6. Eis, Alkohol & die Sterne am Himmel

Es war der letzte Freitag des Monats und alle Vorlesungen, die am Nachmittag stattfinden sollten, wurden gestrichen oder verschoben.
So wie Jack und Robin es nämlich angekündigt hatten, stand nun das Sommerfest der Universität an. Laut den Aushängen war das Fest hauptsächlich für derzeitige Studenten gedacht, aber auch Uni Interessierte oder Freunde von Studenten durften teilnehmen. Überprüfen konnte das eh keiner.
Das war auch der Grund, warum ich Hera eingeladen hatte auch zu kommen. Es war schon ein bisschen länger her, dass wir uns nach meiner Pausen Aktion gesehen hatten, und so hatte sie sich sehr über meine Einladung gefreut. Sie hatte auch gemeint, dass sie überlegt, ebenfalls ein Studium anzufangen, nur welche Richtung wüsste sie noch nicht.

Ich griff nach Ellies Hand und lächelte ihr zu, selbstverständlich gingen wir zusammen zum Fest und auch Ellies Mitstudentin Isla war dabei.
Ihre dunklen und dicken Haare wippten im Gehen hin und her und sie strich sich einige Locken aus dem Gesicht. Durch ihre dunklere Haut hatte Isla das Eincremen mit Sonnencreme vermeiden können; doch Ellie, mit ihrer von Natur aus fast weißen asiatischen Haut, und ich, der meistens nur nachts draußen war, konnten auf diesen Hautschutz nicht verzichten.
Gerade wischte Ellie mir vorsichtig über die Wange und erklärte lächelnd:
„Du warst da noch weiß"
Die Nachmittags Sonne knallte auf uns herunter, während wir uns dem Campus Gelände der Royal Holloway University of London näherten. Schon von Weitem hörte man leise Pop Musik Klänge ertönen und man sah riesige gelbe Sonnenschirme, die auf den Grünflächen und geschotterten Wegen verteilt waren.
„Die haben sich ja richtig Mühe gegeben" meinte Isla staunend und stemmte überrascht ihre Hände in die Hüfte.
Auch ich musterte das Gelände verblüfft. Überall tummelten sich Gruppen von jungen Leuten oder Lehrern an aufgebauten Ständen. Mal gab es dort was zu essen, mal Infomaterial für Gruppenaktivitäten oder so eine Art Experimente beziehungsweise Vorstellungen der einzelnen Kurse.
„Das kannst du laut sagen, Jack meinte, sie haben über zwei Monate dran geplant" erwiderte ich nickend.
„Aber warum haben wir davon kaum was mitbekommen?" dachte Ellie laut nach und ich gab die Informationen wieder, die meine Freunde mir erzählt hatten.
„Das Fest wurde hauptsächlich von den 3. Und 4. Semester Studenten organisiert und vorbereitet. Beziehungsweise wurden von diesen Studenten die Infostände für die Kurse vorbereitet. Das Fest soll ein Willkommensgeschenk für uns sein, aber auch für neue Studenten werben"
„Verstehe" meine Freundin nickte und sah sich weiter um.
„Dann will ich unbedingt sehen, was unser Studiengang gemacht hat" meinte Isla grinsend „Uhh, da hinten gibt's Eis! Kommst du mit Ellie?"
„Klar, du auch Froy?"
„Ich ähm, kannst du mir was mitbringen? Erdbeereis oder so. Ich glaube da hinten ist Arthur, ich komme gleich zu euch, okay?" antwortete ich und reckte meinen Kopf hin und her, als ich hinter einem blauen Stand einen blonden Schopf sah, der Arthurs Friseur ziemlich ähnelte.
„Na sicher, bis gleich" die Hand meiner Freundin löste sich aus meiner und sie schlenderte mit ihrer Mitbewohnerin zum Eis-Mobil hinüber, welches ich bis gerade eben noch nicht gesehen hatte. Dann machte ich mich auf den Weg zum blauen Stand, wo ich Arthur vermutete und tatsächlich hatte ich mit meiner Vermutung recht gehabt.
„Hey Arthur!" sagte ich erfreut und klopfte ihm auf die Schulter.
Dieser lächelte mir zu und ich betrachtete den Stand genauer. Es war eine Präsentation über den Handball Kurs.
„Spielst du etwa Handball?"
„Ne", mein Kumpel schüttelte den Kopf „wollte mir einfach alle Stände hier draußen anschauen. Drinnen gibt's noch mehr"
„Noch mehr?" fragte ich fassungslos und versuchte durch die Glasfront der Eingangshalle zu sehen. Jedoch war sie zu weit weg und durch das einfallende Licht der Sonne, die sich in den Fenstern spiegelte, konnte ich nichts erkennen.
Arthur nickte und schüttelte dann dankend den Kopf, als das Mädchen vom Stand ihm einen Flyer geben wollte. Zusammen schlenderten wir weiter und kamen auf dem Weg zu Isla und Ellie an dem Biologie-Stand, dem Schwimmkurs und dem allgemeinen Universitätsstand vorbei, der im Vergleich zu den anderen besonders groß und auffällig war.
Heute trug ich, wie die meisten anderen, lockere Freizeitklamotten, obwohl ich in faktisch in der Uni war. Eine lockere kurze Cargo Hose und ein dunkelgrünes Shirt sorgten aber immer noch für einen gut gepflegt wirkenden Look.
Ich winkte den beiden Mädchen zu, als sie sich suchend, mit dem Eis in der Hand, umblickten und dann zu uns kamen, als sie mein Winken bemerkten.
Ellie reichte mir mein Eis in der Waffel:
„Danke sehr Love, wir rechnen nachher ab, okay?"
„Ja ja, kein Problem" lachte sie und fing an ihr hellgelbes Eis zu genießen. Ich tippte auf Vanille.
„Hi Arthur" begrüßte jetzt auch Isla meinen Mitstudenten „Du bist ja schon ein wenig länger hier, weiß du wo der Geografie Platz ist?"
Der junge Mann schüttelte den Kopf: „Tut mir leid, das weiß ich auch nicht. Hier draußen aber nicht, ich habe mir schon jeden Stand angeschaut, aber in der Eingangshalle und in den ersten zwei Vorlesungssaale sollen angeblich noch Stände sein, abgesehen vom Astronomie Turm"
„Aber den findet man doch gar nicht so einfach, wenn man es nicht weiß" fragte ich mich und dachte an den schon etwas komplizierteren Weg, um zum großen Teleskop und den anderen Gerätschaften zu gelangen.
„Das stimmt, aber der Stand ist dort hinten am Eingang. Auf einem Schild ist der Weg Plan verzeichnet. Die machen aber eh erst ab 20 Uhr Besichtigungen, lohnt sich vorher eben nicht"
Ich musste schmunzeln: „Tja, die Treppen sind nicht ohne, da will man schließlich was für bekommen. Zumindest denken sich das dann die die Besucher"
„Haha sehr witzig" meinte Ellie und verdrehte die Augen.
„Ihr beide kommt doch nachher bestimmt auch mit hoch, oder?" fragte Arthur die beiden Mädchen.
Während Ellie wie selbstverständlich nickte, schien Isla nicht ganz sicher zu sein.
„Muss schauen, wie ich nachher drauf bin, hab gehört ab dann steigt auch die Party in der Gegend. Wurde wohl auch von den älteren Studenten geplant"
„Dann verpasst du was, Isla, so schnell kommst du nicht wieder an ein so gutes Teleskop ran und außerdem ist der Himmel heute fast klar. Perfekt zum Sterne schauen"
„Wie gesagt, ich werde schauen" das Mädchen zuckte mit den Schultern und zwinkerte mir zu.

Zusammen machten wir uns auf den Weg zur Eingangshalle, um den Studiengang von meiner Freundin und ihrer Mitbewohnerin zu finden.
Tatsächlich befand er sich in einem der Vorlesungssaale und nahm viel Platz in Anspruch, weil die Wände und Tische über und über mit Karten bestückt waren.
Auf diesen Karten war nicht nur der typische Stadtaufbau von London zu sehen, sondern auch die Flüsse und Bodenschichten. Nicht nur über London konnte man so etwas lernen, eine Karte mit Verzeichnis über die Wälder von ganz England, hing an der rechten Wand und zeigte die Veränderung von vor 20 Jahren zu heute.
Auch selbst gemachte Plakate konnte man im Raum verteilt finden. Zu Geografie schien nicht nur Kartenlesen zu gehören, auch über den Klimawandel, Migration und Sozialgeografie gab es Präsentationen.
Vorne am Whiteboard lief ein stummer Film mit Untertiteln.
„Schau mal, Isla, das Thema haben wir auch angeschnitten. Wirtschafts-Geographie" meine Freundin deutete auf den Film, auch Arthur schien daran sehr interessiert zu sein, denn er verfolgte die Darstellung mit einem nachdenklichen Blick.
„Stimmt, ist ja auch ein spannendes Thema" bestätigte die junge Frau und wand sich vom Klimawandel Plakat ab.

Fast eine Stunde blieben wir in dem Saal und es war recht schade, dass so wenig andere Studenten dazu kamen, weil dieser Kurs wirklich spannend war. Die Plakate waren schön gestaltet und für jeden war irgendein Thema dabei, welches er interessant fand. Auch wenn es einfach nur das stumpfe Anschauen und Analysieren der Landkarten war.
Zwischendurch kamen auch andere Leute aus dem ersten Semester Geographie vorbei, sodass Isla und Ellie in wilde Gespräche verwickelt wurden.
Da ich mir noch den Astronomie Stand draußen genauer anschauen wollte und, weil Arthur nicht besseres zutun hatte, mit mir kommen wollte, vereinbarten wir mit den Mädchen uns gleich in der Eingangshalle zu treffen, um dort die restlichen Bereiche anzuschauen.
So bummelten Arthur und ich wieder nach draußen in die Sonne und ich bereute es für einen Moment, da der gekühlte Raum sehr angenehm gewesen war.
Der Stand für Astronomie bestand aus einem Tapeziertisch, der mit einer schwarzen Decke überhängt worden war. Da er unter einem der gelben Sonnensegel platziert war, hatte der Stand kein Dach und die zwei Studenten hatten einige weitere Infozettel an den Holzmast des Segels geklebt. So auch das große Schild, welches den Besuch des Teleskop Turms anpries. Von 20 bis 21:30 Uhr könnte man hinaufsteigen und die Sterne beobachten.
Auf dem Tisch selbst lagen Zeichnungen und Fotografien von Sternen, die mit Hilfe von Teleskopen oder Computern gemacht worden waren. Auch der physikalische und mathematische Teil unseres Studiums, der nicht gerade klein war, wurde auf einem Plakat erklärt. In sehr einfachen Worten, damit auch Studenten ohne Vorkenntnisse ein bisschen verstehen würden, was wir so tun.
„Hallo ihr zwei, interessiert ihr euch für Astronomie?" fragte ein großer junger Mann mit dunkler Haut uns freundlich, als wir an den Stand herantraten.
Auch das Mädchen mit kurzen brauen Haaren, welche neben ihm stand, lächelte es zu und stellte gerade weitere Infoflyer auf.
Ich schmunzelte: „Tatsächlich ja, wir beide sind aus dem ersten Semester"
„Na dann brauchen wir euch ja gar nicht für die Stern begeistern, aber cool, wir freuen uns immer über Nachwuchs" lachte der junge Mann und stellte sich und seine Mitstudentin als Kay und Lisa vor. Auch wir stellten uns vor und bei meinem Namen erinnerte sich Lisa daran, dass sie ihn schonmal auf einer Kurs Liste gesehen habe.
„Aus welchem Semester seid ihr denn?" fragte Arthur nach, als er sich das Plakat anschaute, welches Lisa gemacht hatte.
„Drittes" antwortete sie lächelnd und Kay nickte bestätigend.
„Macht ihr beide dann nachher auch die Führung zum Astronomie Turm, man kann die Leute schließlich nicht alleine dort hochlassen?" meinte ich nachdenklich und dachte mit einem leichten Zaudern daran, wie Unwissende die teuren Geräte kaputt machen würden.
„Um Gottes willen nein, natürlich lassen wir die Leute nicht einfach so hoch" erklärte Kay kopfschüttelnd „Wir, also ab dem dritten Semester, dürfen zu bestimmten Zeit in den Turm gehen, aber für Gäste sollen wir nicht verantwortlich sein, weshalb Professorin South die Führungen übernimmt"
„Das ist unsere Dozentin" meinte Arthur und ich erinnerte mich daran, wie sie uns das aller erste Mal in den Turm hinauf genommen hatte. Die folgenden Stunden hatten dann aber hauptsächlich in einem normalen Uni Saal stattgefunden und sie hatte bloß die Geräte mitgebracht. Sehr schade.
„Wir hatten sie auch im ersten und jetzt wieder im dritten Semester. Aber auf deine Frage zurückzukommen, Froy. Kay und ich sind nachher, wenn die Führungen anfangen, gar nicht mehr da. In einer Stunde übernehmen zwei Studenten aus dem vierten Semester. Die haben übrigens unsere Flyer entworfen" erklärte das Mädchen und schaute auf die Uhr.

„Froy?" rief plötzlich eine weibliche Stimme hinter mir und ich drehte mich um.
Ein Mädchen mit offen blonden Haaren kam auf uns zu gejoggt und grinste mich an. Es war Hera.
Mein Gesichtsausdruck wandelte sich von etwas verwirrt zu freudig, als ich das Mädchen aus dem Café erkannte, wie sie in einem Top und mit Hotpants auf uns zu kam. Ihre Sommersprossen leuchteten in der Sonne und ihre kleine Tasche, die trug, wackelte bei jedem Schritt hin und her. Man sah ihr gar nicht an, wie heiß der Tag eigentlich war und sie hüpfte fast federleicht auf uns zu.
Als sie vor mir stand, umarmte sie mich flüchtig und freundschaftlich, was mich für einen kurzen Moment aus dem Konzept brachte, weil ich sie vorher noch nie berührt hatte, wenn man die Berührungen beim Kassieren wegließ.
Ihre Haut fühlte sich sehr weich an und ein Teil ihre Haare streifte mein Gesicht, als eine Windböe sie aufwirbelte.
Und schon war Hera wieder aus meinem Arm verschwunden und stand lächelnd vor mir.
„Wie hast du mich denn hier gefunden?" fragte ich immer noch etwas überfordert.
„Hier auf dem Gelände meinst du? Naja, da hinten ist ein Plan, wo die ganzen Stände sind und ich dachte, Astronomie wäre ein guter Anfang. Und ich hatte ja auch recht" sie grinste mich an und wippte mit beiden Füßen hin und her, als sie hinter sich zeigte.
„Ja, hast aber Glück, wir sind auch erst seit kurzem hier am Stand. Achso, das ist übrigens Arthur, ein Mitstudent" ich deutete auf meinen Kumpel und diese winkte ihr kurz zu.
Hera begann Arthur von Kopf bis Fuß zu mustern, schaute ihn dann mit einem seltsamen angespannten Blick an. Doch bevor ich nachfragen konnte, fing sie wieder an zu lächeln und winkte ebenfalls:
„Hi Arthur!"
„Wirklich cool, dass du gekommen bist" meinte ich ehrlich und spielte an meinem Ohrring herum.
„Falls ich wirklich anfangen sollte, zu studieren, muss ich doch vorher wenigstens mal das Gelände erkundet haben" sie blickte sich lächelnd um und stemmte einen Arm in ihre Hüfte
„Wie wäre es mit Astronomie?" kam es lachend von Lisa und ich drehte mich wieder zu dem Stand um, vor dem wir noch standen.
„Ne ich glaube da bin ich nicht für geeignet. Ich mag zwar die Sterne, aber Physik und Mathe eher nicht" erwiderte das Mädchen und hielt sich spielerisch die Augen zu.
„Worin bist du denn gut?" fragte Kay nach.
„Ich male sehr gerne, aber ich weiß nicht, ob ich gut genug für ein Kunststudium wäre" gab sie zu und zuckte mit den Schultern.
„Ein Versuch ist es wert" munterte ich sie auf und ihre Augen strahlten als ich sie so ermutigte.
„Wollen wir nicht langsam zu Ellie und Isla gehen?" fragte Arthur plötzlich und ich nickte, fast hätte ich die beiden vergessen.
„Kommst du mit rein, Hera?" fragte ich das Café Mädchen.
„Gerne!" sie lächelte und wartete anscheinend darauf uns zu folgen.
„Auf Wiedersehen, und falls ihr mal Hilfe braucht, sagt Bescheid. Wir finden uns schon irgendwie" verabschiedeten sich die zwei Studenten aus dem dritten Semester, als wir den Astronomie Stand verließen.

Nachdem wir in der Eingangshalle eingetreten waren, schaut Hera sich staunend mit offenem Mund um. Sie sah zu den altmodischen Säulen und der kunstvoll verzierten Decke. Für mich war das alles schon so normal, dass sich meine Beeindruckung schon lange gelegt hatte.
„Bist du das erste Mal hier drin?" fragte ich sie vorsichtig und sie nickte, ohne den Blick von den Wänden zu nehmen.
Ich musterte ihr Gesicht und ihre Finger, die sich leicht hin und her bewegten, als würden sie gerne den Marmor und den Stuck berühren wollen.
Arthur stieß mir leicht in die Seite und wendete so meine Aufmerksamkeit von Hera zu ihm: „Da drüben sind die beiden" er deutete mit dem Kopf nach links und ich sah in der Ferne meine Freundin und Isla, die sich an einem Stand lachend unterhielten.
Ich nickte und meinte dann zu Hera: „Wir wollen dort zu meiner Freundin und ihrer Mitbewohnerin gehen. Kommst du mit?"
Sie drehte ihren Kopf zu mir und nickte, dabei wirkte sie etwas zurückhaltender als ich sie eigentlich kannte und ich wollte gerne meinen Arm um sie legen, um sie, warum auch immer, zu beruhigen.
Doch ich ließ es, als Arthur sich in Bewegung setzte und zu den Mädchen hinüber schritt.
Mein Blick haftete auf Heras Hand und als sie dies bemerkte, wurde sie leicht rot und schaute weg.
Auch meine Blick fuhr zur Seite und ich schüttelte eher für mich selbst mit dem Kopf.
Warum dachte ich so viel über sie nach?
Entschlossen setzte ich einen Fuß vor den anderen und eilte Arthur nach, der schon einige Schritte voraus war, Hera folgte uns.
Als wir bei den beiden angekommen waren und sie uns erkannten, lächelten die beiden. Sie standen vor einem Stand, der über Sprachkurse in der Universität informierte.
„Schaut mal, hier kann man Tests machen, wie gut man Sprachen versteht, ohne sie zu können" kicherte Isla und hielt uns Karteikarten und einen kleinen Lautsprecher hin, welche auf dem Tisch des Stands verteilt waren.
Während Arthur sich die Karte anschaut, wandert Ellies Blick zu Hera, die etwas verwirrt meine Begleitung und dann mich betrachtet.
„Das ist Hera, sie arbeitet im Edition und will vielleicht auch hier studieren. Und das ist Ellie, meine Freundin" stellte ich die beiden erklärend vor und Ellie nickte ihr lächelnd zu, während Hera ihr die Hand reichte und schüttelte.
„Und ich bin Isla, ich studiere Geografie, wie Ellie" stellte sich das Mädchen mit der voluminösen Haarpracht vor und grinste. Hera erwiderte dies mit einem lächelnden „Hi".
Ellie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, welche aus ihren hochgesteckten Haaren geflossen war. Sie schien etwas unsicher über Heras Anwesenheit zu sein, doch kaschierte sie es mit Selbstbewusstsein.
Ich griff nach ihrer Hand und streichelte mit meinem Daumen über ihren Handrücken. Damit gab ich ihr zu verstehen, dass sie sich keine Sorgen machen müsse. Ich sah die Erleichterung in ihrem Gesicht und wie sie einmal schluckte, bevor sie erzählte, was in den letzten Minuten alles passiert war.
Wie Hera auf meine Zärtlichkeit mit meiner Love reagiert hatte, sah ich nicht.

Nach einigen Stunden zusammen verbrachter Zeit lockerte sich die Stimmung und wir aßen zusammen Burger an einem Stand auf dem Campus Gelände, der heiß begehrt war.
Viele Studenten und Gäste saßen oder standen an Tischen, um das leckere Essen zu genießen. Manche die keinen Platz mehr gefunden hatten, hatten sich auf den Rasen gesetzt.
Im Allgemeinen schien dieser Platz zum Hotspot geworden zu sein, denn hier, eher am Rande des Geländes, stand auch ein Getränke Wagen, der nicht nur Softgetränke und Wasser, sondern auch Alkohol verkaufte.
Vielleicht war das auch der Grund, warum hier wenig Dozenten unterwegs waren.
Zum Glück hatten wir noch einige Plätze auf einer hölzernen Bank bekommen, um ordentlich essen zu können.
Die Stimmung war wirklich sehr angenehm, weil immer noch die Musik spielte und viel gelacht und geredet wurde. Auch an unserem Tisch wurde gequatscht, doch ich hörte eher zu und aß meinen Burger. Auch Robin und Jack waren nun zu uns gestoßen und erzählten von ihrem Tag und ihrer erfolgreichen Organisation. Die beiden hatten sich hauptsächlich um die Vorstellung der Freizeitkurse gekümmert, also dass einige Clubs ihre Aktivität vorstellen würden.
„Der Tag war wirklich gelungen, habt ihr toll gemacht" lachte Arthur, als Jack ausschmückend zu Ende erzählt hatte.
„Ja, wirklich toll" sagte auch Hera und Robin fragte neugierig nach: „Hab gehört, Hera, dass du eventuell auch hier studieren willst"
Sie lächelte und tippte sich nachdenklich an den Mund: „Das stimmt, aber ich weiß nicht ob ich gut genug bin"
„Ach Quatsch, du warst die beste in dem Sprachen Quiz und falls das Kunst Studium nicht klappt, machst du eben was mit Sprachen" meinte Isla aufmunternd und Ellie nickte: „Das stimmt, Sprachen scheinen dir echt zu liegen"
„Das liegt nur daran, dass ich schon so viel gereist bin" winkte das Mädchen ab und trank aus ihrem Glas.
„So" Jack stand energisch auf und klopfte auf den Tisch „Ich hol mir was zu trinken und jetzt ist Schluss mit Brause, schließlich wird noch gefeiert. Wem soll ich was mitbringen?"
„Ich nehme gerne was" meldete sich Isla und auch Arthur, während Ellie entschieden und Hera freundlich den Kopf schüttelten. Robin stand ebenfalls auf, da er sich wohl auch was holen wollte.
„Hm" meinte ich unsicher und schaute zu meiner Freundin, die mich ansah, fast schon prüfend. Wir tranken sonst nie Alkohol, außer mal ein Glas Sekt.
„Na komm, Froy, eine Flasche Bier tut nicht weh" meinte Robin überzeugt und zwinkerte mir zu.
Vermutlich hatte er Recht, ich würde mich ja nicht abschießen. Das war einfach nicht ich.
„Na schön, aber nichts zu starkes" meinte ich dann und Jack lachte:
„Bier ist nicht stark, aber klar, wir bringen dir was mit"
Ich nickte und als die beiden aufgestanden und zum Wagen gegangen waren, sagte ich beruhigend zu Ellie: „Ich passe schon auf"
„Ich hab doch gar nichts gesagt" meinte sie schulterzuckend.
Ich nahm ihre Hand und küsste sie, dabei sah ich ihr tief in ihre mandelförmigen braunen Augen: „Ich kenne dich, Ellie, du musst gar nichts sagen"
Darauf sagte sie nichts und wand nach einige Sekunden ihren Blick ab.
Arthur brach das Schweigen, indem er Isla über ihre Hobbies ausfragte und diese wie selbstverständlich auf den Zug aufsprang.
Nach einigen Minuten kamen die zwei Jungs mit Getränken wieder und stellten die Gläser auf den Tisch. In den meisten Gläsern war eine dunkelbraune bis schwarze Flüssigkeit die blubbernd und mit Schaum hin und her wankte. Nur ein Getränk war goldgelb und durchsichtig. Man sah deutlich wie Blasen vom Grund aufstiegen und in der Schaumkuppel verschwanden. Dieses Glas stellte Robin mir vor die Nase:
„Das ist das schwächste Bier, was sie hatten, hab extra nachgefragt" er grinste mich stolz an und ich verdrehte gekünstelt die Augen.
„Danke Robin, sehr nett von dir"
„Das will ich doch auch meine" erwiderte er lachend und rieb sich wieder über seine weiße Haustelle am Hals. Das schien wirklich ein Tick von ihm zu sein.
„Der Rest bekommt Porter" erklärte Jack und teilte das dunkle Getränk an Arthur und Isla aus, die sich ebenfalls bedankten.
„Und wie heißt meins?" fragte ich nach, bevor ich einen Schluck nahm. Das kalte Getränk sprudelte in meinem Mund und floss dann meine Kehle hinunter. Es war angenehm zu trinken und nicht so aufdringlich, wie manch anderer Alkohol. Ich wischte mir den Schaum an meinen Lippen fort, als ich das Glas wieder abgesetzt hatte.
„Das ist ein Lagerbier, du Kulturbanause" erklärte Jack grinsend, er schien sich im Vergleich zu mir mehr mit Bieren auszukennen. Sodass ich nur feixend den Kopf schütteln konnte.

In einem beachtlichen Tempo hatten die zwei Lehramt Studenten ausgetrunken und auch waren wir nun alle mit Essen fertig, sodass sich die zwei auf den Weg machen wollten:
„So, Robin und ich haben jetzt noch was vor. Ich bin nämlich Mit-Hauptorganisator von der gleich folgenden Party im Viertel. Seid ihr mit dabei?"
Arthur schüttelte den Kopf: „Froy, Ellie und ich wollten gleich zum Astronomie Turm, der hat jetzt offen. Aber Isla war sich noch unsicher"
Wir schauten zu ihr und sie antwortete entschieden: „Sorry Leute, ich schau mal wann anders mit euch Sterne, heute gehe ich mit zur Party" dabei warf sie Ellie und Hera einen mir unerklärlichen Blick zu, den Ellie mit einem verschmitzten Lächeln und Augen verdrehen kommentierte.
„Na wenigstens dich konnte man überzeugen. Was ist mit dir Hera?" fragte Jack und beugte sich zu dem sitzenden Mädchen hinunter. Doch diese schüttelte lächelnd den Kopf:
„Ich gehe auch lieber Sterne schauen"
„Schade, aber dann kann man wohl nichts machen. Na komm, Isla, wir haben jetzt Spaß" entgegnete Robin und winkte sie zu sich.
Grinsend sprang diese auf und die drei verabschiedeten sich von uns. Dann gingen sie in Richtung Studenten Viertel.
„Und wir gehen jetzt Sterne schauen?" fragte Arthur in die Runde.
„Genau" bestätigte ich. Schließlich war die Sonne gerade dabei unterzugehen und eine gewisse Kälte brachte die Dunkelheit mit sich.

Wir gingen an den leeren und teilweise schon gar nicht mehr existierenden Ständen vorbei. Da Arthur und ich den Weg zum Turm kannten, brauchten wir keine Anleitung vom Stand und gelangten so über viele Treppen hoch hinauf zum höchsten Punkt des Gebäudes.
Hera und Ellie waren beide noch nie hier gewesen und staunten über den langen Weg und dann die Sicherheitstür, die man erst öffnen musste, um in die obersten Räume zu gelangen. Sie war da, um die empfindlichen Geräte zu schützen.
Heute war sie geöffnet und eine Astronomie Studentin, die wohl aus dem vierten Jahr, bot uns herein und erklärte uns kurz die Sicherheitsregeln.
Auch Frau Professor South begrüßte uns, als sie Arthur und mich erkannte und erlaubte uns durch das größte Teleskop zu schauen, während sie sich um die anderen Interessierten kümmern konnte.
Ich freute mich, dass unsere Dozentin uns so vertraute und uns erlaubte die Geräte alleine zu benutzen.
Ich ging zuerst hin und schaute hindurch. Der Himmel war nicht ganz dunkel und in leichtes orange-lila getaucht.
Ich strich über das kalte Metall und drehte an den Rädchen, um es möglichst scharf zu stellen.
Bewusst stellte ich das Teleskop auf das Sternenbild Kleiner Bär ein, wo sich auch der Nordstern befand, und machte dann Platz für Hera und Ellie. Einzeln schauten sie durch und waren fasziniert von den Möglichkeiten dieses Instruments und der guten Sicht.
Zum Glück waren heute kaum Wolken am Himmel, die das Beobachten erschwert hätten.
„Soll ich euch einen meiner Lieblingsstern zeigen?" fragte ich die beiden Mädchen. Arthur überließ mir netterweise den Forttritt, um unsere Gäste von den Sternen und unserer Art von Kunst zu beeindrucken.
Ich stellte das Teleskop wieder ein, sodass der orange Stern gut zu sehen war und ließ Ellie durchschauen. Nach ihr ging Hera ans Teleskop und zog überrascht die Luft ein.
„Wie heißt der Stern? Der hat eine wirklich schöne Farbe" fragte meine Freundin und schaute hinauf durch ein großes Glasfenster an der Decke des Raumes, durch die man ebenfalls die Sterne am Himmel sehen konnte.
„Der Stern heißt HR 8832" erklärte ich den beiden und im Augenwinkel sah ich wie Hera sich, glücklich lächelnd, über die Augen wischte und eine Träne auf den steinernen Boden des Astronomie Turms fiel.

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