24. Aus einer anderen Welt

Ich zitterte ein wenig und trotzdem drückte ich auf Heras Nummer und anrufen.
Takumis Worte hatten mich meine Gefühle überdenken lassen: Ich musste Ellie nicht vergessen, um weitermachen zu können. Warum sollte ich Hera deswegen nicht jetzt eine Chance geben?
In der Nacht auf heute hatte ich wieder geträumt, doch diesmal war es kein schlimmer Traum. Ich sah eine Party, auf der viele Leute tanzten und Musik spielte. In der Ferne bemerkte ich Ellie, wie sie mit einem Jungen mit schwarz-blauen Haaren tanzte. Den Jungen kannte ich nicht, aber eifersüchtig war ich auch nicht. Ich hatte das Gefühl, dass die beiden glücklich waren. Und das zählte für mich.
Deswegen wachte ich früh morgens auf und entschied mich endgültig dafür weiterzumachen. Zumindest es zu versuchen.
Ich war nervös Hera anzurufen, da ich nun so lange nicht mit ihr geredet hatte. Es waren zwar nur zwei Wochen, doch diese Tage hatten sich für mich wie Monate angefühlt.
Außerdem waren unsere Gespräche und Treffen vor diesen zwei Wochen mehr als holprig gewesen: Der Kuss, unser Streit und dann ihr Geständnis. Danach hatten wir nur kurz geschrieben, beziehungsweise hatte ich ihr nur mitgeteilt, dass ich mich für sie entschieden hatte, aber noch Zeit brauchte. Das wars.
Aber ich hatte beschlossen, dass ich letzter Zeit genug Tränen vergossen hatte und meine Unsicherheiten hinter mir lassen sollte.
Und meine Ängste, ich wusste selbst nicht, worüber ich mich genau sorgte, sowie mein Zittern, verschwanden auch sofort, als ich die Stimme meines Engels vernahm:
„Hallo, hier ist Hera"
„Hey, ich bin's Froy" antwortete ich und ging beim Sprechen durch mein Schlafzimmer. Diesmal konnte ich mich sogar bewegen, ohne auf den Boden schauen zu müssen, weil ich gestern Nacht einen Aufräum-Schub bekommen hatte. Weswegen im Hintergrund auch meine fertige Spülmaschine piepte.
Ich hörte ihr Strahlen durchs Handy, ohne sie vor mir zu sehen: „Hey Froy, schön, dass du anrufst. Kann ich dir irgendwie behilflich sein?"
Ich nickte: „Ich würde dich gerne wieder sehen"
„Wirklich?" sie klang überrascht und glücklich zugleich.
„Ja" auch ich musste nun ein wenig lächeln und schaute auf die Uhr, es war später Vormittag „Wann können wir uns treffen? Heute vielleicht?"
„Heute? Oh, lass mich kurz nachschauen, ob ich heute Nachmittag noch ins Café muss"
Stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass sie immer noch im Edition angestellt war. Für mich war sie schon lange kein normales menschliches Mädchen mit einem Job mehr.
Nach einer kurzen Pause, ich hörte sie tippen, meldete sich Hera wieder:
„Heute passt es. Ich bin erst ab nächster Woche wieder eingeteilt"
„Toll, in einer Stunde?" schlug ich vor.
„Gerne. Wo wollen wir hin?"
„Ähm naja ich dachte wieder an die alte Bank" überlegte ich und strich mir nachdenklich übers Ohrläppchen.
„Wie wär's, wenn wir mal was anderes machen und du zu mir kommst?" sagte Hera freundlich.
„Zu dir?"
„Ja, in meine Wohnung. Da sind wir auch ungestört" erklärte sie und wie bei ihrem Job, wurde mir jetzt erst bewusst, dass Hera auch ein eigenes Leben hatte. Das klang jetzt zwar sehr egoistisch, aber da ich wusste, dass Hera nur für mich auf der Erde war, war die Vorstellung sehr seltsam, dass sie auch eine Wohnung hatte, Hobbys und eventuell sogar Freunde, die ich gar nicht kannte.
„Okay, dann komme ich zu dir" antworte ich dann letztendlich.
„Super, ich mach uns was Leckeres zu essen und schicke dir meine Adresse!"
„Okay, dann bis gleich"
„Bis gleich, ich freu mich auf dich"
„Ich freu mich auch" meinte ich und legte dann auf.
Eine Minute später schickte mir Hera dann ihre Adresse. Sie war mit dem Fahrrad etwa 20 Minuten von mir entfernt. Schnell sprang ich unter die Dusche, zog mir saubere Klamotten an, benutzte ein wenig Parfüm und machte mich dann auf den Weg zu Heras Wohnung.
Ich war sehr gespannt, wie es dort aussehen würde.
Und ich war bereit. Bereit für einen Neuanfang mit ihr.

Ich fuhr durch die Straßen und schaute ab und zu hinauf in den Himmel. Dort bahnten sich nämlich besorgniserregende dunkle Wolken an. Kein Wunder, es war Oktober, da war es unwahrscheinlich vom Regen verschont zu werden. Vielleicht hätte ich doch lieber mit dem Bus fahren sollen... hätte aber länger gedauert.
So trat ich fest in die Pedalen und beeilte mich zu Heras Wohnung zu kommen.
In der Ferne sah ich schon ihr Straßenschild, als ich einen Tropfen auf meine Hand bekam. Verdammt, es fing tatsächlich an!
Und noch ein Tropfen landete auf meiner Nasenspitze und ich bog in Heras Straße ein. Allerdings musste ich zur Nummer 17 noch einen kleinen Berg hinauffahren, wodurch die Wolken genug Zeit hatten sich über mir zu ergießen.
Als ich vor dem Mehrfamilienhaus mit der Nummer 17 ankam, schmiss ich mein Fahrrad schon fast an die Wand und sprang unter den überdachten Eingang. Meine Haare waren nass geworden, sodass einzelne Strähnen sich nach unten bogen und an meiner Kopfhaut klebten. Das Haare-Stylen hätte ich mir also komplett sparen können.
Ich drückte schnell auf die Klingel mit der Aufschrift „H. Green". Hera Green.
Nach wenigen Sekunden ertönte ein Summen und die Tür sprang auf. Ich trat ein und putzte mir vorher die Schuhe am Fußabtreter ab, weil von meiner Regenjacke schon genug Tropfen fielen, da konnte ich wenigstens vermeiden den Flur vollzudrecken.
Ich stieg die Stufen hinauf in den ersten Stock und an einer grünen Tür lehnte Hera in einem braun-orangen Kleid, welches sehr herbstlich aussah.
„Die Tür passt ja richtig gut zu dir" meinte ich, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte und mir durch die Nässe plötzlich ziemlich kalt war.
Als das Mädchen dann bemerkte, wie nass ich war, winkte sie mich eilig herein in ihre schöne warme Wohnung:
„Mensch Froy, du bist ja klatschnass! Zieh dich schnell aus und ich hole dir ein Handtuch für deine Haare"
Hinter mir schloss sie die Tür und bedeutete mir an, meine Schuhe und Jacken hier im Flur abzulegen, dann verschwand sie um die Ecke. Ich zog meine Schuhe und Jacke aus und legte sie bei Seite. Währenddessen hatte ich genug Zeit mir ihren Flur anzuschauen.
Überall, genau wie im Edition, standen oder hingen Topfpflanzen herum, die von Garngeflechten gehalten wurden. Ihre Wohnung wirkte im Gegensatz zu meiner auch ganz hell: helles Laminat, ein fast weißer Teppich und beige sowie mint grüne Wände und Möbel.
Ich könnte mir vorstellen, dass Hera diese Wohnung richtig eingerichtet hatte, weil es schon zu ihrem Charakter passte.
Dann kam das Mädchen mit den wippenden blonden Haaren wieder zurück und reichte mir ein braunes Handtuch: „Hier bitte, dort ist auch das Badezimmer mit einem Fön" sie zeigte auf die Tür links von mir.
„Danke" antwortete ich.
„Du siehst aber heute mal wieder richtig schick aus" meine Hera dann noch grinsend.
„Das gehört sich doch auch so" ich musste lächeln und wurde aber ein wenig rot, weil mich so gut wie nie jemand für meinen Kleidungsstyle lobte. Dabei strich ich über mein hellblaues Hemd und die graumelierte Strickweste – diesen Style zog ich normalerweise nur für die Uni an und Pullover dann im Privaten „Vorhin sahen meine Haare auch besser aus"
„Hauptsache du bist jetzt hier" zwinkerte sie mir zu „Ich bin da vorne rechts in der Küche, kannst ja gleich nachkommen, wenn du fertig bist"
Ich nickte ihr zu und ging dann ins Badezimmer.
Im Gegensatz zum Flur, wirkte das Bad sehr alt. Alte Fliesen und nicht die neuste Technik fand man hier vor, aber solang es alles noch funktioniert, war es ja kein Problem. Auch hier hingen und standen Pflanzen herum, wo die Blätter hinunterwanderten, und über mein Schultern strichen, als ich unter ihnen lang ging.
Mir war bewusst, dass meine Frisur nicht mehr zu retten war, als ich den Spiegel sah, als seufzte ich nur und fing an meine Haare mit dem Handtuch trocken zu rubbeln.
Als der Großteil an Wasser draußen war, nahm ich mir den Föhn, der auf einer Kommode lag und pustete die warme Luft auf meine Kopfhaut. Zum Schluss föhnte ich noch kurz meine Hose, aber es brachte nicht wirklich etwas, als ließ ich es einfach sein.
Da ich nicht einfach Heras Bürsten oder Kämme benutzen wollte, richtete ich mir meine Haare noch mit den Fingern, sodass sie nicht komplett abstanden und trat dann wieder aus dem Badezimmer heraus.

Als ich durch den Flur in Richtung Küche ging, fiel mir auf, dass auch viele Bilder an den Wänden hingen, die dem Portrait ähnelten, welches Hera von mir gemalt hatte. Dieses lag im Moment auf meinem Schreibtisch.
Die Küche war etwa so groß wie meine, wirkte aber größer, da alles irgendwie hell war. Und auch hier waren, wie konnte es anders sein: Pflanzen.
„Wie halten eigentlich die Pflanzen in diesem Garn, ist das nicht gefährlich?" fragte ich Hera, als sie sich zu mir umdrehte und ich zeigte auf eine Pflanze, die nur über dieses geknotete Garn gehalten wurde.
Das Mädchen schüttelte den Kopf: „Nein, das ist Macramé und ich habe es selbst geknüpft. Wenn man weiß, wie es richtig geht, dass hält es viel Gewicht aus"
„Na dann vertrau ich dir mal" ich zwinkerte ihr zu und Hera lachte leise.
Es war ein Moment, seit Ewigkeiten, indem ich wieder richtig lachen und scherzen konnte. Ich fühlte mich nicht unwohl in Heras Wohnung, obwohl mir das alles so fremd war. Ich hatte das Gefühl, nicht alles im Blick haben zu müssen. Hier lauerte keine Gefahr, was der Grund dafür war, dass meine Muskeln sich entspannten und ich mich an den Tisch setzte. Hinter mir war ein kleines Bücherregal und neben dem Fenster, wo nun der Regen gegenprasselte, stand ein Schrank mit braunen und weißen Handtüchern.
„Was möchtest du trinken, Froy? Ich habe Earl Grey da, falls du willst" sie lächelte mich an und stellte zwei Teller auf den Tisch.
„Ja, gerne" antworte ich und war verwundert darüber, dass sie wusste, dass ich diesen Tee sehr gerne mochte.
„Das war der Tee, denn du bestellt hast, als wir uns das erste Mal richtig unterhalten haben" erklärte sie ein paar Sekunden später, während sie den Tee in zwei Tassen mit Blumen eingoss und eine winziger Funke einer Erinnerung flammte in mir auf.
„Aber das ist doch Monate her?" überlegte ich überrascht „Wie konntest du dir das merken?"
„Keine Ahnung, aber du merkst dir doch auch Sachen aus deinem Studium, weil du glaubst, dass sie für dich wichtig sind. Hier Bitteschön" sie stellte mir die Tasse hin und holte dann noch ein Tablett mit Muffins hervor.
„Ich hab noch schnell Kürbismuffins gebacken, ich hoffe das ist okay. Ich kann auch noch schnell Sahne aufschlagen, falls du brauchst"
„Nein nein, alles gut, brauchst du nicht machen" antwortete ich beschwichtigend.
Sie nickte und setzte sich dann gegenüber von mir hin und nippte ihren Tee, während ich mir einen Muffin nahm und hineinbiss. Er schmeckte wirklich gut.
„Deine Wohnung ist echt schön, Hera. Hast du sie selbst eingerichtet?"
„Ja, die Wänden waren schon so, aber Möbel und Deko, hab ich alles selbst gemacht oder eben gekauft"
„Meine Wohnung ist im Vergleich so dunkel und ungemütlich" gab ich zu und fummelte gedankenverloren an meinem Ohrring herum. Meine Ohrlöcher waren nun komplett verheilt und auch ich hatte das Gefühl hier in London angekommen zu sein.
„Ach was, jeder so wie er es braucht. Vielleicht kann ich ja dann auch mal zu dir kommen" sagte Hera und nahm sich ebenfalls einen Muffin vom Tablett.
„Hmm" machte ich bestätigend, weil ich einen Bissen im Mund hatte. Irgendwann würde ich bereit dafür sein.

„Wollen wir sonst in mein anderes Zimmer gehen, da habe ich ein Sofa. Ist doch bequemer dort zu sitzen als hier auf den Küchenstühlen?" meinte die Gastgeberin, nachdem wir jeder zwei Muffins gegessen hatten.
„Können wir machen, ich folg dir einfach"
„Sehr gut, kannst deine Tasse gerne mitnehmen" sagte sie und ich goss mir noch schnell nach, bevor ich ihr aus der offenen Küche wieder in den Flur folgte. Durch eine halbdurchsichtige Tür kamen wir in ein großes Zimmer, in dem ein Doppelbett mit rosa Bettwäsche, ein beiges Sofa und ein großer heller Schrank standen. Vor dem Sofa stand eine umgedrehte altmodische Holzkiste, die Hera benutze, um ihre Tasse abzustellen, weswegen ich es ihr gleichtat.
Wir setzten uns aufs Sofa und ich achtete darauf, bloß keine Flecken zu machen.
Auch hier schaute ich mich im Zimmer ein wenig um: Bilder und Pflanzen durften natürlich hier auch nicht fehlen und über Heras Bett hing ein großes kreisrundes Gebilde von Macramé, vermutlich selbst gemacht. Ein Doppelflügelfenster lugte hinter einer weißen Gardine hervor, was allerdings nicht für genug Beleuchtung sorgte, weshalb Hera die hängende runde Lampe anschaltete, die den Raum mit warmem und nicht zu hellem Licht flutete.

Nach ein paar Minuten, schoss mir ein Gedanken in den Kopf und meine Kehle schnürte sich zusammen. Ich schaute hinüber zu Hera, die in Seelenruhe ihren Tee trank und mich anlächelte. Ich schluckte und hatte plötzlich ein wenig Angst, aber ich musste es ihr einfach sagen:
„Du, ich muss dir was sagen" fing ich etwas unsicher an.
„Schieß los" sagte sie freundlich, aber aufmerksam.
„Ich hab einem Freund von mir erzählt, dass ein Mädchen kenne, die ein Engel ist und dass sie mich gerettet hat..."
„Oh" antwortete Hera nur überrascht und stellte ihren Tee zur Seite.
„Es tut mir leid, ich hätte unser Geheimnis bewahren sollen...!" versuchte ich mich zu erklären und zu entschuldigen, doch das Mädchen unterbrach mich, indem ihre Hand nach meiner Griff.
„Hey, das ist schon in Ordnung, Froy"
„Was?" fragte ich fassungslos.
„Es ist in Ordnung, dass du ihm davon erzählt hast. Früher oder später wäre es dir eh passiert. Es war mir bewusst, dass du mit dem Wissen nicht alleine klarkommen würdest" erklärte sie ruhig.
„Aber ich komme damit alleine klar" wollte ich mich rausreden, aber Hera zog wissend die Augenbraue hoch. Na gut, vielleicht hatte sie doch Recht. Takumi die Wahrheit zu sagen, hatte sich sehr gut angefühlt.
„Ich hatte nur gehofft, es ein wenig hinauszögern zu können. Deswegen habe ich es dir nie verboten, sondern nur empfohlen niemanden etwas zu sagen. Es ist menschlich was dir passiert ist"
„Also bist du nicht sauer auf mich?"
„Nein" sie nickte mir zu und strich mit ihren Daumen über meinen Handrücken.
„Danke" murmelte ich leise und sie lächelte mir aufmunternd zu.
„Ich hätte noch eine Frage" fing ich an und sie nickte.
„Hast du auch Freunde, die ich nicht kenne?" meinte ich und als ich bemerkte, dass die Frage irgendwie seltsam klang, erläuterte ich, was ich meinte: „Ich wollte damit sagen, du bist ein Lichtkind und dein Leben ist nach mir ausgerichtet, passen da dann freundschaftliche Beziehungen deinerseits überhaupt rein?"
„Das ist ne gute Frage, Froy, und für andere menschliche Magneten, wäre die Frage vielleicht unverständlich, aber da du ein anderes Wissen hast, ist es nur logisch, dass du fragst. Das Leben des Lichtkindes ist auf das des Magneten ausgerichtet, das stimmt, und doch muss das Leben logisch sein und passend. Der Punkt ist, 99% der Magneten wissen nicht, dass das Leben des Lichtkindes auf sie ausgerichtet ist. Stell dir vor, du würdest mich kennenlernen und ich hätte keinen Job, keine Freunde, keine Wohnung und würde nur die ganze Zeit an dir hängen. Selbstverständlich würdest du mich nicht vergessen, aber würdest du glauben ich wäre ein normaler Mensch?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Genau, Freundschaft zu anderem Menschen bringt mir zwar nichts, ist aber auf lange Sicht für dich gedacht. Du wirst irgendwann diesen anderen Menschen kennenlernen und feststellen, dass sie nett sind, und so erweitert sich automatisch dein Freundes- und Bekanntenkreis. Das ist der normalste Prozess unter Menschen Kontakte zu knüpfen.
Auf deine Frage bezogen: Ja, ich habe ein paar Freunde, die du nicht kennst, aber vielleicht schonmal gesehen hast"
„Das ist irgendwie echt kompliziert" meine ich, nachdem Hera zu Ende erzählt hat und sie nickt verständnisvoll:
„Ja, wenn man selbst nicht betroffen ist, ist es nicht leicht zu verstehen"
„Es ist nur seltsam zu wissen, dass du noch gar nicht so lange auf der Erde bist, als in diesem Körper" ich dachte daran, dass sie erzählt hatte, dass es für Hera kein Leben vor 20 gab.
„In diesem Jahr, habe ich die nötigen Kontakte geknüpft und dadurch, dass ich dir die Wahrheit über mich erzählen darf, brauchst du einfach nicht die große realistische Illusion, die andere brauchen"
Illusion. War das Leben mit einem Lichtkind in Wirklichkeit nur eine Illusion? Vielleicht die Geschichten, die ein Lichtkind über seine Vergangenheit erzählte, aber es hatte keine Wahl als das zu tun. Und das Leben, was der Magnet bekam, war echt. Der größte Beweis dafür, dass ich gerade Heras Hand hielt.
„Warum eigentlich ich?" fragte ich gedankenverloren „Warum bin ich die 1%, die es wissen dürfen?"
„Ich weiß es nicht" gab das Mädchen zu „Du bist eben etwas Besonderes"
Während diesen Worten legte sie ein großes Kissen zwischen uns zur Seite und rückte ganz unauffällig zu mir heran.
Ohne ein Wort zu sagen, fuhr sie ganz vorsichtig mit ihren zarten Fingern über meine Weste. Ich spürte den Druck und schluckte einmal.
Automatisch wanderten auch meine Hände zu ihrem Körper und ich strich durch ihre Haare.
Erst zögerte ich noch, aber entschied mich dann doch es zu tun: Ich wollte weitermachen, ich wollte dieses Mädchen lieben und ich konnte es tun, ohne dass ich Ellie vergaß.
Meine rechte Hand legte sich an Heras Nacken und mit einer sanften Bewegung zog ich ihren Oberkörper an meinen heran.
Unsere Gesichter waren nun nur noch wenigen Zentimeter von einer entfernt und ich spürte ihren warmen Atem.
„Ich bin bereit" flüsterte ich ihr zu und sie lächelte mich an, bevor sie die Augen schloss und mir einen Kuss gab.
Und schon wieder fühlte es sich an, als würde ein Feuerwerk in mir explodieren, denn meine Lippen und mein ganzer Körper fingen an zu kribbeln. Ich erwiderte den Kuss mit voller Leidenschaft und Hingabe. Ich war so erleichtert, dass mein Herz nicht schmerzte und ich das hier tun konnte: Glücklich sein.
Meine Hände klammerten sich in Heras blonden langen Haaren fest und ihre umfassten meine Schulter und meinen Arm.
Nun saßen wir schon fast aufeinander auf dem schmalen Sofa und plötzlich spürte ich wie Heras Hand langsam nach unten wanderte und sie sanft über die Innenseite meines Oberschenkels strich. Ich keuchte ein wenig auf und unterbrach vorsichtig den Kuss.
„Ich bin nicht vorbereitet, Hera" meinte ich leise und dachte daran, dass ich keine Verhütungsmittel dabeihatte.
Sie kam ganz nah an mein Ohr heran und flüsterte: „Wir tun doch auch nichts"
Dann grinste sie mich an und küsste diesmal mein Hals, während ihre Hand weiterhin mein Bein streichelte. Das alles löste ein so unglaubliches Kitzeln in mir aus, dass ich Probleme hatte einen ordentlichen Gedanken zu fassen und zu atmen.
Ich würde nicht sagen, dass Hera mich in dem Moment unter Kontrolle hatte, aber es war etwas in die Richtung. Und zu meiner Überraschung war es nicht schlimm. Ich hatte früher Angst gehabt von Ellie dominiert zu werden, ich hatte Angst gehabt die Kontrolle zu verlieren. Doch das, was Hera tat, war einfach nur schön.
Ich schloss stöhnend die Augen und genoss das Gefühl mit ihr und als ihre Lippen wieder meine berührten, schlug mein Herz ganz schnell.
Nur für einen kleinen Moment öffnete ich die Augen, um mich ein wenig umzupositionieren, als ich es sah und mein Kopf von dem Mädchen zurückzuckte.
Überrascht öffnete auch sie die Augen und schaute mich fragend an. Mein Blick schien ihr Sorgen zu machen: „Alles in Ordnung, Froy?"
„D... Deine Haare. Sie leuchten" brachte ich heraus und das war tatsächlich keine Untertreibung, denn Heras Haare leuchteten wie flüssiges Gold. Genauso wie damals, als sie die Zeit gestoppt hatte.
„Wie bitte?" fragte sie perplex und nahm eine ihrer Haarsträhnen zwischen die Finger.
„Das ist es..." flüsterte sie auf einmal und begann überglücklich zu lächeln.
„Was ist was?" fragte ich, weil ich nicht verstand, was hier passierte.
„Das ist das Zeichen" antworte sie, küsste mich auf die Wange und stand dann ruckartig vom Sofa auf. Nun konnte man sehen, wie von ihrem Scheitel die Haare wie flüssiges Licht hinunterliefen.
„Zeichen?"
„Das ist das Zeichen dafür, dass du mich liebst und mir vertraust" sagte sie ganz aufgeregt, aber ich verstand immer noch nicht.
„Das hätte ich dir auch sagen können, dafür müssen doch nicht deine Haare leuchten?"
„Nein Froy, du verstehst nicht!" sie trat wieder an mich heran und grinste „Das ist das Zeichen vom Himmel, dass du so weit bist. Froy, du darfst mit mir ins Reich der Sterne kommen!"
„Was?!" 

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