2. Kapitel
Nur langsam kam ich wieder zu mir. Meine Kehle war trocken und ich fühlte mich einfach nur erschöpft. Ich wollte schlafen, doch der Gedanke daran, dass ich in Gefahr sein könnte, hielt mich davon ab. Bevor ich nicht wusste, was hier los war, durfte ich nicht schlafen.
Louis hatte etwas von K.O.-Tropfen erzählt, aber warum sollte er mich unter Drogen setzen? Ich wäre freiwillig mit ihm gegangen und hätte vermutlich sogar mit ihm geschlafen, warum also diese Aktion? Im Club hatte ich tatsächlich das Gefühl gehabt, dass ich ihm vertrauen könnte, obwohl wir uns kaum kannten. Er hatte einfach etwas an sich, was mich faszinierte und wie magisch anzog. Doch scheinbar hatte ich mich in ihm geirrt.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ich endlich die Augen aufbekam. Ohne mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen schaute ich mich etwas um. Ich befand mich in einem fast komplett leeren Raum. Außer einer Matratze, auf der ich lag, gab es keinerlei Einrichtungsgegenstände. Die Wände, die vermutlich vor Jahren mal weiß gewesen waren, hatten sich gelblich verfärbt. Das Zimmer schien schon einige Jahre unbewohnt zu sein.
Langsam setzte ich mich auf. Mein Kopf dröhnte und mir war ein wenig schlecht. Wäre ich nun in meiner Wohnung, würde ich mich aufs Sofa legen und dort vermutlichen den kompletten Tag verbringen. Doch dafür müsste ich erstmal heraus finden, wo ich mich aktuell aufhielt und wie ich hier wegkam.
Ich ließ meinen Blick an mir hinab wandern. Meine Kleidung trug ich noch und ich schien auch unverletzt zu sein. Zum einen war ich über diese Erkenntnis erleichtert, doch gleichzeitig verwirrte sie mich auch. Louis Motiv für diese Tat blieb mir ein Geheimnis.
Schritte, die näher kamen, ließen mich zusammenzucken. Nur wenig später wurde die Zimmertür aufgeschlossen und Louis betrat den Raum. Er hatte sich umgezogen. In den Händen hielt er zwei Tassen.
"Morgen.", begrüßte er mich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. "Haben die Schreie dich geweckt?"
"Welche Schreie?", hakte ich panisch nach.
"Es freut mich, dass du so gut geschlafen hast." Er ignorierte meine Frage komplett.
"Gut geschlafen?! Du hast ..." Louis ließ mich nicht ausreden, sondern unterbrach mich.
"Ich hab uns Kaffee gekocht. Milch oder Zucker dazu?"
"Was willst du von mir? Wo sind wir hier? Was hast du mit mir getan, als ich bewusstlos war?", stellte ich die nächsten Fragen, doch auch diese blieben unbeantwortet.
"Also ohne alles." Noch immer lächelnd ließ Louis sich neben mir auf der Matratze nieder und hielt mir eine der Tasse hin. Ich nahm sie nicht an. Immerhin war ich, nachdem ich das letzte mal etwas von ihm angenommen hatte, bewusstlos geworden. "Komm schon, Harry, ich werde dich schon nicht vergiften." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Gestern Abend war das kein Gift. Es waren nur K.O. Tropfen."
"NUR?!", schrie ich.
"Nicht so laut, du weckst noch die anderen Besucher und dann geht das Geheule wieder los."
"Du hast gestern noch mehr Leute hier her gebracht?"
"Nein, die Anderen sind schon länger hier."
"Wie lange?" Louis zuckte mit den Schultern.
"Unterschiedlich, je nachdem wie lange sie überleben. Die ganz Langweiligen sterben nach wenigen Tagen, aber einige sind tatsächlich schon seit mehreren Monaten hier. Man kann ihnen dabei zu sehen, wie sie Stück für Stück die Hoffnung verlieren. Es gibt Tage an denen denken sie, sie könnten wirklich abhauen, aber diese Spinnerei treib ich ihnen schnell wieder aus." Ein weiteres mal hielt Louis mir die Tasse hin, doch auch dieses mal griff ich nicht danach. Der Kleinere verdrehte die Augen, nahm selbst einen Schluck aus der Tasse und hielt sie mir dann erneut hin. Ich nahm sie nicht an. "NIMM DIE VERDAMMTE TASSE!", schrie Louis mich plötzlich an, weswegen ich zusammenzuckte und tatsächlich nach der Tasse griff. Kaum hielt ich sie in den Händen, lächelte Louis auch schon zufrieden. "Na geht doch." Er nahm einen Schluck aus seiner eigenen Tasse, wobei er den Raum musterte. "Deine Wände sind noch so sauber. Normalerweise bin ich mit meinen Besuchern nur in den unteren Räumen. Es ist leichter sie von dort zu entsorgen. Auf der Treppe liegt Teppich. Wahrscheinlich bekommt man dort Blut nur schwer wieder raus ... Aber vielleicht könnte man die Reste auch einfach durchs Fenster entsorgen." Louis nahm noch einen Schluck Kaffee, ehe er aufstand und zum Fenster lief. Nachdenklich sah er nach unten. "Ja, das könnte tatsächlich klappen, aber ich hoffe, dass wir es nicht all zu schnell testen müssen. Ich würde dich gerne noch etwas als meinen Besucher behalten." Er drehte sich zu mir um, musterte mich einige Sekunden und kehrte dann zurück zur Matratze. Ohne auf eine Erlaubnis von mir zu warten, setzte er sich auf meinen Schoss. "Du bist anders, Harry, ich weiß nur noch nicht, was ich mit diesem Wissen anfangen soll."
"Mich gehen lassen?", schlug ich vor.
"In den letzten Jahren hat außer mir Niemand dieses Haus lebendig verlassen und das möchte ich auch nur ungern ändern, also wirst du bleiben müssen."
"Was hast du mit mir vor?" Ich musterte meinen Gegenüber bis mein Blick bei seinen blauen Augen hängen blieb.
"Mir wird schon etwas schönes einfallen." Seine kleinen Hände legten sich auf meine Wangen. Er zog meinen Kopf näher zu sich, stoppte jedoch kurz bevor sich unsere Lippen berührten. "Vertrau mir einfach."
"Ich kann dir nicht mehr vertrauen, Louis."Mit beiden Händen packte er mich an der Kehle und drückte zu. Ich bekam keine Luft mehr.
"Das solltest du aber, Harry. Dein Leben liegt in meinen Händen. Ich lasse aber nur die Personen am Leben, die es verdient haben. Enttäusch mich nicht, wie all die Leute, die ich habe sterben lassen müssen. Dein Leben wäre vorbei und für mich wärst du nur ein weiterer Eintrag in meinem Notizbuch. Ich hab nichts zu verlieren, du schon, also schlage ich vor, dass du nach meine Regeln spielst." Endlich ließ Louis von mir ab. Keuchend schnappte ich nach Luft. "Wer schummelt, stirbt. Wer mich enttäuscht, stirbt. Wer mich langweilt, stirbt." Louis erhob sich von meinem Schoss. "Wenn du mich entschuldigst, ich muss meinen Rundgang fortsetzen. Du kannst in der Zeit ja deinen Kaffee trinken und dich etwas auf deiner Matratze einrichten." Er lehnte sich nochmal zu mir runter, küsste meine Wange und ging dann Richtung Tür. Von der Tür aus lächelte er mich an. "Achja und Harry, einen Tipp gebe ich dir noch, jeder Fluchtversuch ist sinnlos und wird mit einem qualvollen Tod bestraft, also versuch es gar nicht erst. Wir sehen uns später." Ein letztes mal lächelte Louis mich an, dann schloss er die Tür hinter sich und schloss ab.
Ich war wieder allein im Zimmer. Doch nun mit dem Wissen, dass der Typ, der mich gestern so fasziniert hatte, ein Monster war.
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Was sagt ihr zu Louis wahren Ich? Und was würdet ihr an Harrys Stelle tun?
Danke für all die lieben Kommentare im ersten Kapitel :* Würde mich freuen, auch weiterhin eure Meinung zu dieser Story zu hören ♥♥♥
P.S. Ganz oben seht ihr ein Bild von Louis Haus
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