Kapitel 28
Weder Live noch Sonja hatten Frank etwas von dem erzählt was am Nachmittag geschehen war und voller Freude stellte dieser fest, dass Live den gesamten Abend nicht mehr von Sonjas Seite wich. Live schien gerade so an seiner Frau zu kleben. Wenn Sonja in die Küche ging folgte das Mädchen ihr um zu helfen oder einfach nur bei ihr zu sein. Er freute sich sehr für seine Frau, denn man sah ihr an, wie seht sie das Mädchen, welches sie aufgenommen hatte liebte. Schon vom ersten Moment an hatte es für Sonja nie einen Zweifel gegeben, dass Live ihre Tochter werden würde und nun schien sich ihr Wunsch nach einigen Jahren tatsächlich erfüllt zu haben. Lächelnd beobachtete er die beiden und alle Zweifel die er je bei Lives Erscheinung gehabt hatte verschwanden so gleich. Frank schämte sich dafür, dass er ab und an mit dem Gedanken gespielt hatte Sonja überreden zu wollen Live umzutauschen. Er war bei weitem nicht so geduldig wie seine Frau, doch als er das Thema einmal vorsichtig hatte anschneiden wollen war Sonja so entrüstet gewesen, das er es nie wieder erwähnte. Dennoch waren die Gedanken unweigerlich immer wieder in seinem Kopf umher gegeistert und wollten einfach nicht verschwinden. Frank hatte es nicht böse gemeint, denn auch er wollte unbedingt ein Kind haben und nachdem feststand, dass Sonja keine Kinder bekommen konnte war auch für ihn eine Welt zusammengebrochen. Live jedoch war so schwierig und zerbrechlich und er konnte es manchmal schon gar nicht mehr aushalten immer wieder aus dem Schlaf aufzuschrecken. Die Gedanken daran Live wieder zurückzubringen waren ihm nur gekommen, weil er das was er hatte, seine Frau beschützen wollte. Es hatte ihm das Herz gebrochen mit ansehen zu müssen, wie seine geliebte Sonja sich so sehr ins Zeug legte und das Mädchen, es einfach nicht annahm oder die beiden sogar gänzlich abwies. Doch nun sah er in die vor Freude strahlenden Augen seiner geliebten Frau und musste unweigerlich feststellen, dass auch er froh darüber war, dieses ruhige und oft sehr stille Mädchen bei sich zu haben. Er kam auch damit zurecht, dass sie nie eine solche Bindung zu ihm haben würde wie Live es eindeutig nun zu Sonja hatte. Es waren für sie alle schwierige Jahre gewesen und obwohl Frank noch immer nicht wusste, was zwischen den beiden heute geschehen war, dass sie nun so liebevoll, ja fast familienähnlich umgingen, genoss er es einfach beide seine Mädchen so lächeln zu sehen.
Am nächsten Morgen tauchte Kader nicht in der Schule auf und Live war ein wenig enttäuscht, dass er nicht einmal versuchte es gerade zu biegen, sondern ihr lieber aus dem Weg ging. Aber eigentlich hätte sie es sich auch denken können. Er war eben Kader White, der Unruhestifter, welcher von 3 Schulen geflogen war. Aber dass er sich jetzt ernsthaft diese letzte Chance verbaute machte sie wütend. Verstand er denn nicht, dass er Glück hatte überhaupt hier auf dieser Schule genommen worden zu sein. Dass Kader etwas passiert oder er krank sein könnte war für Live völlig ausgeschlossen, immerhin war er gestern völlig gesund und munter. Die Stunden zogen sich da sie Kader und sein ständiges Gebrabbel nicht neben sich hatte wie Kaugummi und fast wäre sie sogar gewillt gewesen Alexa anzusprechen, nur um irgendwas zu haben mit dem sie sich beschäftigen konnte. Doch so, in ihrer momentanen Verfassung schweiften ihre Gedanken immer und immer wieder zu dem Erzählten des Vortages. Live bereute nicht direkt, dass sie es Sonja erzählt hatte, doch sie wünschte sich nun, dass sie im Eifer des Gefechts nicht alles so genau beschrieben hätte. Warum hatte sie auch noch alles erzählt? Wieso hatte sie nicht einfach den Mund halten können und Sonja zumindest über einige Details im Ungewissen lassen können? Du musstest los lassen, nur so konntest du wirklich eine wahrhafte Bindung zu Sonja aufbauen! Da war sie wieder, ihre innere Stimme, welche immer schlauer als Live zu sein schien, als wüsste Live es eigentlich nicht selbst und bräuchte sie um in der Welt wirklich zurecht zu kommen. Live wollte diese Bindung, doch gleichzeitig fürchtete sie sich davor. Sie wollte nicht mit Mitleid angesehen werden, wollte nicht wie eine Porzellanpuppe behandelt werden. Live könnte es nicht ertragen, wenn diese Worte, welche sie an Sonja gerichtet hatte nun dazu führten, dass diese Frau sie anders behandelte, dabei war Sonja sowieso schon immer sehr sanft zu Live gewesen. Seufzend versuchte sie di e Gedanken weg zu schieben und sich zumindest die letzten paar Minuten auf den Unterricht zu konzentrieren.
,,So meine Lieben, das war es dann! Wir sehen uns morgen in aller Frische!" strahlend schloss die Französischlehrerin das Buch und entließ sie somit aus dem Raum. Live schreckte aus ihren Gedanken, welche sie doch wieder gefangen gehalten hatten, auf und schaute sich im Raum um, dabei bemerkte sie, dass Alexa sie die ganze Zeit anstarrte. Live starrteemotionslos zurück, packte ihre Sachen und verschwand aus dem Raum, sie verstand nicht was nun schon wieder war. Ja klar, sie hatte ja selber überlegt einen Streit vom Zaun zu brechen, aber dass Alexa sie nun zum wiederholten Male so intensiv anstarrte besorgte Live allmählich. Erst war es ihr nicht aufgefallen, aber von Zeit zu Zeit hatte sie dann gesehen, dass Alexa überall auftauchte wo sie sich aufhielt. Beim Sport blieb sie immer in Lives Nähe, sie verfolgte Live bis zu Räumen, wo sie selbst eigentlich gar nicht Unterricht hatte und immer nach der Schule beobachtete sie Live wenn diese vom Schulhof fuhr. Bisher hatte Alexa ihr nur in der Schule aufgelauert, doch dieses merkwürdige Verhalten hielt nun schon einige Zeit an und Live wusste nicht ob das andere Mädchen es überhaupt mitbekam oder es nur unwissentlich geschah, wobei sie dies eigentlich ausschloss, dafür war es einfach viel zu deutlich. Jedoch war seit diesem einen Zusammenstoß nichts weiter zwischen den beiden geschehen und diese Ruhe besorgte Live beinahe noch mehr, als wenn Alexa ihr jeden Tag ihres Lebens irgendwie versuchte schwer zu machen.
,,Wehe sie bemerkt etwas, dann bist du die nächste!" die Worte geisterten Alexa immer wieder im Kopf herum. Worauf hatte sie sich hier eigentlich eingelassen? Live hatte sie vorher schon gehasst aber sie jetzt auch noch auf Schritt und Tritt verfolgen? Sie immer um sich haben? Das war einfach zu viel. Als wolle sie wissen, wo das Mädchen nach der Schule ihre Stunden verbrachte. Alexa hatte immer noch ein eigenes Leben, in welchem gerade alles drunter und drüber zu laufen schien. Also erfand sie Geschichten, wenn sie wieder einmal bei Ihnen war. Live ging ja sowieso jeden Tag ins Krankenhaus, also war es nicht schwer Ihnen zu sagen, sie verbringe die meisten ihrer Abende dort bis es stockfinster wäre und erst dann mache sie sich nach Hause, wo sie dann bis zum nächsten Morgen blieb. Natürlich glaubten Sie ihr, immerhin war Alexa die einzige Quelle um an Live heran zu kommen, abgesehen von der anderen blonden Schönheit, doch diese hatte keinen Grund immer wieder direkt mit Ihnen in Kontakt zu treten. Es graute ihr erneut zu Ihnen zu gehen, doch was blieb ihr anderes übrig? Immerhin hatten Sie ihren Vater in der Hand und Sie würden definitiv auch ihr Leben ruinieren, wenn Alexa nicht tun würde was Sie wollten. ,,Dann bringen wir es mal hinter uns ..." seufzend betrat sie das Connor Policeamt welches sich zum Glück eineinhalb Stunden entfernt von Willow befand. Natürlich konnte Alexa dadurch ihren Vater nicht so oft besuchen wie sie gerne wollte, aber immerhin musste sie dann nicht jede Woche neue Aufträge von den ihr so sehr verhassten Paar entgegen nehmen, auch wenn Sie einen Weg gefunden hatten Alexa immer wieder Nachrichten auf dem Handy zu hinterlassen. Manchmal war sie schon gewillt sich einfach ein neues zu kaufen und ihre Nummer zu ändern, doch dann würden Sie ihrem Vater etwas antun und vermutlich hätten Sie ihre Nummer schneller herausgefunden, als sie ihr neues Handy überhaupt hätte einschalten können. Genervt schaute sie sich in der Umgebung um, sie würde Live dafür höchst persönlich in die Hölle schicken. Was Sie wohl dieses mal wieder verlangen würden? Alexa schrieb sich am Eingang in die Besucherliste, erhielt ihren Besucherausweis und wurde von einer großen, blonden Frau in Beamtenkleidung zu einem Raum geführt. Der grimmige Blick welchen ihr Gesicht zierte zeigte, wie genervt sie von ihrer Arbeit war und Alexa versuchte sie etwas aufzumuntern. Doch die Frau schnaubte nur, schob sie in den kahlen Raum, schloss die Tür hinter sich und war plötzlich verschwunden. ,,Nett!" augenrollend setzte sie sich auf einen der Metallstühle, welcher mit einem zweiten und dem Metalltisch das einzige Inventar dieses grellen, weißen und sonst so langweiligen Raums darstellte. Wie immer musste sie nicht lange warten, bis ihr Vater endlich bei ihr war.
,,Hallo Papa!" freudig sprang sie auf und wollte ihn umarmen, wurde aber durch ein Räuspern des Polizisten, welcher ihren Vater hergebracht hatte und nun in einer der Ecken stand daran gehindert ihre Tat umzusetzen. So wie immer. Sie hasste es sich nicht mehr in die Arme ihres Vaters werfen zu können und seine Nähe nicht mehr zu spüren. Alexa vermisste ihn so sehr und schreckte manchmal mitten in der Nacht auf, weil sie glaubte er würde bei ihr sitzen, doch da war dann immer nur die Dunkelheit und sie musste sich eingestehen, dass es nur ein Traum gewesen war. ,,Tschuldigung!" nuschelnd setzte sie sich ihrem Vater gegenüber. ,,Nun erzähl, wie geht es dir und deiner Mutter?" Deine Mutter, wie sie diesen Ausdruck hasste, doch ihr Vater konnte ja nichts dafür, dass ihre Mutter, seine eigentliche Frau ihn verlassen hatte, nur wegen diesem einen Fehler. Dabei wusste sie ganz genau, dass ihr Mann das Geld nur veruntreut hatte, weil sie immer so viel davon haben wollte. Weil sie nicht genug in den Rachen gesteckt bekommen konnte, wie Alexa fand. Natürlich hatten ihre Eltern viel Geld, doch ihre Mutter artete gern zu stark mit ihren Besitztümern aus und kaufte wahllos Dinge, die man so eigentlich nicht unbedingt brauchte und dabei auch noch eine große Stange Geld kosteten, was sie natürlich nicht interessierte. Hauptsache Sandra Stock konnte weiterhin in ihrem Luxus leben und mit Geld nur so um sich werfen. Und sobald herausgekommen war, dass ihr Mann Geld unterschlagen hatte machte sie die Biege, reichte die Scheidung ein, die er auch noch zahlen sollte und blieb nur noch weil sie sich nun um Alexa kümmern musste. Die beiden hatten noch nie ein gutes Verhältnis, doch es schmerzte Alexa zu wissen, dass ihre Mutter nur blieb weil sie zumindest noch so viel Anstand hatte um ihre einzige Tochter nicht komplett allein zu lassen. Dabei würde sie gehen, sobald Alexa 18 war, denn ihre Mutter verabscheute Willow, das Kaff wie sie immer zu sagen pflegte und nicht einmal ihre Tochter könne sie dazu bringen hier zu bleien. Das machte Alexa nichts aus, denn sie hatte ihren Vater und sie würde warten, bis er endlich wieder frei käme, dann würde alles wieder gut werden, das musste es einfach.
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