30. Stücke der Vergangenheit

Nachdem ich meinen Kleinen Bruder Niall getröstet hatte, begaben wir uns zusammen in sein Zimmer. Ich fragte nach einer großen Tasche, worauf er mir nur mit geschwollenen Augen die Richtung zeigte. Schnell hatte ich eine parat und packte alles mögliche ein, wobei ich mir sicher war, dass Niall es brauchte. Fertig gepackt; nahm ich Niall am Arm und zog ihn geradewegs zu meinem schwarzen Audi. Er sagte kein einziges Wort, während er sich brav auf den Beifahrerplatz setzte. Ich seufzte und strich ihm durch seine flauschigen Haare. Er schaute mich kurz an, bevor er sich an meinen Arm kuschelte, den ich ihm letztendlich die ganze Fahrt lang auslieh. Es kam mir vor; als wäre diese kleine Geste sehr wichtig für ihn. Bestimmt hilft Niall dies, über die Vergangenheit hinwegzukommen. Das erhoffte ich mir jeden Falls!

Mit meiner freien Hand, schnallte ich erst ihn und dann mich an, bevor ich das Auto startete und wegfuhr. Es dauerte eine Stunde bis wir bei meiner Wohnung ankamen. Ich hatte mir extra etwas neues gesucht und jeglichen Kontakt zu Freunden meines Stiefvaters abgebrochen, damit er mich nicht zurück verfolgen konnte. Selbst meine Mutter wusste nicht wo ich wohnte!

Zugern hätte ich ihn bei der Polizei angezeigt, doch leider war selbst der Versuch zum Scheitern verurteilt worden. Schließlich standen früher die Aussage von zwei kleinen Jungs gegen die eines autoritären Erwachsenen, der sowohl das Vetrauen der Nachbar; als auch das Vetrauen unserer Mutter besaß. Wer hätte den schon uns Glauben geschenkt?!! Noch hinzu kam ja; dass er kein Armer Schlucker war! Er hatte massenhaft Kohle und war der Chef eines Immobilienmarktes. Wir hatten keinerlei Chance Hilfe zu holen, der einzige Weg war die Flucht oder es Ertragen! Und ratet mal was wir nehmen mussten im Alter von 12 (Niall) und 15 (ich)! Natürlich das Ertragen, welche andere Möglichkeit wäre uns denn sonst geblieben. Einmal! Ja ein einziges Mal hatte ich mich an meine Mum gewendet!

Doch selbst sie glaubte uns kein Wort. Wie konnte sie auch! Schließlich ging es über ihren Geliebten! Und hätte ich es nicht am eigenen Leib erfahren, dann hätte ich sicher genauso reagiert. Jedenfalls hatte sie dank dieser Aussage das Vetrauen ins uns verloren und meinte wortwörtlich, dass wir uns schämen sollten, solche Behauptungen aufzustellen; nur weil wir unseren Vater vermissten. Natürlich stimmte es, dass wir die Trennung zwischen ihnen nicht gutgehießen hatten, aber das muss ja nicht gleich bedeuten, dass wir wegen solchen Gefühlen sooo weit gehen würden. Doch leider hatte dies niemand verstanden. Unser leiblicher Vater hätte uns sicher helfen können; doch wir sind nicht in Kontakt geblieben und er hatte auch kein einziges Mal angerufen, um zu fragen wie es uns ging. Sein Gesicht hatte ich schon sehr früh vergessen!

Ich kam wieder in der Gegenwart an, als sich etwas fester an meinen Arm kuschelte. Sofort musste ich lächeln, Niall sah einfach niedlich aus; wie er da so lag und unschuldig vor sich hin döste. Ich zog meinen Arm vorsichtig weg und stieg aus; nachdem ich den Audi ausgeschaltet hatte. Danach ging ich zur Beifahrerseite und hob meinen kleinen Bruder heraus. Er murmelte etwas und zappelte kurz, bevor er wieder in einen ruhigen Schlaf fiel. Ich trug ihn zu meiner Wohnung, als plötzlich jemand hinter mir meinen Namen rief. Sofort versteifte sich alles und ich schluckte einen Kloß herunter; bevor ich bereit dazu war, mich umzudrehen. Das erste was ich sah, waren seine klaren Augen und die schwarzen Haare. Erleichtert seufzte ich auf und entspannte mich wieder. Tenji kam sofort angerannt und blieb kurz vor mir stehen. Sein Blick fiel auf Niall! Augenblicklich veränderten sich seine Augen! Sie wurden zu kleinen Schlitzen und ich konnte die Eifersucht deutlich wahrnehmen. Ich begann zu kichern! Es war einfach zu lustig, erst recht da er sich um meinen kleinen Bruder sorgen machte. Er empfand dies anscheinend nicht so! War ja auch verständlich, schließlich wusste er dieses Detail nicht! Meine Stimme verstummte sofort bei diesem Gedanken und ich streckte meine Hand nach ihm aus. Es dauerte nicht lange, da lagen meine Lippen auf seinen und baten um Einlass. Seine Miene hatte einen rötlichen Ton angenommen und ich wusste; dass seine Eifersucht und Wut wie weggeblasen waren. Ich musste aufpassen, dass Niall mir nicht runterfiel, während ich gleichzeitig das Verlangen Tenji hier und jetzt zu nehmen unterdrücken musste.

Eins war mir aber zu hundertprozent sicher, Tenji war mir schon voll und ganz verfallen. Ein Problem blieb jedoch und dies war: Justin unser Stiefvater.

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