Urlaubsgeruch

Es lag etwas in der Luft, eine Veränderung, eine Wendung, ein Neuanfang. Der unbekannte Geruch war ein wenig scharf wie gefährliche Wanderungen zwischen Klippen oder Schluchten, zugleich ein wenig süß, wie entspannte Tage am Strand unter wohltuenden Schatten spendenden Palmen mit Blick auf das türkisblaue, schäumende Meer, dann auch ein wenig frisch, wie kühler Sommerwind, der einem auf einer Ausichtsplattform mit einem unglaublichen Ausblick auf Häuser und Dächer und Gassen heftig ins Gesicht blässt, zuletzt ein wenig fad, wie langes Sitzen auf Reisen, die sich zogen wie abnehmend fruchtiges Kaugummi und doch aufregend für alle Beteiligten aufregend sind.
Es lag der spannende Geruch von Urlaub in der Luft.

Vier Personen zogen schwere Koffer hinter sich her, die Kinder liefen hintereinander wie kleine Enten hinter ihrer Mutter, folgten dem Weg, den nur sie kannten, wurden schneller voller Vorfreude auf das, was sie in naher Zukunft erwartete, auf das Ungewisse.
Das Rollen der Koffer auf dem unebenen Boden wurde lauter, als die Reisenden unter einem Tunnel hindurch liefen und nahm wieder zu, als sie die nächste Straße, eine große Straße voller hetzender Menschen, schnell vorbeirauschenden Autos und kleinen Cafes betraten.

Langsam und mit festen, sicheren Schritten führten sie ihren Weg zielstrebig fort, um zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Ort zu sein, denn Pünktlichkeit ist ein wichtiger Wert und ohne Pünktlichkeit und Pläne und Ordnung kann man ja gleich wieder nach Hause gehen.
Natürlich nicht.
Was wären Urlaube ohne die spontanen Abenteuer, das Schlendern durch fremde Städte und die unerwartet schönen Momente, die man einfach nicht planen kann, weil sie kommen, wenn sie wollen und wenn die Reisenden es nicht erwarten, ob man nun an Schicksal glaubt oder nicht.

Die Menschen verfolgen sie mit Blicken, wollen teilweise selbst reisen, spüren dieses Ziehen in die Fremde, diese Sehnsucht nach Neuem und riechen schon fast den unverkennbaren Duft des Urlaubes. Andere wundern sich einfach über diese merkwürdige Gruppe.
Warum nehmen sie kein Taxi?
Warum laufen sie mitten in der Nacht durch die nur von blassgelben Laternen erleuchteten Gassen?
Warum schweigen sie und lassen ihre bunten Gedanken schweifen, anstatt laut und für jeden hörbar  über die bevorstehende Ereignisse zu sprechen?

Sie genießen den kurzen, kostbaren und viel zu unterschätzten Moment des gemeinsamen Wanderns, die überschwängliche Freiheit in ihren Bewegungen und das, jedes Mal wieder einzigartige, zumal es immer ein bisschen anders war, Gefühl des leisen, aber intensiven Glückes.
Und eigentlich sind sie doch schon an ihrem Ziel angekommen.

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