Kapitel 1

Simon schlief fast ein, als der Lehrer von dem Wahlsystem in ihrem Land zu sprechen begann. Gelangweilt legte er seinen Kopf auf den Tisch und stellte sich wie so oft die Frage, warum bin ich hier? Simon war ein eher unscheinbarer Junge mit hellbraunen kurzen Haaren und braunen Augen mit einem grünen Ring. Er hatte Sommersprossen, die er hasste, und trug eine stylische schwarze Brille, wahrscheinlich das einzige Stylische an ihm.

Er liebte Hoodies und er liebte Anime – vor allem Naruto, ein Nerd eben. Gerade trug er einen schwarzen Itachi-Hoodie, auf dem mit roter Farbe Itachi Uchiha mit seinem Mangekyo-Sharingan zu sehen war. Simon war eher ruhig, ein Mitläufer, doch gemobbt wurde er nie. Sie akzeptierten ihn neben sich, aber tiefere Freundschaften hatte er noch nicht geschlossen.

Irgendwie schaffte er es durch die Stunde, der Lehrer interessierte sich wie immer nicht für ihn, aber das war ihm recht. Nach der Stunde hieß es Sport, worauf er absolut keine Lust hatte. Er ging zur alten Sporthalle, wo sich eine alte Toilettenanlage befand, die irgendwie kaum einer nutzte.

Er öffnete die etwas abgewetzte Tür und ein alter Waschraum mit gräulichen Fliesen, hässlichen grünen Trennwänden von drei Klos und einem Pissoir daneben begrüßten ihn. Das Neonlicht summte seltsam und flackerte manchmal. Er ging in die zweite Kabine, in die er immer ging. Wobei, seit wann ging er eigentlich hierher?

Mit einem Seufzen öffnete er die Hose und setzte sich auf die Klobrille. Plötzlich hörte er ein seltsames Geräusch – als ob jemand erschrocken nach Luft schnappte. Als er das Gesicht nach rechts drehte, schaute er in ein Paar blasser, violetter Augen. Diese befanden sich in einem weißen, leichtdurchsichtigen Gesicht eines unglaublich attraktiven jungen Mannes, der vielleicht ein Jahr älter sein konnte als er selbst. Dieser hatte kurze weiße Haare und harte männliche Gesichtszüge. Sein Körper war in einem weißen Gewand, doch er hatte klar muskulöse Gliedmaßen und war mindestens einen Kopf größer als Simon.

Dieser kniete von ihm und schaute ihn stumm an. Simon starrte zurück. Beide sagten nichts. Es dauerte einige Sekunden, bis Simon die Situation realisierte. Er saß mit heruntergelassenen Hosen auf einem alten Schulklo und vor ihm kniete ein durchsichtiger scharfer junger Mann mit lila Augen.

Ach... du... scheiße.

Erschrocken sprang auf, krallte den Bund seiner Hose, um diese nach oben zu reißen, doch eine durchsichtige Hand hielt ihn ab. Sie drückte von oben gegen den Hosenbund, sodass Simon sie gerade über seinen Schritt hatte ziehen können. Von einem starken Körper wurde er gegen die kalte Kabinenwand gedrückt. Panik wallte in ihn auf. Was...?

Das attraktive Gesicht starrte von oben zu ihm herunter, dann hörte er zum ersten Mal die Stimme des Geistes.

„Warum versteckst du deinen schönen Körper?", hauchte eine tiefe männliche Stimme, die Simons Herz schneller schlagen ließ. Beschämt drehte er den Kopf weg.

„Bitte, lass mich los", kam ihm leise über die Lippen. Überraschung machte sich auf dem Gesicht des Geistes breit.

„Du kannst mich sehen und hören?", fragte dieser und ließ von dem Menschen ab.

„Das fragst du, nachdem du mich an die Wand gedrückt hast und ... ach egal", antwortete Simon hysterisch. Der Geist legte nachdenklich den Kopf schief und schien über seine Aussage nachzudenken.

„Stimmt", kam dieser zum Entschluss.

Simon schloss die Hose und wollte aus der Kabine stürmen, doch der Geist hielt ihn ab. Er versperrte ihm einfach den Weg. Himmel, wie kann jemand nur so gut gebaut sein?

„Wie ist dein Name?", fragte der Geist.

Verwirrt schaute Simon zu ihm, wägte ab, ob er ihm antworten sollte. Aber wenn ich nicht antworte, wird er mich wahrscheinlich nicht aus dieser Kabine lassen. Er sah schon die Schlagzeile.

Siebzehnjähriger Junge verhungert im Schulklo bei offener Tür.

„S-Simon", stotterte er.

Ein attraktives Lächeln erschien auf dem Gesicht des Geistes.

„Das ist ein schöner Name, der passt zu dir. Ich bin Yuki und wie du dir denken kannst, bin ich ein Geist."

Yuki. Das war Japanisch für Schnee und passte perfekt zu dessen Erscheinung. Ich bin wirklich ein Nerd...

„Würdest du mich rauslassen?", fragte Simon Yuki vorsichtig. Dieser legte erneut den Kopf schief und starrte ihn an.

„Ja, aber nur unter einer Bedingung. Du musst mir helfen, diese Welt zu verlassen." Der Junge starrte ihn an.

„Was?", fragte Simon.

„Ich stecke hier fest und möchte endlich weiter, aber aus irgendeinem Grund schaffe ich es nicht. Kannst du mir helfen weiterzuziehen?", fragte Yuki mit einem traurigen Gesicht.

In diesem Moment spürte Simon ein Ziehen in seiner Brust, einen Schmerz. Er sitzt hier fest, wahrscheinlich alleine und nicht sichtbar für andere, sonst hätte er mich nicht überrascht gefragt, ob ich ihn sehen kann. Also fasste Simon einen Entschluss.

„Was muss ich tun, damit du weiterziehen kannst?", fragte er mit fester Stimme.

Der Geist lächelte. „Das ist einfach, ich muss mich an etwas erinnern, etwas Wichtiges. Dann kann ich gehen."

Das überraschte Simon. „Und wie sollen wir das machen?", fragte er verwirrt.

Der Geist starrte zur Decke und dachte nach. Dann antwortete er: „Ich denke, wir sollten gewisse Orte aufsuchen, die mir wichtig waren. Vielleicht kann ich mich dann erinnern." Dieser Vorschlag klang plausibel.

„Gut. Dann lass uns gehen Yuki."

Simon hatte so oder so nicht vor am Sportunterricht teilzunehmen, da er dort eh nicht angespielt wurde, als sei er Luft. Er war nicht der sportlichste, das war leider eine Tatsache. Yuki nickte und machte Platz, damit Simon die Kabine verlassen konnte. Gemeinsam traten sie aus dem alten Gebäude nach draußen und wurden von dem Sonnenlicht begrüßt.

Als Simon zu Yuki sah, verschlug es ihm die Sprache. Der Geist strahlte in dem Licht, war einfach nur wunderschön. Er brauchte kurz, bis er sich wieder fing.

„Gut, wo sollen wir als erstes hin?", fragte er den Geist.

Dieser sagte, ohne zu zögern, zu dem Spielplatz im Avery Bezirk. Simon wusste, welchen er meinte, denn er war da täglich, nur nicht in letzter Zeit. Warum eigentlich nicht? Gemeinsam liefen sie die Straße entlang.

„Wie bist du eigentlich gestorben?", fragte Simon den Geist. Dieser schaute traurig.

„Ich weiß es nicht, doch ich bin nun alleine hier und niemand konnte mich sehen. Ich war sehr einsam, bis du gekommen bist", sagte er. Dass jemand solch attraktives alleine war, konnte er nicht nachvollziehen.

„Aber nun zu dir, Simon, erzähl mir etwas von dir", sagte dieser mit einem Lächeln.

Es war schon lange her, dass sich jemand für Simon interessiert hatte. Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus.

„Ich bin nichts Besonderes. Ich bin siebzehn, liebe Animes und Mangas und lerne japanisch. In der Schule bin ich nicht schlecht, vor allem Mathe liegt mir, während Sport gar nicht meins ist."

Yuki lächelte erneut.

„Du bist wirklich sympathisch. Ich mag deine offene Art, schade, dass ich dich nicht vor meinem Tod kennengelernt habe, wir wären bestimmt gute Freunde geworden", sagte der Geist, was ein seltsames Gefühl in Simon verursachte, er konnte es aber nicht zuordnen.


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