Kapitel 69

,,Es muss diese Woche sein! ~D

Wie schnell die Zeit verflogen war. Alexa hatte versucht all das zu ignorieren. Ihre Aufgabe, die Schuld, die Angst vor dem, was auf sie zukam. Dabei tat ihr Live sogar leid. Inzwischen konnte Alexa ihr schlechtes Gewissen kaum noch zurückhalten, doch welche ein Wahl hatte sie? Klaus und Loreen Kamson hatten gedroht ihren Vater ansonsten zu töten, weil sie ganz genau wussten, dass Alexa Schuldgefühle hatte. Sie hatte ihrem Vater damals, vor fast drei Monaten nicht gesagt, was für einen Fehler sie begannen hatte, doch tief in seinem Inneren musste er einfach spüren, dass etwas mit seinem Kind nicht stimmte. Aber nun war alles verloren. Entweder Live oder ihr Vater und wie konnte sie ihrer eigenen Familie, ihrem Vater, alles was sie noch hatte in den Rücken fallen? Vielleicht war ihre Mutter gegangen, doch Alexa konnte es nicht. Sie liebte ihren Vater und würde alles tun, solange zumindest dadurch kein Menschenleben in Gefahr war. Alexa zitterte, als Live und Kader Hand in Hand das Klassenzimmer betraten und so glücklich lachten. Alexa hatte Live noch nie so glücklich gesehen und es tat ihr leid, dieses Glück zu zerstören. Die Zeiten hatten sich geändert und inzwischen konnte sie Live verstehen. Was in der Vergangenheit geschehen ist, war schon längst vergeben und vergessen. Alles was zählte war nun zu überleben. Doch noch wusste Alexa nicht, wie sie sich gegen die Monster stellen konnte, ihren Vater retten würde und dabei gleichzeitig noch Live und Kader schonen könnte. Die Last lag schwer auf ihren Schultern und drohte sie zu erdrücken, nebenbei war es diese Woche, in welcher die Prüfungen stattfinden sollten und Alexas Herz raste jetzt schon, wenn sie nur daran dachte. Sie hatte den Tag ihrer Prüfung mit ihren Eltern feiern wollen. Das plante sie schon seit Jahren. Sie würde dieses eine Designerkleid tragen, in welches sie sich schon vor Jahren verliebt hatte. Ihre Eltern würden ihr immer wieder sagen, wie stolz sie wären, dann würden sie Essen gehen in irgendein nobles Restaurant zum Ende hin würde Alexa ein Geschenk von ihrer Mutter bekommen, welches von Generation zu Generation in der mütterlichen Familie weitergegeben wurde, beim Abschluss. Doch dieser Traum war an dem Tag verpufft, als die Polizei ihren Vater abgeführt hatte. In Handschellen und ihre Mutter sich nach ein paar Tagen schon hatte scheiden lassen. Seitdem wollte Alexa diesen Tag einfach nur noch mit ihrem Dad in Ruhe und Glück verbringen. Sie hatten einen Ausgangsantrag aufgeben wollen, doch auch das hatte sich in alle Winde zerstreut, denn Sie hatten dafür gesorgt, dass ihr Dad nicht einmal mehr raus kam. Der Hass auf Live war inzwischen einer tierischen Wut, gegen diese Leute gewichen, die an all dem Schuld waren. Sie hatten Alexa nicht den Vater und die gute, heile Familie genommen, von der sie immer ausgegangen war, doch genauso gut, hätten sie es eben doch auch selbst tun können. Sie bestimmten und Alexa sprang.

,,Gott, ist dir eigentlich klar, dass all dies in dieser Woche vorbei ist? Wir machen unseren Abschluss und danach heißt es Schule ade! Dann können wir arbeiten ..." ,,... uns eine eigene Wohnung suchen." Unterbrach Kader Live und schaute sie aufmerksam an. Abrupt hielt das Mädchen inne und starrte ihren Freund mit großen Augen an. ,,Was?" Ihre Stimme war einige Oktaven höher und Kader hatte Angst etwas falsches gesagt zu haben, doch bei Live zählte immer nur jeder Moment, also jetzt oder nie. ,,Ich will mit dir zusammen ziehen Live!" Sein Blick ließ keine Gegenargumente zu und Live wären auch keine eingefallen, Sie wollte am liebsten jede freie Sekunde mit diesem Typen an ihrer Seite verbringen. ,,Ja! Natürlich." Live lächelte und schlang die Arme um ihn. ,,Ich liebe dich!" Ihre Stimme zitterte und Kader sah die Tränen, welche aus ihren Augen hervorquollen. ,,Nicht weinen, bitte nicht weinen!" War das einzige, was ihm einfiel, weshalb Live schluchzend auflachte. ,,Ich freue mich doch nur." Kader lachte und nahm seine Freundin in die Arme. Er konnte nicht fassen, das Live ja gesagt hatte. Es war in den letzten Monaten so viel passiert. Live hatte gegen die Anweisungen von Dr. Tors die Therapie abgesetzt, gegen Kaders eigenes Verständnis mochte Live seine Mom und unterstützte diese für ihn eigentlich fremde Frau wo es nur ging. Während Live immer mehr ein Teil von Kaders Familie wurde, war es bei Lives Familie umgekehrt. Frank mochte Kader sowieso schon vom ersten Tag an, doch Sonja hatte nachdem Live entführt wurde noch immer ein Problem mit Kader gehabt. Dieses hatte sich aber in den letzten Monaten aufgelöst und nun liebte diese Frau Kader beinahe wie ihr eigenes Kind. Live gab es zuhause nur noch mit der kleinen Katze, welche inzwischen ein kleiner Toffel, wie Kader immer gern sagte, geworden ist, zusammen. Kader hatte seine Arbeit in dem Kinderheim gekündigt, obwohl ihm die Kinder noch immer fehlten, hatte er sich dafür entschieden, mehr in die Richtung seiner Mutter zu gehen. Immobilien. Was Kader zuerst überrascht hatte, schien für ihn nun wie selbstverständlich zu sein. Es ging ihnen gut. Mehr als das sogar. Kader liebte Live noch mehr, als am ersten Tag und auch Lives Liebe wuchs immer mehr für diesen Jungen. Sie hatten nichts mehr von ihren Eltern gehört und wenn es nach Kader ginge könnte dies auch gern so bleiben. Er wollte einfach nur in Ruhe und Frieden mit Live leben. Noch diese Woche, dann wären sie endlich gelöst von all dem. Dann konnten sie ihr Leben starten, ihr richtiges Leben. Gemeinsam, so wie es schon immer hatte sein sollen. Es fühlte sich so an, als würden die beiden schon immer ein Teil des anderen sein und vielleicht waren Live und Kader auch wirklich ein Teil, welches einmal auseinander gebrochen war und nun wieder zusammen gefügt wurde. Es war Kader egal, ob all das Schicksal war, denn im Gegensatz zu Live glaubte er nicht an sowas. Für ihn war es einfach Glück gewesen, dass er Live gesehen hatte. Wie immer, wenn er daran dachte, musste er an ihre aller erste Begegnung denken. Schon damals war Kader klar gewesen, dass Live jemand ganz besonderes war und Kader hätte alles für dieses Mädchen getan. Er würde für Live durch die Hölle gehen. Würde für Live die Sterne vom Himmel holen. Das erste Mal fühlte er sich wahrlich zuhause. Denn zuhause war kein Ort, es war der Mensch an seiner Seite. Live gab ihm alles, was er je gebraucht hatte.

,,Wir müssen uns unterhalten. Komm zum Brunnen in der Stadt, wenn du willst, dass sie noch weiter lebt!" Verwundert schaute Kader auf sein Handy. Die Nummer war unbekannt, doch die Nachricht deutlich genug. Live würde heut arbeiten, also konnte er sich um diese Nachricht kümmern. Nachdem Kader Live beim Krankenhaus abgesetzt hatte, fuhr er ein Stück weiter, um zum Brunnen zu laufen. Doch als er dort ankam, stellte er verwundert fest, dass ein bekanntes Gesicht dort auf ihn wartete. ,,Alexa!" Verwundert musterte er das Mädchen vor sich. ,,Hallo Kader." Alexa versuchte zu lächeln, scheiterte aber kläglich. ,,Was soll das? Ist die Nachricht von dir?" Kaders Stimme wurde immer lauter und er spürte, wie die Wut immer mehr in ihm aufkochte. ,,Es tut mir leid. Du wirst es irgendwann verstehen, doch ... ich kann nichts dafür. Du musst mir glauben Kader." Alexa liefen nun Tränen über die Wange. ,,Was? Wovon sprichst du?" Kader verstand kein Wort, was das Mädchen da von sich gab. ,,Alexa!" Er schrie ihr nach, als Alexa sich einfach umdrehte und ging, doch im nächsten Moment umfasste ihn eine Hand am Arm. ,,Du kommst mit, und keinen Mucks!" Etwas wurde ihm Hart in die Seite gedrückt. Kader wand sein Gesicht um und blickte in das Gesicht eines Mannes. Sein ganzes Gesicht war voller Tattoos und er starrte grimmig auf Kader hinab. ,,Wer sind Sie?" ,,Das geht dich nichts an Junge und nun halt die Klappe!" Knurrend schob der Mann ihn weiter, immer schneller auf einen dunklen Wagen zu. Kader versuchte sich zu wehren, doch dafür drückte der Mann ihm die Pistole noch mehr in die Seite. ,,Hör auf und du humpelst gleich nur noch zum Wagen!" Kader versuchte nicht zusammen zu zucken, doch die Stimme des Mannes fuhr ihm durch Mark und Bein, als dieser ihm auch noch einen schwarzen Sack über den Kopf stülpte und ihn in einen Wagen stieß. Nichts sehen und wirklich hören zu können war merkwürdig. Zudem konnte Kader kaum richtig Luft holen. Was hatte das alles mit ihm zu tun? Und warum Alexa? Worum ging es hier? Wütend versuchte Kader sich den Sack vom Kopf zu ziehen, doch erst da merkte er, dass der Mann ihn auch gefesselt haben musste. Wütend schnaufte Kader, konnte somit aber nur noch weniger Luft in seine Lungen ziehen. Plötzlich begann der Wagen sich in Bewegung zu setzten und Kader rutschte dabei hin und her. ,,Hey! Können Sie gefälligst langsamer fahren?" Wütend knurrte Kader in den Sack, doch es kam keine Antwort von vorn.

Kader wusste nicht wie lange sie schon fuhren, doch nach einer halben Ewigkeit hielt der Wagen endlich an. Wütend wollte Kader gerade anfangen mit meckern, als man ihn nach vorn schubste und einen steinigen Weg entlangführte. ,,Lauf schon!" wütend stieß der Mann ihn immer weiter. Plötzlich stolperte Kader und spürte, wie es noch dunkler wurde. Sie betraten ein Haus. ,,Vorsicht, es geht runter!" Zumindest das sagte der Mann ihm. Kader stolperte die erste Treppe hinunter und dann wurde es kalt. Der Mann drückte ihn auf einen Stuhl und dann verschwand er. Kader hörte noch seine Schritte, aber dann wurde es still. ,,Lasst mich in Ruhe!" Wütend zerrte Kader an seinen Fesseln, doch nichts rührte sich. Er schrie und schrie, bis seine Stimme heiser wurde. Aber es geschah nichts, alles blieb still. 

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