Kapitel 3

Gedankenverloren schaute Live aus dem Fenster der Willow School und musterte die Schüler welche gerade auf dem großen Sportplatz hinter der Schule ihre Runden drehten. Chemie interessierte sie im Moment reichlich wenig, war Live mit ihren Aufgaben doch schon längst fertig. Doch irgendwas geisterte ihr schon die ganze Zeit im Kopf herum, wodurch sie sich sowieso nicht hätte konzentrieren können. Versuchte Live es zu fassen, verschwand es, als wollten ihre Gedanken mit ihr fangen spielen. Der Morgen, bevor sie zur Schule gefahren war, hatte schon komisch begonnen und seit dem versuchte sie ihre Gefühle zu kontrollieren. Doch ohne Erfolg.

Eine aufreißende Tür durchschnitt plötzlich die Stille der arbeitenden Schüler und sofort schauten alle auf. Alle außer Live welche von dem Geschehen wenig mitbekam.

,,Sie sind zu spät!" ertönte die tiefe Stimme des grummeligen, rundlichen Lehrers, welcher den Eindringling abschätzig musterte.

,,Sorry, ich musste erst mal den Raum finden, man ist die Schule riesig!" erwiderte eine entspannte Jungenstimme, ehe sich die Tür schnell hinter ihm schloss. Sein Blick wanderte einmal schnell über die Klasse, während er sich durch seine schwarzen Haare, mit den gefärbten braunen Strähnen fuhr.

,,Darauf bereitet man sich vorher vor!" murrte Herr Fischer noch kurz und blickte dann in die nun plötzlich interessierte Klasse. ,,Also, dass hier ist Kader White euer neuer Mitschüler!" verkündete er der Klasse und wand sich dann erneut dem schlanken, sportlichen Jungen zu, welcher ihn angrinste.
,,Ich hoffe Mister White, dass Sie uns hier nicht auch solche Probleme bescheren, wie an Ihren drei anderen Schulen, von denen Sie heruntergeschmissen wurden! Und damit Sie hier bei Ihren Noten auch wirklich was lernen, kommen Sie neben unsere Klassenbeste Live Kamson!"

Bei der Erwähnung ihres Namens schaute Live das erste Mal zu Kader und für beide war es ein Moment des Erkennens. Doch anders als Kader, verschloss Live sich und ihre Gefühle sofort und musterte den braunäugigen mit der leichten Hautfärbung nur abschätzig, ehe sie ihren Kopf wieder zum Fenster drehte und dem Tumult um sich keine weitere Beachtung schenkte. Sein Blick, sein Aussehen, all das bedeutete Ärger und den konnte Live im Moment nicht gebrauchn.

,,Nein! Der Freak wird ihn doch nur verschrecken!" sprang Alexa sofort auf und schrie aufgebracht.

Keiner schenkte ihr wirklich Beachtung, denn aller Augen waren auf den Neuen gerichtet, welcher ohne Protest sich auf den letzten freien Platz neben Live fallen ließ und das blasse Mädchen, mit diesen reinen, strahlenden blauen Augen musterte. Kaders Blick war sofort beim Betreten des Raums auf Live gefallen und er hatte sich in ihr wiedergesehen, diese Haltung, der abweisende Blick, die Sehnsucht nach etwas, dass nicht greifbar war. Doch offenbar wollte das Mädchen nichts von ihm wissen.

,,Hi, ich bin Kader!" mit funkelnden Augen wand er sich dem stillen, für ihn faszinierenden Mädchen zu und reichte ihr die Hand.

Im Raum war es totenstill und alle warteten auf die Reaktion von Live.

,,Ich weiß, Herr Fischer hat dich gerade vorgestellt, ich kann ziemlich gut hören!" Live machte sich noch nicht einmal die Mühe sich zu ihm umzudrehen, sondern schaute weiterhin aus dem Fenster.

,,Die hat niemals eine Chance bei dem!" kicherte Alexa hämisch ihrer Freundin zu, doch davon nahm sie überhaupt keine Notiz. Wie konnten sie darauf schließen, dass Live auch nur Interesse an diesem vollkommen von sich überzeugten Jungen hatte. Als hätte sie nichts Besseres zu tun, wie ein verliebter Teenager diesem Typen nach zu laufen.

Grinsend zog Kader seine Hand zurück und machte es sich mit ausgestreckten Beinen gemütlich. So schnell wird sie mich nicht los. Ich werde schon noch durch deine Fassade hindurchbrechen, Live Kamson!

Nach mehreren Aufrufen zur Ruhe konnte Herr Fischer endlich seinen Unterricht fortsetzen.

Den ganzen Tag versuchte Kader nun die Aufmerksamkeit von Live auf sich zu ziehen, doch diese tat alles dafür um möglichst viel Abstand zwischen sich und ihn zu bringen. Außerdem war Kader sowieso die meiste Zeit von einer Menge an Mädchen umringt, was es ihm zusätzlich erschwerte und Live umso mehr erleichterte, ihm aus dem Weg zu gehen. Er hatte noch nie ein Problem damit gehabt sich schnell einzufinden und so hatte es ihn auch nicht gestört, als er erneut von der Schule geflogen war. Klar, Kader hatte jetzt einen weiteren Schulweg, doch mit dem Auto seiner Mutter war das gar kein Problem und Freunde zurücklassen, naja, ... er ließ seine ''Freunde" sowieso nicht weit genug an sich ran, damit sie ihm wirklich was bedeuteten. Eine Freundin gab es nicht und die würde es für ihn auch nie geben, nicht bei seiner Mutter.

Würde sie es überhaupt bemerken, wenn ich einfach eine Freundin mitbringe? Schließlich ist die ja eh nicht da!

Kader hasste es, eigentlich kannte er seine Mutter gar nicht mehr recht, war sie doch immer auf reisen, so gut wie nie zuhause und kümmerte sich wenn dann sowieso nicht um ihn, egal was er nun wieder angestellt hatte. Der langweilige Unterricht hob seine Stimmung nicht gerade und Live zu welcher er nun das zigste mal rüber sah ignorierte ihn noch immer.

Sie sieht genauso verlassen aus. Aber wieso schaut sie mich nicht an? Eigentlich war Kader gar nicht so eingebildet, doch sonst war er es immer gewohnt gewesen, dass die Mädchen sich um ihn scharrten und unbedingt seine Aufmerksamkeit haben wollten.

Alexa beobachtete das Spielchen schon eine ganze Weile und konnte nur über die Dummheit von Live lachen. Immer hält sie sich für was Besseres, glaubt die Lehrer würden sie anbeten, weil sie ja angeblich so schlau ist, doch die sehen eben nicht was sie wirklich ist. Ein Freak, eine Irre, die nicht weiß wo ihr Platz in der Welt ist. Doch den werde ich ihr noch zeigen.

Das Klingeln zum Schulende erlöste Live endlich und schnell packte sie ihre Sachen um Kader und ihren Gedanken zu entfliehen. Heute hatte sie die Ablenkung im Krankenhaus mehr als nur nötig. Ihr Herz raste, ihre Gedanken irrten umher und vernebelten wie eine dunkle Wolke ihre Sicht. Live wollte nur so schnell wie möglich weg hier, doch bei dem Versuch ihr Fahrrad abzuschließen, verhedderte sie ihren Schlüssel, ließ ihn mehrfach fallen und riss dann endlich das verdammte Schloss aus dem Halter. Völlig mit den Nerven am Ende raste sie blindlings vom Schulhof und ignorierte alles um sich herum. Das einzige was sie noch wahrnahm, war ihr stetig ruhiger werdendes Herz, mit jedem Meter den sie sich von Kader entfernte.

Kader sah nur noch wie Live davon fuhr, bevor er auch nur die Chance hatte mit ihr zu reden. Morgen entkommst du mir nicht! Versprach er sich und Live. Schnell ließ er sich in den Sitz seines, bzw. des Mercedes seiner Mutter fallen und atmete ruhig aus.

,,Dann wollen wir doch mal sehen, ob sie heute zuhause ist." Müde schaltete er das Radio ein und fuhr vom Parkplatz nachhause um den 40 minütigen Heimweg anzutreten.

Lassen wir die Spiele beginnen, Live Kamson, mach dich auf deinen Untergang bereit. Wenn du dachtest, du wüsstest was die Hölle ist, dann wirst du jetzt den Krieg kennenlernen. Zufrieden grinsend stand Alexa auf den Stufen die zur Willow School hinaufführten und schaute zu wie ihre zwei Spielzeuge die Schule verließen.

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