts mehr, okay? Und auch keine weiteren Kämpfe."

„Dann muss ich dir aber noch etwas sagen..", scharf zog er die Luft ein. Ich machte es ihm nach.Was kam denn jetzt noch? Konnten wir nicht eine einfache Beziehung führen?

„Ich bin schwanger." Nachdem ich verstanden hatte, was er dort sagte, fielen wir beide in ein dümmliches Lachen ein. „Du bist so gemein!", warf ich ihm ironisch vor, und schubste ihn leicht weg. „Und du bist mein großes Vorbild." Wir lachten weiter.

Dieses Lachen von uns beiden gab mir ein gewisses Gefühl der Zuversicht. Zuversicht auf Glück, etwas mehr Hoffnung. Als hätten sich gerade die schlechten Zeiten von mir verabschiedet. Ganz egal, wie lange diese Zuversicht bleibt, ich bin mir sicher, mein Freund wird mir beistehen.

Besagter Freund nahm meine Hand und zog mich leicht, aber behutsam, Richtung Musikzimmer. Das eindrucksvolle Klavier zog sofort meine Blicke auf sich. „Ich hol Notenblätter. Unsere Beziehung, unsere Geschichte beginnt eine zweite Strophe. Diese Melodie hat mir in der Zeit ohne dich echt geholfen."

Stunden verbrachten wir an den Tasten. Wir kamen nicht wirklich weit. Ständig kamen wir vom eigentlichen Thema ab, ständig ärgerten wir uns. Er schien es plötzlich sehr zu genießen mich zu kitzeln. Doch die Zeit war wundervoll.

T holte uns beiden gerade etwas zu trinken. Er stellte es auf den Wohnzimmer - Tisch. Ich spielte erfürchtig die erste Strophe, die wir vor all dem hier erfunden haben. Er legte seine Hände auf meine Schultern und lauschte gespannt.

Kurz vor Ende zog er mich zusich herum, und drehte einmal meinen ganzen Körper. Dann duckte er sich zu mir hinunter und küsste mich kurz auf die Lippen.

Doch von diesem Jungen konnte ich nicht genug bekommen. Vorfreudig zog ich ihn an seinem Pullover näher an mich, und küsste ihn voller Leidenschaft. Er sollte spüren können, wie stark meine Liebe war.

I'll be happy about Feedback! <33

Ich schätze, dass ist das Ende. Wow. Danke für diese wahnsinnige Erfahrung, und all eure Kommentare. uwu

Das kleine Buch bedeutet mir echt viel.

Mein Herzblut steckt hier drinne! >3<

Es wird noch einen kurzen zusätzlichen Epilog geben.

Trotzdem:

Wie fandet ihr die Geschichte insgesamt?

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