Kapitel 1

Harry POV

Mit einem etwas nervösen Gefühl stehe ich, mit meinem Schulrucksack auf dem Rücken, vor meiner Haustür und greife nach dem Schlüssel in meiner rechten Hosentasche. Nervös, weil ich genau weiß, dass mich das gleiche wie jeden Tag erwarten wird. Als sich die Tür dann öffnen ließ, kann ich schon hören, wie meine Mutter mit lautem Schritt die Treppe runter stürmt und kaum habe ich auch nur einen Fuß in das Haus gesetzt, kommt sie mir mit einer sehr direkten 'Begrüßung' entgegen.

"Steh da nicht so rum, wie ein Nichtsnutz und mach dich nützlich. Du solltest gestern Abend schon die Küche aufräumen. Du weißt genau, dass ich Besuch erwarte!", schreit sie mir förmlich ins Gesicht, nachdem ich die Tür wieder ins Schloss fallen ließ und schaut mich auffordernd an. Man erkennt den genervten, aber auch leicht angewiderten Blick sehr gut in ihren Augen. Wahrscheinlich lag die Laune wieder am Alkohol.

Innerlich verdrehe ich die Augen, traue mich aber nicht, es nach außen zu tragen, und gehe mit einem leichten seufzen an ihr vorbei in die Küche und stelle erst mal den Rucksack neben dem Türrahmen ab. Mir stockt der Atem, als ich das Chaos sehe, welches sie hinterlassen hat. Ich hasse es, wenn sie sich so gut wie jeden Abend mit ihrer Möchtegern Freundin betrinkt und dies auch noch als Auszeit bezeichnet.

Über sowas kann ich mich wirklich den ganzen Tag aufregen. Sie ist den ganzen Tag zu Hause und schafft es nicht mal die Küche auch nur ein bisschen aufzuräumen, nur damit ich das erledigen darf. Aber was bleibt mir anderes übrig? Ich könnte es sauber machen und sie hat erst mal keinen weiteren Grund zum meckern, jedenfalls für ein paar Stunden, oder ich warte bis sie es vielleicht selber macht, muss dafür aber wieder hören, wie nutzlos ich doch sei und es dann wahrscheinlich noch als Strafe erledigen. Also mache ich es lieber jetzt, damit ich noch etwas Freizeit habe. Ich versuche die Unordnung schnellstmöglich zu beseitigen um ohne Weiteres in meinem Zimmer zu verschwinden. Schwerer als gedacht, aber ich arbeite mich vom Küchentisch, bis hin zum Herd durch und es gibt zum Glück einen Geschirrspüler. Ob man es glauben möchte oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt ist er mein bester Freund.

Ich laufe rückwärts zur Tür zurück und betrachte noch einmal das jetzt saubere Esszimmer und gehe dann, nachdem ich meinen Rucksack über die rechte Schulter warf, zufrieden nach oben in mein Zimmer. Dort angekommen lege ich erst mal alles auf meinem Bett ab und gehe zu meinem Schrank, welcher rechts neben meiner Tür steht, und krame den dunkelblauen Adidas-Rucksack heraus. Mein Zimmer ist, wie viele sagen würden, nicht sonderlich groß, aber vollkommen ausreichend für mich. Ich habe alles was ich brauche. Ein Bett, zwar nur für eine Person, aber ich habe eh nie Besuch also von daher... Einen kleinen, aus Holz bestehenden, Schreibtisch, der nicht gerade aufgeräumt ist, aber trotzdem eine gewisse Ordnung hat und natürlich ein Bücherregal. Dieses ist mein Heiligtum mit all den Romanen und Geschichten jeglicher Art, die dort zu finden sind.

Ich packe meinen Ausweis für die Bibliothek und meine Kopfhörer ein. Auf dem Weg nach unten komme ich am Wohnzimmer vorbei und da die Tür einen Spalt aufsteht, kann ich erkennen, dass meine Mutter auf dem Sofa eingeschlafen ist. Was auch sonst. Ich verdrehe stumm die Augen und schnappe mir noch schnell eine Wasserflasche aus der Küche, um dann das Haus so schnell wie möglich zu verlassen.

Die angenehme Oktober-Luft erfrischt mein Gesicht als ich aus dem Haus trete. Eigentlich mag ich das Wetter wirklich sehr, wenn die Sonne zwar nicht allzu hell scheint, es aber trotzdem angenehm warm ist und doch manchmal ein Windstoß aufkommt, um dir ein Gefühl von Freiheit zu geben. Doch wenn der Wind zu sehr weht und meine Haare durch so etwas komplett durcheinander gebracht werden, kann ich da gut drauf verzichten, denn dann sehe ich aus, wie ein armer Jugendlicher, der kein Geld für einen ordentlichen Haarschnitt hat. Meine Haare haben zwar sowieso einen ziemlich unordentlichen Style, trotzdem sieht es gewollt aus und ich bin froh, wenn das so bleibt, denn wenn meine dunkelbraunen Locken gefühlt im ganzen Gesicht hängen, macht das keinen Spaß mehr, so rumzulaufen. Ich benutze kein Haargel oder irgendwas anderes, weil es dann nicht mehr so natürlich aussieht.

Nach 10 Minuten, vertieft in Gedanken über meine Haare, stehe ich dann endlich vor der großen, alten, aber doch recht edel aussehenden Eingangstür. Mit einem Lächeln, bestehend aus Vorfreude und Zufriedenheit, betrete ich das Foyer und erstaune wieder aufs Neue, bei dem Anblick auf den riesen Kronleuchter, welcher eine angenehme Wärme und ein Gefühl von Geborgenheit ausstrahlt.

Ich mache mich leicht bemerkbar, als ich in das prachtvolle Gebäude hineingehe, indem der alte, aber immer noch im guten Zustand, dunkelfarbene Holzboden leicht zu knarren beginnt. Auf ihm ist ein schmaler, dunkelroter, sehr edler Teppich ausgerollt, welcher durch die gesamte Bibliothek verläuft. Zum Glück hat sich niemand von den vielen Besuchern zu mir gedreht und haben die Aufmerksamkeit einzig und allein den Büchern gewidmet. Wahrscheinlich haben die mich gar nicht bemerkt, weil hier im Hintergrund eine sehr ruhige Klavier-Musik gespielt wird, und deswegen kann man sich umso besser in den Geschichten verlieren und von der Außenwelt verschwinden.

Mittlerweile stehe ich schon vor dem großen Bücherregal über die verschiedensten Themen. Von Horror, bis hin zu den romantischsten Liebesgeschichten ist alles dabei. Ich persönlich lese am liebsten Fantasie-Romane, wo es immer ein Happy End gibt, auch wenn man mitten drin denkt, die zwei Hauptcharaktere finden nicht mehr zueinander. Dieses kleine Stück Spannung, finde ich, gehört einfach in jedes Buch. Von zu viel Action bin ich kein Fan, aber das ist ja Geschmackssache.

Froh, endlich meinen Lieblingsplatz gefunden zu haben, setze ich mich auf das kleine Sofa, welches bequem für eine Person ist, aber wiederum etwas zu eng für zwei werden könnte. Es ist mit Mahagoni-braunem Samtstoff überzogen und steht an einem großen Fenster, welches die Sicht auf die andere Seite der Stadt zeigt und man den friedlichen Park beobachten kann. In diesem gehen meistens nur Rentner spazieren oder Leute, die mit ihren Hunden unterwegs sind.

Es ist mein Lieblingsplatz, weil ich hier fast immer alleine bin. Manchmal kommen ein paar Mitarbeiter und stellen Bücher, welche auf den Tischen zurückgelassen wurden, wieder in die Regale und freuen sich, wenn sie mich auf dem Sofa sitzen sehen. Hier kommen kaum Besucher hin, weil eigentlich niemand wirklich den versteckten Bereich kennt. Ich bin übrigens gerade in der zweiten Etage, somit auch die letzte, und in der hintersten Ecke, die es gibt. Mein Blick schweift gerade durch die alten Regale, damit ich ein Buch finde, welches mich ansprechen könnte.

"Oh, hey Harry!"

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Hey,

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Viel Spaß beim weiterlesen! :)

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