Kapitel 43
Angewidert starrte Alexa zu dem Tisch an welchem Live und Kader saßen. Seit einigen Wochen hockten die beiden nun schon so zusammen und als Live auch noch lachte zog sich alles in ihr zusammen. Es widerte sie an. Sie beide widerten Alexa so dermaßen an. Egal was die andere blonde Schönheit und sie auch versuchten immer wieder kamen neue Aufträge, weil Live sich nicht mehr aus der Ruhe zu bringen lassen schien. Alexa wusste, dass sie sich wieder mit Kader traf und die anderen Nachmittage schien sie nun in einem Cafe in der Stadt zu jobben oder was auch immer sie dort trieb. Es war ihr eigentlich auch egal, wenn sie Live nicht observieren und auf jeden Schritt und Tritt verfolgen müsste. Natürlich war sie nicht in das Cafe gegangen um zu schauen was sie tatsächlich beinahe jeden Tag dort machte. Doch der Zeit zu urteilen konnte sie einfach nur dort arbeiten. Jedoch verließ sie den Laden jeden Abend wieder mit einer Frau, danach verfolgte Alexa sie bis zu ihrem Haus und beobachtete Live dann wie sie sich am späten Abend davonschlich um in der Gasse zu verschwinden. Jeder Tag schien bei diesem Mädchen gleich zu sein und dennoch war etwas grundlegen anders an ihr. Live wirkte freier und dieses Lachen, sowie ihre gute Laune kotzte Alexa nur noch an. Während es ihr miserabel ging, lachte dieser Freak! Während sie nicht bekam was sie wollte, spielte Live nur mit Kaders Gefühlen. Denn auch wenn es offensichtlich war, dass die beiden aufeinander standen, schien noch nichts zwischen ihnen passiert zu sein, wodurch sie sich nähergekommen waren. Zumindest nicht so nah, dass sie sich ihren Gefühlen wirklich hingaben. Das wiederum hieß, dass es noch nicht zu spät war. Alexa konnte die beiden also noch auseinanderbringen.
Es war der letzte Schultag vor den Herbstferien und Live freute sich das erste Mal wirklich auf die Ferien. Kader hatte gefragt ob sie sich treffen wollten und obwohl sie sich anfangs Sorgen darum gemacht hatte willigte sie letztendlich ein. Langsam aber sicher mussten sie diese Lernbeziehung überschreiten. Live war sowieso überrascht, dass Kader so rücksichtsvoll war. Er drängte sie nicht, zwang sie nicht etwas zu tun oder zu sagen, dass sie nicht wollte. Kader akzeptierte ihr Tempo und das wiederum erfüllte Live mit Wärme. Er hatte sein Versprechen gehalten und schrieb bessere Noten, was Kader zuerst völlige Überraschung und Verwirrtheit der Lehrer einbrachten. Die meisten taten es als gute Auswirkung von Live ab, während einige vermuteten, dass Kader das vorher mit Absicht getan hatten. Wo Live vorher manchmal ganze Unterrichtsstunden beinahe allein geführt hatte mit dem Lehrer, fochten die beiden nun immer wieder Kämpfe untereinander aus, wer zuerst rangenommen wurde. Wer die besseren Argumente hervorbrachte, wobei Kader meistens kapitulierte, da er selbst einsehen musste, dass er mit Live nicht mithalten konnte, da hatte er sich einfach zu lange verstellt hatte. Aber er liebte es daraufhin das erfreute Glitzern in ihren Augen zu entdecken und zu sehen, wie sie immer wieder triumphierend lächelte. Obwohl beiden bewusst war, dass Kader spätestens nach dem dritten Diskusionspunkt abspringen würde. Dennoch gab er sich Mühe sie kennenzulernen und ihr zu zeigen, dass Kader nicht der böse Typ war, den alles und jeder in ihm sehen wollte, genauso wie Live nicht die war, welche andere in ihr sahen. Er zeigte ihr immer wieder, wie ernst er seine Worte meinte. Zeigte ihr jeden Tag, dass sie es ihm wehrt war sie kennenzulernen und Live belohnte ihn daraufhin mit dem ein oder anderen Lächeln oder Detail über sich.
Allerdings hielt auch Live ihr Versprechen. Wie versprochen aß sie mit ihm zum Mittag, traf sich nachmittags wieder mit ihm zum Lernen und langsam blickte Kader wieder auf ihren Kern hinab. Er war ihr nicht noch einmal nähergekommen, obwohl Live es wollte. Doch sie konnte einfach nicht den ersten Schritt machen. Also versuchte sie ihm hier und da mit kleinen Zeichen zu zeigen, dass sie bereit dafür wäre sich ihm zu öffnen, wenn er es wollte, doch entweder übersah Kader diese Anzeichen geflissentlich oder bekam sie wirklich nicht mit. Vielleicht wollte er aber auch einfach nichts überstürzen und daran versuchte Live sich zu klammern, um nicht daran zu denken, dass er womöglich gar kein Interesse mehr an ihr haben könnte. Live betrachtete ihn, so wie sie es schon seit längerer Zeit tat und stellte fest, dass seine sonst immer so steif und verhärtet wirkenden Gesichtszüge weicher geworden sind. Seine schwarzen Haare waren etwas länger geworden und er musste sich erst neulich die Spitzen wieder leicht braun gefärbt haben. Zu sagen er sähe nicht gut aus, wäre eine glatte Lüge gewesen und Live spürte wie sie leicht rot wurde. Sie hätte nicht gedacht, jemals wieder so empfinden zu können und all ihre Prinzipien waren plötzlich über Bort geworfen. Eine Nachricht vom Krankenhaus hatte sie noch immer nicht und bis vor einigen Wochen hatte es sie noch wahnsinnig gemacht, dann hatte sie erneut einen ganzen Abend geweint und am nächsten Morgen schlug Sonja ihr vor in dem kleinen Cafe, wo sie die Chefin war zu arbeiten. Damit könne Live auch Geld verdienen und würde nicht ehrenamtlich arbeiten. Es war kein Krankenhaus, hatte nichts mit kleinen Kindern zu tun und es waren viel zu viele Leute die täglich dort ein und aus gingen. Dennoch hatte Live zugesagt. ,,Springen. Ich werde springen." Also arbeitete sie nun jeden Tag außer dienstags und donnerstags, wo sie sich mit Kader traf, Seite an Seite mit ihrer Mutter. Live hatte sie noch nicht wieder Mom genannt und zu Frank auch nicht Dad gesagt, aber das war für sie alle drei in Ordnung. Sie waren einmal mehr eine Familie und Live hatte vor sie bald wegen Lea zu fragen. Öfter hatte Sonja schon den Vorschlag für ein Haustier angebracht und Live war sich beinahe sicher, dass die beiden Leute, welche sie so sehr liebten, auch das kleine süße Kätzchen in ihr Herz schließen würden. Sie war bereit, ihnen dieses Vertrauen, welches das Paar verdient hatte zu geben und dazu hatte Kader einen großen Teil zu beigetragen. Er hatte etwas in ihr verändert und etwas in ihrem Herzen hinterlassen. Nach all der Dunkelheit und Trauer, erblühte es in neuem Glanz und schlug wieder. Kader White, hatte sie aus der Hölle geführt und würde alles tun, um sie weiter im Licht zu halten.
,,Also, was hälst du davon?" plötzlich durchdrang Kaders Stimme ihre Gedanken und Live legte den Kopf schief. Sie hatte ihn nicht einmal reden hören, aber das würde Live ihm definitiv nicht sagen. ,,Du hast gar nicht zugehört oder?" lachend schaute er dann zu ihr. ,,Sollte ich das etwas?" entgegnete Live nur grinsend. Seit sie mehr Zeit mit ihm verbrachte war Live frecher geworden, aber nur ihm gegenüber. Und naja Leuten die sie nervten. ,,Wenn man befreundet ist sollte man das, ja." ,,Ach, sind wir das ja? Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass wir Freunde sind." Nachdenklich tippte Live sich an die Unterlippe und versuchte ihr Lachen zu unterdrücken. ,,Vorsicht Live, du weißt ich beherrsche diese Sprache schon länger, als du." Entspannt lächelnd beugte er sich zu ihr rüber. ,,Hm." Entgegnete sie nur und musterte seine Augen, um nur ja nicht auf seinen Mund zu starren. Der Moment war perfekt und Kader hätte sich nur allzu gern vorgelehnt um sie zu küssen, aber natürlich musste in dem Moment die Schulklingel die vorletzte Stunde ankündigen. Seufzend zog Kader sich zurück und Live glaubte etwas wie Bedauern in seinen Augen zu sehen. Doch ihr Herz raste so schnell, dass sie sich nicht sicher war, ob dieser Ausdruck wirklich dagewesen war oder sie ihn sich nur eingebildet hatte. Also erhoben sich die beiden und betraten den Matheraum. Wie immer waren sie die letzten, was den beiden von manchen belustigte und von anderen wie Alexa angewiderte Blicke einbrachte. Live wusste nicht, was die andern über sie dachten und das erste Mal war es ihr egal. Was hatten all diese Leute hier je für sie getan, außer sie zu blamieren, sie zu demütigen und nieder zu machen? Warum also sollte es sie interessieren was Leute wie Alexa oder Camila über sie dachten und sagten? Live hatte nun eine Familie und Kader war gerade dabei sich einen Platz in ihrem Herzen zu erschleichen. Also war ihr Leben besser, als es das in den letzten Jahren je gewesen war, trotzdem konnte Live nichts gegen dieses aufkommende Gefühl von Angst tun. Es war zu ruhig und alles lief beinahe zu gut.
Natürlich machte Mr. Miller Unterricht, was hatten sie auch alle anderes erwartet und genervt stand Live vorn an der Tafel und versuchte diese Gleichung zu lösen. Sie hasste den Lehrer dafür, dass sie immer wieder vorn stehen musste, warum schien dieser Mann der einzige zu sein, der nicht kapierte, dass Live lieber unentdeckt blieb? Angestrengt starrte sie auf die Tafel, wohl wissend, dass Kader sie die ganze Zeit mit seinen Blicken verfolgte. Seine Augen bohrten sich regelrecht in ihren Rücken und hinterließen dort ein Gefühl des Geborgenseins. Wenn er sie so anschaute, selbst wenn sie seinen Blick nicht sah, waren plötzlich alle anderen um sie herum verschwunden. Nur dass sie eben nicht allein hier waren. ,,Na Blümchen, geht das vielleicht auch schneller?" feixend erklang Alexas Stimme und Live drehte sich erschrocken um. Für einen kurzen Moment glaubte sie sich verhört zu haben. Sie konnte unmöglich wissen ... und doch verriet ihr der Ausdruck in Alexas Gesicht sehr wohl, dass sie Bescheid wusste. ,,Wie ... woher?" Kader hatte Live noch nie so weiß erlebt und er merkte, dass hier irgendwas ganz und gar nicht stimmte. Vielleicht war Live nicht gerade jemand der Streit vom Zaum riss, aber sie hatte dennoch irgendeine Antwort griffbereit. Der Ausdruck, welcher sich jetzt allerdings in ihr Gesicht schlich, die Angst welche sie zu übermannen drohte, besorgte ihn. Was hatte Alexa getan um sie so aus der Bahn zu werden? ,,Was? Darf man dich nicht Blümchen nennen?" Alexas Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, Hass und Argwohn. ,,Oder dürfen das nur ..." Live war so schnell bei ihr und packte sie, dass Alexa noch nicht einmal aufschreien konnte, ehe Live sie auf die Füße riss und ihr kalt in die Augen blickte. Ihre Gesichter waren so nah beieinander, dass Alexa Lives schwer gehenden Atem auf der Haut spürte, als sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorpresste: ,,Woher, kennst du diesen Namen!" Die Worte des sonst so ruhig wirkenden Mädchens waren kalt und hasserfüllt blickte sie das blonde Mädchen vor sich an. Alexa wusste nicht, wann sie jemals solch eine Angst vor Live gehabt hatte, doch die bekam sie augenblicklich, als sie in diese dunklen Augen blickte, welche sie förmlich zu durchbohren schienen. Selbst wenn Live die Worte so leise flüsterte, dass niemand sie verstand, außer Alexa, spürten alle die Anspannung.
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