Der Plan
Zwanzig Jahre zuvor
Sara
Sarah Regen. Sie wird sterben und wenn es das Letzte ist, was ich jemals tun werde. Nichts und niemand wird mich davon abbringen oder aufhalten.
Mit einem Lächeln auf den Lippen trat ich ins Wohnzimmer. Sofort wurde ich von dem Duft nach Lavendel, Vanille und Minze begrüßt.
Henning stand bei dem großen Tisch und senkte den Kopf, als er mich sah. „Guten Morgen. Bitte verzeih mir, dass ich gestern erst später zurückgekehrt bin."
„Deine Entschuldigung kannst du mir gerne heute Nacht präsentieren", entgegnete ich und zwinkerte ihm zu.
Bei meinen Worten hob Henning wieder den Kopf. „Diese Möglichkeit werde ich nicht verstreichen lassen. Versprochen."
„Gut." Ich lächelte. „Jetzt sollten wir aber unseren Gast nicht länger warten lassen."
Kaum waren diese Worte verklungen, als Arimà aus der Wand hinter Henning trat. Eine hochgewachsene, muskelbepackte Frau hatte sich bei ihr untergehackt.
„Habt Dank für diese außergewöhnliche Erfahrung." Die Frau nickte Arimà zu.
Diese verneigte sich leicht, ehe sie an meine Seite trat.
Sofort umgab mich wieder der Duft nach Rosen und Agaven. Meine Kehle wurde trocken. Nicht heute. Du hattest dein Vergnügen und du hast dich erst vorhin genährt.
„Meine Herrin, wenn ich vorstellen darf, Theresa Schwinger, eine der besten Informationshändlerinnen dieses Landes." Henning nickte der Frau zu.
Diese hob ihre Mundwinkel. „Es freut mich sehr, endlich einmal die berühmte Sara Motte kennenzulernen. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, aber ich muss gestehen, dass Sie in Natura noch anmutiger sind, als ich gehört habe."
Ihr Duft nach Orangenblüten und Jasmin kroch in meine Nase. „Die Freude liegt ganz bei mir, werte Theresa. Henning hat nur in den höchsten Tönen von Ihnen gesprochen."
Theresa strahlte und offenbarte makellose Zähne.
„Nun, da wir jetzt alle versammelt sind, halte ich es für angemessen, wenn wir mit der Arbeit beginnen", sprach ich und holte tief Luft. „Henning hat mir schon berichtet, dass Sie Rache an jemandem üben wollen."
Theresa umrundete den Tisch, bis sie mir gegenüberstand. „Was konnten Sie über die Zielperson herausfinden?"
„Ihr Name ist Sarah Regen und sie ist eine Wandlerin." Henning verschränkte die Arme hinter seinem Rücken.
Theresa neigte den Kopf leicht nach rechts. „Wenn ich mich nicht irre, verfügt sie über gute Verbindungen zu den fünf Vampiren, die im Großen Galaktischen Krieg für den Sieg des INGAVEs gesorgt haben. Das bedeutet, dass Sie auch mit diesen Personen rechnen müssen."
„Meine Partner und ich verfügen über die nötigen Mittel, sie in Schach zu halten", erklärte Arimà und hob das Kinn.
„Tut mir Leid, wer genau sind Sie?", sprach Theresa.
Ein Glitzern trat in Arimàs purpurne Augen. „Mein Name braucht Sie nicht zu kümmern. Alles, was Sie wissen müssen, ist, dass meine Leute und ich Saras Plan unterstützen werden."
„Verstehe. Nun, wenn Sie Ihr Versprechen halten können, bleibt immer noch die Tatsache, dass Wandler sich nicht einfach so gefangen nehmen lassen." Theresa grinste. „Außer natürlich, Sie hatten an etwas anderes gedacht."
Henning berührte meinen rechten Oberarm.
„Erst einmal möchte ich, dass sie eingesperrt wird. Anschließend kann ich mir in Ruhe überlegen, wie ich Sie am besten töte", sprach ich.
„Wundervoll. Obgleich die meisten Wandler zwar eine Vorliebe für eine bestimmte Gestalt während ihres Heranwachsens entwickeln, so sind sie immer noch in der Lage, sich in eine andere zu verwandeln, wenn es die Umstände verlangen." Theresa faltete die Hände vor ihrem Bauch zusammen. „Dies muss um jeden Preis verhindert werden. Dank meiner Kontakte weiß ich, dass ein Käfig aus einem bestimmten Material die Wandler dazu zwingt, in ihrer momentanen Gestalt zu verharren. Lässt man sie entsprechend hungern, werden sie irgendwann das wahre Antlitz aller Wandler annehmen und können dies auch nicht mehr ablegen."
Wärme durchfuhr mich. „Das sind wahrlich hervorragende Neuigkeiten. Geld spielt keine Rolle, ich möchte lediglich, dass bald damit begonnen werden kann."
„Wie Sie wünschen. Haben Sie schon eine Idee, wo Sie den Käfig aufstellen möchten?", sprach Theresa.
„Wir ersetzen die Voliere durch den Käfig", raunte Henning in mein Ohr.
„Hansis Zuhause? Hast du nicht mehr alle Blutzellen beieinander?", zischte ich.
„Vergib mir, Herrin, aber stell dir das doch einmal vor: Der Schauplatz des Mordes wird zum Schauplatz der Gefangennahme und Einkerkerung der Mörderin. Klingt das nicht gut?" Ein Seufzer verließ meinen Mund.
„Darüber werde ich noch nachdenken, aber sobald ich eine Entscheidung getroffen habe, werden Sie unverzüglich informiert", sprach ich und zwinkerte Theresa zu.
Diese zuckte nicht mit der Wimper. „Gut. Dann bleibt nur noch die Frage, wie wir Frau Regen dorthin befördern."
Arimà lachte auf. „Sie halten das für ein Hindernis, nachdem Sie meine Kraft am eigenen Leib erlebt haben?" Theresa zuckte mit den Schultern.
„Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass Frau Regen sich auf Sie vorbereitet. Vanessa Glück wird bereits nach Frau Motte suchen und spätestens morgen wird sie herausgefunden haben, was wir besprochen haben. Deswegen ...."
„Mir scheint, Sie haben nicht den blassten Schimmer, wer oder was ich eigentlich ich bin." Arimà lächelte. „Wenn das stimmen würde, denken Sie wirklich, dass die Kriegshelden es uns gestatten würden, uns zu versammeln und einen Plan zu schmieden? Nicht nach allem, was sie im Krieg erlebt haben und erst recht nicht Christina Voll."
Eine sanfte Note nach Anspannung drang in meine Nase.
Theresa atmete tief durch. „Dennoch sollten wir uns eine Alternative überlegen. Wie locken wir Frau Regen in den Käfig?"
Henning wischte eine Schweißperle von seiner Stirn. „Als Katze wird sie erst einmal nicht durch die Gegend streifen. Nicht nach diesem Vorfall."
„Das würde bedeuten, dass wir davon ausgehen, dass sie klug wäre. Können wir diese Annahme tätigen, wenn sie bereits einen Wellensittich gefressen hat, der sich definitiv nicht in freier Wildbahn befand?", erwiderte ich und ballte die Fäuste.
Theresa schnipste mit den Fingern. „Frau Motte, Sie schaffen Frau Regen unter dem Vorwand, sich mit ihr zu versöhnen in Ihr Appartement. Dann geben Sie ihr etwas Johanniskraut in ihr Getränk und schon ..."
„Klingt hieb- und stichfest." Arimà drückte meine Hand. „Schon bald kannst du deine Rache so richtig auskosten."
Das klingt zu einfach. Vergiss nicht, was Hyliva und die andere Tante gesagt haben. Was, wenn sie ... Ach, nein! Sei nicht so paranoid! Der Plan wird funktionieren. Ganz sicher.
„Vorzüglich. Nun, dann sollten wir besser mit den Vorbereitungen beginnen."
Theresa nickte. „Sie können sich auf mich verlassen." Nach diesen Worten drehte sie sich um und rauschte aus dem Zimmer.
„Nimm dir für morgen frei." Arimà ließ meine Hand los und drückte einen Kuss auf meine Wange. „Dann kann sie dich nicht verpassen und du kannst in Ruhe den Köder auswerfen."
„Denkst du wirklich, dass Sarah es noch einmal versuchen wird?" Henning trat vor mich.
„Oh, keine Sorge, meine Partner werden genau dafür Sorge tragen", säuselte Arimà.
„Gut. Danke für deine Zeit und vergiss nicht, das Angebot gilt jederzeit", meinte ich.
Arimà nickte. „Bis dann und ich kann es kaum erwarten, deine Finger wieder zu spüren." Nach einem Winken drehte sie sich um und ging durch die Wand.
„Wie steht es mit deinem Hunger, Herrin?" Henning nahm meine Hände und streichelte mit seinen Daumen das untere Drittel meiner Zeigefinger.
„Oh, holder Ritter. Sie kommen genau rechtzeitig. Ein grausamer Drache hat mich entführt", sprach ich und befreite meine rechte Hand aus seiner, um sie auf mein Herz zu legen.
„Keine Sorge, edle Maid. Sie sind nun in Sicherheit." Henning kniete vor mir nieder.
Ich spürte, wie sich meine Mundwinkel hoben und gleichzeitig flammte meine Kehle wieder auf.
Heute Nacht würde ich meinen Hunger derart stillen, dassich meine morgige Rolle perfekt spielen würde. Komm nur, Sarah und tappe inmeine Falle. Meine Rache wird dich treffen.
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